Archiv der Kategorie: Skurriles & Satirisches

Tornow, Wolfgang – Sei HARTz. Das Märchen von der Arbeitslosigkeit

„Sei HARTz“ ist ein satirischer Roman über das Thema Arbeitslosigkeit, die der Autor Wolfgang Tornow durch eigene Erfahrung und Gespräche mit 200 Betroffenen kennen gelernt hat. Zugleich ist das Buch in der zweiten Hälfte auch eine gelungene politische Parodie auf Zustände, die eigentlich schon eine Realsatire darstellen. Auf Bedenken, ob man über eine ernste Sache wie Arbeitslosigkeit einen Unterhaltungsroman wie etwa einen Krimi schreiben dürfe und ob den dann jemand lesen wolle, antwortet der Verfasser mit einem nicht zu widerlegenden Argument: „Es gibt wesentlich mehr Arbeitslose als Ermordete samt ihrer Mörder zusammen.“

_Die Geschichte_

Der durch ein Rationalisierungsprogramm im Himmel arbeitslos gewordene Liebesgott Amor rafft sich noch mal zu einem guten Werk auf und bringt in Kartoffelhausen Wolle und Tamara zusammen. Aber die Kobolde gönnen Amor diesen Erfolg nicht, und so wird das junge Glück bald von Wolles Arbeitslosigkeit überschattet. Wolle muss nun mit weniger Geld auskommen, schreibt erfolglose Bewerbungen und erlebt die bürokratische Unfähigkeit des Kartoffelhausener Arbeitsamtes. Dadurch leidet auch die Beziehung zwischen Wolle, der sich durch finanzielle Hilfen seiner Freundin gedemütigt fühlt, und Tamara, die in der schwierigen Lage krampfhaft alles richtig machen will und bei Rückschlägen überdramatisiert, immer stärker.

Aber es kommt noch schlimmer: Der Teufel, dessen Unternehmen Hölle auch nicht mehr so gut läuft, muss einen Nebenjob annehmen und wird Chef der Kartoffelanstalt für Arbeit. Wolle besucht nun ein Bewerbungstraining und EDV-Kurse für das Sanduhr-Anzeige-Programm (SAPperlot, hier kennt jemand die Organisationsprobleme moderner Handelsunternehmen.). Er ergreift Billigjobs, die seinen Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung mindern, heuert bei einer Zeitarbeitsfirma an und wird durch die ständigen Rückschläge immer gleichgültiger und bitterer. Die Arbeitsanstalt fährt stets neue propagandistische Aufmunterungsprogramme („Von den Kosten der professionellen Vermarktung dieser Kampagne hätten 25.000 Krankenschwestern ein ganzes Jahr leben können.“). Die Regierung gibt derweil die eigene Währung auf und öffnet die Grenzen zum Ostkartoffelreich, wodurch sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt noch weiter verschärft („Hätten wir die Braut nicht erst einmal kennen lernen sollen, anstatt sie gleich zu heiraten?“).

Amor, motiviert durch seinen Volltreffer, baut inzwischen eine Karriere von der Scheinselbständigkeit über den Vorruhestand bis in den hingebungsvoll praktizierten Alkoholismus auf. Und dann hat Satan seinen großen Auftritt vor den Dämonen und den Kobolden … Doch mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

_Das Buch_

Das Buch beginnt etwas schwach. Seitenweise erleben wir das frisch verliebte Paar Tamara und Wolle, und Arbeitslosigkeit ist nur insofern ein Thema, als dass sie die Beziehung der beiden belastet. Wenn ausführlich beschrieben wird, wie engagiert sich Wolle in seine zunächst noch vorhandene Arbeit kniet und wie glücklich er mit seiner Tamara ist, kann man eine persönliche Vergangenheitsbewältigung des Autors, der übrigens Wolfgang heißt, vermuten. Der bürokratische Kampf um die Erstattung von Bewerbungskosten durch das Arbeitsamt wird nur erzählt. Wieso keine Szenen und Dialoge? Es sollte doch eine satirischer Roman und kein Bericht werden.

