Archiv der Kategorie: Spiel & Spaß

Papini, Mario – Fischmarkt

_Willkommen auf dem Fischmarkt_

Und willkommen im hohen Norden, wo die Händler gerade den frischen Fang anpreisen und versuchen, ihre besten Exemplare und die wertvollsten Fische an den Mann bzw. an die Kundschaft zu bringen. Im gleichnamigen Spiel kontrolliert jeder Spieler einen Stand auf dem „Fischmarkt“ und versucht in einem Zeitraum von vier Tagen, der ständig wechselnden Nachfrage gerecht zu werden und genügend Fische zu veräußern. Allerdings muss er sein Angebot Tag für Tag ändern, denn die Leute sind beim Kauf ihres Fisches sehr wählerisch. Aber nicht selten sind noch Restbestände des Tagesfangs übrig geblieben und verlieren bis zum nächsten Morgen ihre Frische. Und da die Truhen ebenfalls nicht ständig neu beladen werden, droht auch schon mal die Entsorgung der wertvollen Güter. Auf dem Fischmarkt ist tatsächlich alles möglich …

_Spielidee_

In „Fischmarkt“ schlüpfen drei bis fünf Spieler in die Rolle eines Fischhändlers und versuchen, die frisch gefischte Ware direkt von den Kuttern an den Mann zu bringen. Tagtäglich bringen die Fischer neues Material heran und verkaufen es an den Höchstbietenden. Geschicktes Feilschen, Intuition und ein bisschen Glück beim Treffen der Nachfrage ist also gefragt, um mit dem Verkauf der gerade erwünschten Fische den maximalen Profit zu scheffeln und nach vier Tagen den Wettbewerb unter den Fischhändlern als Sieger zu beenden.

_Spielmaterial_

• 70 Fischkarten mit 10 verschiedenen Fischarten
• 16 Preistafeln mit jeweils 2 Preisen
• 16 Nachfragekarten mit 2 verschiedenen Fischarten
• 110 Münzen im Wert von 1, 5, 10 und 50 Geldeinheiten
• 1 Anlegestelle für die 6 Fischerboote
• 1 Wertungstafel
• 10 Eisblöcke
• 5 Sichtschirme
• 5 Tafeln mit den Namen der Fischerboote
• 10 Kontostandsanzeiger
• 1 Spielanleitung

Das Spielmaterial zu „Fischmart“ ist wirklich sehr schön aufgebaut und teilweise auch recht witzig illustriert. Einzige Ausnahme: die Fischkarten, die mit ihren blassen Abbildungen ein wenig befremdend zwischen den gezeichneten Tafeln und Sichtschirmen wirken. Ansonsten hat man sich für absolut robuste Mittel entschieden, angefangen bei den Holzfiguren für Eisblöcke und Kontostandsanzeigern über besagte Tafeln bis hin zu den Pappmünzen, die für ihren Zweck wirklich sehr stabil sind. Mit der Wertungstafel hat man zudem das Hin und Her mit verschiedenen Geldbeträgen ein wenig entschärft und für alle Spieler gleichzeitig eine recht überschaubare Übersicht geschaffen. Wäre rein optisch noch ein kleines bisschen mehr Farbe hineingekommen, gäbe es an dieser Stelle nur lobende Worte.

_Vorbereitung_

Vor jeder Partie wählt jeder Spieler eine Farbe und nimmt sich dementsprechend Kontostandsanzeiger und eine Sichttafel. Weiterhin erhält jeder zwei Eisblöcke, mit denen er später seinen Fisch für eine Nacht einfrieren kann. Die Anlegestelle wird in die Mitte des Tischs platziert, drum herum die einzelnen Sichttafeln, hinter denen die Spieler nun eine Tafel mit den Namen der Fischerboote ablegen. Die Karten werden nach Fisch, Nachfrage und Preis sortiert und einzeln durchgemischt. Als Letztes wird nun noch das Geld aufgeteilt und das Konto eingerichtet. Jeder Spieler erhält einen Bargeldbetrag im Wert von 50 Einheiten. Auch das Konto startet mit einem Wert von 50 und wird mit dem runden Kontostandanzeiger markiert. Der andere Anzeiger wird auf das Feld mit der 0 auf der abseits positionierten Wertungstafel gelegt. Ein Spieler muss sich noch bereit erklären, stellvertretend die Bank zu verwalten, und schon kann die illustre Feilscherei beginnen.

_Spielablauf_

Eine Partie „Fischmarkt“ wird in genau vier Abschnitten gespielt, die jeweils noch einmal in vier aufeinander folgende Phasen unterteilt sind. Die Abschnitte repräsentieren dabei jeweils einen Tag, wohingegen eine Phase für eine bestimmte Tageszeit steht. Nach insgesamt vier Runden bzw. Tagen schließt der Fischmarkt, und derjenige, der das meiste Geld erwirtschaftet hat, hat gewonnen.

Der Ablauf eines Tages sieht nun wie folgt aus:

|1.) Morgengrauen|

Vor dem Tagesanbruch wird das Spielfeld mit neuen Karten präpariert. In den ersten beiden Runden werden jeweils drei Fischkarten an so viele Anlegestellen angelegt, wie Spieler teilnehmen – plus eins. Dies heißt: Bei drei Spielern werden an vier der insgesamt sechs vorhandenen Boote drei Fischkarten gelegt. In den letzten beiden Runden werden sogar an jedes dieser Boote vier Karten mit Fisch ausgelegt. Anders verhält es sich mit den Nachfragekarten, von denen pro Spieler eine aufgedeckt wird. Schließlich erhält nun auch noch jeder eine Preistafel, die ihm sagt, welchen Preis er für seine Fische in der aktuellen Runde verlangen darf.

Nun beginnen die Händler zu feilschen. Ausgehend davon, was auf den Nachfragekarten abgebildet ist, machen sie verdeckt hinter ihrer Sichttafel Gebote für die Ware an den einzelnen Anlegestellen. Hierzu teilen sie ihren Bargeldvorrat beliebig auf die Tafeln mit den Namen der Fischerboote auf. Man bietet damit auf alle Fische, die an diesem Anlegeplatz angeboten werden. Wenn nun jeder für die Anlegestellen, an deren Fischen er Interesse hat, ein geheimes Gebot abgegeben hat, werden die Sichttafeln entfernt und die Boote bzw. der Inhalt an die Spieler mit dem Höchstgebot verteilt. Bei Gleichstand feilschen die betroffenen Spieler ein weiteres Mal verdeckt um die Ware.

|2.) Vormittag|

Nun beginnt die Feilscherei. Vom verdeckten Stapel wird eine weitere Nachfragekarte gezogen. Nun werden alle aktiven Nachfragekarten vermischt (es existiert also eine mehr als die Anzahl der Spieler) und jeweils eine an jeden Fischhändler verteilt. Diese Karte gibt ihm nun die beiden Fischsorten an, die er an diesem Tag ertragreich verkaufen kann. Insgesamt gibt es zehn verschiedene Fischsorten, darunter auch Hummer und Heringe, die man in jeder Runde zu einem Festpreis verkaufen kann. Die übrigen Fische unterscheiden sich an den Hintergrundfarben ihrer Karten in die Kategorien braun und grau. Wenn der Spieler nun seine Preistafel erhält, kann er auf dieser ablesen, wie viel Geld er für die Fische mit braunem und diejenigen mit grauem Hintergrund bekommt.

Wenn die Rahmenbedingungen abgesteckt sind, dürfen die Spieler nach Lust und Laune handeln und versuchen dabei natürlich, ihre Nachfrage zu befriedigen und gleichzeitig Unerwünschtes abzustoßen. Denn wenn man am Ende eines Tages auf seinem Fisch sitzen bleibt, muss man für jede zurückgebliebene Fischkarte 5 Geldeinheiten zahlen. Es besteht zwar die Möglichkeit, gleiche Fischarten für eine Nacht mit den Eisblöcken einzufrieren, aber da man nur über zwei solcher Blöcke verfügt, muss man hiermit auch bis zum Ende sparsam umgehen. Wer in der letzten Runde übrigens noch einen Eiswürfel übrig hat, kann damit alle noch übrigen Fische einfrieren, nicht bloß eine Sorte.

|3.) Nachmittag|

Am Nachmittag ist der Handel abgeschlossen. Die Spieler legen ihre Karten offen und verkaufen ihren Fisch für den entsprechenden Preis ihrer Preistafel. Überschüssiger, nicht eingetauschter Fisch wird entweder eingefroren oder entsorgt. Im letzteren Fall kostet dies jedoch pro Fisch 5 Geldeinheiten. Hat reihum jeder verkauft, eingefroren oder entsorgt, geht es endlich zur Kasse. Jeder Spieler zahlt mit seinem Bargeld oder setzt den Kontostandsanzeiger dem Verkaufserlös entsprechend vor oder zurück.

|4.) Abend|

Abends wird nun verlorenes und überschüssiges Geld gezählt. Jeder wappnet sich schon einmal für den nächsten Tag und füllt seinen Bargeldbestand wieder so weit auf oder baut ihn dementsprechend ab, dass er genau 50 Geldeinheiten besitzt. Restbeträge bzw. Schulden werden auf dem Konto hinzuaddiert oder subtrahiert. Anschließend hat man ein exaktes Bild vom derzeitigen Spielstand.

_Ende der kurzen Fischwoche_

Nach vier Spieltagen packen die Händler ihre Stände ein, zahlen ihr verbliebenes Bargeld ein und vergleichen ihren Kontostand. Derjenige mit dem höchsten Endwert hat das Spiel gewonnen.

_Meine Meinung_

„Fischmarkt“ ist ein wirklich nettes Spiel, das mich schon nach der ersten Runde überzeugt hat. Allerdings muss man hier zwischen dem Spiel zu fünft und dem zu dritt eindeutig differenzieren, weil sich das vorangegangene Urteil auf die Maximalspielerzahl bezieht. Das Problem an der Minimalvariante besteht nämlich darin, dass ein vergleichbar zu großer Anteil des Spielverlaufs vom Glück abhängt. Sollte man nämlich beim Auslosen der Nachfragekarten auch nur einmal Pech haben, kann das schnell das sofortige Aus bedeuten. Man findet keinen Tauschpartner mehr, um die unerwartet auftauchenden Fischarten aufzutreiben (nämlich die, die durch die zusätzlich eingeworfene Karte hinzukommen) und hat auch keine Chance, irgendetwas gegen dieses unverschuldete Schicksal zu unternehmen.

Dieser Ausnahmefall tritt im Mehrspielermodus hingegen höchst selten auf. Und selbst dann wird man immer noch jemanden finden, der zumindest eine Ware übrig hat, die man irgendwie verwerten oder weitertauschen kann.

Bezogen auf den Spielmechanismus ist dies dann auch der einzige nennenswerte Mangel. Natürlich, Glück spielt auch in manch anderer Phase eine Rolle, doch man kann es durch intuitives Denken beim Taktieren um die Fische und die Offerten beim Tauschhandel geschickt beeinflussen und selbst Situationen mit schlechteren Aussichten noch zufrieden stellend meistern. Zugegeben, eine echte Spieltiefe ist nicht vorhanden, doch darum geht es bei „Fischmarkt“ nur in zweiter Linie. Stattdessen haben wir es hier mit einem flotten Bluff- und Handelsspiel zu tun, welches seine Stärken im kommunikativen und taktischen Bereich hat und bei ausgereizter Spielerzahl auch immer wieder mächtig Spaß macht. Wer also mal wieder ein abwechslungsreiches, munteres Spiel für zwischendurch sucht oder aber ein Faible für Fische hat, ist mit „Fischmarkt“ wirklich gut bedient.

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Wilson, Kevin – Descent: Reise ins Dunkel (Journeys in the Dark)

_Gefahren in der Dunkelheit_

Mächtige Monster, unsterbliche Hexenmeister und Oger, gewaltige Riesen – in der Dunkelheit lauern die größten Gefahren auf eine Gruppe von mutigen Abenteurern. Ihre Waffen: Zauberstäbe, Schwerter, Dolche und die eigenen Fäuste. Doch gegen den finsteren Overlord selbst braucht es mehr als das. Mit Geschick tritt man gegen ganze Horden von mörderischen Gegnern an, durchforstet die Düsternis und vollendet die schwierigsten Questen. Die Reise ins Dunkel hält viele Aufgaben bereit, doch wer den Mut, den Willen und die Bereitschaft zur Kooperation mit seinen Gefährten zeigt, der wird selbst die hinterhältigsten Fallen des Overlords bestehen und in diesem umfangreichen Spiel den Sieg erringen.

_Spielziel_

In „Descent: Reise ins Dunkel“ wird alles von der Queste bestimmt. Sie ist das Herz des Spiels und legt sowohl den Weg als auch die Bestimmung der Helden fest. Im Basisspiel sind insgesamt zehn verschiedene durch die Questen bestimmte Abenteuer enthalten. Der Overlord schlüpft dabei in die Rolle des Spielleiters und baut den Spielplan individuell auf, rekrutiert neue Monster, setzt Fallen sowie Schätze ein und versucht mit aller Macht zu verhindern, dass die Helden bei ihrer Reise durch das finstere Dungeon (Verlies) in das letzte Gebiet gelangen, wo es meist darum geht, einen mächtigen Gegner zu vernichten. In der ersten Quest zum Beispiel geht es darum, den Riesen Narthak aufzuspüren und ihn zu besiegen. Dabei gilt es jedoch zuerst, den verborgenen Schlüssel zum Tor des Endgegners zu finden und sich an zahlreichen Auswüchsen der Finsternis vorbeizuschlängeln. Gewonnen haben die Helden, sobald der letzte Gegner, also der Riese Narthak, besiegt ist. Sollten sie dabei jedoch ihre im Laufe des Abenteuers eingesammelten Questmarker komplett verlieren, trumpft der Overlord auf und gewinnt das Spiel.

_Spielmaterial_

• 1 Regelheft
• 1 Questhandbuch
• 20 Charaktertafeln
• 20 Heldenfiguren
• 39 weiße Monsterfiguren
• 21 rote Monsterfiguren
• 12 Spezialwürfel
• 24 Monsterkarten
• 36 Overlordkarten
• 36 Fertigkeitskarten
• 24 Ausrüstungskarten
• 56 Schatzkarten
• 4 Reliktkarten
• 1 Kompassmarker
• 1 Stadtmarker
• 61 Spielplanteile
• 10 Türen plus Plastikstandfüße
• 49 Ausstattungsmarker
• 55 Lebensmarker
• 24 Ausdauermarker
• 52 Geldchips
• 16 Befehlsmarker
• 32 Drohmarker
• 24 Questmarker
• 1 Schablone Feueratem
• 55 Effektmarker
• 39 Schatzmarker
• 4 Spielzugmarker
• 12 Trainingsmarker
• 6 sonstige Marker

Nun, spricht diese Liste nicht für sich? Einmal mehr entpuppt sich ein Spiel aus der amerikanischen Brettspiel-Schmiede als absolute Materialschlacht. Unzählige pompös aufgemachte (leider nicht bemalte) Monster, Marker ohne Ende, eine riesige Auswahl an Puzzleteilen für den Aufbau der jeweiligen Dungeons und dann noch einmal haufenweise Karten und noch mehr Marker. Wahnsinn, was in dieser riesigen Spielschachtel aufbewahrt wird, und dies dann auch noch bei einer durchgängig hochwertigen Materialqualität. Lediglich die Kompatibilität der einzelnen Spielplanteile ist arg bescheiden und beschert einem im Laufe des Dungeonaufbaus so manchen nervigen Moment. Ähnliches hatte ich zuletzt noch bei [„Doom“ 3099 erlebt, welches überhaupt gravierende Ähnlichkeiten zu „Descent“ aufweist. Der Grund hierfür ist jedoch auch schnell gefunden. Autor Kevin Wilson ist für beide Spiele verantwortlich, hat die grundlegenden Ideen und Regeln daher auch für sein neues Projekt übernommen, dabei allerdings einige Mechanismen erneuert und zuletzt noch viele Optionen eingebaut. Doch damit gehen wir schon aufs Fazit zu, und das wäre zu diesem Zeitpunkt noch etwas verfrüht. Festzuhalten bleibt bis hierhin, dass das Spielmaterial in jeglicher Hinsicht vom Feinsten ist und optisch und zweckmäßig absolut überzeugt.

Einen Kritikpunkt gibt es allerdings doch noch, und das betrifft erneut die Aufteilung der Spielmittel in der riesigen Schachtel. Zwar gibt es drei größere Fächer und einige kleine, transparente Schatullen, doch um dem gesamten Material gerecht zu werden, führt die schlechte Ausstaffierung des Kartons einmal mehr zu einer Überforderung beim Einsortieren.

_Die Monster_

Monster trifft man bei der Reise durchs Dungeon fast mit jedem Schritt. Der Overlord kann mithilfe seiner Karten sehr oft neue Figuren ins Spiel bringen und verfügt diesbezüglich über derart viele Möglichkeiten, dass das Bestehen einer Quest für die Helden zu einer wirklich kniffligen Aufgabe werden kann. Sich den Monstern im Kampf zu stellen, muss dabei nicht immer die beste Lösung sein, denn die meisten dieser Figuren sind dem einzelnen Helden hinsichtlich ihrer Fähigkeiten um einiges überlegen.

Insgesamt gibt es in „Descent: Reise ins Dunkel“ zwölf verschiedene Monstercharaktere in den Farben weiß und rot, die je nach Fähigkeit seltener vertreten sind. Gerade in den ersten Quests ist es aber so, dass zunächst nur die (relativ betrachtet zumindest) etwas leichter zu besiegenden Monster am Spiel teilnehmen, wohingegen Drachen und Dämonen erst in den späteren Profi-Quests eingreifen. Doch für die Einführung ins Spiel reicht dies auch völlig aus, zumal es manchmal auch enorm schwierig werden kann, gegen eine Vielzahl von vergleichsweise schwächeren Monstern wie Tiermenschen oder Skeletten zu bestehen.

Je nach Spielerzahl variieren die Fähigkeiten der Monster, das heißt sie werden mit wachsender Anzahl der Helden immer stärker, so dass in allen Spielvariationen immer dafür gesorgt wird, dass die Voraussetzungen für beide Seiten ungefähr gleich sind – wobei es schon manchmal so ausschaut, als wären die Monster im Vorteil. Unterschiede bestehen auch zwischen den Monstern selber; sie sind unterteilt in Standard- (weiß) und Elite-Monster (rot), wobei sich die Einteilungen schon durch die Namen erklären. Die roten Elite-Monster haben stärkere Rüstungen, mehr Lebenskraft und zudem eine besondere Eigenschaft zusätzlich. Daher sollte man sich dieser stärkeren Monster auch zuerst entledigen, denn wenn sie einmal zum Angriff ansetzen, kann dies bereits tödlich sein.

Insgesamt sind die Fieslinge des Overlords sehr gut ausgestattet, was den Anspruch des Spiels auch gehörig anhebt. Doch das ist auch gut so und macht selbst eine bereits bestandene Quest nicht langweilig. Selbst wenn man den Aufbau und die verschiedenen Verstecke kennen gelernt hat, ist das Spiel immer noch taktisch und spannend genug, so dass sich auch weitere Versuche am selben Abenteuer lohnen. Und schon wieder wären wir bei einem Teil des Fazits, der hier nicht hingehört …

_Die Helden_

Insgesamt stehen den Heldenspielern 20 Charaktere zur Verfügung, die normalerweise vom Spieler des Overlords ausgehändigt bzw. verdeckt gezogen werden. In einer Sonderregel ist jedoch auch erwähnt, dass man seinen Helden selber auswählen darf. Dies sollte besonders dann erwogen werden, wenn es sich beim Overlord um einen Spieler mit mehr Erfahrung handelt.

Ähnlich wie Monster haben auch die Helden ganz unterschiedliche Fähigkeiten sowie jeweils drei Zusatzfertigkeiten, die sich aus ihren zu Beginn gezogenen drei Fertigkeitskarten ergeben. Im weiteren Spielverlauf dürfen die Heldenspieler ihre Figuren jedoch mit stärkeren Rüstungen, Waffen, Zaubern und Gegenständen ausrüsten, müssen dabei jedoch beachten, dass jeder Held nur ein gewisses Ausrüstungskontingent mit sich bzw. im Rucksack für den späteren Gebrauch führen kann. Diese Gegenstände können sie entweder in der Stadt kaufen oder sie werden in einer der vielen versteckten Schatztruhen aufbewahrt, auf die man an verschiedenen Stellen des Dungeons stößt. Ähnlich wie für die Monster, so gilt auch für die Helden, dass sie dank ihrer vielfältigen Waffen und der später auch noch hinzustoßenden externen Gefährten sehr gut für den Kampf im Dunkeln gewappnet sind.

_Spielvorbereitung_

Vor jedem Spiel findet zunächst einmal die Rollenverteilung statt. Während die Heldenspieler sich mit ihren Charakteren vertraut machen, die entsprechenden Karten ziehen, sich mit Lebens-, Geld-, Befehls- und Ausdauermarkern bestücken und schließlich in der Stadt ihr Geld gegen Waffen, Rüstungen und dergleichen eintauschen, baut der Overlord-Spieler nach Auswahl der Quest den Spielplan samt Türen und allen Utensilien (Monster, Marker, Hindernisse, usw.) des Startgebiets auf. Anschließend wird um das Spielfeld herum das üppige Kontingent an Karten, Markern und generell allen Gegenständen, die im Spiel benötigt werden, in Griffbereitschaft ausgelegt. Der Overlord nimmt einen Satz Monsterkarten, deckt sie der Spielerzahl entsprechend offen vor sich auf und legt auch die Overlord-Karten sowie die Drohmarker in der Nähe seines Platzes ab. Weiterhin sollte er alle Materialien, die er für den Aufbau weiterer Gebiete benötigt, bereithalten, damit es nicht zu unnötig langen Unterbrechungen bei der Entdeckung eines neuen Spielabschnitts kommt. Sobald alle Vorbereitungen getroffen sind, kann das Spiel nun mit dem ersten Heldenspieler beginnen.

_Spielablauf_

In jeder Spielrunde beginnen zunächst die Heldenspieler die Erkundungsreise durchs Dunkel. Sie dürfen dabei Runde für Runde neu entscheiden, in welcher Reihenfolge sie agieren und dadurch eventuell angeschlagene Spieler schonen bzw. ihnen den Weg freiräumen oder Bedrohungen fernhalten und besiegen.

Der Zug eines Helden setzt sich nun aus folgenden Schritten zusammen:

|1.) Karten auffrischen|

Alle im letzten Spielzug verwendeten Karten gelten als erschöpft und werden nach ihrer Benutzung zunächst umgedreht. In der nächsten Runde werden sie nun wieder aktiviert und offen vor den Heldenspieler ausgelegt. Er kann sie nun wieder für den aktuellen Spielzug zum Einsatz bringen.

|2.) Ausrüstung zusammenstellen|

Jeder Spieler darf pro Zug nur ein gewisses Kontingent an Ausrüstungsmaterialien mitnehmen. Erlaubt sind hierbei Waffen mit einer Gesamtzahl von zwei Händen (schließlich hat jeder Held auch nur zwei Hände), eine Rüstung, drei Tränke und zwei Gegenstände. Außerdem darf jeder Held in beliebiger Anordnung noch drei weitere Ausrüstungsteile in seinem Rucksack bei sich führen, die er jedoch in dieser Runde nicht aktiv einsetzen kann. Es gilt also, schon vorher abzuwägen, mit welcher Ausstattung man in jedem Spielzug durch die Dunkelheit zieht.

|3.) Eine Aktion durchführen|

Der aktive Teil einer Heldenspielphase beginnt eigentlich erst in der letzten Aktion. Insgesamt stehen ihm vier verschiedene Aktionskombinationen zur Verfügung, wobei er jedes Mal gemeinsam mit den übrigen Helden abwägen muss, welcher Schritt in der aktuellen Phase der sinnvollste ist. Ein Fluchtversuch oder eine beschleunigte Entdeckung lassen sich am besten mittels ‚Rennen‘ ermöglichen. Der Held kann mit dieser Aktion die doppelte Anzahl der auf der Charakterkarte angezeigten Schritte horizontal, vertikal oder diagonal über den Spielplan ziehen oder aber spezielle Bewegungen über bestimmte Hindernisse oder durch Portale wie die Glyphen oder Treppen durchzuführen. Weiterhin kann er Ausdauermarker einsetzen, um noch weitere Schritte zu gehen. Das andere Extrem ist der pure Kampf. Entsprechend den Möglichkeiten seiner Waffenausrüstung kann er im Nah-, Fern- oder Zauberkampf den Monstern gegenübertreten und mit den auf den Waffenkarten abgebildeten Würfeln (plus durch weitere Fertigkeiten oder Ausdauermarker ergänzte Machtwürfel) gleich zwei Angriffe durchführen. Dies empfiehlt sich besonders dann, wenn man einen vernichtenden Schlag gegen ein stärkeres Monster durchführen möchte und möglicherweise gleich mehrere Versuche benötigt, um den Gegner in die Knie zu zwingen. Mit ‚Vorrücken‘ kann man diese beiden Aktionen auch kombinieren und in beliebiger Reihenfolge kämpfen und seinen Helden bewegen. Die letzte Option ist die ‚Alarmbereitschaft‘ Mit ihr kann man entweder kämpfen oder eine Bewegung durchführen und zusätzlich einen Befehlsmarker ausspielen. Auch hier kann man noch einmal zwischen vier verschiedenen Möglichkeiten wählen, und zwar ‚Zielen‘ (Kampfwürfel nach dem Wurf eventuell durch neues Auswürfeln verbessern), ‚Ausweichen‘ (bei einem Angriff des Overlords beliebige Angriffswürfel neu werfen lassen), ‚Absichern‘ (bei einem feindlichen Angriff selber zuerst einen Angriff starten) und ‚Ausruhen‘ (das Gesamtkontingent der eigenen Ausdauermarker wieder auf die Hand nehmen).

|Overlord|

Der Spieler des Overlords führt in seinem Zug ebenfalls drei Schritte durch. Zunächst zieht er abhängig von der Mitspielerzahl jeweils einen Drohmarker. Mit genau diesen Drohmarkern muss er anschließend die Aktionen auf seinen Overlord-Karten bezahlen. Allzu mächtige Aktionen sind also somit nicht sofort zu Beginn eines Spiels möglich, sondern müssen erst erarbeitet werden. Sollte der Overlord-Spieler keine spezielle Karte ausgespielt haben, darf er nun in jeder Runde zwei neue Karten ziehen, muss jedoch das Maximum von acht Handkarten beachten. Weiterhin darf er nun auch Karten abwerfen, was ihm ebenfalls Drohmarker beschert.

Sollte sich unter den gezogenen oder den Handkarten eine Entstehungskarte befinden, kann diese nun ausgespielt werden. Dies ist jedoch kein Muss, aber für den weiteren Spielverlauf höchstwahrscheinlich sehr förderlich. Jede dieser Karten ermöglicht dem Spieler, zusätzliche Monster ins Dungeon zu bringen und die Helden noch stärker einzukesseln. Pro Runde darf man diese Aktion jedoch nur einmal wählen.

Nun beginnt auch die tatsächliche Aktionsphase des Overlords. Jedes seiner Monster darf er nun einmal aktivieren, das heißt er darf mit jeder Figur genau eine Bewegung und einen Angriff starten. Und natürlich kann er dabei auch weiterhin Karten ausspielen, sofern die nötigen Drohmarker zur Begleichung der Kosten vorhanden sind.

Eine zusätzliche Aufgabe des Overlord-Spielers ist der weitere Aufbau des Spielfelds. Sobald ein Heldenspieler eine Tür zu einem neuen Gebiet geöffnet hat, baut er dieses neue Gebiet den Anordnungen im Questhandbuch entsprechend mit Markern, Monstern und weiteren Gegenständen auf und liest auch die dazugehörigen Aufgaben, Hintergrundgeschichten und Zielvorgaben vor.