Aber etwa ab dem 5. Kapitel steigert sich die Geschichte deutlich. Endlich kommt Tornow zum Thema, und nun gelingen ihm Episoden, die mich trotz des ernsten Hintergrundes der Geschichte immer wieder laut lachen ließen. Wolle erlebt konfuse Manager, die unfreundliche Unfähigkeit des Arbeitsamtes und später die freundliche Unfähigkeit der Arbeitsagentur und ein System, das ihm immer wieder Stöcke zwischen die Beine wirft, wenn er selbst die Initiative ergreifen will. Dass aber in der Episode über seinen Minijob als Telefonist ein Fall von Kindesmissbrauch für ein paar Kalauer herhalten muss, ist völlig daneben.

Absolute Höhepunkte der Geschichte sind die Ansprachen des Dozenten im Bewerbungskurs und des neuen Arbeitsvermittlers in der Agentur sowie Wolles Erlebnisse als Zeitarbeitskraft in Firmen, die von Unternehmensberatungen fast kaputt optimiert worden sind. An diesen punktgenauen Treffern erkennt man die Recherchearbeit Tornows. Und wie erwähnt, funktioniert die Geschichte gegen Ende auch noch als politische Satire, wenn sie kaum noch verschlüsselt den Wahnsinn der Wirklichkeit schildert.

_Fazit_

Abgesehen vom etwas langatmigen Anfang ist „Sei HARTz“ ein gelungenes und empfehlenswertes Buch über ein heikles Thema. Wolfgang Tornow hat Mut bewiesen, indem er über etwas so Unangenehmes wie Arbeitslosigkeit, worüber viele nichts mehr hören mögen, geschrieben und dabei sicher auch einige eigene schmerzhafte Erfahrungen berichtet hat. Ein ungewöhnliches Buch über ein ungewöhnliches Thema.
Vor weiteren Auflagen, die „Sei HARTz“ auf jeden Fall zu wünschen sind, wäre aber eine gründliche Lektorierung angesagt. Arbeitslosigkeit ist schrecklich. Der Einzige, dem man dieses Schicksal wünschen mag, ist der frühere Deutschlehrer des Autors, der seinem Schüler die Zeichensetzung und den Unterschied zwischen Dativ und Akkusativ nicht richtig beigebracht hat.

Wer mehr über das Buch wissen möchte, sollte die Webseite http://www.seiHARTz.de besuchen, auf welcher der Autor ausführliche Informationen über sein satirisches Märchen bereithält.

Burgwächter, Till / Oidium, Jan – Zwischen Aasbüttel und Vaalermoor – Die Wahrheit über Wacken

Till Burgwächter und Jan Oidium braucht man Lesern unseres Magazins eigentlich nicht mehr vorzustellen. Seit einiger Zeit begeistern die beiden die Szene bereits mit ihren Büchern; der eine im Bereich der Satire zum Thema Heavy Metal, der andere mit seinen Comics zu ebenjener Musikrichtung. Für ihre kritisch-satirische Zusammenfassung über das [Wacken Open-Air]http://www.wacken.com/ haben sich die beiden Originale nun zusammengetan und |das| europäische Metal-Festival mal aus Blickwinkeln betrachtet, die der gemeine Fan eigentlich alle kennt, die aber auf diese Weise noch nie in Buchform präsentiert wurden. Hier wird in einer kurzen und knappen Übersicht all das angesprochen, was den Wacken-Besucher schon jahrelang beschäftigt, was ihn ärgert, was ihn bewegt und worüber er sich freut. Jedoch schildert Burgwächter dies wie gehabt nicht in einem ganz normalen Erlebnisbericht, sondern vielmehr in einer alphabetischen Anordnung der wichtigsten Begriffe rund um das Festival.