_Der weitere Verlauf_

Runde für Runde erkunden die Helden nun das Dungeon, während der Overlord ihnen immer neue Monster in den Weg stellt, Schatztruhen und Schlüssel bewacht und versucht, ihnen durch den Tod der einzelnen Helden die Questmarker zu rauben. Sobald ihm dies tatsächlich gelungen ist, müssen die Heldenspieler sich geschlagen geben. Allerdings ergeben sich im Lauf des Spiels zahlreiche Möglichkeiten, neue Questmarker aufzusammeln, sei es nun durch das Überschreiten von Transportglyphen oder eben durch Aufspüren von Schatztruhen, die außerdem häufig noch wichtige Waffen, Zauber oder andere Gegenstände enthalten, mit denen sich die Kraft der Helden verstärken lässt.

Dennoch ist das Spiel für die Helden hart; je näher man auf das Ziel zusteuert, desto stärker werden die Monster, und wenn ein Oger mit der Fähigkeit ‚unsterblich‘ trotz seiner Vernichtung mit viel Glück immer wieder neu belebt wird und man schier verzweifelt mit ansehen muss, wie der Overlord ohne großes Zutun die Helden dezimiert, kann das Ganze schon frustrierend sein. Doch wäre es nicht langweilig, wenn die Reise ins Dunkel ein einziger Durchmarsch und die tatsächliche Herausforderung gar nicht so schwer wäre? Aber, das kann man schlussendlich schon nach den ersten Partien konstatieren, dem ist bei „Descent“ durch die höheren Anforderungen an das Heldenteam schon entscheidend vorgebeugt worden. Die Aufgaben sind von einem erhöhten Schwierigkeitsgrad geprägt und gerade für die Heldenspieler tatsächlich die ersuchte Herausforderung.

Meist entscheidet sich das Spiel erst in der entscheidenden Schlacht gegen den Endgegner, doch der Weg dorthin ist manchmal wirklich lang, garantiert spannend und nicht selten sehr schwierig zu bewältigen – für den Laien genauso wie für den Profi.

_Meine Meinung_

Ich habe in der Beschreibung des Spiels schon Vieles vorweggenommen, und ich denke, man hat meinen teils begeisterten Schilderungen auch schon angemerkt, dass ich „Descent: Reise ins Dunkel“ bislang jedes Mal mit größer Freude und völliger Faszination ob der großartigen Idee auf den Tisch gebracht habe. Egal ob man nun nur zu zweit spielt – in diesem Fall hat der Heldenspieler zwei Charaktere auf seiner Seite) – oder im ultimativen Fünfkampf gegeneinander antritt, das Spiel hat in jeder Version seinen Reiz, zehrt dabei sicherlich auch vom Einsatz der vielen, logisch miteinander verknüpften Materialien, fesselt einen aber jedes Mal wieder an das finstere Dungeon, welches das Spielfeld des Fantasy-Games beschreibt.

Dennoch wird das Spiel jetzt keinen Originalitätspreis bekommen, denn Autor Kevin Wilson hat insgesamt recht viel von seiner Brettspiel-Adaption des PC-Klassikers „Doom“ übernommen. Die Spielzüge sind sogar nahezu gleich, ebenso der Aufbau der Spielfläche und das Prinzip des „Einer gegen alle“-Kampfes und natürlich die in einem zusätzlichen Handbuch aufgeführte Differenzierung in verschiedene Abenteuer. Doch der wesentliche Unterschied besteht darin, dass man wirklich jeden Spielzug und jede erdenkliche Spieloption durch zusätzliche Möglichkeiten ergänzt und so die grundlegenden, ohnehin schon sehr umfassenden Spielprinzipien noch einmal um ein Vielfaches erweitert hat. Es gibt unterschiedliche Kampfhandlungen (zum Beispiel den interessanten und teils sehr effektiven Zauberkampf), die Monster haben ganz individuelle Fähigkeiten und Besonderheiten, die Marker offenbaren komplexere Aufbauten, das Mehr an Karten und dadurch ausgelöste Aktionen macht das Ganze zudem unberechenbarer, als das Spiel samt der zunächst verborgenen Gebiete sowieso schon ist, und durch die Wahl der Ausrüstung und der Zugreihenfolge gewinnt auch die taktische Komponente noch mehr an Bedeutung. Nicht zu vergessen die Drohmarken, die den Overlord bei seinen Aktionsmöglichkeiten ein wenig einschränken und ihm so verbieten, seinen leichten Vorteil durch die insgesamt etwas stärkere Monsterfraktion noch weiter auszubauen. Und damit wäre nur ein kleiner Teil der ausgebauten Ideen beschrieben …

Letzten Endes kann man also sagen, dass der Spielcharakter von „Doom“ die Idee zu „Descent“ sicher vorangetrieben und auch Pate für den Aufbau des Spielverlaufs gestanden hat, aber weil „Doom“ sich längst bewährt und auch rundum begeistert hat, ist dagegen ja erstmal nichts zu sagen. Weil „Descent“ die Ideen jedoch auch nur aufnimmt, um das Prinzip zu forcieren und schließlich eine weitaus umfangreichere Variante eines derart aufgebauten Spiels zu kreieren, all das zudem auch vollkommen legitim ist, weil hier nicht abgekupfert, sondern tatsächlich nur aus dem Fundus desselben Designers verbessert wird und „Descent“ mit all seinen Möglichkeiten, seiner beachtenswerten Optik und dem fantastisch umgesetzten Spielsystem wirklich pausenlos für Begeisterung sorgt, ist man am Ende sogar froh, dass Wilson sich stellenweise in der kreativen Vergangenheit bedient hat – zumal die wiederum sehr anschaulich aufgeführten Spielregeln für eingefleischte „Doom“-Fans von Beginn an nur noch Formsache sind.

Der Rahmen wird schließlich durch die unbegrenzte Abenteuervielfalt, die sich mittlerweile auch im Internet ausbreitet, gesprengt. Erst kürzlich hat man zum großen Wettbewerb ausgerufen, um neue innovative Questen vorzustellen, die man sich nun auf der Seite des |Heidelberger Spieleverlags| gesondert anschauen und natürlich nachspielen kann. Und natürlich ist jedem auch freigestellt, eigene Questen zu erfinden und sie gegebenenfalls mit Gleichgesinnten zu teilen. Bei all dem, was sich hier visuell und spielmechanisch bietet, kann man als Fazit nur eines sagen: Wilson hat mit „Descent“ die Brettspielwelt ein weiteres Mal revolutioniert und eines der besten, wenn nicht vielleicht sogar das beste Fantasy-Spiel der letzten Jahre entworfen. Ich kenne jedenfalls kein Spiel, bei dem Quantität und Qualität so sehr in Einklang waren oder sind wie beim Inhalt dieser riesigen, lilafarbenen Spielschachtel. Bei einem (für das üppige Spielmaterial) noch recht günstigen Preis von 45 € bei |amazon.de| bzw. 60 € empfohlenem Ladenpreis kann man hier nichts, aber auch wirklich gar nichts falsch machen.

http://www.hds-fantasy.de/
http://www.heidelberger-spieleverlag.de

Lutz Stepponat – Kabale und Hiebe

_Schillers Zwilling_

„Kabale und Hiebe“, frei nach Lutz Stepponat … Der Spielautor hat sich von Schillers weltberühmtem Lustspiel inspirieren lassen, um ein Kartenspiel voller Intrigen und Hinterhalte zu kreieren, in dem es darum geht, als Fürst seinen Einfluss wirkend zu machen und möglichst große Macht zu erlangen. Mit Hilfe seiner Verbündeter versucht man, die gegnerischen Fürsten auszutricksen und zu hintergehen, um damit die bestimmende Figur in einem Spiel zu werden, dessen Regeln man selber vorzugeben versucht, gegebenenfalls auch mit nicht ganz so ehrbaren Methoden. Kurz gesagt: Hier gibt’s Hiebe statt Liebe!

_Spielmaterial_

• jeweils 25 Einflusskarten in sechs verschiedenen Farben
• 36 Zielkarten in insgesamt sechs verschiedenen Bereichen

Die Spielmittel von „Kabale und Hiebe“ gehören zu den schönsten ihrer Art. Es handelt sich zwar ausschließlich um Kartenmaterial, jedoch ist dieses prächtig aufgearbeitet und mit tollen, stimmungsvollen Illustrationen versehen worden, welche die Atmosphäre des Spielhintergrunds wirklich prima wiedergeben. Außerdem ist der Aufbau der Karten gut überschaubar, und das, obwohl jede einzelne Karte wieder unterschiedliche Inhalte und Möglichkeiten illustriert. Mit anderen Worten: echte Qualitätsarbeit.

_Vorbereitungen_

Vor jedem Spiel erhält jeder Spieler die Einflusskarten in der von ihm gewünschten Farbe. Diese mischt er noch einmal gut durch und legt sie dann verdeckt vor sich ab. Anschließend zieht er die obersten drei Karten und nimmt sie für den ersten Spielzug auf die Hand.

Abhängig von der Spielerzahl werden nun die Zielkarten gewählt. Nachdem man auch diese gut durchgemischt hat, zieht man für jeden beteiligten Spieler genau sechs Karten und legt sie ebenfalls verdeckt ab. Die übrigen Karten werden in dieser Partie nicht mehr gebraucht.

_Spielablauf_

Eine Partie „Kabale und Hiebe“ besteht aus insgesamt sechs Spielrunden, die individuell beendet werden, sobald die darin ausgelegten Zielkarten bzw. deren Aufgaben erfüllt sind. Wiederum entsprechend der Mitspielerzahl werden zu Beginn einer Runde Zielkarten aufgedeckt und nebeneinander ausgelegt. Auf diesen Karten sind unterschiedliche Symbole abgebildet und mit einer wertenden Ziffer versehen, zum Beispiel die Zahl 3 und daneben ein Maiskolben. Diese Symbole sind auch auf einigen der Einflusskarten abgebildet, und es gilt nun, entsprechend viele Symbole unter diese Zielkarten auszulegen. Im genannten Beispiel müssten nun also genau drei Karten mit Maissymbolen ausgelegt werden, um die Aufgabe zu erfüllen, es sei denn, durch irgendwelche speziellen Sonderkarten wurden die Auflagen geändert. Sobald schließlich alle Zielkarten erfüllt oder mit Hilfe von Einflusskarten erfolgreich umgangen worden sind, wird die Runde beendet und die Zielkarten werden verteilt.

Ein Spielzug sieht nun so aus, dass jeder Spieler im Uhrzeigersinn eine Karte aus der Kartenhand verdeckt unter eine der Zielkarten legt. Sollte sich bereits eine verdeckte Karte in der betreffenden Spalte befinden, wird diese nun aufgedeckt und, falls dies gegeben ist, die Sonderfähigkeit der Karte umgehend ausgespielt. Dies bedeutet, dass eine gerade ausgelegte Karte erst dann ihre Wirkung zeigt, wenn eine weitere Karte in dieselbe Spalte gelegt wird, sei es nun eine eigene oder eine gegnerische.

Anschließend nimmt man vom eigenen Nachziehstapel eine neue Einflusskarte auf die Hand und übergibt an den nächsten Spieler. Dies geschieht nun reihum, bis die Runde beendet ist. Man darf aber auch so lange weiter Karten unter eine Zielkarte legen, bis die Runde ganz zu Ende ist, und nicht nur, bis die Zielkarte erfüllt ist.

_Die Vergabe der Zielkarten_

Am Ende einer Runde werden die Zielkarten unter den Spielern aufgeteilt. Hierzu werden nun alle Karten und Sonderfunktionen in Betracht gezogen und gewertet. Auf jeder ausgelegten Einflusskarte ist ein Zahlenwert abgebildet, der für die Rundenwertung ausschlaggebend ist. In jeder Spalte werden nun die Werte jeder Farbe einzeln addiert und gegebenenfalls durch die Spezialkarten wieder modifiziert. Anschließend bekommt dann jeder Spieler, der in einer Spalte den höchsten Wert erzielt hat, die darüber befindliche Zielkarte ausgehändigt und legt sie verdeckt vor sich ab. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler, der mit einer Karte am dichtesten an der Zielkarte liegt. Als Letztes wird dann die nächste Runde vorbereitet, das heißt, es werden wieder neue Zielkarten aufgedeckt und der Spieler, der regulär am Zuge ist, setzt das Spiel fort.

_Die Einflusskarten_

Insgesamt verfügt man über 25 verschiedene Einflusskarten mit ganz unterschiedlichen Verbündeten, die allesamt eine ganz eigene Funktion erfüllen. Man unterscheidet dabei zwischen drei Kategorien:

• Karten, die nur Zahlen haben
• Karten, die eine Aktion während der Runde auslösen
• Karten, die Einfluss auf die Vergabe der Zielkarten nehmen

In die erste Kategorie fallen mit dem König und der Königin die Karten mit dem höchsten Wert. Weiterhin ist hier auch Julia vertreten, die in Kombination mit Romeo ebenfalls eine gute Summe erzielt. Außerdem sind alle Karten mit den Symbolen der Zielkarten hier beheimatet: der Alchemist im Bereich der Alchemie, der Fechtmeister fürs Fechten, der Gutsherr für den Ackerbau, der Händler für den Handel, der Kardinal als Vertreter der Religion und der Minnesänger für die Musik. Ihr Wert beträgt regulär acht Punkte; sobald sie sich jedoch in der Spalte der Zielkarte mit dem gleichen Symbol befinden, steigt ihr Wert auf zwölf Punkte.

In Kategorie Numero zwo gehören all diejenigen Verbündeten, die innerhalb der Runde eine Aktion auslösen. Eine wichtige Funktion hat hier der Entdecker, der jedes Mal, wenn er wieder aufgedeckt wird, eine Spalte weiter nach rechts wandert, so dass man nie sagen kann, für welche Wertung er am Ende in Frage kommt. Der Meuchler hingegen ist ein echter Fiesling und verjagt die Karte, die ihn aufdeckt, auf den Ablagestapel. Eine Zielkarte gilt indes als erfüllt, wenn der Sturm aufgedeckt ist. Sollte man also bis hierhin bei einem wertvollen Symbol führend sein, lohnt es sich, diese Karte auszuspielen. Die Tarnkappe ermöglicht es einem, eine weitere Karte verdeckt darunter abzulegen und so dem Gegner ein Rätsel aufzugeben, wie hoch der tatsächliche Punktewert in der betreffenden Spalte ist. Der Verräter ermöglicht schließlich den Austausch einer Zielkarte und bietet seinem Fürsten die Gelegenheit, mit wenig Mühe eine gut dotierte Zielkarte zu ergattern.

Als Letztes gibt es dann noch Karten, die bei der Vergabe der Zielkarten am Ende einer Runde erst ihren Einfluss ausspielen. Besitzt man zum Beispiel das Musketier in einer Spalte, hebt man damit alle Sonderfähigkeiten der anderen Karten auf. Zauberer und Hexe hingegen entfernen bestimmte Karten aus einer Spalte, je nach ihrer Wertigkeit. Sehr effektiv sind schließlich Prinz und Knappe, sobald sie gebündelt auftreten. In diesem Fall haben sie unabhängig von der Punktesumme nämlich die Zielkarte gewonnen.

Weiterhin gibt es noch Karten, deren Wert von Runde zu Runde anders sein kann. Der Eremit zum Beispiel verliert für jede weitere Karte in der Spalte einen Punkt; der Wert des Riesen steigt im Gegensatz dazu um jeweils drei pro weiterer Karte. Der Doppelgänger kopiert den Wert der Karte, die ihn aufdeckt. Der Drache verringert den Wert aller Karten in der Spalte um zwei Punkte. Der Einsatz des Bettlers lohnt sich indes, wenn man einen schlechten Wert in einer Spalte hat; mit ihm gewinnt man nämlich, falls man die niedrigste Summe hat. Bleibt noch Romeo, der nur in Kombination mit der geliebten Julia eine große Punktzahl erreicht.

_Spielende_

Nachdem alle Zielkarten ausgespielt sind, also nach exakt sechs Runden, endet das Spiel. Jetzt werden die Punkte auf den Zielkarten miteinander addiert, um die ausschlaggebende Summe für die Schlusswertung zu errechnen. Hierbei gilt jedoch auch die Regel, dass man seine Punkte verdoppeln kann, sobald man von jedem der sechs Zielkartenbereiche eine Karte besitzt. Wenn man aber mehr Karten als diese sechs erspielt hat, subtrahiert man für jede weitere Karte wieder den Wert eins. Ergo ist es sinnvoll, in den sechs Runden zu versuchen, seinen Einfluss in allen Bereichen genau einmal, und möglichst mit lukrativen Punktzahlen, geltend zu machen. Der Spieler mit der höchsten Endsumme gewinnt das Spiel.

_Meine Meinung_

Manchmal entwickelt sich ein Spiel erst nach langer, geduldiger Zerreißprobe. „Kabale und Hiebe“ ist hierfür ein sehr gutes Beispiel. Während der Spielfluss in den ersten Partien, besonders bei mehreren Spielern (wir spielten anfangs zu fünft), merklich stockte und es teilweise ewig lange dauerte, bis dann endlich mal eine der sechs Runden gespielt war, wurde das Ganze von Spiel zu Spiel lockerer, was unter anderem damit zusammenhängt, dass man sich nach einiger Zeit mit allen Einflusskarten und ihren Funktionen vertraut gemacht hat. In der ersten Partie ist es indes so, dass man erst einmal gar nicht so recht weiß, wann man welche Karte am besten wo anlegt, und das Spiel zur Probierrunde wird. Aber so viel Zeit muss man dem Spiel einfach gestatten. Ist der Fluss nämlich einmal aufgenommen, und hat man einmal die vielen verschiedenen Kniffe, die sich durch den Einsatz der unterschiedlichen Verbündeten ergeben, verinnerlicht, entwickelt sich „Kabale und Hiebe“ zu einer ungeahnt vielseitigen Strategieschlacht, die einen anfangs kaum erwarteten langfristigen Spielspaß garantiert. Es mag sich sicherlich merkwürdig anhören, aber ich hatte das Spiel nach den ersten beiden Abenden, an denen es auf den Tisch gekommen war, eigentlich schon abgeschrieben, es dann aber noch einmal guten Willens hervorgeholt und war plötzlich völlig begeistert vom spannenden Taktieren um die Zielkarten.

Zwei Kritikpunkte sind aber dennoch geblieben: Zum einen ist es schon so, dass „Kabale und Hiebe“ erst ab mindestens vier Spielern so richtig interessant wird. Erst dann ist gewährleistet bzw. sehr wahrscheinlich, dass auch in jedem Einflussbereich Zielkarten im Spiel sind und so die Möglichkeit besteht, am Ende seine Punkte zu verdoppeln. Erst dann ergeben sich nämlich auch die verschiedenen Strategien (entweder einfach nur nach den besten Zielkarten streben oder doch zu versuchen, über die verschiedenen Spielrunden in allen Bereichen erfolgreich zu sein) und machen das Spiel bis zum Schluss spannend – zumal man auch leicht wieder vergisst, welche Zielkarten die Kontrahenten sich mittels gemeiner Intrigen bisher erspielt und verdeckt vor sich abgelegt haben.

Auch die zweite Kritik betrifft die Zielkarten. Wir hatten gleich mehrfach den Fall, dass alle aufgedeckten Zielkarten in einer Runde das gleiche Symbol zeigen. So war es unmöglich, die Aufgaben regulär zu erfüllen, und die Runde konnte meist nur mithilfe der Sturmkarten beendet werden. In diesem Fall kann das Spiel tatsächlich sehr langatmig werden.

Lässt man diese Spezialfälle aber mal ganz außer Acht, bringt „Kabale und Hiebe“ nach längerer Eingewöhnungszeit dann doch noch eine Menge Spaß – auch langfristig, denn von Runde zu Runde ändert sich das Spielgeschehen wieder durch den Einsatz und die Kombination unterschiedlicher (gegnerischer wie eigener) Einflusskarten. Ich bin richtig froh, dass ich mich von der anfänglichen Skepsis nicht habe täuschen lassen und dem Spiel noch einmal die letztendlich auch verdiente Chance gegeben habe. Sieht man nämlich mal von den geringen Mängeln ab, ist dieses herrlich illustrierte Kartenspiel ein wirklich empfehlenswertes strategisches Familienspiel und reiht sich damit nahtlos in das diesbezüglich gut besetzte Programm von |Hans im Glück| ein.

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Lim, Nikki – Gizeh

_Cheops und der Pyramidenbau_

Einst in Ägypten … Der mächtige Pharaoh Cheops plante mit seine beiden Söhnen den Bau dreier mächtiger Bauwerke in der Stadt Gizeh. Er gilt in Ägypten als einer der besten Baumeister seiner Art und hat deswegen den Anspruch, die schönsten und prächtigsten Pyramiden aufzustellen. Nur die edelsten Materialien möchte er verwenden, um seine wertvollen Schätzte im Inneren des Bauwerks zu horten. Doch Cheops ist nicht der Einzige, der derartige Pläne verfolgt. Mehrere Konkurrenten buhlen um den Rang des besten Pyramidenbauers und versuchen mit unlauteren Mitteln und minderwertigen Baustoffen, Cheops‘ Arbeiter und Arbeiten zu manipulieren. Der Baumeister muss sich schließlich entscheiden, welchem Spieler er das größte Vertrauen schenkt, denn nur wer am schnellsten und sichersten baut und dazu den Schneid hat, seine Konkurrenten mit brüchigen Steinen und dem ekligen Skarabäus-Käfer zu stören, wird Cheops‘ Gunst erhalten und in Gizeh seine Pyramiden errichten.

_Ägypten einmal anders_

Dass in Ägypten zahlreiche schmierige Bauherren umherlaufen, wissen wir spätestens nach Asterix‘ Ausflug zu Königin Kleopatra. Dass man aber selber auch einmal in die Rolle einer solch hinterlistigen Miesmuschel schlüpfen wird, hätte man wohl nie gedacht, zumindest nicht vor der ersten Bekanntschaft mit dem immer noch recht frischen |Pegasus|-Spiel „Gizeh“, in dem der Pyramidenbau im alten Ägypten einmal ganz anders dargestellt wird. Bis zu sechs Spieler schlüpfen hier in die Rolle eines Baumeisters und müssen mit verschiedenen Bauplättchen, Schätzen und morschen Steinen genau drei Pyramiden und nach Möglichkeit auch noch die Sphinx errichten. Doch Obacht: Die Errichtung dieser Bauwerke wird nur dann mit Punkten bedacht, wenn man echte Pyramidenstücke einbringt. Sollte man hingegen die beschädigten Mauersteine verwenden, hagelt es am Ende auch Minuspunkte, die man eigentlich besser den Kontrahenten zuschiebt. Und sollte man dann doch einmal ein solches Mauerteil untergejubelt bekommen, besteht immer noch die Möglichkeit, die eigene Baustelle zu sabotieren und das Ganze rückgängig zu machen …

_Spielmaterial_

• 6 Gizeh-Spielbretter
• 15 negative Stein-Marken (jeweils 3 jeder Größe)
• 35 positive Stein-Marken (jeweils 7 jeder Größe)
• 9 Sabotage-Marken
• 6 Sphinx-Marken
• 12 Schatzmarken, je 3 pro Schatzart
• 6 Skarabäus-Marken
• 1 Stoffbeutel
• 1 Spielanleitung

Das Spielmaterial von „Gizeh“ ist recht schlicht und vorrangig zweckdienlich aufgebaut. Die verschiedenen Plättchen sind zwar klar strukturiert und funktionell, dafür aber jetzt auch nicht sonderlich spektakulär illustriert, was man aber generell für das gesamte Material sagen kann. Dafür sind die Plättchen recht stabil und nutzen auch bei mehrfachem Gebrauch nicht bzw. kaum ab. Nach schätzungsweise zwanzig Partien offenbaren die Spielmittel jedenfalls nur sehr geringe Gebrauchsspuren – und das ist letztendlich bei einem derart flotten Spiel auch wichtiger als die Zeichnungen auf den Baustellen und den Plättchen.

_Spielziel_

Bei „Gizeh“ geht es darum, drei Pyramiden zu bauen. Hört sich einfach an, ist es im Grunde genommen auch, denn wenn man möchte und die entsprechenden Plättchen auf der Hand hat, kann man das Spiel bereits nach drei Zügen beenden. Ob dies jedoch so sinnvoll ist und die zum Sieg erforderliche Punktzahl einbringt, steht auf einem anderen Blatt …

Nun, daher das Ziel etwas konkreter: Jeder Spieler muss beim Bau seiner Pyramiden möglichst viele Punkte sammeln, und dies gelingt nur dann, wenn man Bausteine mit großen Werten ins Fundament setzt und eine große Zahl ertragreicher Schätze in den Pyramiden versteckt. Gleichzeitig muss man aber auch Attacken und Intrigen der gegnerischen Spieler kontern und dabei möglicherweise auch unerwünschten Baustoffe von seiner Baustelle entfernen. So gilt es grundsätzlich, das Übel zu vertreiben und den Reichtum zu verbauen. Hört sich einfach an …

_Vorbereitungen_

Weil die Plättchen schon vorab ausgestanzt wurden, müssen vor der ersten Partie keine weiteren Vorbereitungen getroffen werden. Alle Plättchen werden in den Stoffsack gelegt, dieser kräftig durchgeschüttelt, und anschließend zieht jeder Spieler genau vier Plättchen, die er verdeckt vor sich ablegt (wobei ein regelmäßiger Blick auf diese Marken natürlich erlaubt ist). Anschließend nimmt man noch eines der sechs Spielbretter, auf denen die Baustellen für die Pyramiden und die Sphinx abgebildet sind, und schon kann das Spiel beginnen.

_Ein Spielzug_

In jedem Spielzug stehen dem Spieler genau zwei Möglichkeiten offen: Entweder spielt er eine seiner Handmarken aus oder er tauscht eine beliebige Menge dieser Marken gegen entsprechend viele neue aus. In beiden Fällen wird im Anschluss an die Aktion das Handkontingent wieder aufgefüllt, bis man im Besitz von genau vier Plättchen ist.

Sollte man sich dafür entscheiden, eine Marke auszuspielen, beginnt man entweder mit einem Stein oder mit dem untersten Fundament der Sphinx und legt das Plättchen dann auf die entsprechende Baustelle. Sinnvoll ist es hierbei, mit einem hohen Steinwert im positiven Bereich zu beginnen, denn für jedes Plättchen mit positivem Vorzeichen erhält man am Ende des Spiels den abgebildeten Punktewert, weshalb ein guter Zug der wäre, die positive Stein-Marke mit dem Wert 5 zu spielen. Ebenfalls ist es sinnvoll, eine entsprechende Marke mit negativem Vorzeichen auf eine Baustelle des Gegners zu legen, denn es ist immer erlaubt, sowohl auf dem eigenen als auch auf einem gegnerischen Spielbrett Marken auszuspielen.

Beim weiteren Bauvorhaben muss man allerdings einige grundlegende Bauregeln beachten. So ist es unabhängig vom Vorzeichen nur möglich, ein neues Plättchen auf einer Marke abzulegen, deren Wert höher ist als der dieses neuen Plättchens. Wenn nun beispielsweise ein Bauteil mit dem Wert +5 ausliegt, darf man darauf nur andere Steine mit Werten von höchstens 4 auslegen, wohlgemerkt + oder -. Wer hingegen einen Schatz ablegen möchte, darf dies nur dann tun, wenn die darunter liegende Marke genau den gleichen Wert hat, ebenfalls unabhängig vom Vorzeichen.

Dann kann man natürlich auch die Sphinx errichten, falls man im Besitz eines der wenigen Bauteile ist. Allerdings besteht auch hier eine Bauvorschrift, denn die Sphinx ist in einer vorgegebenen Reihenfolge aufzubauen und dabei auch ziemlich risikoreich, denn das Fundament alleine bringt am Ende satte fünf Minuspunkte.

Im Spiel enthalten sind auch zwei Einflussmarker, nämlich die Sabotage und der Skarabäus. Es besteht die Möglichkeit, eine Baustelle, auch die eigene, zu sabotieren. Hierzu legt man in einfach den zugehörigen Marker auf das oberste Plättchen dieser Baustelle und entfernt dieses. So kann man sowohl wertvolle Steine des Gegners als auch ungewünschte aus der eigenen Pyramide entfernen. Mit dem Skarabäus kann man indes den Weiterbau einer Pyramide zwischenzeitlich stoppen. Der ausgeschaltete Spieler hat jedoch die Möglichkeit, in einem seiner nächsten Züge den Skarabäus wieder aus dem Spiel zu nehmen, darf dann aber keine weiteren Aktionen mehr in diesem Zug durchführen.