Einleitend schildert Burgwächter aber zunächst mal sein „erstes Mal“, sprich seine erste Fahrt nach Wacken und die damit verbundenen Eskapaden. Bereits hier entscheidet sich dann auch, ob man sich mit dem Humor des Autoren anfreunden kann oder nicht, denn Burgwächter scheut vor derben Zitaten und unkonventionellen Meinungen nicht zurück, nimmt kein Blatt vor den Mund und verteilt auch einige Seitenhiebe an Teile der Szene, die sich eventuell auch für dieses Buch interessieren können. Mutig und frech auf der einen, überzeugend dargestellt und gelungen auf der anderen Seite. Burgwächter weiß genau, wie er an den Leser herantreten muss, und da es sich nun mal bei den potenziellen Konsumenten um ein limitiertes Publikum handelt, kann er dabei auch sehr direkt vorgehen.

Nach dieser kurzen Einleitung folgt dann der weitaus wichtigere Hauptteil, das Wacken-ABC, angefangen bei „A wie An-/Abreise“ bis hin zu „Z wie Zoll (temporär aktiver)“. Und genau in diesem Abschnitt gelingt es dem Autoren beinahe in jedem Satz, das Zielpublikum zum Lachen oder zumindest die Mundwinkel in die entsprechende Position zu bringen. Burgwächter macht sich lustig über das Bändchensystem und die damit verbundene „Wer ist wichtig und wer nicht“-Problematik, lässt sich ausufernd über das qualitativ minderwertige Essen auf dem Fstivalgelände aus, philosophiert über die verschiedenen Auswirkungen des Alkoholkonsums und dessen Folgen für das gesamte Festival, prangert immer wieder die Geldmaschine Holger Hübner und dessen Spießgesellen an und ergänzt seine Schilderungen dabei immer wieder mal mit prominenten Namen aus der gesamten Szene. Dass sich Burgwächter damit nicht nur Freunde macht, sollte klar sein, doch seine Feinde sind ganz bestimmt nicht unter den Lesern, denn denen spricht er mit seiner ungezwungenen und „ich schreibe frei nach Schnauze“-Art voll und ganz aus der Seele. Im Prinzip könnte man jetzt sagen, dass alle Probleme, die sich am ersten Augustwochenende im hohen Norden ergeben, hier zusammengefasst werden, nur eben auf eine Art, die einmal mehr beschreibt, dass die gesamte Szene nicht immer nur superböse sein muss, sondern auf der anderen Seite weitaus mehr Humor hat als die gesamte Gangsta-Posse und ihre Schergen. Und wenn man sich erst einmal an Burgwächters Humor herangetastet hat, gibt es kein Halten mehr. Da lacht man über Schinkengott Danzig ebenso wie über Manowar, nimmt etwas verquere Beschreibungen von Onkel Tom gerne hin, lässt zu, dass ein nicht allzu kleiner Teil der Lieblingsmusikerschaft weniger gut dabei wegkommt und lacht sich im Endeffekt immer wieder so richtig schön weg.

Ergänzt wird das Buch am Ende doch noch durch einige (leider nicht ganz so originelle) Neuinterpretationen diverser Songtitel (u. a. wird ‚Panzer Division Marduk‘ zu ‚Panzer Division Steinburrg‘), die Begründung dafür, warum Maiden nicht in Wacken spielen werden, ein ziemlich interessantes Horoskop und eine Darstellung der internationalen Beziehungen des Wacken-Festivals.
Nicht zu unterschlagen sind natürlich die Illustrationen von Comic-Zeichner Oidium, der so manche ins Lächerliche gezogene Aussage von Burgwächter mit seinen Zeichnungen bekräftigt. Auch hier zeigt sich, wie einfach es scheinbar ist, den Menschen zum Lachen zu bringen. Die meisten der hier gezeigten bildlichen Darstellungen sind nämlich keine große Kunst sondern einfache Unterhaltung. Dennoch sind sie sehr cool geworden und gefallen sofort beim ersten Anblick.

Das Fazit ist also eindeutig: Das Team Burgwächter & Oidium bietet auf leider nur 116 Seiten Spitzenunterhaltung und hat in meinem persönlichen Fall die Lachmuskeln bis aufs Äußerste strapaziert. Ich fühle mich in diesem Buch voll verstanden und habe beschlossen, meinem Unmut beim nächsten Wacken-Besuch einfach so deutlich zu machen, indem ich das Buch vorne am Infostand abgebe. Das ist zwar sicherlich nicht die Intention von Burgwächter, der hier einfach nur unterhalten will, aber wenn ich mal über meine bisherigen fünf Besuche im hohen Norden nachdenke, dann sind es gerade all die hier angesprochenen Themen, die mir zu den Rahmenbedingungen von Wacken einfallen. Hoffen wir also, dass der Oidium-Verlag eine 30.000er-Auflage parat hält, denn „Zwischen Aasbüttel und Vaalermoor – Die Wahrheit über Wacken“ sollte jeder Wacken-Fan gelesen haben. Jeder!