Die andere Variante eines Spielzugs besteht darin, beliebig viele seiner vier Handmarken gegen neue aus dem Stoffbeutel zu tauschen, was natürlich gerade dann sinnvoll ist, wenn man mit dem eigenen Vorrat nicht zufrieden ist oder aber dringend einen Sabotage-Marker benötigt, weil man ein unerwünschtes Bauteil zerstören möchte.

Ganz gleich, für welchen Zug man sich entscheidet: Am Ende einer jeden Runde muss jeder Spieler so viele Marken nachziehen, dass er wieder vier besitzt.

_Spielende_

Das Spiel ist sofort zu Ende, wenn ein Spieler alle Pyramiden gebaut hat – dies ist der Fall wenn die obersten Plättchen alle den Wert 1 haben – oder wenn die Marken aus dem Stoffbeutel aufgebraucht sind (was aber nur dann geschieht, wenn man mit vielen Spielern spielt). In der anschließenden Wertung werden Pluspunkte addiert und Minuspunkte subtrahiert. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt; bei Gleichstand siegt derjenige, der die meisten Schätze in seiner Pyramide versteckt hat.

_Meine Meinung_

„Gizeh“ gehört zu dieser Spiele-Spezies, die wegen ihres unscheinbaren Äußeren zunächst einmal nur wenig ansprechend sind, sich dann aber schon nach der ersten Spielrunde als ein echter Geheimtipp unter den etwas schnelleren Spielen etablieren und letztendlich auch vollkommen überzeugen. Dabei ist das Spielprinzip denkbar einfach. Man baut und sabotiert ohne Unterlass und muss mit jedem Zug wieder abwägen, ob man nun den Gegner ärgert oder den Bau der eigenen Pyramiden vorantreibt. Beides hat seine Vorzüge, doch beides birgt auch Gefahren in sich. So sind vor allem die wertvollen Stein-Marken der eigenen Pyramide stets gefährdet und ein beliebtes Ziel für feindliche Angriffe, wohingegen sie für den Fall, dass kein Spieler sie sabotiert und man sie bereits im nächsten Spielzug mit einem weiteren, aufgelegten Bauplättchen schützt, natürlich wertvolle Punkte für die Schlusswertung beisteuern.

Interessant ist dabei die sehr variable Spieldauer. „Gizeh“ kann im Extremfall bereits nach drei Runden zu Ende sein, nach zahlreichen Tauschphasen aber auch gut und gerne eine Dreiviertelstunde dauern. Weil man zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr unter die eigenen Pyramidenteile schauen darf, ist eine gute Auffassungsgabe gefragt, denn man muss schon einschätzen können, wann man das Spiel am besten beendet und wie die Punkte zu diesem Zeitpunkt aufgeteilt sind, doch auch in den letzten Schritten kann ein Gegner den Spielverlauf noch einmal völlig auf den Kopf stellen und den sicher geglaubten Sieg wieder umkehren.

Sicherlich ist hierbei auch immer eine Menge Glück im Spiel, denn beim Nachziehen der einzelnen Marken wird im Grunde genommen schon eine Vorentscheidung getroffen. Und dennoch: Man muss schon beständig reiflich überlegen, wohin mit seinen Marken oder ob man überhaupt an seinen Spielmaterialien festhält. Mancher Stein mag zum Beispiel einen Spitzenwert haben, doch ihn permanent in der Hoffnung aufzubewahren, ihn nach mehreren Sabotageakten doch noch einsetzen zu können, kann schnell nach hinten losgehen und kostet den Spieler im Endeffekt wertvolle Spielzüge bzw. die Chance, nützlichere Dinge zu sammeln.

Letztendlich bietet „Gizeh“ eine gut ausgewogene Mischung aus Taktik, Intuition sowie Glück und überzeugt gerade deswegen, weil der Charakter des Spiels sich in jedem Spiel wieder komplett verändern und der Verlauf vorab nie verallgemeinert werden kann. Wichtig hierbei ist als Letztes, dass man „Gizeh“ auch sehr gut mit zwei Leuten spielen kann, wobei ich aus persönlicher Erfahrung eine Runde mit mindestens vier Spielern als Optimallösung bezeichnen würde. Doch ganz gleich, was man daraus macht: Dieser abwechslungsreiche Pyramidenbau bringt über kurz oder lang eine Menge Spaß, bietet zudem einen schnellen Einstieg und kann wegen der prinzipiell sehr geringen Spieldauer zu jeder Gelegenheit auf den Tisch gebracht werden. Fazit: Eine wirklich gelungene und gut umgesetzte Spielidee!

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Nepitello, Francesco / Maggi, Marco – Marvel Heroes

_Die Helden aus dem |Marvel|-Universum auf dem Brett_

Spiele, deren thematischer Hintergrund auf weltweit populäre Figuren oder Ereignisse zurückgreift, sind meist eher durchschnittlich. Man erinnere sich nur mal an die vielen Editionen mit dem verheißungsvollen Titel „Das Spiel zum Film“ – oft war dies allein schon ein Merkmal dafür, dass der Titel auf lange Sicht wegen langweiliger Spielmodi im Händlerregal verstaubte. Warum sollte also ausgerechnet „Marvel Heroes“ aus diesem Raster ausbrechen? Schließlich lässt die poppige Aufmachung ja schon einiges befürchten und lädt nicht gerade dazu ein, das Innere der Schachtel zu erkunden. Auf der Spiel ’06 in Essen habe ich daher auch oft bei „Marvel Heroes“ vorbeigeschaut, bis ich auf einmal eine Spielrunde beobachtete, deren Aufbau und Variantenreichtum überzeugend schien. Als das Spiel schließlich auf der Messe in Lucca auch noch mit einem Preis ausgezeichnet wurde und sich mit einem Mal in ganz Europa Menschen begeistert über das Spiel ausließen, stieg das Interesse – und siehe da: Die Idee der beiden italienischen Spielautoren Marco Maggi und Francesco Nepitello ist absolut fantastisch und bricht den Fluch, der Spielen mit Helden aus Buch und TV seit jeher anhaftet.

_Spielidee_

In „Marvel Heroes“ kämpfen bis zu vier verschiedene Superhelden-Teams darum, New York City vor verschiedenen Gefahren und Bedrohungen zu befreien. Jeder Spieler wählt eines dieser Teams (Fantastic Four, Avengers, Marvel Knights, X-Men) aus und tritt mit den jeweils vier Figuren seiner Mannschaft den Kampf gegen das Böse an. Gleichzeitig kontrolliert aber auch jeder Spieler einen Oberschurken, den Erzfeind des jeweils rechts von einem platzierten Spielers, und versucht mit ihm, die Pläne der Superhelden seiner Mitspieler zu vereiteln. In zehn verschiedenen Szenarien, deren Spielziel jeweils komplett unterschiedlich ist, kommt es nun zur Taktikschlacht zwischen den Superhelden und den fiesen Schurken, die allesamt von den Spielern kontrolliert werden. Einen Gewinner muss es dabei allerdings nicht geben, denn wenn das vorgegebene Spielziel nicht von einem Spieler in der vorgeschriebenen Zeit erreicht wird, verlieren alle.

_Spielmaterial_

• 1 Spielbrett
• 16 Superheldenfiguren
• 4 Oberschurkenfiguren
• 8 Würfel
• 12 Masterplankarten
• 24 Storykarten
• 36 Auftragskarten
• 12 Verstärkungskarten der Teams
• 50 Ressourcenkarten
• 10 Szenariokarten
• 50 Schurkenkarten
• 4 Teamkarten
• 16 Charakterkarten für Superhelden
• 4 Charakterkarten für Oberschurken
• 1 Startspieler-Spielmarke
• 1 Erzfeind-Spielmarke
• 12 Superkraft-Spielmarken
• 1 Spielrunden-Spielmarke
• 1 Aktionsrunden-Spielmarke
• 4 Siegpunkt-Spielmarken der Teams
• 13 Verwundet/KO-Spielmarken
• 36 Bedrohungsspielmarken
• 52 Handlungspunkt-Spielmarken
• 1 Spielmarke für die Störungsleiste

Wie es sich für die vom |Heidelberger Spieleverlag| vertriebenen Spiele gehört, so ist auch „Marvel Heroes“ hinsichtlich des Spielmaterials sehr üppig bestückt. Blickfang sind dabei natürlich die 20 kleinen, sehr nett modellierten Figuren, von denen besonders die Fantastic Four sehr gelungen dargestellt wurden. Davon abgesehen sind die Illustrationen auf den verschiedenen Spielkarten schlichtweg perfekt, was jedoch auch zu erwarten war. Hier hat man sehr genau auf die Details geschaut und zudem auch inhaltlich allen Kritikern den Wind aus den Segeln genommen, die bei der Auswahl der 16 Superhelden eventuell etwas zu meckern gehabt hätten. Jeder wichtige Charakter aus der |Marvel|-Welt ist nämlich trotzdem in irgendeiner Form vertreten, sei es nun eben als Hauptfigur oder auf einer der Ressourcenkarten als Verbündeter. Prunkstück des Kartenwerks sind indes die Charakterkarten, auf denen recht umfangreich alle Fähigkeiten und Fertigkeiten der Helden und Schurken dargestellt werden.

In Sachen Spielmaterial ist „Marvel Heroes“ daher also schon mal eine echte Wucht.

_Das Spielbrett_

Mit den Funktionen des Spielbretts sollte man sich vor der ersten Partie intensiv vertraut machen. Zu wissen, wie die Karten ausgelegt werden, welche Funktionen sie genau haben und was die einzelnen Ablagen bedeuten, ist bedeutsam. In der Spielanleitung steht ausführlich und detailliert beschrieben, wie der Spielplan aufgebaut ist und was die einzelnen Felder bedeuten, doch es ist schon erforderlich, sich diesen Abschnitt am Spielbrett selber anzuschauen, denn ansonsten ist alles nur blanke Theorie, die man nach dem Lesen des Regelhefts schnell wieder vergisst.

_Das Regelheft_

Ja, die Spielregel, die ist bei „Marvel Heroes“ stellenweise ein echtes Hindernis. Nicht etwa, weil sie unverständlich oder gar unstrukturiert wäre. Das Problem ist, dass es während eines Spielzugs so viele verschiedene Aktionen mit eventuellen Hintertürchen gibt, dass man nach dem Durchforsten der 16-seitigen Lektüre schwerlich alles behalten kann. Vor der ersten Partie habe ich zum Beispiel den Fehler gemacht und mir noch am Spielabend selber die Regeln beigebracht – während die Mitspieler warteten. Nach ungefähr zweieinhalb Stunden Vorbereitungszeit und ständigem Hervorkramen der Spielanleitung konnte das Spiel endlich beginnen. Es ist also dringend von Nöten, sich bereits vorher alle Tricks, Kniffe und Regeln aus der Theorie anzueignen, denn ohne gezielte Vorbereitung wird man weder selber gänzlich hinter das Prinzip blicken, noch seinen Mitspielern in irgendeiner Form die Inhalte adäquat vermitteln können. So viel nur als Tipp für alle Interessenten!

_Das Kartenmaterial_

Ähnliches wie für Spielbrett und Anleitung gilt auch für die verschiedenen Karten und deren zahlreiche Funktionen. Auch hier gilt: Eine praxisbezogene Vorbereitung und eine ausführliche Kunde der Möglichkeiten und Aktionen ist unentbehrlich. Alleine die Charakterkarten der Spieler bieten zahlreiche Optionen, die sich jedoch in jeder Spielphase ändern können, ganz zu schweigen von den Schurkenkarten, die man auch noch auf zweierlei Arten einsetzen kann. Vor der ersten Partie sollte man sich also wirklich viel Zeit nehmen.

_Vorbereitung_

(Anmerkung: Die Rezension bezieht sich auf ein Spiel mit vier Spielern; im 2-Spieler-Modus variieren die Regeln zwecks Kartenverteilung ein wenig.)

Nachdem die Regeln bekannt sind, kann nun die erste Runde vorbereitet werden. Hierzu entscheidet sich jeder Spieler zunächst für ein Heldenteam, nimmt dessen vier Spielfiguren und Charakterkarten und legt sie vor sich aus. Die Figuren setzt er anschließend auf das „Ausruhend“-Feld in der Mitte seiner Charakterkarte. Gleiches macht er mit dem Oberschurken des rechten Mitspielers, den er gemeinsam mit dessen Masterplankarten an sich nimmt. Alle Kartenstapel werden gut durchgemischt. Anschließend zieht jeder Spieler zwei Ressourcenkarten und nimmt diese auf die Hand.

Jetzt wird das Spielbrett präpariert. Die Karten werden auf die für sie vorgesehenen Stapel verdeckt abgelegt. Vier Storykarten und jeweils eine Auftragskarte pro Stadtgebiet werden aufgedeckt und positioniert. Entsprechend des Bedrohungswerts wird ein Marker auf das im Auftrag erwähnte Stadtviertel platziert. Eine Szenariokarte wird gezogen und offen ausgelegt. Die hier angeführten Sonderregeln sowie das Spielziel sind die Maxime für die gesamte Partie. Als Letztes werden nun noch die Spiel- und Aktionsrundenmarker sowie der Marker für die Störung bereitgelegt. Das Spiel kann beginnen.

_Spielaufbau_

Jede Spielrunde von „Marvel Heroes“ setzt sich aus insgesamt drei übergeordneten Schritten zusammen, die jedoch allesamt noch einmal in untergeordnete Aktionen unterteilt sind. Grob betrachtet ist das Spiel in die folgenden Phasen aufgeteilt:

1.) Vorbereitung
2.) Planung
3.) Mission

_Phase 1: Vorbereitung_

In der ersten Spielphase geht es in erster Linie darum, die Ressourcen auf dem Spielplan aufzufrischen. Neue Auftragskarten werden in möglicherweise entstandene Lücken gelegt, dementsprechend die Bedrohungsmarker wieder neu verteilt, der Spielrunden-Marker ein Feld weiter bewegt. Anschließend wird bestimmt, wer die Marker ‚Erzfeind‘ und ‚Startspieler‘ bekommt.

_Phase 2: Planung_

In der zweiten Spielphase bereitet der Spieler die späteren Aktionen seiner Superhelden vor. Dies geschieht durch den Einsatz von Handlungspunkten, die man einsetzen kann, um seine vier Helden auf eine anstehende Mission vorzubereiten. Jedem Spieler steht entsprechend der Zahl seiner unverwundeten, nicht aktiven Superhelden jeweils ein Handlungspunkt zu. Hiermit sind genau diejenigen Helden gemeint, die sich weder in einem Stadtteil auf dem Spielplan befinden noch irgendeinen Verwundungsmarker mit sich herumtragen. Zu Beginn des Spiels bekommt also jeder Spieler erst einmal vier Handlungspunkte, die er sich gut einteilen sollte, weil sie knapp bemessen sind und man schon genau schauen sollte, was man damit anstellt. Später steigt diese Anzahl dann; für jeden fünften Siegpunkt erhält man pro Runde einen zusätzlichen Handlungspunkt.

Nun gilt es, die Handlungspunkte einzusetzen. Um seine Superhelden in Aktion zu bringen, sei es nun ‚einsatzbereit‘ oder ‚unterstützend‘, muss man so viele Handlungspunkte zahlen, wie der Rang des Helden es vorgibt. Daher wird man besonders in der ersten Spielrunde nur vergleichsweise schwache Helden verwenden können. Hat man die entsprechende Anzahl entrichtet, bewegt man seinen Superhelden auf dessen Charakterkarte auf die Felder ‚einsatzbereit‘ oder ‚unterstützend‘. Handlungspunkte können auch eingesetzt werden, um Verbündete aus den Ressourcenkarten auszuspielen. Wer eine solche Karte ausspielen will, muss jeweils einen Handlungspunkt ausspielen, um sie auszulegen bzw. um sie dann auch zu aktivieren. Jeder Spieler darf maximal drei Verbündete vor sich auszuliegen haben.

Sollte ein Spieler in einem vorangegangenen Kampf verletzt worden sein, hat er nun die Chance, seine Wunden heilen zu lassen. Er bleibt hierzu auf dem ‚Ausruhend‘-Feld seiner Charakterkarte stehen und bewegt sich in dieser Spielrunde nicht.

Als Letztes hat man noch die Möglichkeit, seine bereits gesammelten Storykarten gegen eine Verstärkung einzutauschen. Für jeweils drei Karten bekommt man eine Verstärkung. Die für die Storykarten erhaltenen Siegpunkte darf man indes behalten. Die Verstärkung darf man nun im weiteren Spielverlauf dauerhaft einsetzen.

_Phase 3: Missionen_

In der dritten Phase werden dann die entscheidenden Aktionen des Spiels durchgeführt. Jedem Spieler stehen in genau fünf Aktionsrunden (zu markieren auf der entsprechenden Leiste) fünf verschiedene Aktionen zur Verfügung, die er in beliebiger Reihenfolge und auch mehrfach ausspielen kann:

• Bewegung
• Heldentat
• Erste Hilfe
• Story
• Anwendung einer Spezialfähigkeit

|1.) Bewegung|

Eine Bewegungsaktion wird durchgeführt, um einen einsatzbereiten Superhelden auf einen beliebigen Stadtteil auf dem Spielbrett zu befördern. Weiterhin kann man seinen Spieler von dort aus auf einen anderen Stadtteil oder aber wieder in die ‚Ausruhend‘-Position auf seiner Charakterkarte bewegen.

Ein unterstützender Held kann dementsprechend auf die Unterstützungsfelder der Stadtteile ziehen. In jedem Stadtteil existieren zwei solche Felder, sie können aber im Gegensatz zu den Stadtteilen selber nicht doppelt belegt werden.

Sollten einsatzbereiter und unterstützender Held von der Charakterkarte auf ein und denselben Stadtteil bewegt werden, zählt dies nur als eine Aktion.

|2.) Heldentat|

Die Heldentat-Aktion ist die ausschlaggebende Handlung für die Entwicklung des Spielverlaufs. Sobald ein Spieler (oder mehrere, eventuell mit Unterstützung) auf ein Stadtfeld ziehen, welches von einer Bedrohung heimgesucht wurde, kann er hier eine Heldentat vollbringen und den Stadtteil wieder von der Bedrohung befreien.

Dies funktioniert folgendermaßen: Zunächst wird der Bedrohungswert ermittelt; dieser ist durch die Marker bzw. den Auftrag, den es zu erfüllen gilt, festgelegt. Mit der entsprechenden Anzahl von Würfeln wird nun der Störungsgrad der Stadt bestimmt. Für jeden Treffer und jedes Störungssymbol wird der Marker auf der Störungsleiste um ein Feld nach oben bewegt. Jeder Held hat zudem eine spezielle Eigenschaft wie zum Beispiel Magie oder Tarnung. Wenn diese nicht mit der Eigenschaft des Auftrags übereinstimmt, darf jeder Würfel mit dem ‚Nachwürfeln‘-Symbol ein zweites Mal geworfen und das Resultat hinzuaddiert werden.

Nun wird der Störungstyp (Gefahr, Verbrechen, Rätsel) mit den Werten des Helden verglichen und der Störungsmarker um die dort angegebene Zahl wieder zurückbewegt. Sollte es dem oder den Helden gelingen, die Störung sofort zu beseitigen, sprich den Wert auf die ‚0‘ zu bringen, hat er den Auftrag sofort gelöst. Andernfalls wird gekämpft.

Für das vorläufige Scheitern der Superhelden dürfen die Gegner nun reihum Schurken ausspielen. Jeder Spieler wird im Uhrzeigersinn gefragt, ob er einen Schurken gegen die Helden ausspielen möchte. Zuvor durfte jeder eine Karte vom Schurkenstapel ziehen, damit dies überhaupt möglich ist. Wer sich zuerst dafür entscheidet, einen Schurken auszulegen, hat damit den Boss-Schurken bestimmt. Allerdings gibt es auch hier spezielle Bedingungen, wann man welchen Schurken ausspielen darf. Der Einsatz jedes Schurken kostet Punkte auf der Störungsskala. Sollte diese nach dem Auslegen des Bosses noch immer nicht bei ‚0‘ sein, dürfen alle Schurkenspieler (das sind alle in dieser Aktion inaktiven Spieler) so lange Zusatzeffekte und Agenten (ebenfalls auf den Schurkenkarten erwähnt) ausspielen, bis die Kosten die Skala auf ‚0‘ bewegt haben. Allerdings ist es nicht verpflichtend, vor dem Kampf auf ‚0‘ zu kommen.

Nun beginnt der Kampf zwischen den Superhelden und den Schurken. Jeder Held und auch fast alle Schurken (im Kampf wird nur der Boss gewertet) haben bis zu drei Superkräfte, die sie in den drei Kampfrunden ausspielen können. Jede Superkraft wird durch einen verdeckten, farbigen Marker repräsentiert. Vor jedem Kampf muss man nun als Erstes auswählen, in welcher Reihenfolge man welche Superkraft einsetzen will. Die Marker legt man dann dementsprechend aus. Meist ergibt sich dies jedoch von selbst, weil jede Superkraft in einer der drei Kampfdisziplinen (Angriff, Verteidigung, Überlisten) die beste ist.

Nachdem dies entschieden wurde, greift der Superheld als Erster an. Er würfelt mit der Anzahl von Würfeln, die seine ausgespielte Superkraft angibt. Jeder Treffer zählt. Für den Fall, dass er noch eine Unterstützung in einem angrenzenden Stadtteil positioniert hat, darf er auch alle Würfeln mit dem ‚Nachwürfeln‘-Symbol einsetzen. Sollte der Angreifer hier siegreich sein, verpasst er seinem Gegner eine Wunde, die mit einem KO-Marker gezeichnet wird. Wenn dadurch schon die entsprechende KO-Stärke des Schurken erreicht ist, wird der Kampf beendet und der Held hat gewonnen. Andernfalls passiert in dieser Kampfphase nichts. Danach greift dann der Schurke nach demselben Muster an; die Konsequenzen sind die gleichen. Als Letztes wird nun der Spielzug ‚Überlisten‘ ausgeführt. Wieder werden die Superkräfte bemüht und die Gesamtstärke der Treffer ermittelt. Der Sieger fügt dem Kontrahenten einen weiteren Schaden zu und darf, sofern es überhaupt noch so weit kommt, in der nächsten Runde wieder die Initiative ergreifen, das heißt als Erster angreifen.

Dies geschieht nun so lange, bis auf einer Seite kein Gegner mehr ist. Sollten mehrere einsatzbereite Superhelden gleichzeitig angreifen, greift der nächste ein, wenn sein Vorgänger verloren hat.

Eventuell kann man im Kampf auch noch einige Spezialfähigkeiten einsetzen, sei es nun durch einen ausliegenden Verbündeten oder durch einen Effekt auf der Charakterkarte. Dies gilt es eventuell noch abzuwägen.

Bei siegreichem Kampf hat der Superheld den Auftrag erfüllt, entfernt den Bedrohungsmarker vom entsprechenden Stadtteil und die Auftragskarte aus der Auslage und rückt die abgebildete Zahl an Siegpunkten vor. Andernfalls wird der Held zur Erholung zurück auf seine Charakterkarte gestellt und muss sich dort ausruhen.

Nun muss man noch unterscheiden zwischen normalen Aufträgen und solchen mit Oberschurken-Symbol. In Letzteren hat der Spieler, der den Oberschurken des aktiven Teams verwaltet, die Möglichkeit, vor dem Zug ins Spielgeschehen einzugreifen. So kann er zunächst andeuten, dass er einen Masterplan durchführen möchte. Dann hat er noch die Option, sich einzumischen, indem er entweder den Bedrohungswert erhöht, Schurkenkarten im Wert des Ranges des stärksten gegnerischen Superhelden ausspielt oder aber die Option des Nachwürfelns für den späteren Kampf wählt.

Nach dem Kampf – sollte der Superheld ihn bestanden haben – kann er dann den Oberschurken herausfordern. Dies ist kein Muss, jedoch erhält der Schurkenspieler bei Verzicht ohne Widerstand die erste Masterplankarte. Sollte es indes zum Kampf kommen, darf der Oberschurke sich noch eine Zahl zusätzlicher Handlanger aus dem Schurkenstapel ziehen und nun gegen den Superhelden antreten. Dieser darf zuvor jedoch nicht eventuell erlittene Wunden heilen. Beim Sieg des Superhelden bekommt er eine Verstärkungskarte; bei einer Niederlage kann der Oberschurke seinen Masterplan dennoch durchsetzen.

|3.) Erste Hilfe|

In einer ‚Erste Hilfe‘-Aktion kann der Spieler einen ‚Verwundet‘-Marker von einem ausruhenden Superhelden entfernen.

|4.) Story|

Sollte man sich für die Option ‚Story‘ entscheiden, zieht man eine Karte vom Story-Stapel nach und legt sie auf die hinterste Position der Story-Reihe. Die dort bereits ausliegenden Karten werden in Pfeilrichtung vorwärts geschoben. Die Karte, die nun aus dieser Reihe geschoben wird, kommt dem Team zugute, welches darauf abgebildet ist. Sie bringt sofort einen Siegpunkt.

Später kann man für drei Storykarten eine Verstärkungskarte bekommen, ohne dadurch die Siegpunkte zu verlieren.

|5.) Spezialfähigkeiten anwenden|

Jeder Charakter hat sowohl einsatzbereit als auch unterstützend eine Spezialfähigkeit, die er bei entsprechender Aktivierung einsetzen kann.

_Spielende_

Das Spielende ist in jedem Szenario anders definiert. Meist richtet es sich nach einer bestimmten Anzahl erreichter Siegpunkte oder Spielrunden. Sobald dieses erreicht ist, wird die laufende Runde noch zu Ende gebracht und anschließend gewertet. Es ist dabei auch möglich, dass kein Spieler gewinnt, weil die Anforderungen des Szenarios nicht erreicht wurden.

_Meine Meinung_

Man kann es der umfangreichen Spielbeschreibung schon entnehmen: Dieses Spiel ist recht komplex und auf strategischer Ebene sehr, sehr vielseitig. Alleine schon dadurch, dass sich in jedem Szenario andere Voraussetzungen und Zielvorgaben entwickeln, ergeben sich unendlich viele Möglichkeiten, was wiederum dadurch verändert werden kann, wie die Teams aufgeteilt sind bzw. in welcher Reihenfolge die Oberschurken agieren können. Hinzu kommen die vielzähligen taktischen Zusatzmöglichkeiten durch das Ausspielen von Ressourcen- auf der einen und Schurkenkarten auf der anderen Seite. Stetig ergeben sich somit (vor allem in der Kampfphase) neue interessante Konstellationen, wobei es für den Superhelden-Spieler manchmal ziemlich hart ist, die ziemlich starken Schurken in die Schranken zu weisen, zumal durch verschiedene Einmischungen dort schon die Rahmenbedingungen zum eigenen Nachteil abgesteckt worden sind.

Der Anspruch an die Spieler ist also schon ziemlich hoch und erfordert daher auch ein wenig Spielerfahrung, um sich einigermaßen gut ins Geschehen einfinden zu können. Wann spiele ich welchen Helden mit welcher Unterstützung und welchem Verbündeten aus? Wann ist es überhaupt sinnvoll, sich einer Aufgabe zu stellen, schließlich ist man manchen Schurken so schnell nicht gewachsen? Solche Fragen entwickeln sich im Laufe des Spiels beinahe ständig, wobei natürlich auch einiges vom Würfelglück abhängig ist. Es ist also nicht unmöglich, mit einem vergleichsweise schwachen Superhelden einen vermeintlich übermächtigen Schurken in die Schranken zu weisen, aufgrund der entsprechenden Voraussetzungen aber eben häufig sehr schwierig. Es ist aber auch nicht möglich, direkt seine besten Leute ins Rennen zu schicken, weil die Anzahl der Handlungspunkte stark begrenzt ist und einem so den überlegenen Paukenschlag zunächst verbaut.