Burgwächter, Till / Oidium, Jan – Zwischen Aasbüttel und Vaalermoor – Die Wahrheit über Wacken

Bei Bands entscheidet bekanntermaßen einem ungeschriebenen Branchengesetz zufolge das dritte Album über den weiteren Karrierefortgang. Ich hoffe aufrichtig, dass es bei Autoren anders ist.

Um das gleich vorweg zu schicken – „schlecht“ ist die Gemeinschaftsproduktion von Till Burgwächter und Jan Oidium, „Zwischen Aasbüttel und Vaalermoor“ betitelt, keineswegs. Aber gerade wenn man den Burgwächterschen Leistungslevel als Erwartungshorizont ansetzt, erhebt sich das Buch leider nicht über diesen hinaus.

Als Problem empfinde ich persönlich, dass Burgwächter sich viel zu oft in belanglosen und damit langweiligen Schwafeleien oder sogar der einen oder anderen schlicht niveaulosen Beleidigung ergeht. Demgegenüber stehen einige Anspielungen, Wortspiele und nadelstichgenaue Nickligkeiten, die selbst einem Oliver Kalkofe zur Ehre gereichen würden. Gerade wenn man diese Glanzlichter und die Tiefpunkte direkt gegenüberstellt, wird deutlich, dass das Buch nicht mit [„JGTHM“ 26 oder „Schmerztöter“ mithalten kann.

Weder am Autoren-Vorwort noch am „Mein schönstes Ferienerlebnis“-orientierten „Mein erstes Wacken 1997“ gibt es viel auszusetzen, allerdings gibt es bereits hier Passagen, die einfach nicht zünden. Das gilt leider auch für einige Buchstaben von „Wacken von A-Z“. Hier versucht der Autor, dem geneigten Leser anhand konkreter Aspekte Wacken in gewohnt satirischer Weise näher zu bringen – alphabetisch sortiert.

„Ein Lied für Wacken“ ist irreführend betitelt, denn nicht nur einer, sondern ganze sechs Songs wurden mit neuen Texten versehen, etwa MANOWARs ‚Carry On‘, BLIND GUARDIANs ‚A Past and Future Secret‘ oder JBOs ‚Ein guter Tag zum Sterben‘. Dieses ist allerdings leider ebenso wie ‚Panzer Division Steinburrg‘, angelehnt an Zitat „Marduk (Song egal)“, einer der Totalausfälle des Buchs.

Ganz anders die „Sternstunden“, das Wacken-Horoskop. Burgwächter setzt sternzeichentypische Eigenschaften in Bezug zum Wacken-Aufenthalt und rät, so etwa im Fall der Jungfrau, dann auch schon mal vom Besuch ab, wenn die Überlebenschancen gen null tendieren würden.

Ein mittelschweres Déjà-vu widerfuhr mir allerdings bei „Warum Iron Maiden niemals auf dem W:O:A spielen werden“. Hatte nicht auch schon [„Schmerztöter“ 981 etwas in dieser Art, nämlich den Prozess gegen den „anonymen“ Metalgott? Okay, es gibt Unterschiede, aber die Grundstruktur wirkte bedauerlich vertraut. Insgesamt allerdings erreicht diese Satire schon die Grenze des Grotesken, denn auch wenn Burgwächter sich Mühe gibt, alles möglichst surreal darzustellen, liegt der Ablauf des Interviews wohl nicht so ganz außerhalb des Möglichen …

Insgesamt sehr gut gemacht ist auch das Kapitel „Internationale Beziehungen“. Der Autor transportiert das W:O:A in verschiedene Länder dieser Erde und beschreibt den Ablauf. Hier finden sich allerdings auch einige der eingangs erwähnten niveaulosen Beleidigungen. Begriffe wie „Slawenschlampe“ etwa sind nach meinem Verständnis jenseits von Gut und Böse und nicht mehr mit „Satire“ zu entschuldigen. Auch verbrät der Autor hier zu begierig einige breit gefahrene Stereotype, die aufgrund ihrer Übernutzung einfach nicht mehr witzig wirken.