Jeden Spielzug vorab gedanklich genau durchzuspielen und alle Eventualitäten abzuwägen, ist die sicherlich beste Vorgehensweise und beschreibt auch gut, wie taktisch und knifflig „Marvel Heroes“ in der Tat ist. Das Spielprinzip geht damit nicht nur weit über ähnliche Titel mit ebenso namhaften Superhelden hinaus, sondern erfindet das Genre des Strategiespiels stellenweise komplett neu, selbst wenn viele Elemente sicher auch in vergleichbarer Art aus anderen Spielen bekannt sind. Insofern ist „Marvel Heroes“ auch als eine sehr frische Weiterentwicklung dieser Sparte zu betrachten, dazu noch sehr schön aufgemacht und mit wunderschönen, üppigen Spielmaterialien ausgestattet.

Auch wenn man es beim ersten Blick auf die Spielschachtel nicht vermuten mag: „Marvel Heroes“ ist ein ernsthaftes Konkurrenzprodukt zum sehr gut besetzten Fantasy-Katalog des |Heidelberger Spieleverlags|, aufgrund seiner taktischen Vorzüge jedoch auch noch für einen größeren Spielerkreis geeignet. Oder um es anders zu beschreiben: Dieses Spiel schlägt so richtig ein – ganz so wie einst Superhelden wie Spider-Man, Wolverine oder Hulk!

http://www.hds-fantasy.de/
http://www.heidelberger-spieleverlag.de

Ostertag, Helge / Ostertag, Anselm – Guru

_Die Welt der Sekten und Gurus_

Im frisch aufgelegten Kartenspiel der beiden Ostertag-Brüder Helge und Anselm tauchen die Spieler in die dubiose Welt geheimnisvoller Sekten ein. Jeder Spieler schlüpft hierzu in die Rolle eines Gurus und versucht, möglichst viele Mitglieder für seine Glaubensgemeinschaft anzuwerben. Mit Hilfe einiger einflussreicher Prediger versammeln sie die Passanten vor ihrer Bühne und versuchen, diese von ihrer Sekte zu überzeugen. Jedoch sind die anderen Gurus auf der Hut, denn schließlich empfinden sie ihre Sekte als die einzig wahre. Also arbeitet man inkognito, versteckt seine Prediger und versucht mit allen Mitteln, sie vor der Entlarvung zu bewahren. Stattdessen entlarvt man lieber die Gurus der Konkurrenz, denn dafür gibt’s satte Prämien – und natürlich bessere Aussichten für den Zuwachs im eigenen Lager.

_Spielmaterial_

• 125 Sektenanhängerkarten
• Jeweils 15 Predigerkarten in deutscher und englischer Sprache
• 80 Geldscheine im Wert von einer Million
• 5 Karten mit Aktionstabellen
• 1 Spielregel

„Guru“ ist ein internationales Spiel, darauf haben Helge und Anselm Ostertag sehr großen Wert gelegt und auch extra Zusatzmaterial zur Verfügung gestellt. Da es sich bei „Guru“ um kein Spiel mit wichtigen Textinhalten handelt, war es den Brüdern auch ein Leichtes, das Spiel für ein breit gefächertes Publikum auch über die Landesgrenzen hinaus zu konzipieren. Die einzige Hürde, die es zu überwinden galt, war das Verfassen einer englischsprachigen Spielanleitung sowie der Erläuterung der einzelnen Begrifflichkeiten auf den Predigerkarten. Gesagt, getan. Die Spielanleitung ist in zwei Sprachen verfasst und dennoch sehr ausführlich ausgearbeitet, und für den internationalen Markt hat man sogar noch einmal ein Zusatzpaket mit 15 weiteren Predigerkarten beigefügt, so dass die Tugenden, Farben, und Völkernamen für jedermann verständlich sind. Sehr gut gelöst.

Des Weiteren ist das Kartenmaterial ziemlich witzig animiert und trägt sehr schön zur Spielatmosphäre bei. Der einzige Nachteil besteht darin, dass sich die Spielfarben und Symbole, anhand derer man die Karten unterscheiden soll, teilweise sehr ähneln und die Farben nicht ganz so klug gewählt wurden. Gerade bei den etwas kleiner dargestellten Details wie den farblich markierten Kartenrändern muss man oft zwei- oder dreimal nachschauen, bis man sich nun sicher ist, um welche Farbe es sich handelt. Gerade zu Beginn, wo man noch nicht so recht mit dem Spiel vertraut ist, stellt sich dies als Hindernis heraus und hemmt den Spielfluss ein wenig. Zu späterer Stunde, also mit ein wenig Erfahrung hat man aber Gott sei Dank den Dreh heraus und kann dieses kleine Manko selber aushebeln.

_Spielziel_

Das Ziel des Spiels ist im Grunde genommen recht einfach definiert: Es geht darum, so viele Passanten wie nur eben möglich für seine Sekte zu gewinnen und dabei darauf zu achten, dass die eigenen Prediger nicht entlarvt werden. Am Ende des Spiels wird nämlich Geld für die erfolgreich angeworbenen, neuen Mitglieder ausgezahlt, doch erhält man dies nur, wenn auch noch der entsprechende Prediger im Spiel ist. Der Spieler, der letztendlich das meiste Geld eingestrichen hat, hat das Spiel gewonnen.

_Die 15 Prediger_

Zu Beginn eines Spiels werden jedem Spieler drei Prediger ausgehändigt, die er verdeckt vor sich ablegt. Weil das Spiel insgesamt für maximal fünf Spieler geeignet ist, sind genau 15 Prediger im Spiel, die sich in drei untergeordnete Kategorien aufteilen. So unterscheidet man einmal die Farbe der Erleuchtung, vertreten durch Prediger wie Günther Grün, Oronsho (orange), Panthero (schwarz), Rosiella (rosa) und Violetta v. Fliederbach (lila), dann das auserwählte Volk mit Mitgliedern wie ‚Big Mama‘ von den Meloniern, ‚Eduard Egghead‘ von den Konesen, ‚Gerd Geimer‘ von den Geimen, ‚Knut Klitschko‘ von den Kanten und ‚O’ Rangutan‘ von den Schimapniern, und zu guter Letzt die Vertreter der höchsten Tugenden, nämlich ‚Centology Tom‘ (Geld), ‚Horst Hurtig‘ (Hast), ‚Manga Armab Yogi‘ (Askese), ‚Rastaman‘ (Relaxen) und ‚Smai Li‘ (Lachen).

_Die Sektenanhänger_

Jeder Sektenanhänger ist ebenfalls gekennzeichnet durch eine Farbe, ein Merkmal der auserwählten Völker sowie eine Tugend. Diese Kennzeichen sind auf den einzelnen Karten noch einmal konkreter abgebildet und durch Hintergrund, Gesichtsfarbe und Körperhaltung symbolisiert. Genauer gesagt handelt es sich hierbei also um jeweils ein Merkmal jeder Predigerkategorie.

_Spielvorbereitung_

Vor jedem Spiel werden die Karten der 15 Prediger und der 125 Sektenanhänger unabhängig voneinander durchgemischt. Die Sektenanhänger werden in vier gleich große offene Nachziehstapel gegliedert und in die Mitte des Tisches gelegt. Die Prediger werden unter den Spielern aufgeteilt; jeder erhält genau drei Predigerkarten, prägt sich ihr Merkmal ein und legt sie verdeckt vor sich ab. Die übrigen Prediger werden in dieser Partie nicht mehr gebraucht. Als Letztes bekommt jeder Spieler noch ein Vermögen von 12 Millionen der hiesigen Währung ausgehändigt.

_Spielablauf – worum es geht, worauf es ankommt_

Ein Spielzug setzt sich aus insgesamt drei verschiedenen Aktionen zusammen, deren Ablauf, Reihenfolge und Vorkommen man aus insgesamt sechs verschiedenen beliebig wählen darf. Es ist also theoretisch möglich (abgesehen von der Aktion ‚Entlarven‘), jeden Spielzug gleich dreimal durchzuführen. Ziel eines Zuges sollte es dabei sein, Passanten aufzuspüren, die in irgendeiner Weise mit den eigenen Predigern in Verbindung stehen, sei es nun aufgrund von Tugend, Farbe oder Völkerzugehörigkeit. Sobald auch nur eine der drei Gegebenheiten zwischen Passant und einem der drei Prediger übereinstimmt, kann man diese Figur in einem späteren Spielzug in seine Sekte aufnehmen und möglicherweise dafür am Ende des Spiels mächtig abkassieren. Allerdings muss man auch ständig auf der Hut sein und auch schon mal bluffen, denn man steht in „Guru“ unter der ständigen Beobachtung seiner Mitspieler, die natürlich nicht erraten dürfen, welche Prediger man steuert.

In einem Spielzug stehen dem Spieler folgende sechs Möglichkeiten zur Verfügung:

|1.) den Passanten predigen|

Man kann in dieser Phase einen der offen ausliegenden Sektenanhänger (Passanten) aufnehmen und vor sich auslegen (vor die sogenannte Bühne). Es gibt dabei keine Begrenzung, wie viele Sektenanhänger in der eigenen Auslage liegen dürfen. Da man sie in einem späteren Spielzug jedoch nur dann für seine Sekte bekehren kann, wenn alle Passanten vor der Bühne eine Übereinstimmung mit einem der Prediger haben, sollte die Zahl der Interessenten nicht zu groß werden.

|2.) kritische Zuhörer verscheuchen|

In dieser Aktion ist es möglich, einen überflüssigen Sektenanhänger vor der Bühne zu entfernen und ihn auf den Skeptikerstapel (Ablage) zu legen. Empfehlenswert ist in diesem Zug auch manchmal, eine eigentlich benötigte Karte auszuspielen, denn so kann man seine Mitspieler täuschen und ihnen das Entlarven der eigenen Sektenmitglieder erschweren.

|3.) Zuhörer abwerben|

Glaubt man, dass ein Zuhörer vor der Bühne eines anderen Gurus besser dem eigenen Prediger lauschen sollte, kann man einen beliebigen Zuhörer der eigenen Auslage mit einem Zuhörer eines anderen Gurus tauschen.

|4.) Zuhörer bekehren|

Sobald alle Zuhörer vor der eigenen Bühne mindestens eine Eigenschaft mit den verdeckten Predigern gemeinsam haben, können sie bekehrt und ebenfalls verdeckt ins eigene Sektenzentrum gelegt werden. Allerdings kostet dieser Schritt jedes Mal wieder eine Million, weshalb man nicht für jede Übereinstimmung bekehren sollte. Der Unkostenbetrag wird zur eigenen Prämie vor die Bühne gelegt; dies ist nicht der Stapel mit dem Vermögen, von dem diese Unkosten bezahlt werden.

|5.) Anklage|

In diesem Schritt darf man einen anderen Guru beschuldigen, einen der rätselhaften Prediger eingestellt zu haben. Nun gilt es nachzuweisen, ob der vorab bestimmte Prediger auch tatsächlich aktiv für den angeklagten Guru arbeitet. Der Spieler, der den Verdacht äußert, nennt den Namen des gesuchten Predigers und fragt den Guru, ob dies der Wahrheit entspricht. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wird der Prediger offen abgelegt und ist nicht mehr aktiv. Ebenfalls wird er auch für die Schlusswertung nicht mehr in Betracht gezogen. Weiterhin kassiert der Kläger die gesamte Prämie des verurteilten Gurus.

Bei einem falschen Verdacht muss der andere Spieler indes jeweils eine Million zum Vermögen und zur Prämie des Beschuldigten beisteuern und ihn so wieder besänftigen. Weil ihm dies aber als Entschuldigung noch nicht ausreicht, müssen auch noch drei der ausliegenden Sektenmitglieder dran glauben und werden abgeworfen. Deswegen ist es auch erforderlich, dass man vor einer Anklage mindestens zwei Millionen Gesamtvermögen besitzt. Zudem muss man noch wenigstens drei Leute vor der Bühne auszuliegen haben.

|6.) Untertauchen|

Hat man selber den Verdacht, dass die Mitspieler kurz davor sind, einen der eigenen Prediger zu entlarven, besteht die Möglichkeit, mit ihm für den Rest des Spiels unterzutauchen und somit zumindest die bisher bekehrten Sektenmitglieder in der Endabrechnung zu berücksichtigen. Für einen Unkostenbeitrag von zwei Millionen, der in die eigene Prämie gezahlt wird, kann man nun einen Prediger verdeckt ins Sektenzentrum ablegen. Die bis dato bekehrten Sektenmitglieder hat man somit sicher!

_Spielende und Wertung_

Das Spiel ist sofort zu Ende, wenn noch genauso viele aktive Prediger im Spiel sind wie die Anzahl der Spieler beträgt. Bei fünf Spielern ist also genau dann Schluss, wenn noch fünf Prediger um die Gunst der Passanten buhlen. Dabei ist es egal, wie diese Prediger aufgeteilt sind. Es ist durchaus möglich, dass ein Spieler noch alle drei Prediger besitzt.

Bei der folgenden Schlusswertung nimmt man nun Karte für Karte aus dem Sektenzentrum und wertet all diejenigen Sektenanhänger, die noch mit den aktiven Predigern Übereinstimmungen vorweisen. Prediger, die aus dem Spiel genommen wurden, werden nicht mehr zum Vergleich herangezogen; die Bedeutung der zugehörigen Karten mit Sektenanhängern verfällt. Für jede treffende Übereinstimmung erhält man zum Schluss zwei Millionen zum eigenen Vermögen; untergetauchte Prediger werden erst dann mit einbezogen, wenn sie vom Sektenzentrumsstapel aufgedeckt werden. Der Spieler, der am Ende über das größte Vermögen (Prämien zählen hier nicht mit) verfügt, hat das Spiel gewonnen.

_Meine Meinung_

„Guru“ ist ein Deduktionsspiel mit hohem Unterhaltungswert, einem sehr dynamischen Spielaufbau und leicht verständlichen Regeln. Eigentlich ja schon fast der Idealfall für ein Kartenspiel eines vergleichsweise kleineren Verlags. Allerdings bringt die Messeneuheit aus dem |Pfifficus|-Verlag ein winziges Hindernis mit sich, und das ist die etwas undeutliche Zusammenstellung des Spielmaterials. Es hätte eigentlich schon gereicht, wenn die Farbgestaltung der einzelnen Völker und Personen etwas deutlicher voneinander abgewichen wäre, dann wäre gar nicht diese Verwirrung entstanden, die besonders die erste Partie zu einer stockenden Angelegenheit geraten lässt. Es gilt erst einmal, sich umfassend mit dem Kartenmaterial vertraut zu machen, dabei ist dieses ja im Grunde genommen auch recht simpel aufgebaut. Das Problem besteht lediglich darin, dass einzelne Details mit den sehr ähnlichen Farben verschwimmen und man so schon mal auf den Holzweg gerät, weil man einer optischen Täuschung unterliegt.

Hat man diese Hürde umschifft, entwickelt sich das Spiel zu einem kommunikativen, sehr abwechslungsreichen Spielvergnügen. Dabei ist keine der einzelnen Handlungsmöglichkeiten zu unterschätzen, selbst nicht die Aktion, die erst einmal nicht so sinnig scheint, nämlich unnütze Karten zu ziehen, um die Kontrahenten auf eine falsche Fährte zu locken, nur um sie später wieder abzuwerfen oder gegen wertvollere, stimmige Karten einzutauschen. Besonders empfehlenswert ist das Spiel bei maximaler Spielerzahl. Binnen kürzester Zeit entsteht in dieser Variante eine ziemlich rasante Partie, in welcher der Faktor Taktik sogar noch stärker zur Geltung kommt. Schließlich gilt es immer abzuwägen, ob man lieber die eigene Sekte verstärkt oder doch lieber die anderen Gurus ärgert, sie täuscht, verwirrt und mit ihnen ein Katz- und Maus-Spiel betreibt, dem sie nach einiger Zeit kaum noch folgen können – was jedoch ein ziemlich positiver Aspekt ist, weil er noch einmal ganz deutlich offenbart, dass man bei geschicktem Spiel stets undurchschaubar bleibt und im Gegenzug mit einer guten bis brillanten Auffassungsgabe die besten Voraussetzungen hat, um den oder die Gegner bzw. ihre Prediger zu entlarven, was wiederum gerade bei mehreren Spielern sehr schwierig ist. Sich nämlich zu merken, wer was wann abwirft, und gleichzeitig zu durchschauen, ob es sich um einen gemeinen Bluff handelt, ist wirklich nur Profis vorbehalten, wobei der Ehrgeiz, sich zu einem solchen zu entwickeln, einfach nicht abreißen will.

Die äußeren Defizite können letztendlich also ganz klar von der Spielidee und ihrer Umsetzung verdrängt werden, so dass am Ende ausschließlich positive Eindrücke zurückbleiben. Fassen wir es also kurz: „Guru“ ist ein tolles, teils auch ziemlich witzig illustriertes Strategiekartenspiel, das einen nach mehreren Eingewöhnungsrunden ähnlich wie die Hauptdarsteller des Spiels, die Sektengurus, in seinen Bann zieht.

http://www.pfifficus-spiele.de/

Darbro, Jon / Dawson, Alain H. – Chez Geek 1 – Die Freak-WG

_Freitag Nacht in der WG_

Fernsehen, Bier, Schäferstündchen. In der WG von „Chez Geek“ werden die verpöntesten Tabus zum Leben erweckt und auch noch belohnt. Je fauler und lässiger die Grundeinstellung, umso besser, denn schließlich will man ja selber unter seinen Wohnungsgenossen den Titel des Slackerkönigs einheimsen. Slacker? Nun, hier geht es um den typischen, faul abhängenden Klischeestudenten, der sich hier möglicherweise sogar selber spielt. Und damit man in der WG auch zum besten Slacker wird, muss man erst einmal ein individuelles Slackziel haben. Wie viel Slack braucht man, um sein Leben genüsslich bestreiten zu können – und bei „Chez Geek“ als Gewinner hervorzugehen? Diese Frage wird in diesem erfolgreichen Kartenspiel, welches mittlerweile sogar schon ein zweites Mal aufgelegt wurde, geklärt. Und gelacht werden darf natürlich auch …

_Spielmaterial_

• 112 Spielkarten
• 1 sechsseitiger Würfel
• 1 Spielanleitung

Das Spielmaterial von „Chez Geek“ fällt sofort wegen seiner witzigen Aufmachung auf. Die Spielkarten warten nicht nur mit lustigen Illustrationen, sondern auch mit herrlich abgedrehten Kartentexten und seltsamen Dialogen auf. Im Prinzip eigentlich genau das, was man von |Pegasus| gewöhnt ist. Nur noch einmal eine Spur freakiger …

_Die Karten_

In „Chez Geek“ unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Kartenarten, nämlich Job- und Lebenskarten. Elementar ist hierbei die erste Kategorie, da sie quasi das Charakterprofil eines Spielers dokumentiert. Die Jobkarte gibt an, wie viel Einkommen man hat, welches man beim Shopping verprassen oder für Aktivitäten ausgeben kann. Außerdem ist dort ein Freizeitwert abgebildet, der angibt, wie viele Freizeitaktivitäten man während eines Spielzugs durchführen kann. Beide Werte können zweigeteilt sein, so dass man erst auswürfeln muss, welchen Wert man für die jeweilige Spielrunde verwenden muss. Der letzte Zahlenwert ist das Slackziel, das Informationen darüber gibt, welche Slackpunktzahl man erreichen muss, um das Spiel zu gewinnen. Die letzte Eigenschaft der Jobkarte ist entweder ein Vor- oder ein Nachteil und beschreibt spezielle Eigenheiten, die der Job mit sich bringt.

Die Lebenskarten sind die eigentlichen aktiven Spielkarten. Man unterscheidet zwischen Personen, Dingen, Aktivitäten und Jederzeit-Karten, deren Wert und Handlungsmöglichkeiten individuell aufgeführt sind. Wie man diese Karten ausspielt, ergibt sich im Laufe des Spiels wie von selbst.

_Spielvorbereitung_

„Chez Geek“ ist in der Grundausstattung für bis zu fünf Spieler konzipiert, wobei das Spiel erst richtig interessant wird, wenn mindestens drei Leute beteiligt sind. Für das Spiel zu zweit empfiehlt die Spielanleitung dabei eine spezielle Anordnung der Jobkarten. In der sonstigen Variante werden zu Beginn einer Partie die Jobkarten und die Lebenskarten separat gemischt und bilden jeweils einen verdeckten Stapel. Ein vorher bestimmter Geber verteilt an jeden Spieler eine Jobkarte und sechs Lebenskarten. Während Letztere auf der Hand gehalten und als aktives Spielmaterial genutzt werden, wird die Jobkarte offen vor einem abgelegt und offenbart nun für jeden ersichtlich die Voraussetzungen für einen jeden Spielzug.

_Eine Spielrunde_

Ein Spielzug besteht aus insgesamt fünf Spielphasen, die in einer bestimmten Reihenfolge durchgeführt werden. Konkret sieht dies wie folgt aus:

|1.) Ziehen|

Zu Beginn seines Zuges stehen dem Spieler sechs Handkarten zu. Dies ist auch gleichzeitig die Begrenzung des Handkontingents; mehr Karten sind nicht erlaubt. In diesem ersten Zug füllt man nun seine Kartenhand so weit auf, bis dieses Limit erreicht ist. In der ersten Runde entfällt dieser Zug natürlich.

|2.) Würfeln|

Manche Jobkarten verzeichnen variable Werte für Einkommen und Freizeit, die in dieser Phase dann ausgewürfelt werden. Bei einer Würfelsumme von 1-3 wählt man den niedrigeren Wert, für ein Resultat zwischen 4-6 Augen darf man mit der höheren Zahl spielen.

|3.) Personen anrufen|

Alleine in der WG ist es oft langweilig. Also bietet sich in dieser Phase die Möglichkeit, verschiedene kuriose Gestalten anzurufen, die einem das Leben in der Wohngemeinschaft versüßen – oder aber zur Hölle machen. In dieser Aktionsphase darf man ausschließlich Personenkarten ausspielen, davon aber so viele, wie man möchte. Unterschieden wird indes zwischen eingeladenen und unerwünschten Personen, deren Slackwert dementsprechend positiv oder negativ ist. Allerdings ist es nicht verpflichtend, Leute in die WG zu bitten; schließlich will man sich ja nicht mit Taugenichtsen und Kleingaunern umgeben.

Sollte man sich jedoch dafür entscheiden, eine Person einzuladen (dies geschieht natürlich auch nur, wenn man einen Nutzen davon hat), kündigt man den Besuch dieser Figur an und bestimmt dabei auch sofort, ob sie in das eigene Zimmer oder in das eines Mitbewohners kommt. Nun wird aber noch entschieden, ob der Person überhaupt Zutritt gewährt wird. Hierzu werden erneut die Würfel verwendet. Die Regeln sind jedoch etwas gemäßigter als beim Auswürfeln variabler Freizeit- und Einkommenswerte. Alle Würfelergebnisse im Wert von 3-6 ermöglichen einer Person, die WG zu betreten. In diesem Fall werden die Spezialfähigkeiten dieser Person ausgespielt und die daraus resultierenden Auswirkungen treten umgehend ein. Bekommt eine Person keine Einwanderungsgenehmigung in die WG, wird sie auf dem Ablagestapel abgelegt.

Unerwünschte Personen kann man später im Spiel auch wieder loswerden und ggf. einem anderen Mitspieler unterjubeln. Eine Sonderregelung besteht bei den Katzenkarten, die ebenfalls zur Kategorie Personen zählen. Diese müssen nicht extra angekündigt werden, sondern dürfen sofort offen ausgelegt werden.

|4.) Freizeit|

In der Phase Freizeit darf man nun verschiedene Aktivitäten durchführen bzw. sein Einkommen gegen Dinge oder als Bezahlung für besondere Aktivitäten eintauschen. Man darf allerdings nur so viele Freizeitaktivitäten durchführen, wie es die Jobkarte vorgibt. Für das Shopping gilt hierbei, dass auch die Anschaffung mehrerer Dinge zu einem einzigen Einkaufsbummel zählt und daher auch nur einmal abgerechnet wird. Natürlich darf man dabei aber nicht das Einkommenslimit überschreiten. Unter solche Dinge fallen vor allem typische Laster wie Zigaretten, Alkohol oder weitere Rauchwaren.

Aktivitäten müssen indes ähnlich wie Personen angekündigt werden. Gegebenenfalls muss man hierfür auch zahlen oder sogar einen variablen Slackwert auswürfeln. Egal welches Ergebnis dabei herumkommt (möglich sind auch Werte von null und tiefer), es wird auf jeden Fall eine der zur Verfügung stehenden Freizeiten verbraucht. Zu Aktivitäten gehören unter anderem Beschäftigungen wie Schäferstündchen, Schlafen oder im Netz surfen.

|5.) Ablegen und Sonstiges|

Wenn man am Ende eines Zuges immer noch mehr als fünf Handkarten hat, muss man Karten ablegen, bis man nur noch fünf Karten besitzt. Es ist dabei erlaubt, bis auf eine Handkarte alle abzulegen und sie im nächsten Spielzug in der ersten Aktionsphase wieder bis auf sechs Karten aufzufüllen.

Außerhalb dieses vorgegebenen Schemas stehen einem auch noch weitere Aktionen zur Verfügung. So kann man zum Beispiel zu jeder Spielphase, also jederzeit, die gleichnamigen Jederzeit-Karten ausspielen, um zum Beispiel einen Spielzug eines Gegners zu kontern oder aber einen eigenen Vorteil zu erlangen.

_Zusatzregeln_

Abseits vom Basisregelwerk gibt es noch eine ganze Reihe an zusätzlichen Regeln und Definitionen, die sich auf individuelle Spielsituationen bzw. auf die Verwendung spezieller Karten beziehen. So gibt es beispielsweise Karten, die eine gerade gespielte Aktion ungültig machen, Karten, die gleich zwei Kategorien abdecken, Karten, die den Slack eines Jobs erhöhen, und Karten, die einem dabei behilflich sind, unerwünschte Personen aus seinem Zimmer zu entfernen. Außerdem gibt es spezielle Regeln für die Personengruppen ‚Fressack‘, ‚Besoffener Tölpel‘ und ‚Superzecke‘, deren Effekt sich in jeder Runde niederschlägt und erst beendet ist, wenn eine bestimmte Kartenkategorie aus der Wohnung entfernt wurde – es sei denn, es gelingt dem Spieler, den ungebetenen Gast früher aus dem Zimmer zu verbannen.

Eine ganz witzige Regel gibt es noch für besonders erfolgreiche Schäferstündchen. Sollte man bei einer Liebelei tatsächlich einen Wert von mehr als fünf Slack erzielen, verlieren die rechten und linken Zimmernachbarn sofort eine Schlafen-Karte.

_Ende des Spiels_

Sobald ein Spieler sein Slackziel erreicht oder überschritten hat, endet das Spiel sofort. Der erfolgreichste Slacker hat das Spiel gewonnen. Für das nächste Spiel gilt nun die Regel, dass der Sieger sich seine Jobkarte aussuchen darf, bevor die Mitspieler eine solche ziehen.

_Meine Meinung_

In den Staaten ist „Chez Geek“ bereits seit 1999 absoluter Kult, weshalb es eigentlich kaum verwunderlich ist, dass ausgerechnet der |Pegasus|-Verlag die deutschsprachige Version herausgebracht und die WG-Freakshow hierzulande bekannt gemacht hat. Das Spiel passt wunderbar ins eigene Verlagsprogramm und zehrt natürlich in erster Linie von den witzigen Darstellungen und den noch witzigeren Spielmöglichkeiten. Punkte fürs Herumgammeln zu sammeln, ist an sich ja schon kultig, doch beim Herumgammeln noch derart erfinderisch zu sein, sich mit den anrüchigsten Waren zu versorgen und das Aktivitätenprogramm mit solch sinnfreien Beschäftigungen wie Schlafen oder Gartenarbeiten nach Mitternacht zu füllen, ist mal wieder die Spitze des Eisbergs und sorgt Runde für Runde für zahlreiche Lacher.