„Auf der Suche nach den Wurzeln …“ beendet das Buch dann schließlich mit einem Nicht-Wacken-Thema, dem Besuch eines Oldie-Festivals nämlich. Ich muss zugeben, dass der gesamte Text bei mir nicht mal ein Schmunzeln hervorrufen konnte. Konzentriert man sich auf das Ende des Textes und unterstellt dem Autor, hier beim Leser eher etwas Nachdenklichkeit provozieren zu wollen, muss man umgekehrt unterstellen, dass die berühmte „Moral von der Geschicht'“, auch schon einen mittelschweren Bart hat und der moralisch erhobene Zeigefinger sich hier möglicherweise in Auge oder Nase des Gegenübers verirrt haben könnte.

Das Buch basiert auf einer Idee Jan Oidiums und wurde von eben jenem mit einigen durchaus witzigen Illustrationen versehen, allerdings finden sich auch einige Bilder, die gemessen am nachweisbaren Talent des Zeichners eher die Bezeichnung „Skizze“ verdienen.

Wie bereits gesagt: „Zwischen Aasbüttel und Vaalermoor“ ist kein schlechtes Buch – es ist nur leider auch nicht Burgwächters bestes. Lesenswert dürfte es sein für Leute, die Burgwächters Stil bedingungslos verehren und Wacken-Maniacs, die die Zeit bis zum nächsten Festival mit einigen satirischen Kommentaren zu ihrem Lieblingsfestival verkürzen wollen. Mir bleibt die Hoffnung, dass Burgwächter beim nächsten Buch wieder eine Leistungssteigerung vorweisen kann wie zwischen „JGTHM“ und „Schmerztöter“, dann allerdings gemessen an „Schmerztöter“ als Ausgangsbasis.

Douglas Adams – Per Anhalter durch die Galaxis

Anders als dies momentan so üblich ist, ist dieser Roman nicht etwa das Begleitbuch zum Kinohit „Per Anhalter durch die Galaxis“, welcher seit einigen Wochen die Lichtspielhäuser der Republik füllt, sondern die Originalversion aus dem Jahre 1981 (deutsche Erstausgabe), jedoch ergänzt durch einige Kommentare derjenigen, die das Projekt schließlich auf die Leinwand gebracht haben. Wer von dem Werk noch nicht Kenntnis genommen hat, der ist zunächst einmal selber schuld, weil die Geschichte schon seit langer Zeit als Kult abgefeiert wird (und das vollkommen zu Recht), soll aber dennoch wissen, dass es sich hier um ein herrlich skurriles Buch handelt, das nicht nur mit typisch britischem Humor aufwarten sondern den Leser auch manchmal selbst in den Wahnsinn treiben kann. Warum das so ist, erkläre ich dann später …

_Story:_

Arthur Dent hasst Donnerstage. So auch diesen speziellen Donnerstag, an dem er sich plötzlich dazu gezwungen sieht, sein Haus vor der Planierraupe zu schützen, die das gesamte Wohngebiet zu einer Brachlandschaft umfunktionieren möchte. Doch Dent bleibt standhaft und wehrt sich mit allen Kräften, auch wenn die Lage zunächst aussichtslos scheint. Doch dann bekommt er unerwartete Hilfe von einem gewissen Ford Prefect, der vorgibt, unterwegs zu sein, um das neue Universalhandbuch „Per Anhalter durch die Galaxis“ vorzustellen, in einem Rutsch aber auch erzählt, dass es nicht mehr viel Sinn ergibt, das Haus zu schützen, weil der Planet eh in wenigen Minuten dem Erdboden gleichgemacht werden wird. Arthur glaubt dem Fremden natürlich erst mal nicht, muss aber, als er wieder aufwacht, feststellen, dass er unerwartet mitten durch den Kosmos reist und seine Heimat als solche nicht mehr existiert.

Zusammen mit seinem neuen ‚Freund‘ Ford Prefect macht sich Arthur auf den Weg, die Ursache für die Auslöschung der Erde ans Tageslicht zu bringen und stößt dabei auf die wirrsten Theorien, was dies betrifft. Irgendwann kann Arthur den abgedrehten Ausführungen Prefects schließlich nicht mehr folgen, gibt sich und sein Leben sogar schon auf, weil er nicht mehr hinter den ganzen Wahnsinn blickt, der sich in der Galaxis abspielt, findet schließlich aber doch noch Antworten auf seine Fragen. Ob sie ihm jedoch weiterhelfen bzw. ob es das ist, was Arthur sich so vorgestellt hat, steht auf einem anderen Blatt geschrieben …

Die Geschichte ist wirklich ziemlich abgefahren, scheint manchmal sogar keine konkrete Handlung zu besitzen. Doch irgendwann, nachdem Adams wieder einmal einen ziemlich skurrilen Eintrag aus dem Reiseführer „Per Anhalter durch die Galaxis“ geschildert hat, fällt es einem dann doch wieder leicht, den roten Faden aufzunehmen und dem wirren Strang zu folgen. Vorausgesetzt natürlich, man steht auf den ziemlich eigenartigen Humor, mit dem Adams hier immer wieder mal gerne arbeitet, und ist bereit, sich auch durch die Stellen zu kämpfen, an denen man glaubt, absolut gar nichts mehr zu verstehen.

Grob gesehen könnte die Handlung auch auf hundert Seiten beschränkt bleiben, denn inhaltlich gibt die Story nicht viel mehr her. Aber es sind diese irrwitzigen, bunten Ausschmückungen, mit denen Adams den Leser selbst in ’schwierigen‘ Passagen bei der Stange hält, so zum Beispiel, wenn er die einzelnen kosmischen Charaktere beschreibt oder über die Entstehung der Erde philosophiert. Und genau dieses Außergewöhnliche, der fast schon widersinnige Schreibstil des Autors macht aus dem Buch dann auch wieder etwas ganz Besonderes, andererseits aber auch etwas sehr Extremes. Adams lehnt sich nicht nur einmal etwas weit aus dem Fenster und spielt mit Gedanken, bei denen man nicht gerade vermuten mag, dass ein ’normaler‘ Mensch dahintersteckt. Daher kann es auch nur zwei Meinungen zu „Per Anhalter durch die Galaxis“ geben: entweder man lacht und philosphiert mit Douglas Adams, oder man wünscht seine weltfremden Ausführungen zum Teufel.

Ich persönlich zähle mich definitiv zur ersten Sparte, muss aber auch zugeben, dass ich das ein oder andere Mal den Kopf habe schütteln müssen, wenn zwischendurch mal wieder ein zweiseitiges Kapitel auftauchte, das irgendwie nicht in die Geschichte einzuordnen war. Aber um das zu verstehen, muss man eben das Buch gelesen haben, in dem das Bizarre übrigens weitaus mehr zum Tragen kommt als im auch schon sehr guten Kinofilm.

Als zusätzlicher Anreiz sollte dazu noch das Bonusmaterial genannt werden, denn die Neuauflage beinhaltet nicht nur den Roman. Nein, zusätzlich gibt es noch ein recht ausführliches Nachwort von Robbie Stamp sowie Interviews mit den Hauptdarstellern aus dem gleichnamigen Film, namentlich Mos Def (Ford Prefect), Zooey Deschandel (Tricia McMillan), Bill Nighty (Slartibartfuß), Martin Freeman (Arthur Dent), Sam Rockwell (Zaphod Beeblebrox) und als besonderes Schmankerl noch ein Selbstinterview mit Drehbuchautor Karey Kirkpatrick. Hier erfährt man noch eine ganze Menge – immerhin nimmt allein dieser Part hundert Seiten ein – über die Hintergründe und die Motivationen der Darsteller, dieses Projekt ins Kino zu bringen.