Andererseits lebt „Chez Geek“ aber sicherlich nicht bloß von der effektreichen Aufarbeitung des Spielmaterials. Sicher, der Spielspaß wäre definitiv ein anderer, wenn die ausgeflippten Illustrationen einem nicht sofort ins Auge springen würden, doch was grundlegend zählt, ist die Dynamik, die sich aus den einzelnen Zugmöglichkeiten ergibt und das Spiel zu einem recht vielseitigen und zu einem unerwartet hohen Anteil auch taktischen Vergnügen macht. Dabei kann es manchmal zu einer echten Tüftelei werden, sich für eine Aktivität zu entscheiden bzw. beim Shoppen die richtigen Utensilien anzuschaffen, denn man muss stets damit rechnen, dass die Mitbewohner bereits die passenden Karten auf der Hand haben, um Dinge zu entziehen oder das Freizeitleben zu beeinträchtigen. Die Vielzahl an Varianten und Kombinationen, die sich hieraus ergibt, garantiert letztendlich auch einen langfristigen, immer wieder begeisternden Spielspaß, der sich mittlerweile sogar mit einer Fortsetzung sowie dem von der Grundidee an dieses Original angelehnte „Chez Goth“ erweitern lässt. Für meinen Geschmack ist „Chez Geek“ eines der heitersten, witzigsten und schlussendlich auch besten Kartenspiele, die derzeit auf dem deutschen Markt erhältlich sind.

http://www.pegasus.de

unbekannt – Trivial Pursuit – 1990er

_Back to the 90s_

„Trivial Pursuit“-Spiele gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Ob Disney-, Fußball- oder zuletzt die DVD-Ausgabe, dem allseits beliebten Wissensspiel sind keine Grenzen gesetzt, so dass das Spiel auch mit den ständig neuen Varianten immer noch Erfolge feiert. Eine der aktuellsten Fassungen ist „Trivial Pusuit – 1990er“, welches sich, der Name desutet es bereits an, mit Ereignissen und Besonderheiten des vergangenen Jahrzehnts beschäftigt und alle wichtigen Entwicklungen in insgesamt 1800 Fragen und drei verschiedenen Perioden reflektiert. Es geht um Dinge wie die E-Mail, den Durchbruch des Internets, Meilensteine im Showbusiness, sportliche Höhen und Tiefen sowie natürlich um politische Hintergründe, die in diesem Fall jedoch nicht ganz so weltfremd wirken wie einst in den ersten Generationen des Spiels. In einem erneut spannenden Wettkampf kann man mithilfe dieses Spiels eine der wichtigsten Epochen der Menschheit noch einmal rekapitulieren und dabei sein eigenes Wissen noch einmal testen. Gerade für jüngere Fans dieses Spiels sollte dies Anstoß genug sein, sich mit dieser Edition von „Trivial Pursuit“ noch einmal näher auseinanderzusetzen.

_Ziel des Spiels_

Das Ziel von „Trivial Pursuit“ ist es, seinen Wissensspeicher mit sechs verschiedenen Wissensecken aus sechs verschiedenen Fragekategorien zu füllen. Sobald einem dies gelungen ist, gilt es, die Mitte des Spielfelds aufzusuchen und dort die Masterfrage zu beantworten. Wem dies als Erstem gelingt, der hat das Spiel gewonnen.

_Spielmaterial_

• 1 Spielbrett
• 300 Karten mit jeweils sechs Fragen und Antworten
• 3 Kartenhalter
• 6 Wissensspeicher
• 3 farbige Wissensecken
• 1 Würfel

Das Spielmaterial von „Trivial Pursuit – 1990er“ hat sich gegenüber den Basisversionen des Spiels nicht grundlegend verändert. Ein Unterschied besteht lediglich darin, dass die Fragen und Antworten auf drei unterschiedlichen Hintergründen abgedruckt sind, die wiederum für verschiedne Zeitperioden des letzten Jahrzehnts stehen. Man unterscheidet hier die Zeiträume von 1990-93, 1994-96 und 1997-99. Auch die Kartenhalter sind individueller gestaltet worden und wirken ein wenig futuristisch. Was hingegen zu bemängeln ist, wäre die Quantität des Materials. Gerade einmal 300 Karten sind bei einem Endpreis von rund 40 € nicht besonders viel. Das Spielmaterial mag zwar toll und aufwendig gestaltet sein (die glamourösen Wissensspeicher machen zum Beispiel echt etwas her), aber wenn ich da an manch andere Ausgabe denke, wird hier inhaltlich nur ein Bruchteil dessen geboten, was vor einiger Zeit noch zu einem deutlich niedrigeren Preis auf den Markt gekommen ist.

_Spielvorbereitung_

Vor dem Spiel wählt jeder Spieler einen Wissensspeicher aus und setzt ihn auf das zentrale Feld des Spielplans. Die Fragen werden farblich getrennt in die Kartenhalter gestellt und neben dem Spielbrett positioniert. Anschließend wird der Startspieler ausgewürfelt, dies ist derjenige mit der höchsten Würfelsumme.

_Spielablauf_

Ein Spielzug besteht aus genau drei festgeschrieben Aktionen. Zunächst würfelt der Spieler für die Bewegung seines Wissensspeichers und entscheidet dann, in welche Richtung er diesen zieht. Ziel ist es dabei, die Eckfelder aller Kategorien zu erreichen, denn nur auf ihnen bekommt man für eine richtig beantwortete Frage auch die ersuchten Wissenssteine. Je nachdem, wo die Spielfigur landet, wird ihrem Spieler nun eine Frage in der entsprechenden Kategorie gestellt. Zuvor wird jedoch noch ausgewürfelt (die Würfelaugen sind farbig markiert), aus welchem der drei möglichen Zeiträume die Frage stammen soll. Anschließend findet dann das beliebte Frage-Antwort-Spiel statt.

Wenn man eine Frage korrekt beantwortet hat, darf man seinen Spielzug wiederholen, und zwar so oft, bis man irgendwann keine passende Antwort mehr gefunden hat. Dies gilt auch für den Fall, dass man mit einer Antwort einen Wissensstein erlangt hat. Bei einer falschen Antwort übergibt man schließlich an seinen linken Mitspieler.

_Die Kategorien_

• Globales Dorf: Hier geht es um Handel und Werbung bis hin zu weltweiten Reisen und internationaler Politik
• Promis & Stars: Skandale, Glanz & Glamour der Prominenten aus Kunst, Theater, Musik und TV
• Topnews: Bewegende Ereignisse und unvergessliche Stunden, die die Politik und die Menschheit im letzten Jahrzehnt berührt haben
• Zeitgeist & Szene: Der Lifestyle der Neunziger samt Kommerz und Image
• Musik & Show: Film, Fernsehen und Musik – der Einfluss des Showbusiness auf die 90er
• Helden & Versager: Sportliche Höhe- und Tiefpunkte und die damit einhergehenden Skandale

_Spielende_

Sobald ein Spieler alle Wissensecken in seinem Wissensspeicher vereint hat, versucht er, rasch die Mitte des Spielplans zu erreichen. Dort darf er nun eine beliebige Kategorie wählen und sich mit der Masterfrage prüfen lassen. Bei richtiger Beantwortung hat er (oder natürlich sie) das Spiel gewonnen. Ansonsten muss er wieder weiterziehen und darf sich beim nächsten Erreichen des Zentrums erneut prüfen lassen.

_Varianten_

Zu „Trivial Pursuit“ gibt es natürlich auch haufenweise Varianten, um entweder die Spieldauer zu straffen oder den Anspruch zu verringern bzw. zu erhöhen. In der Spielregel sind auch mehrere weitere Spielmöglichkeiten genannt, zum Beispiel die Option, die Antwortzeit zu begrenzen, oder aber die Kurzspielvariante, bei der man nach jeder richtig beantworteten Frage einen Wissensstein erlangt. Eine ganz interessante Version ist indes der Durchmarsch. Weil es ja prinzipiell möglich ist, in einem einzigen Spielzug alle Ecken zu sammeln und die Masterfrage zu beantworten, wird hier den Kontrahenten die Chance eingeräumt, im Anschluss zumindest noch einen Gleichstand zu erzielen – vorausgesetzt natürlich, man legt ebenfalls einen Durchmarsch vor. Das mag zwar etwas weit hergeholt klingen, doch weil die Fragen vergleichsweise einfacher sind als beispielsweise in der Genius-Edition, ist dies durchaus im Bereich des Möglichen.

Eine im hiesigen Spielerkreis bevorzugte Fassung ist die erschwerte Masterfrage. Statt nämlich aus einer Kategorie auswählen zu dürfen, muss der Spieler hierbei alle sechs Fragen einer Karte beantworten. Nur dann kann er das Spiel gewinnen. Allerdings ist dies auch nur Profis zu empfehlen, denn das Glück und das Wissen zu haben, um zufällig die richtigen Themen zu erwischen, ist ebenfalls eine Seltenheit – aber ziemlich interessant und spannend.

_Meine Meinung_

Rein inhaltlich ist „Trivial Pursuit – 1990er“ nicht sonderlich außergewöhnlich, was aber eigentlich auch nicht zu erwarten war bei diesem längst etablierten Spielprinzip. Die Sonderregeln mit den drei zeitlich eingegrenzten Unterkategorien sind jedoch recht interessant, denn wie man schnell feststellen wird, ist der Anspruch bei den älteren Fragen ein wenig höher als bei denen aus dem Zeitraum 1997-99. Dafür ist das Spiel allerdings wegen der deutlichen quantitativen Eingrenzung des Kartenmaterials leider auch schneller ausgereizt. 300 Karten mit insgesamt 1800 Antworten – das klingt zwar nach einer Menge, doch wer „Trivial Pursuit“ öfter auf den Tisch bringt, wird in recht kurzer Zeit mit den Karten durch sein.

Dennoch ist das Spiel der jüngeren Generation zu empfehlen, schließlich hat sie dieses Jahrzehnt durchlebt und wird hier mit einigen kniffligen, gut sortierten Fragen wieder in diese Ära zurückversetzt. Sieht man mal vom Preis-Leistungs-Verhältnis ab, ist „Trivial Pursuit – 1990er“ daher auch sicherlich eines der besten Spiele seiner Art.

http://www.hasbro.de

Breitenstein, Todd – Zombies!!!

_Der ganz normale Zombie-Horror_

Nach etlichen witzigen Kartenspielen und einem sehr großen Beitrag zum Rollenspielsektor nahm der |Pegasus|-Verlag im letzten Jahr ein Spiel ins Programm, das sich mit dem in Brettspielkreisen bislang nur selten angeschnittenen Bereich des Horrors beschäftigt. In „Zombies“ (natürlich in der Widescreen-Edition) hat Spieldesigner Todd Breitenstein seine ganze Vorliebe für Regisseure wie Romero verarbeitet und eine überaus spannende Zombiejagd kreiert, die neben heftigen Schlachten mit den Untoten auch eine Menge Spaß bringt. Fünf Jahre nach Erstveröffentlichung in den Staaten bzw. ein Jahr nach dem hiesigen Release ist das Spiel schon zum Kult heraufbeschworen worden. Zu Recht? Nun, einfach weiterlesen:

_Spielidee_

Eine Horde von unnachgiebigen Zombies ist in die Stadt eingefallen und macht sämtliche Gebäude und Straßen unsicher. Überall wüten die auferstandenen Leichen und suchen nach neuen Opfern, um sich immer weiter zu vermehren. Trotz effektiver Waffen bleibt den Verfolgern der Untoten nur die Flucht zum Hubschrauberlandeplatz, von wo aus man die Stadt verlassen kann. Bis dorthin ist es jedoch ein weiter, unsicherer Weg, denn erst nach intensiver Suche wird man den Fluchtpunkt ausfindig machen, und bis dahin hat die Zombie-Horde möglicherweise schon längst brutal um sich gegriffen.

_Spielmaterial_

• 30 Stadtplan-Teile
• 50 Ereigniskarten
• 100 Zombiefiguren
• 6 Spielfiguren
• Jeweils ein Bogen mit Munitions- und Lebensmarken
• 2 Würfel
• 1 Spielregel

So klasse das Spiel auch sein mag, bei den Spielmaterialien hätte man vielleicht noch ein bisschen mehr Liebe zum Detail zeigen müssen, zumindest bei den Stadtplan-Teilen. Das Problem hierbei ist nämlich, dass sie wegen ihrer glatten Oberfläche immer wieder leicht verrutschen, was in der Praxis dann so aussieht, dass man nach dem Aufheben einzelnen Gegenstände und Figuren immer wieder das gesamte Stadtplanfeld zurechtrücken muss, was wiederum manchmal ziemlich nervig sein kann.

Davon abgesehen, ist die Gestaltung der Spielmittel wirklich toll. Nicht nur die Fülle an Spielfiguren spricht einen sofort an, sondern auch die Aufmachung der Karten und die tollen, wirklich in bester B-Movie-Manier illustrierten Ereigniskarten.

_Vorbereitungen_

Vor jeder Partie werden die beiden Stadtplan-Teile ‚Stadtzentrum‘ und ‚Hubschrauberlandeplatz‘ heraussortiert; die übrigen Stadtplan-Abschnitte werden gut durchgemischt. Anschließend wird die Stadtmitte als Startpunkt auf dem Tisch ausgelegt; der Hubschrauberlandeplatz wird als letzte Karte unter den Nachziehstapel gelegt.

Jeder Spieler wählt nun eine Farbe und setzt die entsprechende Spielfigur auf das Startfeld. Weiterhin zieht jeder Spieler drei der Ereigniskarten und erhält jeweils drei Munitions- und Lebensmarken als Startkapital. Nachdem dann zufällig ein Startspieler ermittelt wurde, beginnt das Spiel.

_Spielziel_

In „Zombies“ lautet die erste Devise durchhalten und warten, bis der Hubschrauberlandeplatz erreichbar ist. Dies ist jedoch gar nicht mal so leicht, denn die Zombies sind nach einiger Zeit überall in der Stadt vertreten, und es gibt kaum noch ein Entrinnen. Wer als Erster auf dem Hubschrauberlandeplatz angelangt ist und ihn von Zombies gesäubert hat, hat das Spiel gewonnen. Alternativ geht derjenige als Sieger hervor, der als Erster 25 Zombies abgeschlachtet hat.

_Spielablauf_

Ein Spielzug besteht aus insgesamt sechs Aktionen, die man, falls möglich, auch allesamt durchführen muss. In der Übersicht sieht der Ablauf eines Zuges wie folgt aus:

1.) Ein Stadtplan-Teil ziehen und an ein beliebiges Feld anlegen
2.) Zombies, die sich im Weg befinden, bekämpfen
3.) Die Kartenhand wieder auf drei Karten auffüllen
4.) Die Spielfigur bewegen
5.) Die Zombies bewegen
6.) Eventuell Handkarten abwerfen

Jeder Spielzug beginnt damit, dass man ein Teil des Stadtplans vom Nachziehstapel zieht und es an irgendein anderes Feld so anlegt, dass es mit der Straße verbunden ist. Auf jedem Teil befinden sich separat Angaben über die Besetzung des Stadtplans, also wie viel Munition, Lebensmarker und Zombies sich darauf befinden müssen. Der Spieler nimmt nun die entsprechenden Anzahlen aus dem Vorrat und füllt den Stadtplan-Teil damit, wobei es zu beachten gilt, dass nur erreichbare Felder besetzt werden und pro Feld (jeder Stadtplan-Teil ist noch einmal in neun quadratische Flächen unterteilt) maximal zwei (verschiedene) Sachen platziert werden können. Für den Fall, dass auf dem Stadtplan-Teil keine genauen Angaben gemacht sind, setzt man so viele Zombies auf die Flächen, wie Straßenanschlüsse vorhanden sind. Es besteht auch die Möglichkeit, dass ein Stadtplan-Teil gezogen wird, der nicht angelegt werden kann. Dieser wird dann aus dem Spiel genommen und durch den nächsten ersetzt. Im ungewöhnlichen Fall, dass man gar nicht mehr anlegen kann, ist der Sieg nur noch über den erfolgreichen Kampf gegen 25 Zombies zu erreichen.

Die Kampfphase entscheidet anschließend darüber, inwiefern man überhaupt gegen die Zombies gerüstet ist. Sollte bereits ein Zombie auf dem Feld stehen, auf dem die eigene Spielfigur sich befindet, muss man sofort kämpfen. Ein Kampf gilt dann als bestanden, wenn man Zahlen zwischen 4 und 6 erwürfelt. Für jede geringere Würfelsumme besteht noch die Möglichkeit, entweder einen Lebensmarker einzusetzen und erneut zu kämpfen oder aber die Differenz bis zum Wert 4 mit Munitionsmarken abzustottern. Man kann den Kampf indes nicht unterbrechen; er ist erst dann zu Ende, wenn der Zombie gefallen oder der Spieler tot ist.

Bei einem siegreichen Kampf bekommt der Spieler den besiegten Zombie ausgehändigt und nimmt ihn in den eigenen Vorrat. Dies dient dazu, um die überwundenen Zombies zu zählen. Verliert er jedoch den Kampf, muss er die Hälfte der eingesammelten Zombies wieder zurück in den Hauptvorrat legen und sich zurück auf das Feld der Stadtmitte begeben. Seinen nächsten Zug startet er von dort aus wieder mit drei Lebens- und Munitionsmarken. Es besteht im Übrigen nicht die Chance, andere Spieler anzugreifen.

Vor der eigentlichen Bewegung kann jeder Spieler noch seine Kartenhand auffüllen, bis er wieder drei Karten hat. Zusätzlich darf er beliebig viele Karten offen vor sich liegen haben. Verboten ist lediglich, ein und dieselbe Waffe zweimal gleichzeitig auszuspielen.

Unterdessen darf man Karten zu jedem Zeitpunkt des Spiels, also auch beim Zuge eines Mitspielers, ausspielen. In jeder Runde ist jedoch nur eine ausgespielte Karte erlaubt.

Nun zieht der Spieler seine Figur über das Spielfeld und erkundet die Stadt. Mit einem Würfel wird die Strecke, über die sich ein Spieler bewegen darf, ausgewürfelt. Nun zieht er maximal so viele Felder, wie die Würfelsumme vorgibt; dies ist allerdings kein Soll! Sobald er auf seinem Weg einen Zombie kreuzt, kommt es zum Kampf. Munitions- und Lebensmarken, die auf einem Feld frei (oder von einem Zombie bewacht) ausliegen, darf man auflesen, sobald man dieses betritt bzw. den Zombie besiegt hat. Man darf allerdings nicht auf jede Fläche eines Stadtplan-Teils ziehen; die erlaubten Felder sind aber auf den Karten markiert.

Der letzte aktive Spielzug besteht darin, die Zombiebewegung durchzuführen. Der Spieler würfelt hierzu erneut und bewegt der Würfelsumme entsprechend Zombies genau ein Feld weiter. Pro Feld ist nur ein Zombie erlaubt, und natürlich dürfen diese sich auch nur in den gekennzeichneten Gebieten aufhalten.

Wenn ein Spieler mit seinen Handkarten unzufrieden ist, besteht jetzt die Möglichkeit, sich von unnützen Ereigniskarten zu trennen und sie abzuwerfen. Anschließend ist der im Uhrzeigersinn nächste Spieler am Zug.

Sobald eines der Spielziele erreicht ist, wird das Spiel sofort beendet und der Sieger ermittelt.

_Meine Meinung_

Ich hatte zuvor schon einiges über dieses Spiel gehört und war deshalb auch sehr gespannt auf meine erste Partie „Zombies!!!“. Und tatsächlich, der Kult ist absolut berechtigt, weil hier in Sekundenschnelle eine richtig tolle, schaurige Atmosphäre geschaffen wird und das Spiel ziemlich authentisch das wiedergibt, was in Streifen wie „Dawn Of The Dead“, „28 Days Later“, etc. geschieht. Jedoch ist in „Zombies!!!“ nicht nur rohe Gewalt, sondern auch ein gewisses strategisches Vorgehen gefordert, denn man kann nicht mal einfach so durch eine Armee von Untoten hindurchziehen und dabei alles und jeden in seiner Umgebung dem Erdboden gleichmachen. In diesem Fall wird man nämlich ziemlich schnell an seine Grenzen stoßen und von der stetig steigenden Anzahl der Monster überrannt werden. Nach einigen Runden ist die Stadt nämlich mit Zombies überfüllt, und man muss sich gut überlegen, wie man sich am besten auf die Attacken gegen die ekelerregenden Gestalten vorbereitet. Außerdem gilt es auch noch, den übrigen Mitspielern das Leben schwer zu machen und ihre Umgebung mit zahlreichen Zombies zuzupflastern, bis einem irgendwann kaum noch eine Chance bleibt, sich von der Bedrohung zu befreien – es sei denn, man tritt den Rückzug an, verspielt dabei aber dann wieder wichtigen Boden auf dem Weg zum Hubschrauberlandeplatz.

Eine wichtige Komponente an diesem Spiel ist, dass es in allen Spielvarianten eine vergleichbare Spannung liefert. Selbst im Spiel zu zweit gerät der Kampf gegen die Untoten zu einem überaus spannenden Wettstreit, bei dem sich das Blatt durch das geschickte Einsetzen von Ereigniskarten und ein wenig Würfelglück bei der Bekämpfung der Feinde von Runde zu Runde wenden kann. Gleich im ersten Spiel zu zweit hatten wir die Situation, dass mein Mitspieler genau 24 (das war in der Tat ein echter Zufall …) Zombies besiegt hatte und noch genau zwei seiner Gegner in seinem Umfeld standen. Meine Figur befand sich hingegen auf dem Weg zum Hubschrauberlandeplatz, der sich genau in der entgegengesetzten Richtung befand. Nachdem ich nun mit einer Ereigniskarte bewirken konnte, dass ich zwei Zombies vom Feld nehmen durfte – ich selber hatte erst 9 besiegt –, war mein Gegner nun gezwungen, den ganzen Weg durch die befreite Stadt zum nächsten Zombiefeld anzutreten, während ich mit genügend Munitions- und Lebensmarken ausgestattet befreit herumwildern konnte. Am Ende kam es dann zu einem wirklich filmreifen Finale, das ich mit genau einem fehlenden Zombie verlor. Echt spannend, was hier passiert.

Im Mehrspieler-Modus hingegen bleibt nur der Weg zum Hubschrauberlandeplatz, weil das Spiel durch insgesamt hundert einsetzbare Zombies erstmal limitiert ist. Doch da jeder sich andere Wege bereitet, bleibt auch hier die Spannung bis zum Schluss erhalten, weil man nie vorab erkennen kann, wo der Platz angelegt wird.

Meiner Meinung nach ist „Zombies“ daher auch ein absolutes Vergnügen, dessen Potenzial unlängst noch mit zwei Erweiterungen gestrafft wurde. Wer auf Horror, Zombies, Taktik und Spaß baut, hat sein Geld bei diesem Titel bestens angelegt.

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Henn, Dirk – Alhambra – Das Würfelspiel

_Der Klassiker im neuen Gewand_

Seit nunmehr knapp vier Jahren begeistert Dirk Henns Spiel des Jahres 2003, „Der Palast von Alhambra“, Brettspielfans auf der ganzen Welt. Dabei gingen die Meinungen bezüglich der Preisverleihung damals noch recht weit auseinander. Während einige sich regelrecht echauffierten, dass der Titel von |Queen Games| mit dem Kritikerpreis versehen wurde, waren andere hingegen absolut überzeugt davon, dass man die richtige Wahl getroffen hat. Nun, mit etwas Distanz, zeigt sich, dass die Jury richtig lag. „Alhambra“ hat sich international durchgesetzt, ist mittlerweile gleich viermal erweitert worden und hat in Form von „Die Gärten von Alhambra“ sogar noch ein kleines Schwesterchen bekommen.

Für Dirk Henn war die Spielwelt der Kalifen jedoch noch lange nicht ausgereizt. Pünktlich zur vergangenen Essener Messe präsentierte er sein neuestes Produkt aus der Erfolgsreihe, „Alhambra – Das Würfelspiel“. Hm, ein Würfelspiel? Glück statt Taktik? Auch hier waren die Bedenken zunächst wieder groß – doch einmal mehr belehrte Henn die Skeptiker eines Besseren und baute das Konzept des Basisspiels um einige entscheidende Schritte aus. So gehört sich das für eine gelungene Spielvariante!

_Spielmaterial_

• 1 Spielplan
• 8 weiße und 1 schwarzer Würfel
• 26 Bonus-Chips
• 1 Startspieler-Chip
• 1 achteckiger Kalifenstein
• 30 achteckige Setzsteine
• 36 Gebäudesteine
• 1 Würfelbecher aus Leder
• 1 zusätzliches Turmplättchen (für die Alcazaba-Variante)

_Spielidee_

Die Idee hinter dem Würfelspiel zu „Alhambra“ ist leicht erklärt. Es geht wieder darum, möglichst viele der sechs verschiedenen Gebäudetypen in seinen Besitz zu bringen und bei drei verschiedenen Wertungen möglichst viele Siegpunkte einzuheimsen. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass man die Gebäude nun nicht mehr für unterschiedliche Währungen kaufen muss, sondern sie mit Hilfe von acht Gebäudewürfeln erwürfelt. Das Prinzip ist dabei ähnlich wie beim Würfelspielklassiker „Kniffel“. Die besten Chancen bei der Verteilung der sechs Gebäudetypen hat derjenige, der die meisten Symbole einer Gebäudeart in seinen drei Würfen erzielt.

Allerdings gibt es nun auch noch zwei verschiedene Spielvarianten, nämlich das Grundwürfelspiel sowie die Alcazaba-Variante, die jedoch nur mit dem Grundspiel „Der Palast von Alhambra“ zu spielen ist. In beiden Spielen ist das Ziel das gleiche, nur der Weg dorthin ist jeweils ein anderer. Was genau dahinter steckt und wie die beiden Fassungen funktionieren, soll nun im Folgenden etwas ausführlicher erklärt werden.

_Das Grundwürfelspiel_

|1.) Vorbereitung|

Vor jeder Partie wird der Spielplan mit der Vorderseite nach oben in die Mitte des Tisches gelegt. Anschließend erhält jeder Spieler sechs Gebäudesteine und abhängig von der Spielerzahl zwischen drei und fünf Setzsteine in seiner Farbe. Den Zählstein legt man auf die Startposition der Siegpunktleiste. Die Bonus-Chips mit der dunklen Rückseite werden heraussortiert und für die letzte Runde bereitgelegt. Die übrigen Chips werden verdeckt gemischt und mit Stapeln zu jeweils fünf Chips neben das Spielfeld gelegt. Der Startspieler wird ausgelost und erhält als Erster den Kalifenstein. Jetzt beginnt der Würfelspaß!

|2.) Spielverlauf|

„Alhambra – Das Würfelspiel“ wird in genau fünf Runden gespielt; die Dauer einer Runde ist dabei abhängig davon, wie viele Setzsteine im Spiel sind. Sobald alle auf dem Plan verteilt sind, ist eine Runde zu Ende. Nach der ersten, dritten und letzten Runde kommt es dabei zu einer Wertung, in der Zwischen- und Endstände ermittelt werden.

Vor einer Runde werden jedes Mal die Bonus-Chips neu platziert. Mit dem schwarzen Würfel wird zunächst ermittelt, auf welchem freien Feld der Startspieler-Chip abgelegt wird. Anschließend nimmt man dann einen der zuvor präparierten Chip-Stapel und legt die Chips auf die übrigen Felder jeweils unter einer Gebäudeart aus. In der letzten Runde verwendet man dann statt der ’normalen‘ Chips die dunkel markierten.

Beginnend mit dem Startspieler darf jeder Spieler nun während seines Spielzugs genau dreimal würfeln, und zwar mit allen acht weißen Würfeln. Vergleichbar wie beim „Kniffel“-Spiel kann er dabei beliebig viele Würfel rauslegen oder wieder zurück in den Becher packen. Die Würfel, die nach dem dritten Wurf ausliegen, sind entscheidend. Nun wählt der Spieler eine erwürfelte Gebäudeart aus und platziert einen Setzstein auf das Feld mit der entsprechenden Anzahl der gewürfelten Gebäudesymbole dieser Gebäudeart. Für jede Anzahl gibt es pro Gebäude genau drei Felder, die jedoch unterschiedlich angeordnet sind. Der Spieler, der beispielsweise als Erster sechs Gärten gewürfelt hat, ist demjenigen, der später in dieser Runde dieselbe Zahl erreicht hat, in der Endabrechnung überlegen, weil er dieses Ergebnis als erster erzielt hat. Daher ist auch der Posten des Startspielers, speziell bei mehr als drei Spielern, äußerst lukrativ. Nachdem er nun seinen Setzstein ausgelegt hat, wird reihum weitergespielt und gewürfelt, bis jeder seine Setzsteine positioniert hat.