Wenn ich also jetzt zu dem Schluss komme, dass das ‚Paket‘ wirklich klasse ist, meine ich damit den Roman und die tatsächlich sehr lesenswerten Zusatzinfos. Und so ist es dann auch: „Per Anhalter durch die Galaxis“ hat in mir sämtliche Lachmuskeln in Bewegung gebracht und macht dies beim Gedanken an die Weltgeschichte aus Sicht von Douglas Adams noch immer. Wer das Original noch nicht sein Eigen nennt und auf derben Humor von der Insel steht, der ist hier genau an der richtigen Adresse und sollte auch mal den übrigen Katalog aus der Feder des Schriftstellers antesten.

„The Hitchhiker’s Guide To The Galaxy“ erschien zuerst 1978 als Radiosendung der BBC. Die fünfbändige Buchreihe dazu erschien nachfolgend in stark veränderter und erweiterter Fassung. Douglas Adams schrieb zuvor unter anderem einige Folgen der „Doctor Who“-Serie und arbeitete auch kurzzeitig mit Monthy Python zusammen. Adams verstarb im Mai 2001 an den Folgen eines Herzinfarktes.

Für mehr Informationen siehe auch unsere Rezensionen zu:
[„Keine Panik! – Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis“ 1363 (Neil Gaiman)
[„Per Anhalter ins All“ 697 (Hörspiel)

Gerber, Michael – Barry Trotter und die schamlose Parodie

Gerade im phantastischen Bereich gibt es kaum ein erfolgreiches Buch oder eine Bestseller-Buchreihe mit Medienpräsenz, die nicht schon ihr Fett abgekriegt hat: J.R.R. Tolkiens Werke wurde ihn mehreren Parodien wie „Der Herr der Augenringe“ oder [„Der kleine Hobbnix“ 477 und selbst die „Unendliche Geschichte“ wurde in einer – wenn auch kurzlebigen – Parodie verwurstet. So war es nur eine Frage der Zeit, bis auch „Harry Potter“ davon betroffen sein würde.

Michael Gerbers Roman „Barry Trotter und die schamlose Parodie“ erschien in Amerika zu einem Zeitpunkt, da die Begeisterung für den Zyklus von J. K. Rowling wohl am größten war. Der vierte Roman war erschienen oder stand gerade vor einer Veröffentlichung, ähnlich verhielt es sich mit dem ersten Kinofilm …

Barry Trotter befindet sich bereits in seinem elften Jahr auf der Zaubererschule Hogwash, da er durch die Romane der schamlosen Autorin J. G. zu einer Berühmtheit geworden ist. Die Lehrerschaft und auch der Schulleiter haben keine Probleme damit, ihn weiter durchzuziehen, da die Plätze auf der Zaubererschule mehr als begehrt sind, egal wie hoch die Schulgebühren werden. Barry greift dem maroden Institut in Geldnöten gerne unter die Arme, da er so sein Leben genießen kann und selber kaum Verantwortung übernehmen muss.

Nur manchmal ist seine Berühmtheit doch ein wenig lästig, vor allem, wenn ihm all zu viele Muddel-Verehrer auf die Pelle rücken. Dann kann er sich zu seinen Freunden zurückziehen, dem debilen Lon Measly, dem nach einem Zauberunfall ein Hundehirn eingesetzt werden musste, und seiner nun als Lehrerin unterrichtenden Freundin Hermeline, die es auch jetzt mit ihrer Art nicht immer leicht hat. Oder er hält ein Pläuschchen mit der Lehrerschaft, auch wenn ihm der eine oder andere grollt, weil er nicht in den Romanen verewigt wurde.

Doch mit der Ruhe ist es schlagartig vorbei, als bekannt wird, dass Wagner Bros. aus Amerika die Romane um Barry Trotter verfilmen will und die Muddel-Verehrer bald Hogwash einrennen und Stein und Stein abzutragen drohen, weil sie ein Souvenir wollen.
Um schlimmere Auswirkungen auf sein Leben zu verhindern, beschließt Barry Trotter, mit seinen Freunden nach Amerika zu reisen und den Dreh des Films im Keim zu ersticken. Dazu muss er als Erstes die Autorin J. G. aus den Klauen der Filmbosse retten. Wo diese sie verstecken, weiß er noch nicht, doch wozu hat man Freunde und Leidensgenossen, die einem helfen?

Auch wenn es der Name nicht vermuten lässt, Michael Gerber ist gebürtiger Amerikaner. So kann die Parodie neben dem schrägen, schrillen Humor à la Monty Python auch nicht eine gewisse Überdreht- und Albernheit verleugnen. Nicht jeder Gag zündet oder ist auch allgemein verständlich, vor allem wenn er sich auf amerikanische Romane und Eigenheiten bezieht, die hier nur wenigen Lesern bekannt sein dürften, aber diese Witze sind in der Minderzahl.

Indem er keinen der bis dato erschienenen Romane nacherzählt, sondern die Geschichte quasi weiterführt und die Auswirkungen der Berühmtheit des Helden schildert, Gerber die einzelnen Elemente von J. K. Rowlings Romanen besser und unabhängiger zu parodieren – Fans wissen sehr schnell, wen und was er nun wieder auf die Schippe nimmt, wenn sein Held etwa dem abgewrackten Lord Valumart begegnet oder in ein ganz bestimmtes Klo gerät, das einem fast den Atem nimmt.

„Barry Trotter“ ist damit keine Parodie allein auf die Bücher, wie so viele andere Satiren, sondern auf den ganzen Hype drumherum, in dem sogar die Autorin und die Leser selbst eine Rolle spielen und sich wiedererkennen können.
Vielleicht ist einiges zu albern und dick aufgetragen und anderes wirkt unverständlich, aber insgesamt ist „Barry Trotter und die schamlose Parodie“ eine vergnügliche Persiflage auf eines der erfolgreichsten Medienereignisse unserer Zeit, die ich vor allem Harry-Potter-Fans ans Herz legen kann, die alles nicht ganz so eng sehen …

_Christel Scheja_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|

Robert Rankin – Armageddon – Das Menü

Dass ausgerechnet Terry Pratchett den vorliegenden Roman auf dem Buchrücken mit dem Hinweis empfiehlt, Robert Rankin packe so viele Gags in einen Roman wie andere in eine ganze Trilogie, macht misstrauisch. Wen der Scheibenwelt-Autor da wohl meint? Sich selbst etwa? Die Schreibe der beiden weist dann auch verblüffende Ähnlichkeiten auf und dürfte ein vergleichbares Klientel ansprechen. Wer sich auch nach dem x-ten Aufguss ein und derselben Grundidee bei Rincewind und Co. nicht langweilt, wird sich hier vermutlich ebenfalls köstlich amüsieren. Anspruchsvollere Gemüter dürfen (und müssen) gern auf den leider bereits verstorbenen Douglas Adams zurückgreifen, dessen „Per Anhalter durch die Galaxis“-Romane auch bei Rankin Pate gestanden haben dürfen, ohne dass Adams‘ englischer Landsmann wirklich an dessen zündende Ideen und sprühenden Witz anknüpfen könnte.

Robert Rankin – Armageddon – Das Menü weiterlesen

Jerome K. Jerome – Drei Mann im Boot … Ganz zu schweigen vom Hund!

Drei junge Engländer beschließen Ende des 19. Jahrhunderts eine vierzehntägige Bootsfahrt die Themse hinauf. Sie alle haben den angelsächsischen Sinn fürs Abenteuer gepachtet, ihn aber bisher nie unter Beweis stellen müssen, was ihre Kahnpartie in eine endlose Kette peinlicher, urkomischer, mit knochentrockenem Humor geschilderter Zwischenfälle verwandelt … – Klassischer Bestseller des humoristischen Romans, der frisch wie am ersten Tag wirkt. Die Schilderung einer Bootsreise gewinnt zusätzlichen Charme als nostalgischer Rückblick in eine längst versunkene „gute, alte Zeit“. Jerome K. Jerome – Drei Mann im Boot … Ganz zu schweigen vom Hund! weiterlesen