Nach einer Runde wird dann das Gesamtergebnis festgehalten. Bei allen Gebäuden darf der Spieler mit dem jeweils besten Würfelpasch dieser Gebäudeart nun zwei Felder vorwärts ziehen. Der Zweitbeste – das kann auch derselbe Spieler sein – zieht indes ein Feld voran. Außerdem erhält der Zweitplatzierte neben dem Gebäudepunkt auch noch den Bonus-Chip, der in der entsprechenden Spalte liegt.

|3.) Bonus-Chips|

Die Bonus-Chips, die man nach jeder Runde erhalten kann, sind für den Spielverlauf nicht zu unterschätzen. Zum Beispiel gibt es hier wertvolle Chips, die einem bei jeder noch ausstehenden Wertung bis zu drei Siegpunkte verschaffen. Weiterhin kann man das Würfelergebnis entweder noch mit einem zusätzlichen schwarzen Würfel verstärken oder sogar einen ganzen Wurf annullieren. Auch auf die Gebäude- und Setzsteine können die Chips eine Auswirkung haben; so kann man den Chip zum Beispiel einsetzen, um bei einer anderen Gebäudeart ein Feld zurückzuziehen, dafür aber anderweitig ein Feld vorrücken und sich so bei lukrativeren Gebäudepunkten Möglichkeiten verschaffen. Die letzte Möglichkeit, die einem die Chips bieten, besteht darin, bei einem später erzielten Gleichstand dennoch an die erste Position zu rücken, wohingegen man sich im Normalfall hinten anreihen muss. Manchmal ist es also gar nicht mal so schlecht, nach einer Runde nur den zweiten Platz zu erreichen …

|4.) Wertung|

Nach der ersten, dritten und fünften Runde werden die Gebäudepunkte und eventuell erhaltene Bonus-Chips gewertet. Die Punkteverteilung funktioniert dabei genauso wie beim Standard-„Alhambra“. Der Spieler mit den meisten Gebäudepunkten bekommt in der ersten Wertung Siegpunkte für die entsprechende Gebäudeart, in der zweiten Wertung wird hierbei auch der zweitbeste gewertet, und in der letzten Wertung kommen sogar drei Spieler zum Zuge. Die Gesamtpunktzahl wird ebenfalls wie gehabt auf der Siegpunktleiste festgehalten.

|5.) Spielende|

Nach der dritten Wertung endet das Spiel. Die letzten Siegpunkte werden abgerechnet und der Sieger ermittelt. Dies ist natürlich derjenige, der zum Ende auf der Siegpunktleiste die Nase vorn hat.

_Die Alcazaba-Variante_

In der zweiten Spielvariante des Würfelspiels stellt Autor Dirk Henn wieder den direkten Bezug zur Basisversion des Spiels her und ermöglicht eine wirklich sinnige Kombination. Im Vergleich zum eigentlichen Grundspiel hat Henn hier auch wieder verstärkt Wert auf die taktische Komponente gelegt und das Spielprinzip von „Der Palast von Alhambra“ im Grunde genommen vollständig übernommen. Der einzige Unterschied: Statt die Gebäude auf dem Bazar zu kaufen, muss man sie nun erwürfeln.

|1.) Vorbereitung|

Für die Kombination der beiden Titel benötigt man noch einiges Zusatzmaterial aus der Schachtel von „Der Palast von Alhambra“. Ergänzt wird das Spiel nun um alle 54 Gebäudeplättchen, den Stoffbeutel zum Nachziehen sowie pro Spieler ein Startbrunnen-Plättchen und ein Reservefeld. Außerdem wird noch das zusätzliche Turmplättchen gebraucht.

Vor der Partie werden nun die Gebäudeplättchen farblich sortiert. Anschließend bildet man insgesamt fünf Stapel mit jeweils einem Plättchen jeder Gebäudeart. Die übrigen Plättchen werden in den Beutel gelegt und darin noch einmal gut durchgemischt. Die Setzsteine und der Siegpunktstein werden ausgehändigt, Letzterer auf die Startposition der Leiste gelegt. Zu beachten ist hier auch noch, dass „Alcazuaba“ auf der Rückseite des Spielplans gespielt wird. Nun wird nur noch der Startspieler ermittelt, und das Spiel kann beginnen.

|2.) Spielablauf|

Die Spielrunden verlaufen in der zweiten Variante genauso wie auch beim Grundspiel. Die Spieler würfeln mit den weißen Würfeln die Gebäude aus und platzieren ihre Setzsteine dem Ergebnis entsprechend auf den Feldern der Gebäude. Dieses Mal sind die Gebäude jedoch ganz anders verteilt. Vor jeder Runde werden nämlich jetzt fünf Gebäudeplättchen aus dem Beutel gezogen und zusammen mit einem der eben sortierten Nachziehstapel auf die Gebäudefelder auf dem Spielplan ausgelegt. Nachdem nun gewürfelt wurde, darf sich der Spieler mit dem besten Ergebnis als Erster ein Gebäudeplättchen aussuchen, usw. Sollten keine weiteren Gebäude mehr ausliegen, hat man das Nachsehen und geht leer aus. Nun aber der Clou: Man nimmt die Plättchen nun an sich und legt sie um seinen Startbrunnen herum aus, ganz genau so wie bei „Der Palast von Alhambra“. Die Stadtmauerregeln von sind dabei natürlich auch zu beachten. Außerdem besteht auch während einer Runde die Möglichkeit, seine Alhambra umzubauen. Dies kann man genau dann realisieren, wenn man in einem Spielzug erst zweimal gewürfelt hat und sich entscheidet, dies einem eventuell schlechten Würfelergebnis vorzuziehen. Anders gesagt: Ein Umbau kostet einen Setzstein. Weiterhin kann man auch ein Gebäude, das wegen der Mauerregeln nicht angelegt werden kann, zunächst in sein Reservefeld legen und zu einem späteren Zeitpunkt zum selben Preis in seine Alhambra stellen.

|3.) Wertung|

Das Prinzip der Wertungen verändert sich ebenfalls nicht. Es gibt drei Wertungen nach den Runden eins, drei und fünf, wobei dieses Mal zusätzlich zu den Gebäuden auch noch die Länge der Stadtmauer gewertet wird.

|4.) Spielende|

Auch hier gilt: Nach drei Wertungen, also nach fünf Runden ist das Spiel zu Ende; der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt.

_Meine Meinung_

Kaum zu fassen, was Dirk Henn aus seiner Alhambra-Welt noch so alles hervorzaubert. Nachdem es dem Autor bislang im Jahrestakt gelungen war, jeweils eine Erweiterung zum Basisspiel zu kreieren, hat er nun andere Wege beschritten, um „Der Palast von Alhambra“ zu erweitern und dabei einmal mehr mitten ins Schwarze getroffen. Interessant ist bei „Alhambra – Das Würfelspiel“ vor allem, dass das Spiel in zwei unterschiedliche Varianten aufgeteilt ist. Einmal die etwas besser ausgestattete „Kniffel“-Version, bei der das Glück größtenteils ausschlaggebend ist, und zum anderen die für Strategie- und „Alhambra“-Fans sicherlich interessantere Alcazaba-Fassung, die man übrigens aufgrund des imaginären dritten Spielers auch wunderbar zu zweit spielen kann.

Henn hat in der letztgenannten Version einige willkommene neue Facetten ins grundlegende Spielprinzip integriert, ohne dabei das Prinzip selber stark zu verändern. Fans des einstigen Spiels des Jahres werden sich hier zum Beispiel sicherlich sofort zurecht finden, weil es auch hier darum geht, seine Alhambra gleichmäßig zu erweitern und ganz genau zu planen, bei welcher Gebäudeart man am besten als nächstes sein Würfelglück versucht. Die Strategie, einfach mal zu würfeln und dann zu sehen, was man daraus macht, funktioniert hier deshalb auch nicht. Die Befürchtung, „Alhambra – Das Würfelspiel“ sei zu stark an „Kniffel“ orientiert, bestätigt sich aus eben jenen Gründen schließlich auch nicht, denn es geht hier um mehr als nur darum, möglichst viele Symbole einer Gebäudeart zu würfeln. Möglicherweise ist es nämlich völlig unnütz, die Maximalzahl von acht Serails zu werfen, wenn sie einem in einer späteren Wertung eh nichts mehr bringen. Allerdings wird das taktische Vorgehen wiederum dadurch erschwert, dass man sich sein Würfelresultat ja nun auch nicht wünschen kann und man auch nur eine begrenzte Anzahl von Setzsteinen hat, so dass eine gezielte Planung dringende Voraussetzung für Ambitionen zum Sieg ist.

Entscheidend ist indes, dass einem das Würfelspiel echt eine Menge Spaß bringt. Ob nun das Glück oder doch die bessere Taktik entscheidet (in der Regel ist Letzteres der Fall), das Spiel ist immer bis zum Ende spannend, weil man mit zwei oder drei unglücklichen Würfeln schnell wieder von der Siegerstraße verdrängt werden kann und ein Sieg erst dann sicher ist, wenn man den letzten Stein bewegt hat. Zudem gefällt einfach die vertraute Umgebung, in der man sich als erprobter Spieler sofort wieder heimisch fühlt und der einst ausgelösten Sucht schnell wieder verfällt. Richtig lohnenswert ist das Ganze allerdings erst, wenn man auch schon im Besitz von „Der Palast von Alhambra“ ist. Erst dann kann man sämtliche Möglichkeiten ausreizen, und erst dann wird einem auch bewusst, welch überraschend großes Potenzial sich mal wieder hinter diesem neuen „Alhambra“-Produkt verbirgt. Da kann man jetzt schon wieder gespannt sein, was Henn sich als nächstes ausdenkt. Dieses tolle Würfelspiel muss er erst einmal übertreffen!

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Hasegawa, Goro – Othello

_Ein unterbewerteter Klassiker_

„Othello“ gehört zu den ältesten und bekanntesten Strategiespielen unserer Zeit und erfreut sich weltweit seit jeher größter Beliebtheit. Hierzulande hat sich das Spiel allerdings nie so richtig durchsetzen können. Zwar ist den meisten Taktikfreunden das Spielprinzip bekannt, doch über Insiderkreise hinaus ist „Othello“ nur selten gefragt. Dennoch: Es gibt kaum ein Spiel wie dieses, das man in einer Minute erlernen kann, aber dennoch nie komplett durchschauen wird. „Othello“ hat es in sich, vor allem, weil man bis zum letzten Spielzug nie sagen kann, wer das Spiel gewinnen wird, ganz besonders, weil es dem Erfinder gelungen ist, mit simpelsten Mitteln ein Spiel mit ungeheurer Tiefe zu entwickeln.

In Deutschland ist „Othello“ derzeit über den Aachener Vertrieb |Universal Cards| erhältlich; dort feierte es im Jahre 1999 sein 25-jähriges Jubiläum, zu dem die hier vorliegende Ausgabe erschien.

_Spielmaterial_

• 1 Spielbrett
• 1 Spielbuch
• 64 Spielsteine

„Othello“ ist, wie oben bereits erwähnt, recht schlicht aufgebaut. Das Material ist dementsprechend unspektakulär und eher zweckdienlich, wobei das Ganze recht edel ausschaut. Das Spielfeld ist mit Filz ausgelegt, die Plastikspielsteine sind stabil. Allerdings ist die Umrandung der Spielfläche aus leicht zu beschädigendem Kunststoff zusammengesetzt und durchkreuzt damit das Erscheinungsbild.

_Spielregel_

„Othello“ ist wirklich superleicht zu erlernen. Es geht nämlich lediglich darum, die Steine seines Kontrahenten – man spielt das Ganze übrigens zu zweit – mit den eigenen Steinen einzufangen und sich so ihrer zu bemächtigen. Sobald die Spielsteine des Gegners von den eigenen umrandet sind, darf man die generischen Plättchen umdrehen, denn auf der Rückseite zeigen die Spielsteine die eigene Farbe an und somit auch, dass die entsprechenden Spielfelder nun einem selbst gehören. So viel zum grundlegenden Prinzip.

Zu Spielbeginn legt man in die mittleren vier Felder des 8 x 8 Flächen großen Spielfelds vier Steine mit jeweils zwei Oberflächen einer jeden Farbe. Der Spieler, der sich für Schwarz entschieden hat, beginnt nun und muss mit einem neuen Spielstein aus der Reserve einen Stein des Kontrahenten ‚gefangen nehmen‘. Um dies zu erreichen, kesselt er einen gegnerischen Spielstein, der an einen eigenen angrenzt, ein, und dies entweder horizontal, vertikal oder diagonal. Alle Steine, die sich nun zwischen den eigenen befinden, darf man umdrehen und ab jetzt für sich beanspruchen. Anschließend ist der Gegner am Zug und verfährt gleichsam bei seiner Aktion. Dies geschieht nun so lange, bis beide Spieler keine Möglichkeit mehr haben, einen Stein anzulegen – es ist nämlich Pflicht, bei jedem Zug mindestens einen Stein der anderen Farbe umzudrehen. Sollte hingegen nur ein Spieler keine Zugmöglichkeiten mehr haben, muss er entweder warten, bis sich wieder eine Gelegenheit ergibt, oder aber zuschauen, wie der Gegner langsam aber sicher das ganze Spielfeld einnimmt und das Spiel für sich entscheidet. Gewonnen hat am Ende derjenige, der die meisten Felder mit Steinen seiner Farbe besetzt hat.

_Taktische Feinheiten_

„Othello“ wirkt in der ersten Partie noch richtig einfach. Zug für Zug verändern sich die Fronten und auch das gesamte Spielfeld, und es scheint so, als könnte man den Gegner mit einigen wenigen, raffinierten Zügen direkt in die Enge drängen. Doch ausgerechnet von dort aus ergeben sich in diesem tollen Legespiel die besten Kontermöglichkeiten. Sobald man nämlich Positionen am Rand oder in den Ecken eingenommen hat, ist man von dort nur noch schwer zu verdrängen. Besonders die vier Eckpunkte des Spielfelds sind heiß begehrt, weil dies die einzigen Felder sind, die man zum Ende auf jeden Fall sicher hat. Außerdem kann man sich von hier aus gezielt ausbreiten und einen regelrechten Wall aufbauen, der schließlich nur noch von einer Seite angegriffen und in dieser Partie nicht mehr eingekesselt werden kann.

Wichtig ist also, möglichst zügig eines dieser Eckfelder in seinen Besitz zu bringen, gleichzeitig aber auch zu vermeiden, dass es vom Gegner eingenommen wird. Da man aber immer an bereits ausliegende Steine anlegen muss, kann man nicht einfach so in eine günstige Ausgangsposition für diesen Schritt gelangen, weil der Gegner stets irgendwo in der Nähe lauert, um aus dem Hinterhalt zuzuschlagen.

Weiterhin ist eine anfängliche Hauruck-Taktik alles andere als förderlich. Es ist gar nicht mal so schwer, über wenige Runden einen scheinbaren Vorteil zu erspielen, doch je größer die eigenen Reihen, desto größer sind auch die Möglichkeiten des Gegenspielers, diese mit nur einem Zug umzuwandeln und damit zugleich das Blatt zu wenden. Die Maxime sollte also sein, immer nur kleine Eroberungen durchzuführen und dabei gezielt darauf zu achten, wo man sich bereits sichere Felder oder gar ganze Blöcke erarbeiten kann. Aber auch hier gilt es, langfristig zu planen und dennoch spontan entscheiden zu können, denn das Spielfeld verändert sich tatsächlich mit jedem Spielzug, manchmal (wenn ein Stein zum Beispiel Umwandlungen in mehrere Richtungen bewirkt) sogar recht drastisch, und so kann man in der Tat nie vorhersehen, wie sich die Partie entwickeln wird. Eine optische Überlegenheit ist nämlich zunächst einmal nichts Besonderes.

_Kritik_

Ich bin immer wieder verblüfft, wie man mit derart simplen Mitteln ein solch tiefgreifendes, faszinierendes Spiel gestalten kann, welches zudem auch noch mit einem kaum fassbaren Suchtfaktor versehen ist. Gerade dann, wenn man urplötzlich ins Hintertreffen geraten ist, obwohl man sich gesamte Partie über als der sichere Sieger gefühlt hat, ist es quasi unmöglich, dies einfach hinzunehmen, so dass sich Runde an Runde reiht, und all dies mit dem Hintergrund, das Spiel irgendwie zu durchschauen. Aber dies ist schlichtweg unmöglich, weil man das eigene Vorgehen immer wieder von den Zügen des Gegners abhängig machen muss und nicht nur agieren, sondern auch reagieren muss. Hier werden also beide Aspekte miteinander vereint!

Und diese stete Wandelbarkeit, die Tatsache, dass man die Entwicklung eines Spiels nicht einmal ansatzweise erahnen kann und sich immer noch auf unerwartete Wendungen gefasst machen muss, dies macht dann auch die Faszination aus. Auf der Packung und im Regelheft steht der Grundgedanke dessen besser beschrieben, als ich es je hätte zusammenfassen können: „Das Spiel, das du in einer Minute lernen kannst und das ein ganzes Leben braucht, um es zu meistern“ – vorausgesetzt, man beginnt genau jetzt.

_Fazit_

„Dame“, „Mühle“, „Schach“, „Backgammon“ – es gibt solche Spiele, die wegen ihres schlichten Grundprinzips verzaubern, weil sie einfach jeder begreifen kann, und weil sich in jeder Partie unzählige Varianten eines möglichen Spielverlaufs ergeben. Zu dieser Kategorie gehört auch „Othello“, ein Spiel, dessen Gesicht sich immer wieder verändert, einen aber stets zu begeistern vermag. „Othello“ ist nach wie vor zum Jubiläumspreis günstig zu haben. Nicht zuletzt, weil es zu jedem Anlass gespielt werden kann, ist es absolut empfehlenswert, sich auch ein Exemplar für die eigene Sammlung zu sichern. Vielleicht hat das ja dereinst den Effekt, dass die traditionellen Spielesammlungen irgendwann auch mit diesem Titel und modernen Klassiker ausgestattet werden …

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Mike Selinker – Risk Godstorm

Vom Endlosspiel zur Götterschlacht

„Befreien Sie Asien“, „Befreien Sie Europa“, „Befreien Sie die ganze Welt“ – und das bitte innerhalb der nächsten zehn Spielstunden. Ich will gar nicht wissen, wie viele Stunden ich schon mit dem klassischen „Risiko“-Spiel verbracht habe, teilweise sogar, ohne dabei zu einer Entscheidung zu kommen. Dabei ließ die Spielmotivation häufig nach der Hälfte der Zeit nach, weil entweder die Hälfte der mitwirkenden Spieler zwischenzeitlich das Zeitliche segnen musste, oder aber eine ausgeglichene Materialschlacht sich zur Endlosschleife ohne absehbares Ende entwickelte.

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Hansson, Peter – Spank the Monkey

_Der Affe auf dem Schrottplatz_

Eigentlich ist das Leben auf dem Schrottplatz ja eintönig und langweilig. Nicht so bei „Spank the Monkey“, einem Kartenspiel vom kleinen schwedischen |Gigantoskop|-Verlag. Hier thront ein quirliger Affe auf der Spitze eines Schrottturms und macht jede Arbeit zunichte. Dem Boss des Schrottplatzes gefällt dies genauso wenig wie den Spielern, deren Aufgabe es von nun an ist, dem Affen den Garaus zu machen und ihn einmal gehörig zu verdreschen. Die Belohnung hierfür ist stattlich. Der Chef verspricht die freie Benutzung wiederverwertbarer Blechdosen und der Müllpresse für denjenigen, der den Affen vertreibt. Niemand kann widerstehen – und so beginnt ein spannender Wettkampf, bei dem es nicht nur darum geht, den Affen zu verjagen, sondern auch die Gegner beim Bau ihres Schrottturms zu ärgern.

_Spielziel_

Alle Spieler sind darum bemüht, in kürzester Zeit einen möglichst hohen Schrottturm zu bauen und dabei die Höhe zu erreichen, auf der sich der Affe derzeit befindet. Nur wenn man auf gleiche Höher oder unmittelbar höher gebaut hat, ergibt sich die Möglichkeit, den Affen zu stellen und ihn zu verdreschen. Gleichzeitig gilt es, Angriffe auf die Türme der Gegner zu starten, seinen eigenen Turm zu verstärken und sich mittels Verteidigungskarten vor Angriffen der Konkurrenten zu schützen. Wem es als Erstem gelungen ist, seinen Turm auf Augenhöhe (oder höher) des Affen zu errichten und ihm den Hintern zu versohlen, und dies, bevor der Kartenstapel aufgebraucht ist, der hat das Spiel gewonnen. Sollten hingegen die Karten aufgebraucht sein, triumphiert der Affe.

_Spielmaterial_

„Spank the Monkey“ ist ein reines Kartenspiel, ohne jegliche andere Hilfsmittel. Insgesamt besteht das Material des Spiels aus 120 durchweg witzig illustrierten Karten aus den Kategorien Schrott, Verstärkung, Angriff und Verteidigung sowie verschiedenen Sonderkarten. Weiterhin markiert eine Karte die aktuelle Höhe des Affen. Neben den enthaltenen Spielmitteln benötigt man außerdem noch einen normalen, sechsseitigen Würfel sowie einen Gegenstand, um die Höhe des Affen auf der zugehörigen Karte zu markieren.

_Spielvorbereitung_

Vor dem Spiel wird die „Monkey Height“-Karte aussortiert und in die Mitte des Tisches gelegt. Je nach Spielerzahl wird mit einem externen Gegenstand nun die Anfangshöhe des Affen markiert; diese beträgt 14 minus die Zahl der Mitspieler. Die übrigen Karten werden (vor allem vor dem ersten Spiel) gut durchgemischt und stellen den Nachziehstapel dar. Anschließend wird der Startspieler ausgewürfelt. Das ist derjenige, der die höchste Zahl würfelt. Zu Beginn des Spiels hat man noch keine Karten auf der Hand.

_Ein Spielzug_

Jeder Spielzug besteht aus maximal fünf weitestgehend freiwilligen Schritten, die sich im Grunde genommen ausschließlich danach richten, was dem Spieler, basierend auf seinen Handkarten, für Möglichkeiten offenstehen. Dies sieht dann folgendermaßen aus:

|1. Nachziehen|

Der Spieler zieht abhängig vom Kontingent seiner Handkarten neue Karten vom Nachziehstapel. Im Normalfall zieht er zwei neue Karten nach. Sollte er jedoch schon fünf oder mehr Karten auf der Hand haben, darf er nur noch eine weitere ziehen.

|2. Bauen|

In der zweiten Phase darf der Spieler nun, sofern er entsprechende Karten auf der Hand hat, den Bau des Turms forcieren. In jeder Runde darf er sowohl eine Schrottkarte ausspielen, die die Höhe des Turms steigert, als auch eine Verstärkungskarte neben einer Schrottkarte auslegen, welche den Verteidigungswert des jeweiligen Schrottteils erhöht. Es gibt aber auch Verstärkungskarten, die man beim Gegner anlegen kann, um den Verteidigungswert eines seiner Schrottteile zu verringern. Die Reihenfolge des Bauens ist freigestellt; allerdings kann eine Verstärkungskarte nur angelegt werden, sie ist indes kein selbständiger Teil des Turms. Es ist aber möglich, mehrere Verstärkungskarten an eine Schrottkarte anzulegen.

|3. Angreifen|

Wenn man eine Angriffskarte gezogen hat, kann man damit nun einen Turm eines Mitspielers angreifen und ggf. Teile oder sogar den gesamten Turm zerstören. Bevor man den Angriff jedoch durchführen kann, muss man zunächst klar ansagen, welches Schrottteil man angreift und welche Besonderheiten die Angriffskarte aufweist. Dem Angegriffenen steht nun die Gelegenheit offen, sofern vorhanden, eine Verteidigungskarte auszuspielen und eventuell damit den Angriff zu erschweren oder ihn gar ganz aufzuhalten. Gelingt dies nicht, wird gewürfelt. Hierzu wird erst der Verteidigungswert des angegriffenen Schrottteils mit der aus den Schrott-, Verstärkungs- und Verteidigungskarten resultierenden Summe ermittelt. Diese muss der Angreifer nun mit dem Würfelergebnis plus dem Wert der Angriffskarte erreichen oder übertreffen. Wenn ihm das nicht gelingt, bleibt der Turm unbeschädigt und die Angriffskarte (sollte sie keine speziellen Eigenheiten haben) wird abgeworfen.

Andernfalls wird das Schrottteil zerstört. Stellt es eine tragende Last des Turms dar, stürzt der Turm ein und zwei neue Schrottteile prallen aufeinander. Jetzt gilt es für den Geschädigten, den Turm vor weiterem Schaden zu bewahren. Er wählt hierzu eine der beiden aufeinanderprallen Teile aus, ermittelt die Gesamtstärke und würfelt. Ist das Würfelergebnis gleich oder höher, muss auch dieses Teil weichen, und der Turm stürzt weiter ein. Dies geschieht so lange, bis die Würfelsumme niedriger ist als die Gesamtstärke der betroffenen Schrottkarte oder aber, bis der Turm gänzlich zerstört ist.

Bei den Angriffskarten unterscheidet man außerdem noch zwischen drei Kategorien, nämlich Hand- und Wurfangriffskarten sowie Anschleichkarten, die allesamt auch verschiedene Fähigkeiten haben. So darf man mit den Handangriffskarten lediglich Turmteile in gleicher Höhe des eigenen Turms angreifen. Wurfangriffskarten haben indes keine Begrenzungen; man kann mit ihnen aus jeder erdenklichen Höhe angreifen. Anschleichkarten sind enorm effektiv. Sie geben in den darauf befindlichen Texten genau vor, wie der Angriff abläuft. Ist auf ihnen kein Angriffsbonus angeführt, besteht auch keine Möglichkeit, sich mit einer Verteidigungskarte zu widersetzen.

Es besteht zudem noch die Möglichkeit, seinen eigenen Turm anzugreifen. Bestimmte Schrottkarten können dies unter Umständen erfordern, weil sie bei ihrer Zerstörung auch große Schäden bei den Mitspielern auslösen und damit letztendlich einen größeren Profit abwerfen.

Man darf übrigens so viele Angriffe starten, wie einem beliebt.

|4. Den Affen verdreschen|

Ist ein Spieler auf gleicher Höhe wie der Affe oder sogar bis zu vier Feldern höher angelangt, kann er den Affen endlich verdreschen. Je weiter man sich jedoch wieder vom Affen entfernt, desto schwieriger ist es, ihn zwischen die Finger zu bekommen. Konkret heißt dies, dass damit die Wahrscheinlichkeit verringert wird, ihn tatsächlich zu erwischen, weil die steigende Entfernung auch die Möglichkeiten, ihn durch Würfeln zu verdreschen, senkt. Bei gleicher Höhe reichen so zum Beispiel Zahlen zwischen 2-6 aus, um ihn zu verdreschen. Bei jedem Feld, das man weiter entfernt ist, steigt der unterste Wert um genau einen Punkt, so dass man bei einer Distanz von vier Feldern nur noch mit einer 6 erfolgreich ist.

Dank spezieller Karten kann man bereits früher die erforderliche Turmhöhe erreichen und den Affen ggf. verdreschen. Ansonsten richtet sich die eigene Turmhöhe nach den addierten Punkten auf den Schrottkarten. Wie hoch der Affe sich aktuell befindet, wird hingegen von den Texten der ausgespielten Karten bestimmt. Zwischendurch steigt und sinkt der Affe ständig, so dass man nie abschätzen kann, wo er sich befinden wird, wenn man weitere Schrottteile anbaut. Sein momentaner Aufenthaltsort wird mit der Karte „Monkey Height“ angezeigt.

|5. Abwerfen|

Zum Ende eines Spielzugs darf man bis zu zwei Handkarten abwerfen. Dies ist lediglich dann erforderlich, wenn man statt einer Karte wieder zwei nachziehen möchte, was allerdings erst möglich ist, wenn man nur noch vier Karten auf der Hand hat. Es gibt jedoch keine Beschränkung, was die maximale Handkartenanzahl betrifft.

_Besonderheiten_

Abgesehen von den Basisregeln, die die einzelnen Spielphasen eines Spielzugs vorgeben, sind noch einige Sonderregeln und Unterkategorien ausschlaggebend für den Ablauf des Spiels. Neben den drei Kategorien der Handkarten unterscheidet man so zum Beispiel auch bei den Schrottkarten zwischen verschiedenen Schrottgattungen (zum Beispiel Möbel, Maschine, Fahrzeug, organisch, illegal, etc.). Dies hat meistens Auswirkungen auf die Verstärkungs-, Angriffs-, Verteidigungs- und Sonderkarten, die sich teilweise auf genau eine dieser Kategorien beziehen. Außerdem kann es passieren, dass verschiedene Karten miteinander in Konflikt geraten bzw. sich widersprechen. In diesem Fall hat zunächst die Karte, die den Regeln widerspricht, Vorrang. Widersprechen sich allerdings zwei Karten, ist die als Letzte gespielte entscheidend.

_Spielende_

Das Spiel ist entweder beendet, sobald es jemandem gelungen ist, den Affen zu verdreschen oder aber wenn der Nachziehstapel verbraucht wurde und der Affe noch lebt.

_Variationen_

Natürlich gibt es auch bei „Spank the Monkey“ dank der variantenreichen Optionen der einzelnen Karten verschiedene Möglichkeiten, den Spielverlauf bzw. das Spiel selber zu variieren. In der Spielanleitung sind dabei einige wirklich interessante Modifikationen genannt, die sich hauptsächlich auf die Bewegungen des Affen beziehen. Man könnte zum Beispiel am Ende eines Spielzugs würfeln. Bei einer 1 wandert der Affe ein Feld herab, bei einer 6 ein Feld hinauf. Auch beim gescheiterten Verdreschen des Affen ergeben sich diesbezüglich Möglichkeiten. Ist der Spieler auf gleicher Höhe und versagt, wandert der Affe ein Feld höher. Steht man selber auf einem höheren Posten und scheitert, geht der Affe ein Feld weiter hinunter. Ferner ist es natürlich möglich, das Baulimit außer Acht zu lassen oder die Starthöhe des Affen zu verändern. Insgesamt gibt es also allerhand Möglichkeiten, das ohnenhin schon fein ausgefeilte Spielprinzip vorteilhaft zu verändern und frisch zu halten.

_Meine Meinung_

Kurz gesagt: „Spank the Monkey“ ist der Idealfall eines Kartenspiels. Es ist ungeheuer vielseitig, bietet wegen der teils recht komplexen Zusammensetzung der Karten einen gewissen Anspruch, ist darüber hinaus superwitzig illustriert und nicht zu letzt wegen der ‚mal ganz anderen‘ Spielidee (oder hat schon einmal jemand darüber nachgedacht, was passiert, wenn ein Affe einen Schrottplatz bevölkert?) einfach nur stark. Der Aufbau steht dem in nichts nach. Sieht man mal von der problematischen Darstellung der Affenhöhe ab – hier fehlt ein passender Marker –, ist das Spiel leicht verständlich und super strukturiert. Erfrischend ist in dieser Hinsicht auch die Spielanleitung, die einem das Spiel in lockerer Sprache in wenigen Minuten erklärt und keine Fragen offen lässt – und dabei gibt es bei „Spank the Monkey“ so manche Nebenbedingung, die man kennen sollte.

Damit ist eigentlich fast alles gesagt. Dieses Kartenspiel aus der Feder des schwedischen Spielautors Peter Hansson verknüpft auf witzige Art und Weise und in ausgewogenem Maße Strategie und (Würfel-)Glück und bleibt bis zum Ende spannend, weil es ja auch mal passieren kann, dass der höchste Turm infolge eines kompromisslosen Angriffs Schritt für Schritt und in nur einem Spielzug plötzlich wieder in sich zusammenstürzt. Angenehm ist im Übrigen, dass man „Spank the Monkey“ auch ohne große Schwierigkeiten mit zwei Spielern spielen kann. Der Spielfluss und auch die Möglichkeiten, die sich im Spiel ergeben, sind dadurch nicht beeinträchtigt.

Aus all diesen Gründen ist dieses tolle Kartenspiel auch absolut empfehlenswert. „Spank the Monkey“ überzeugt auf ganzer Linie, besticht mit einer wunderschönen Aufmachung und hat einen nicht zu unterschätzenden Suchtfaktor. Für meinen Geschmack definitiv eines der besten Kartenspiele, die man derzeit auf dem Spielemarkt erwerben kann.

Zu haben ist „Spank the Monkey“ unter anderem über den Aachener Vertrieb |Universal Cards|: http://www.universal-cards.com.

Mehr Infos sowie einige Downloads gibt es hier: http://www.gigantoskop.se.

Colovini, Leo – Mauerbauer

_Zurück zu den Wurzeln?_

Sind es nicht eigentlich die schlichten Spiele, die einen meist durch einen tollen Aufbau, leicht verständliche Regeln und einen dennoch hohen Spielspaß immer wieder positiv überraschen? Spiele wie zum Beispiele „Mauerbauer“, die nach außen hin eigentlich nicht viel hermachen, dazu über einen recht einfach gestrickten Spielplan verfügen und optisch jetzt nicht gerade ein Blickfang sind? Oft genug habe ich diese Erfahrung gemacht, weshalb ich mich erst einmal nicht vom vergleichsweise langweiligen Cover des Spiels habe abschrecken lassen und mal ganz unvoreingenommen abwartete, was mich hier erwartet. Schließlich zeigt die Erfahrung ja, dass solche Spiele später diejenigen sind, die am häufigsten auf den Tisch kommen. Und siehe da – auf den Instinkt ist manchmal Verlass. „Mauerbauer“ bietet nämlich keine aufgeblasene Optik, im Gegensatz dazu aber spielerisch einen sehr starken Gegenwert fürs Geld, an dem man noch lange Freude haben wird.

_Spielidee_

Vor ewiger Zeit stritten sich die berühmtesten Mauerbauer, wer wohl die schönste und perfekteste Stadt in ihren Landen erbauen könnte. Jeder von ihnen hatte eine genaue Vorstellung davon, wie seine Stadt aussehen sollte: prunkvolle Paläste, edle Bürgerhäuser, feste Mauern und massive Türme – dies alles wollten sie in ihrer Stadt verewigen.

In diesem Spiel soll der Wettstreit der Mauerbauer nun nachempfunden werden. Bis zu vier Spieler schlüpfen in die Rolle der Bauherren, bauen Mauern, Häuser, Paläste und Türme und beanspruchen einen Teil des Landes für sich und ihre Stadt. Doch jedes Mal, wenn die Mauern einer Stadt geschlossen werden, folgt eine Wertung, die jeden Spieler betrifft. Und erst jetzt entscheidet sich, wer beim Bau der Mauern und Städte am klügsten vorgegangen ist.

_Spielmaterial_

• jeweils 10 Türme in den Farben Grau, Weiß und Schwarz
• jeweils 12 Häuser und 3 Paläste in den Farben Gelb, Grün, Blau, Rosa und Rot
• 33 Holzmauern
• 2 Haus- und 1 Turmwürfel
• 4 Zählsteine
• 60 Gildekarten
• 1 Spielplan

Das Spielmaterial von „Mauerbauer“ ist in erster Linie zweckdienlich, dafür aber dennoch schön aufgemacht. Wie bei |Hans im Glück| eigentlich üblich, legt man besonders hohen Wert auf die Robustheit des Materials. So sind abgesehen von den Karten und dem Spielplan alle Spielmittel aus stabilem Holz. Schön dabei ist, dass man nicht einfach nur plumpe Steine gewählt, sondern den Materialien auch schöne, eigenständige Formen verpasst hat.

Der Spielplan indes ist recht schlicht gehalten und bestätigt meine Worte aus der Einleitung, dass „Mauerbauer“ rein äußerlich recht unauffällig ist. Aber das will ja noch nichts heißen …

_Spielvorbereitung_

Der Spielplan wird in die Mitte des Tisches ausgelegt. Darum werden sortiert Häuser, Paläste und Türme bereitgelegt, ebenso die drei im Spiel verwendeten Würfel und der durchgemischte Stapel mit den Gildekarten.

Vor jedem Spiel bekommt nun jeder Spieler sechs Karten auf die Hand. Nachdem der Zählstein der gewählten Farbe neben die Position 0 auf der Siegpunktleiste platziert wird, kann das Spiel beginnen.

_Spielziel_

Die Mauerbauer versuchen, nach ihrer Vorstellung Städte beliebiger Größe auf der Karte des Spielplans zu bauen. Dabei gilt es, die Gildekarten in der eigenen Handauslage zu beachten, denn sie bestimmen später, mit welchen Bauten man zu Punkten gelangt. Jedes Mal, wenn eine Stadt durch den Bau einer Mauer geschlossen wird, kommt es zu einer Wertung, in der man entweder eine oder zwei Karten aus der Hand ablegen und dadurch punkten darf. Allerdings gilt es zu beachten, dass die hinten liegenden Spieler nach jeder Wertung beliebig viele Karten ihrer Handauslage gegen neue tauschen dürfen und sich so einen gehörigen Vorteil verschaffen können. Es gilt zu taktieren, wann man welche Stadt schließt, und welche Gildekarten man danach ablegt. Wer auf diese Weise zum Schluss die meisten Siegpunkt erreicht hat, ist der erfolgreichste Mauerbauer und damit der Sieger des Spiels.

_Ein Spielzug_

In jeder Runde stehen den Mauerbauern bis zu vier Spielzüge zur Verfügung, die in folgender Reihenfolge auch durchgeführt werden müssen, falls sie in dieser Runde möglich sind.

Als Erstes muss der Spieler eine Mauer aus dem Vorrat nehmen und auf eine beliebige Mauerlinie auf dem Spielfeld setzen. Dabei muss er keine weiteren Vorgaben beachten; man muss also nicht direkt an eine andere Mauer angrenzen. Auch die Abgrenzung von Stadt, Graslandschaft und Wasser muss gemauert werden!

Anschließend würfelt er mit allen drei Würfeln. Auf dem Turmwürfel steht nun entweder ein graues, weißes oder schwarzes Turmsymbol. Dem Ergebnis entsprechend muss nun ein Turm in solcher Farbe an die gerade gesetzte Mauer platziert werden. Sind beide Seiten der Mauer besetzt, kann der Turmbau nicht stattfinden. Ist indes die Farbe des gewürfelten Turmes nicht mehr vorrätig, darf der Spieler einen andersfarbigen Turm verwenden.

Das Ergebnis der beiden Häuser-Würfel entscheidet über das Wachstum der Stadt. Hier ist entweder ein Haus in einer der fünf Spielfarben abgebildet oder aber ein Fragezeichen (freie Auswahl). Der Spieler nimmt nun Häuser der beiden Farben zur Hand und platziert an beiden Seiten der Mauer nach eigener Wahl jeweils eines der Häuser.

Schließt der Spieler mit seiner Mauer eine Stadt – dies ist der Fall, wenn die abgelegten Mauerstücke eine Landschaft umschließen –, kommt es zu einer Wertung. Jetzt muss sich der Spieler entscheiden, welche seiner Gildekarten er verwendet. Er muss dabei zwischen Karten, die nur die aktuell gebaute Stadt betreffen, und solchen, die sich auf Gebiete beziehen, die noch nicht erschlossen sind, entscheiden und versuchen, das bestmögliche Gesamtpunkteergebnis zu erzielen. Anschließend legt er die gespielten Karten auf den Ablagestapel und nimmt ersatzweise eine neue Karte – dies übrigens auch, wenn man zwei Karten ausgespielt hat. Entsprechend dem Punkteresultat setzt man nun seinen Zählstein auf der Siegpunktleiste weiter. Wer sich einer Wertung mangels guter Gildekarten entziehen will, darf auch eine Karte von der Hand auf den Ablagestapel legen und zwei neue vom Nachziehstapel ziehen. Allerdings bekommt er dann in dieser Runde keine Punkte.

Als Letzter darf nun der Spieler, der auf der Siegpunktleiste am weitesten hinten steht, beliebig viele Handkarten gegen neue Gildekarten vom Nachziehstapel nehmen. Die Würfel werden daraufhin weitergegeben, und der nächste Spieler beginnt auf die gleiche Art und Weise seinen Zug.

_Sonderregeln_

Spielautor Leo Colovini hat sich neben dem Basisregelwerk auch noch einige Dinge ausgedacht, welche die Spieltiefe noch erweitern und das taktische Vorgehen insgesamt noch weiter erschweren. Vier Regeln sind dabei besonders zu beachten

|1. Städte erweitern|

Sobald ein Spieler mit dem Bau einer Mauer eine Stadt abgeschlossen hat, besteht die Möglichkeit, diese zu erweitern. Sollte nämlich angrenzend an eine der Stadtmauern eine weitere, geschlossene Stadt aufgestellt sein, darf er nun die Abgrenzungsmauern zwischen diesen beiden Städten sowie die dazwischen befindlichen Türme entfernen und die Städte verbinden. Dies hat auch Auswirkungen auf die Wertung, denn es wird im Anschluss die gesamte Stadt und nicht bloß die zusätzlich erschlossene gewertet. Man darf allerdings immer nur eine Stadt mit der just erbauten verbinden, wobei dieser Schritt freiwillig und jedes Mal von Neuem abzuwägen ist.

|2. Es gibt keine Stadtviertel|

Sobald eine Stadt von Mauern umgeben ist, kann sie nur noch erweitert, nicht aber mehr separat eingeteilt werden. Das heißt für den Spieler konkret, dass er in eine fertige Stadt keine weiteren Mauern mehr setzen darf.

|3. Paläste setzen|

Wenn eine Stadt von einer Mauer umgeben und somit fertig ist, werden Häuser in gleiche Farbe, und zwar jeweils zwei, zu einem Palast zusammengefügt. Die Häuser gehen zurück in die Auslage.

|4. Der Minuspunkt für Hektiker|

Die einzelnen Spielzüge in „Mauerbauer“ sind fest vorgegeben. Sollte sich indes trotzdem mal jemand nicht daran halten und noch vor dem Mauerbau würfeln, bekommt er zur Strafe einen Punkt auf der Siegpunktleiste abgezogen. Und man mag es kaum glauben: Dies passiert häufiger …

_Spielende_

Es gibt gleich mehrere Möglichkeiten, das Spiel zu beenden. Alle jedoch haben sie gemeinsam, dass sie einem Mangel an weiteren Baumaterialien folgen. Sobald nämlich kein Turm oder Haus oder Tempel oder keine Mauer mehr in der Auslage sind – also nach maximal 33 Spielrunden – ist das Spiel zu Ende. Wenn beim letzten Spielzug noch eine Stadt erschlossen wurde, darf diese noch gewertet werden. Anschließend werden die Punkte auf der Siegpunktleiste verglichen und der Gewinner gekürt.

_Meine Meinung_

Ganz ehrlich, ich hatte mir nach den ersten (optischen) Eindrücken von „Mauerbauer“ nicht viel erhofft, und schon gar nicht das spannende, taktische Strategiespiel, das es letztendlich ist. Nach außen hin mag die Neuheit aus dem |Hans im Glück|-Verlag zwar recht unspektakulär und schlicht wirken, doch innen drin, sprich im Spiel selber verbirgt sich ein sehr fein ausgeklügeltes Spielprinzip, das zwar zu einem gewissen Teil auch von Glück bestimmt ist (so zum Beispiel beim Nachziehen der Gildekarten und natürlich beim Würfeln), jedoch weitestgehend auf taktischem Geschickt und weitsichtiger Planung aufbaut.

Schön ist auch, dass man zu keinem Zeitpunkt des Spiels vorhersehen kann, wer am Ende der Sieger sein wird. Eine Führung kann bereits nach einer oder zwei schnellen Wertungen wieder gänzlich verspielt sein, ein Rückstand dementsprechend flott wieder aufgeholt werden.

Hinzu kommt, dass sich durch die Gildekarten bei der Planung weiterer Spielzüge unheimlich viele Möglichkeiten auftun. Einzig und alleine die Städte sind begrenzt, und zwar durch Mauern, sonst aber bei diesem herrlichen, leicht erlernbaren Familien- und Strategiespiel gar nichts, und schon gar nicht der Spielspaß.

Ich bin alles in allem daher sehr überrascht von der Spieltiefe und der daraus resultierenden Langzeitmotivation von „Mauerbauer“. Die einzelnen Partien sind knapp und spannend und werden meistens erst mit der letzten Wertung entschieden, so dass wirklich zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt. Garantiert wird der langfristige Spaß am Spiel schließlich durch das stabile, robuste und dennoch schön aufgemachte Spielmaterial, dem i-Tüpfelchen auf einem Spiel, das trotz (und gerade wegen) seiner schlichten Mittel die zuvor gesetzten Erwartungen um ein Vielfaches übertrifft. Wirklich toll, was sich der Herr Colovini hier ausgedacht hat!

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Selinker, Mike – Cowboy Poker

_Der große Poker-Wahnsinn_

Es gibt wohl kaum ein Spiel, das sich weltweit so großer Beliebtheit erfreut wie das altbewährte Pokerspiel. Gleichermaßen wird wohl nirgendwo ein derart großer Glücksspiel-Reibach gemacht wie bei der selbst im Fernsehen jederzeit verfügbaren Kartenspielrunde. Den damit verbundenen Fanatismus haben James Ernest und Mike Selinker aufgenommen, um das Standardspiel innerhalb eines witzig illustrierten und etwas komplexer gestalteten Kartenspiels gehörig zu modifizieren. So geht es in „Cowboy Poker“ nicht nur um Straight-Flushs und große Straßen, sondern auch um Bandenkriege, Schießereien und Viehtrieb. Für den |Pegasus|-Verlag sicherlich Grund genug, dieses witzige Spiel ins eigene Programm aufzunehmen.

_Spielidee_

„Cowboy Poker“ spielt in der Idylle des Western-Städtchens Centerville. Dort leben vier der am meisten gefürchteten, ruchlosesten Banden des Wilden Westens und sind stets darum bemüht, ihre Kontrahenten mittels Schießereien und unbarmherziger Viehtriebe zu bekämpfen. Doch nur derjenige, der die erbarmungsloseste, böseste Zusammenrottung von Banditen und zudem auch noch in dreierlei Form das beste Pokerblatt vorweist, kann in Centerville bestehen.

_Spielmaterial_

• 54 Spielkarten
• 12 Ranchkarten

_Ziel des Spiels_

Ziel einer jeden Partie ist es, so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Dies geschieht zum einen dadurch, dass man Mitglieder verschiedener Banden auf seiner Ranch versammelt und die ihnen zugeordneten Punkte einkassiert, oder aber durch die Pokerblätter, die man am Ende des Spiels auf der Hand, in der Ranch und im Keller der Ranch zusammenbekommt. Das jeweils beste Pokerblatt in jeder Ebene bringt sechs Punkte; wer im Keller indes das schlechteste Blatt hat, verliert wiederum sechs Punkte. Die Addition all dieser Punkte ergibt das Gesamtresultat; der beste Spieler gewinnt natürlich.

_Cowboys und Kakteen_

„Cowboy Poker“ wird immer zu viert gespielt. Für den Fall, dass diese Zahl nicht mit echten Spielern erreicht wird, greifen Kakteen-Spieler ins Geschehen ein und spielen ebenfalls um den Sieg mit. Diese Spieler haben zwar keine Handkarten, sind aber dennoch ernst zu nehmende Kontrahenten und bilden ebenfalls Banden und eigene Pokerblätter.

_Spielvorbereitung_

Vor jeder Partie werden die Ranch-Karten nach ihren vier Sippen sortiert und gemischt. Alle Spieler, also auch die Kakteen-Spieler, erhalten nun eine der vier verschiedenen Ranches und legen sie vor sich ab. Die übrigen Ranchkarten werden gegebenenfalls später noch als Zufallselement benutzt, falls ein Kakteen-Spieler zum Beispiel keine eindeutige Entscheidung treffen kann.

Anschließend bekommt jeder echte Spieler fünf Karten auf die Hand, die er nun im Kampf gegen seine Rivalen einsetzen kann.

_Eine Spielrunde_

Der Spieler mit der Gallagher-Ranch eröffnet die Runde. Ist dies ein echter Spieler, spielt er eine seiner Handkarten aus. Sollte es sich dabei um ein Mitglied seiner Ranch oder der Stadt handeln, darf er die Spezialaktion, die im Text beschrieben steht, durchführen. Ist dies nicht der Fall, legt er die Karte nur vor sich ab. Sollte er diese Karte bis zum Ende des Spiels immer noch in seiner Ranch besitzen, bekommt er die ihr zugeschriebenen Punkte.

Ist indes ein Kakteen-Spieler der Startspieler, zieht er die oberste Karte vom Nachziehstapel und legt sie vor sich ab. Sollte sie seiner Ranch oder der Stadt angehören, spielt er sie genauso aus wie der echte Spieler. Sollte es sich dabei um eine Entscheidung handeln, die per Zufall (sprich Viehtrieb oder Schießerei) bestimmt werden soll, nimmt er nun eine der beiseite gelegten Ranchkarten. Darauf steht dann eine der beiden Optionen, die der Spieler nun auch wählt.

So geht es schließlich reihum. Sobald ein echter Spieler an der Reihe ist, darf er sein Handkartenkontingent vor dem Zug wieder auf fünf Karten auffüllen.

_Viehtrieb und Schießerei_

Auf jeder Karte sind neben den Punkten und Spezialeffekten auch Werte für Viehtrieb und Schießerei abgebildet. Sollte ein Spieler nun eine dieser beiden Optionen ausspielen, wird reihum (beginnend links vom Anstifter) eine Karte ausgelegt, um so den höchsten Wert zu ermitteln. Derjenige, der die Karte auslegt, legt als Letzter eine weitere Karte hinzu und hat so den Vorteil, dass er die Werte der anderen Spieler zunächst überschauen und danach seinen Zug ausführen kann. Echte Spieler wählen die gespielten Karten aus ihrer Hand, Kakteen-Spieler ziehen indes zur Ermittlung ihres Wertes eine Karte vom Nachziehstapel.

Wer einen Viehtrieb oder eine Schießerei gewinnt, bekommt den kompletten Stich und legt alle Karten verdeckt neben seine Ranch ab. Sie befinden sich nun in seinem Keller. Dies gilt jedoch nicht für bestimmte Stadtkarten, die nach Viehtrieb oder Schießerei in den Besitz des Spielers mit den geringsten Bandenpunkten oder dem schlechtesten Pokerblatt übergehen.

_Sonderfunktionen_

Die meisten Stadtkarten und auch manche Karten einer Bande haben spezielle Sonderfähigkeiten, die man genau dann ausspielen kann, wenn man im Besitz der entsprechenden Ranch ist. Allerdings kann man auch Mitglieder anderer Ranches konvertieren, sobald man den Bandenboss in seiner Ranch ausliegen hat. In diesem Fall zählen auch alle Sonderfunktionen der Ranch dieses Bosses zum eigenen Repertoire.

_Spielende_

Sobald alle Karten vom Nachziehstapel aufgebraucht sind, endet das Spiel sofort; nun kommt es zur Schlusswertung.

Zunächst einmal werden jetzt die Punkte der Bandenmitglieder addiert. Anschließend werden die Pokerblätter verglichen. Auf jeder Spielkarte ist ein Kartenwert aus dem echten Pokerspiel abgebildet. In der Reihenfolge ‚zwei Paare‘, ‚Drilling‘, ‚Straße‘, ‚Flush‘, ‚Full House‘, ‚Vierling‘, ‚Straight Flush‘ und ‚Fünfling‘ (hier wegen der Jokerkarten möglich) wird nun gewertet, und zwar ebenfalls die Bandenkarten, anschließend die Kellerkarten und als Letztes die Handkarten. Die letztgenannte Wertung findet allerdings nur bei den echten Spielern statt, weil Kakteen keine Handkarten besitzen. Für das jeweils beste Pokerblatt werden sechs Punkte verteilt. Sechs Punkte abgezogen werden hingegen für das mieseste Kellerblatt.

Die Gesamtsumme all dieser Punkte ist schließlich das Endresultat, das über den sieg entscheidet – natürlich gewinnt derjenige Spieler mit den meisten Punkten!

_Meine Meinung_

Ich habe recht lange nach einem perfekten Anheizer für einen längeren Spieleabend gesucht und ihn nun in „Cowboy Poker“ endlich gefunden. Die Regeln des Spiels sind schnell erklärt und leicht zu lernen, eine Spielrunde ist binnen einer Viertelstunde durch, und alleine schon wegen der lustig gestalteten Karten und der witzigen Modifikationen im Vergleich zum echten Pokerspiel ist auch schnell für gute Stimmung gesorgt.

Allerdings sollte man „Cowboy Poker“ deshalb nicht unterschätzen; bei diesem Spiel geht es schließlich auch darum, strategisch vorzugehen, schließlich ist es gar nicht mal so leicht, seine Karten derart abzustimmen, dass man in allen drei Bereichen ein gutes Pokerblatt erreicht. Es mag zwar einfach sein, die Karten mit den höchsten Punkten vor sich auszulegen, doch meist ist damit anderswo ein mieses Blatt verbunden, und erst dieses entscheidet letztendlich über Sieg und Niederlage – wer dies nicht berücksichtigt, wird trotz guter Karten chancenlos sein.

Sehr schön ist außerdem die ständige Variation des Spielumfangs durch die Kakteen-Spieler. Sie sind im Spiel zu zweit und zu dritt die großen Unbekannten und dürfen keinesfalls vernachlässigt werden. Denn auch wenn ihre Möglichkeiten begrenzt sind, schalten sie sich doch entscheidend ins Spiel ein und können mit dem gewissen Quäntchen Glück sogar siegen.

Glück ist sicherlich auch ein entscheidender Faktor im Spiel, gerade was das Nachziehen neuer Karten betrifft. Dies bedeutet aber nicht, dass der glücklichste Spieler auch mit Leichtigkeit zum Sieg eilt. Aber durch einige geschickte Bluffs (auch das ist möglich, schließlich sind einige Karten für die Gegner verdeckt!) kann man seine Kontrahenten auch leicht in die Irre führen und somit schnell das Ruder herumreißen – sofern dies nicht schon durch das Taktieren bei Schießereien und Viehtrieben geschieht.

Insgesamt ist „Cowboy Poker“ ein absolut lohnenswertes Spiel, zumal es sich zu jeder Gelegenheit eignet. Wegen der kurzen Spieldauer kann man es als Stimmungsanheizer vor oder zwischen einigen größeren Spielen ansetzen, durchaus mal eben eine schnelle Runde spielen oder aber sich den ganzen Abend damit vertreiben, weil der Spaß ganz klar oberste Priorität genießt und hier wirklich auch auf lange Sicht garantiert ist. Aus all diesen Gründen ist „Cowboy Poker“ auch eines der besten Kartenspiele der Saison und jedwedem Spielertyp dringend zu empfehlen!

http://www.pegasus.de

Schlegel, Martin – Aqua Romana

_Alle Aquädukte führen nach Rom …_

Das alte Rom ist eine beliebte Grundlage für aktuelle, moderne Brettspiele und wird auch immer wieder in die Spielgeschichte verschiedener neuer Produkte einbezogen. So hat sich auch der deutsche Spielverlag |Queen Games| dieses Themas angenommen und mit „Aqua Romana“ im vergangenen Jahr (pünktlich zur Spiel ’06) einen Titel auf den Markt gebracht, in dem es darum geht, die Wasserversorgung im alten Imperium zu sichern und die besten und längsten Aquädukte zu bauen. Beinahe wäre dieses Vorhaben sogar mit dem wohl wichtigsten deutschen Spielepreis, dem „Spiel des Jahres 2006“ belohnt worden, wo „Aqua Romana“ jedoch gegen das gefeierte „Thurn & Taxis“ den Kürzeren zog. Dennoch: Dieses Spiel lohnt sich!

_Spielidee_

Auch im alten Rom war das Wasser wie allerorts eine lebensnotwendige Grundlage, die Versorgung indes gar nicht mal so einfach. Über weite Entfernungen errichteten die fantasievollsten Baumeister Verbindungen und erstellten dabei einige geschichtsträchtige Bauwerke, die Aquädukte. Selbst tiefe Täler und unebenes Gelände wurden mit diesen Vorrichtungen durchzogen, so dass das ganze große Reich an jedwedem Ort mit Wasser versorgt werden konnte. Dennoch galt die Erbauung eines Aquädukts als echte Kunst, so dass die Baumeister stets in Konkurrenz um den Bau des längsten dieser Werke standen. Wer geschickt vorausplant und seine Baumeister und Arbeiter zur rechten Zeit einsetzt, erlangt am Ende die meiste Beachtung und gewinnt somit auch das Spiel.

_Spielziel_

Jeder Spieler schlüpft in die Rolle eines Bauherrn und versucht als solcher, die längsten und wertvollsten Aquädukte zu bauen. Allerdings sind die Mittel begrenzt, denn man kann seine Arbeiter nur dann weiterziehen lassen, wenn auch ein Baumeister in greifbarer Nähe ist. Wenn dies nicht geschieht, muss der Bau einer Wasserleitung zwangsläufig gestoppt werden, was in der Endabrechnung um die längste Strecke zu schwerwiegenden Nachteilen führen kann. Schnelligkeit ist jedoch enorm wichtig, denn nur derjenige, der zur rechten Zeit sein Aquädukt schließt und somit einen der vordersten Plätze belegt, kann hohe Punktzahlen sammeln. Wer indes zu langsam ist, muss sehen, welche Ränge übrig bleiben und hat bei der abschließenden Endabrechnung das Nachsehen.

_Das Material_

• 84 Plättchen mit vier verschiedenartigen Aquäduktbauteilen
• 16 Arbeiter in den vier Spielfarben
• 1 Bogen mit Aufklebern für die Baumeister
• 4 Startplättchen in den vier Spielfarben
• 17 Baumeister
• 1 Spielplan
• 1 Spielanleitung

Beim Spielmaterial greifen |Queen Games| auf bekannte Mittel mit individuellen Illustrationen zurück. Die Plättchen erinnern zum Beispiel an das beliebte „Alhambra“-Spiel, wohingegen die hölzernen Arbeiterfiguren ebenfalls längst bewährt sind. Im Vordergrund stehen dabei weniger Prunk und Äußerlichkeiten als vielmehr Stabilität und Haltbarkeit. Und dies ist letztendlich auch entscheidend, schließlich braucht „Aqua Romana“ auch keine bunten Blickfänger, sondern kann stattdessen eher inhaltlich begeistern.

_Vorbereitungen_

Vor der ersten Partie werden zunächst einmal die Baumeister beklebt. Auf dem Klebebogen ist hierbei schon angeordnet, welche Aufkleber im Spiel benötigt werden bzw. welche als Ersatz gedacht sind. Gut überlegt, denn so passieren beim Bekleben der Holzfiguren keine Fehler, indem man beispielsweise zu viele Aquäduktabbildungen einer Streckensorte aufklebt.

Sobald diese Voraussetzung geschaffen ist, werden die einzelnen Aquäduktplättchen nach Sorten sortiert und auf einen jeweils offenen Haufen neben den Spielplan gelegt. Jeder Spieler erhält dann das Wasserreservoir in seiner Spielfarbe (bei zwei Spielern sogar direkt zwei Reservoirs, denn dann spielt man auch mit zwei Spielfarben) und ordnet es wie in der Anleitung dokumentiert auf dem Spielfeld an. Anschließend bekommt jeder Spieler noch die Arbeiter in seiner Farbe. Beginnend mit dem Startspieler, werden anschließend reihum zwölf Baumeister auf die Randfelder des Bretts gesetzt, und zwar in beliebiger Anordnung. Jeweils ein Baumeister jeder Sorte sowie der Joker-Baumeister werden auf ein Reservefeld gesetzt.

_Ein Spielzug_

In jedem Spielzug muss ein Spieler versuchen, eines der an seine Arbeiter angrenzenden Aquädukte auszubauen, ganz egal, ob ihm dies zum Vorteil gereicht oder nicht. Es ist nämlich verpflichtend zu bauen, wenn man bauen kann. Sollte jedoch über eine komplette Spielrunde hin niemand bauen können, ist das Spiel sofort zu Ende.

Allerdings gilt es, gleich mehrere Regeln zu beachten: So darf man zum Beispiel kein Aquädukt an ein zweites, offenes Aquädukt legen, also zwei Leitungen miteinander verbinden. Zum Bau ist immer ein Baumeister notwendig; um zu erkennen, ob dies der Fall ist, wählt man seine Arbeiter und schaut, ob senkrecht oder waagerecht von ihrer aktuellen Position ein Baumeister in Sicht ist. Nur dann kann man auch wirklich bauen.

Pflicht ist es also, den Bau seiner Aquädukte voranzutreiben. Hierzu guckt man sich nun einen Baumeister in Sichtweite aus, beachtet dabei das aufgeklebte Streckensymbol auf seinem Oberkörper und legt dementsprechend ein gleiches Plättchen an sein Aquädukt an. Sollte von dieser Sorte allerdings keines mehr da sein, darf man ein anderes wählen. Anschließend nimmt man den Baumeister und setzt ihn auf der das Spielfeld umrundenden Baumeisterleiste ein Feld voran und zieht seine Figur nun bis ans neue Ende seines Aquädukts.

Der Kniff besteht nun darin, den Gegnern den Ausbau einer Strecke dadurch zu vermiesen, dass man eine ihrer Leitungen durch das Ablegen eines eigenen Plättchens verbaut. Es ist zwar verboten, zwei Wasserwege zu verbinden, jedoch kann man sehr wohl den Landschaftsrand eines Plättchens an ein gegnerisches Aquädukt anlegen und ihm so den Weiterbau unmöglich machen. Dies geht jedoch nur, wenn man dabei auch an sein eigenes Aquädukt angebaut hat.

Zusammengefasst legt man also ein Plättchen aus, rückt seinen Arbeiter vor und setzt den Baumeister auf das im Uhrzeigersinn nächste freie Feld auf dessen umrundendem Weg.

Für den Fall, dass durch die Verlängerung eines Aquäduktes irgendeine Wasserleitung beendet wird, muss diese sofort gewertet werden. Man zählt nun hierzu alle miteinander verbundenen Plättchen dieses Aquädukts zusammen und wertet jedes mit einem Punkt. Plättchen (zum Beispiel Doppelkurven), die zweimal durchlaufen werden, werden auch zweifach gewertet. Anschließend setzt man den Arbeiter, der dieses Aquädukt errichtet hat, auf das Siegerpodest. Auf diesem sind entsprechend der Punktzahl Zahlen im Wert von 1 bis 20 abgedruckt. Jedoch kann außer den Podestfeldern 7 und 3 jede Position nur einmal besetzt werden. Sollte man also regulär eine Strecke mit acht Feldern gebaut haben, kann es sein, dass man hierfür nur sieben oder gar noch weniger Punkte bekommt, weil das Achter-Feld besetzt ist – und ab genau diesem Punkt wird „Aqua Romana“ nun auch zu einem vollends taktischen Spiel!

Gewertet wird übrigens ebenfalls reihum; das heißt, ein doppelter Abschluss von zwei oder mehreren Aquädukten löst mehrere Wertungen aus, die dann erst vom aktiven Spieler und dann im Uhrzeigersinn von den übrigen betroffenen Spielern durchgeführt werden.

Besonders interessant sind indes die ersten Wertungen, denn zu Beginn darf man für jedes abgeschlossene Aquädukt einen der Reserve-Baumeister ins Spiel bringen und ihn an einen Ort seiner Wahl platzieren, am besten natürlich direkt ins eigene Sichtfeld. Unter den Reserve-Baumeistern befindet sich auch der einzige Joker-Baumeister, der universell einsetzbar ist und mit dessen Hilfe man jede der vier Sorten bauen kann – sofern sie verfügbar ist.

_Spielende_

Das Spiel endet sofort mit dem Moment, in dem über den Zeitraum einer Spielrunde keine Plättchen mehr gebaut werden. Meist ist dies der Fall, wenn kein Spieler mehr irgendeinen Arbeiter im Feld hat, so dass automatisch sowieso das Ende eingeläutet wird. Wenn dennoch Aquädukte offen sind, werden sie trotzdem gewertet.

Bei der Schlusswertung werden dann die Punkte der eigenen Arbeiter auf dem Siegerpodest miteinander addiert und das Gesamtergebnis aller verglichen. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat das Spiel gewonnen; bei Gleichstand kann „Aqua Romana“ auch mehrere Sieger haben.

_Meine Meinung_

„Aqua Romana“ passt perfekt zur Maxime der ‚größeren‘ Spiele aus dem |Queen Games|-Verlag. Das Spiel ist leicht und schnell verständlich, bietet dennoch einen gesteigerten Anspruch und erfordert eine geschickte Planung und eine zielgerichtete Strategie. Der Clou ist nämlich, dass man sich hier ganz schnell in Sicherheit wiegt, weil man gerade ein ziemlich langes Aquädukt in Angriff genommen hat, dann aber feststellen muss, dass man hierfür bei weitem nicht die erwarteten Punkte einkassieren kann und somit mit seinem spielerischen Leichtsinn ziemlich schnell auf die Nase fällt. So einfach, wie es zu Beginn scheint, ist das Vorgehen beim Bau der Aquädukte bei „Aqua Romana“ nämlich keinesfalls!

Vom Prinzip her erinnert das Spiel dabei ein wenig an ähnlich aufgebaute Legespiele wie „Carcassonne“ oder entfernt auch an „Der Palast von Alhambra“. Während bei diesen Spielen jedoch die schlussendliche Punkteverteilung jederzeit überschaubar bleibt, muss man sich bei „Aqua Romana“ auf einige unerwartete Überraschungen gefasst machen. Wer nämlich nicht beobachtet, was und wie seine Gegner planen und zu sehr auf sein eigenes Spiel bedacht ist, kann den sicher geglaubten Sieg binnen weniger Spielrunden doch noch aus der Hand geben müssen.

Wieder einmal also ist das Austüfteln einer siegbringenden Taktik äußerst knifflig und nicht gerade unwesentlich vom Durchschauen und –kreuzen der Pläne der Kontrahenten abhängig. Interessant ist dabei jedoch, dass jeder Spieler von Beginn an die gleichen Voraussetzungen hat und wegen eventueller Glücksfaktoren keine Nachteile entstehen können. Weder werden hier Karten oder Plättchen verdeckt gezogen, noch entscheiden Materialien wie Würfel etc. über das weitere Vorgehen. Über sein Glück entscheidet also jeder selbst, was sich jedoch im späteren Verlauf erst bestätigen wird. Nachdem man zu Beginn nämlich noch allerorts anlegen kann und sich wegen der ersten Anordnung der Baumeister noch vielzählige Möglichkeiten ergeben, wird es immer schwieriger, überhaupt noch eine Aktion durchzuführen, geschweige denn die richtige Streckensorte hierfür zu verwenden. Und erst zum Schluss entscheidet sich, wer nun wirklich geschickt oder eben doch nur von Spielzug zu Spielzug spontan geplant hat. Wie man das Ganze richtig angeht, wird man allerdings erst nach mehreren Partien herausfinden – dem Langzeitspaß sind also kaum Grenzen gesetzt, und dies, obwohl die Spielidee generell nicht wirklich außergewöhnlich ist. Was wiederum nur für die Umsetzung von Autor Martin Schlegel spricht …

Selbst wenn „Aqua Romana“ rein optisch zu den weniger auffälligen Spielen zählt, hat der Titel inhaltlich rundum überzeugt. Mein Fazit lautet zusammenfassend, dass es sich hierbei um ein leichtes Spiel handelt, das schwer zu knacken ist. Seinen ganz besonderen Reiz offenbart der Anwärter auf das „Spiel des Jahres 2006“ vor allem im Spiel zu viert, wo es schon zu Beginn sehr eng wird und man schnell aus der Ruhe kommen kann. Mehr brauche ich wohl auch nicht mehr zu sagen; ein wirklich gänzlich gelungenes Spiel!

http://www.queen-games.de/

Wallace, Martin – Tempus

_Spielidee_

In „Tempus“ wird die Geschichte der Menschheit anhand wichtiger Errungenschaften im Laufe verschiedener Epochen spielerisch nachempfunden. Während die Menschen zu Beginn noch in primitiven Hütten quer über die ganze Welt verstreut leben und nur durch die Befriedigung ihrer Triebe überleben können, machen sie Schritt für Schritt Fortschritte und Entwicklungen, lernen so zum Beispiel die Schrift kennen, bauen irgendwann die ersten Städte, betreiben Handel und kommen über Seefahrt und Industrie schließlich zur Luftfahrt, dem modernsten und letzten Entwicklungsschritt in ihrer epochalen Fortbildung.

Während alle Menschen diese Entwicklungen durchleben, gilt es für die Spieler, sich auf der ganzen Welt zu verteilen, Städte zu bauen und die Gegner durch Kampf zu dezimieren bzw. ihren Anteil am Fortschritt zu verringern. Dies ist jedoch gar nicht mal so leicht, denn keine Zivilisation gerät dabei weit in Rückstand, weil jeder Fortschritt auch schnell auf den Rest der Menschheit übergreift.

_Spielmaterial_

• 1 Spielbrett
• 12 Spielplanteile mit je 7 Landfeldern
• 5 Sätze mit je 8 Stadtplättchen
• 5 Sätze mit je 16 Bevölkerungssteinen
• 5 Sätze mit je 6 Aktionsmarkern
• 5 Epochenwürfel, pro Spieler jeweils einer
• 54 Fortschrittskarten
• 5 Spielhilfen
• 1 Startspielermarker

Der Blick aufs Spielmaterial erbringt normalerweise auch den ersten Eindruck eines Spiels, und der war im Falle von „Tempus“ zunächst gar nicht gut. In vielerlei Hinsicht wird hier der Eindruck erweckt, dass man sich bei Gestaltung und Zusammenstellung der Spielmittel nicht sonderlich viele Gedanken gemacht hat. So zum Beispiel sind die Aktions- und Städtekarten der Farben lila, blau und schwarz gar nicht mal so leicht voneinander zu unterscheiden, was besonders zu einem späteren Zeitpunkt zu Unübersichtlichkeiten auf dem Spielplan führen kann und wird. Hinzu kommt, dass man das Material anscheinend nicht mehr auf eventuelle Schönheitsfehler geprüft hat. Ich finde es jedenfalls recht peinlich, dass sich gleich mehrere Rechtschreibfehler ins Kartenmaterial eingeschlichen haben. Auch auf den Spielhilfen sind derartige Fehler zu entdecken. Auf eben jenen taucht zuletzt dann noch ein Feld auf (nämlich „Reichweite“), welches weder erklärt wird, noch dem Spiel einen Sinn geben würde. Man könnte dort einen Aktionsmarker ablegen, aber wozu? Hier scheint auch irgendetwas schiefgelaufen zu sein. Alles in allem also schon recht merkwürdig, mit wie wenig Liebe zum Detail hier gearbeitet wurde!

_Spielziel_

Bei „Tempus“ geht es letztendlich darum, so viele Siegpunkte wie eben möglich zu erzielen. Diese werden jedoch erst zum Ende des Spiels verteilt, so dass man langfristig denken und auch einmal einige zwischenzeitliche Rückschläge in Kauf nehmen muss, um am Ende siegreich zu sein.

Siegpunkte gibt es zum Schluss für jede Landschaft, auf die man einen Bevölkerungsstein gesetzt hat (1 Siegpunkt), für jede Stadt (Siegpunkte entsprechend der Ziffer, die auf der Stadt abgebildet ist) und dafür, dass man in der letzten Runde über die Phase ‚Fortschritt‘ die Entwicklung ‚Luftfahrt‘ erreicht hat (3 Siegpunkte). Wer am Ende die größte Summe an Siegpunkten hat, gewinnt das Spiel.

_Vor dem Spiel – Die Epochentafel_

Der Spielplan von „Tempus“ ist entgegen manch anderem Spielmaterial recht übersichtlich gestaltet und enthält grundlegend alle wichtigen Informationen, die man für seinen jeweils aktuellen Spielzug benötigt. Neben dem eigentlichen Spielfeld, der Landschaft, ist nämlich die Epochentafel abgebildet, die einerseits anzeigt, in welcher Epoche man sich gerade befindet, und andererseits, welche Möglichkeiten dem Spieler in eben dieser Epoche zur Verfügung stehen. Für jede Epoche ist somit abgebildet, wie viele Bevölkerungssteine ein Spieler pro Aktion setzen darf, wie weit er sie bewegen kann, wie viel Nachwuchs (also neue Bevölkerungssteine) er auf eine von ihm besetzte Graslandschaft bewegen kann, wie viele Bevölkerungssteine auf einem Landschaftsfeld erlaubt sind und zudem die Anzahl der Aktionen und Fortschrittskarten, die man durchführen bzw. ziehen kann. Als Letztes ist noch erwähnt, ob man die Seefahrt nutzen darf oder nicht.

_Spielvorbereitungen_

Vor jedem Spiel bekommt jeder Spieler die Städte- und Bevölkerungssteinsätze in seiner Farbe ausgehändigt sowie den Epochenstein, den er links der Epochentafel auf das vorgegebene Feld setzt. Außerdem erhält jeder noch die dazu passenden Aktionsmarker und jeweils eine Spielhilfe.

Abhängig von der Spielerzahl werden nun Spielplanteile aussortiert. Bei drei Spielern sind dies acht, bei vier Spielern zehn und bei fünf Spielern zwölf Spielplananteile. Beginnend mit dem Startspieler (das ist derjenige, der als Letzter einen großen Fortschritt erzielt hat), zieht nun jeder Spieler vom verdeckten Stapel der Landfelder reihum genau einen und legt ihn auf die Landschaft des Spielbretts. Nachdem das erste Landfeld gelegt wurde, muss beachtet werden, dass jedes weitere zumindest mit einer Ecke an ein anderes angrenzt. Sobald dies erledigt ist, muss noch jeder Spieler drei Bevölkerungssteine auf Teile der so entstandenen Landschaft setzen, allerdings müssen diese Steine auf angrenzenden Feldern stehen und eine Einheit bilden. Nun kann das eigentliche Spiel beginnen.

_Der erste Zug_

In der ersten Runde stehen jedem Spieler genau drei Aktionen zur Verfügung. Als Erstes nimmt sich nun der Startspieler den Aktionsmarker mit der Nr. 1 und setzt ihn auf seiner Spielhilfe auf eines der Aktionsfelder. Ihm stehen dabei die Optionen ‚Bewegung‘, ‚Nachwuchs‘, ‚Kampf‘, ‚Fortschritt ziehen‘ und ‚Städtebau‘ zur Verfügung, deren einzelne Bewandtnisse hier kurz erläutert werden sollen:

|1.) Bewegung|

Es gibt drei verschiedene Formen der Bewegung, nämlich die über Land, Binnensee und Meer. Die Landbewegung ist dabei die am häufigsten vorkommende. Je nach Epoche ist auf der Epochentafel erwähnt, wie viele Bevölkerungssteine man nun abhängig von der dort ebenfalls abgebildeten Reichweite ziehen darf. In der ersten Runde darf man einen Stein um genau ein Feld weit ziehen. Hierbei ist zu beachten, dass der Bewegungszug immer auf einem leer stehenden Feld enden muss. Man darf weder in einer Stadt noch auf dem Feld eines Gegners landen.

Die Überquerung eines Binnensees verläuft ähnlich. Binnenseen entstehen zu Beginn beim Auslegen der Landfelder und sind diejenigen Wasserfelder, die komplett von Land um schlossen sind. Einen Binnensee kann man nur dann überqueren, wenn man direkt an dessen Ufer steht. Unabhängig von seiner Größe kostet die Durchfahrt jeweils die komplette Zahl der Bewegungspunkte.

Auf offener See kann man seine Zivilisation erst dann bewegen, wenn die Epoche ‚Seefahrt‘ durchlaufen wurde. Man darf dabei an jedes Feld reisen, das an der offenen Küste dieses Meers liegt. Der Ablauf ist derselbe wie bei der Fahrt über einen Binnensee.

Die Bewegung kann übrigens auch noch verstärkt bzw. ergänzt werden. Wer nämlich die Fortschrittskarte ‚Transport‘ einsetzt, kann eventuell noch größere Bewegungen vornehmen.

|2.) Nachwuchs|

Damit man die eigene Bevölkerung vermehren kann, steht die Option ‚Nachwuchs‘ zur Auswahl. Je nachdem, was die Epochentafel anzeigt, kann man auf jeder eigenen Graslandschaft einen oder zwei neue Bevölkerungssteine als Nachwuchs bekommen, wobei zu beachten ist, wie viele Steine man pro Landschaftsfeld einsetzen darf. Wird das Limit überschritten (zu Beginn sind dies genau zwei Steine pro Feld), ist dieser Zug nicht möglich.

Weiterhin gilt, dass man pro Graslandschaft immer nur einen neuen Bewegungsstein einsetzen darf, auch wenn die Nachwuchsanzeige zwei Steine ermöglicht.
Ist der Vorrat der Bevölkerungssteine aufgebraucht, ist dieser Schritt nicht mehr möglich. Durch den Bau einer Stadt erhält man allerdings wieder Bevölkerungssteine zurück in den Vorrat.

|3.) Kampf|

In der Kampfphase kann der Spieler einen seiner Konkurrenten auf einem benachbarten Feld angreifen. Die Regeln hierfür sind ein wenig komplexer, denn es stehen sowohl beim Angriff als auch bei der Verteidigung eine ganze Reihe verschiedener Strategien zur Auswahl, die selbst eine unterlegen wirkende Zivilisation zum Sieg führen können.

Vor jedem Kampf wird die Kampfstärke ermittelt. Diese setzt sich zusammen aus der Anzahl der jeweiligen Bevölkerungssteine, den eingesetzten Angriffs- und Verteidigungskarten und eventuell eingesetzten Landschaftskarten. Letztere ergeben sich aus den Hintergründen der verschiedenen Fortschrittskarten, auf der alle möglichen Landschaften des Spielplans abgebildet sein können. Ausgehend vom Landschaftstyp des Verteidigers zählt nun jeder damit übereinstimmende Hintergrund einer Fortschrittskarte einen weiteren Punkt.

Der Kampf läuft danach so ab, dass der Angreifer sein Angriffsziel benennt und verdeckt Fortschrittskarten zur Erhöhung der Kampfkraft ablegt. Nun reagiert der Verteidiger, indem er seine Fortschrittskarten, sofern er welche einsetzt, offen ablegt und sie mit den anschließend aufgedeckten Karten des Verteidigers vergleicht. Die höhere Kampfkraft siegt, bei Gleichstand geht der Kampf zugunsten des Verteidigers aus. Im Falle eines Sieges des Angreifers wird die angegriffene Landschaft eingenommen und die darauf befindlichen Bevölkerungssteine werden vom Plan genommen. Im gegensätzlichen Fall verliert der Angreifer lediglich einen Bevölkerungsstein.

Es ist auch möglich, Städte anzugreifen. Beim Bau einer Stadt muss jeder Spieler die Landschaft nennen, mit der er diese Stadt im Fall eines Kampfes verteidigen will. Nun zählt für den Verteidiger die Stärke der Stadt plus die Fortschrittskarten der benannten Landschaft. Für den Angreifer bleibt alles wie gehabt.

|4.) Fortschrittskarten|

In der ersten Spielrunde darf ein Spieler pro Aktion ‚Fortschritt‘ eine Karte ziehen. Diese Zahl steigt bereits in der nächsten Epoche, allerdings ist auch pro Epoche ein bestimmtes Handkartenlimit vorgegeben, so dass man diese Karten auch wieder zügig ausspielen sollte.

Das Ausspielen einer Fortschrittskarte ist im Übrigen keine Aktion; dies kann im eigenen Zug auch zwischendurch geschehen.

Jede Karte hat gleich mehrere Bedeutungen. Ausschlaggebend ist zunächst einmal der Text. Dieser stellt heraus, ob die Karte eine Sonderfunktion hat oder lediglich auf eine Kampfsituation ausgerichtet ist, wie zum Beispiel bei Waffen- und Befestigungskarten. Für genau diese Situation sind schließlich auch die Hintergrundbilder (zusammengesetzt aus den im Spiel vorkommenden Landschaften) interessant und können wie eben beschrieben im Kampf eingesetzt werden

|5.) Städtebau|

In der Aktion Städtebau kann man eine seiner acht Städte auf den Spielplan setzen. Diese Städte haben eine unterschiedliche Wertigkeit zwischen zwei und vier. Entsprechend diesem Wert müssen Bevölkerungssteine auf einem Landschaftsfeld stehen, um sie mit einer Stadt zu ersetzen. Hat man zum Beispiel auf einer Landschaft drei Bevölkerungssteine platziert, kann man nun ein Dreier-Städteplättchen nehmen und es in dieser Aktion dort absetzen. Die Bevölkerungssteine gehen dann zurück in den eigenen Vorrat.

Der Vorteil einer Stadt ist, dass sie am Ende des Spiels auf einem einzigen Feld mehrere Siegpunkte erzielt. Gleichermaßen zählt sie in der anschließenden Fortschrittsphase ebenfalls genau einen Punkt.

Nachdem reihum alle möglichen Aktionen gespielt wurden, kommt es zur Fortschrittsphase. Auf der Epochentafel ist jede einzelne Epoche mit einem speziellen Landschaftsfeld versehen. Um einen Fortschritt zu erzielen, ist es nun nötig, möglichst viele Bevölkerungssteine auf diesem Landschaftstyp platziert zu haben, denn jeder Stein, der auf einem solchen Feld steht, zählt nun einen Punkt. Gleiches gilt für jede Stadt. Am Ende werden nun diese Punkte addiert. Diejenigen Spieler, die hier am besten abschneiden, rücken in die nächste Epoche vor. Für die anderen heißt dies jedoch nicht, dass sie in der jetzigen Epoche stecken bleiben. In der nächsten Spielrunde rücken sie nämlich vor dem Ausspielen des Fortschritts wieder nach und spielen schon um die nächste Epoche mit. Allerdings können sie bis dahin die neuen Vorteile nicht nutzen.

_Spielende_

Nachdem die Spieler die verschiedenen Epochen durchlaufen und sich auf der Landschaft verbreitet haben, gelangen sie irgendwann in die Epoche ‚Luftfahrt‘. Sobald einer oder mehrere Spieler dies geschafft haben, ist das Spiel zu Ende. Nun wird gewertet. Jede Stadt zählt den entsprechenden Wert, jedes besetzte Landschaftsfeld gibt einen weiteren Siegpunkt (unabhängig davon, wie viele Bevölkerungssteine sich darauf befinden), außer es handelt sich dabei um ein Gebirge, und all diejenigen, die es bis zur ‚Luftfahrt‘ geschafft haben, bekommen noch einmal einen Bonus von drei Punkten. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten sichert sich den Sieg. Bei Gleichstand wird erst die Menge der Fortschrittskarten auf der Hand, dann die der Städte verglichen. Fällt auch hier keine Entscheidung, teilen sich zwei Spieler den Sieg.

_Meine Meinung_

Nach dem erschreckend schwachen Eindruck des lieblos bearbeiteten Spielmaterials – wobei die tolle Grafik hier außen vor bleibt und sehr gefällig ist – bin ich letztendlich doch noch sehr überrascht vom gehörigen Potenzial, welches dieses Spiel bietet. Das Motto ‚Seid fruchtbar und mehret euch‘ ist in „Tempus“ nämlich gar nicht so leicht umzusetzen, zumal die Eroberung anderer Felder nicht zur Willkür wird und immer eine Aktion voraussetzt. Es ist also nicht möglich, seine Überlegenheit zu zeigen, indem man bestialisch über das Spielfeld wildert und alles zunichte macht, weil einem hierzu die Aktionsmöglichkeiten fehlen.

Spielautor Martin Wallace war beim Erstellen des Spielkonzepts merklich darum bemüht, bis zum Spielende eine permanente Chancengleichheit herzustellen, so dass am Ende derjenige gewinnen wird, der über mehrere Spielzüge gedacht und sich dadurch die beste Strategie ausgedacht hat. Klar verschafft es einem einen Vorteil, wenn man Schritt für Schritt bei der Verteilung des Fortschritts siegreich ist, doch ist all dies noch kein Garant für den Gesamtsieg. Und das finde ich persönlich sehr gut.

Das Einzige, woran es dem Spiel manchmal mangelt, ist die Übersichtlichkeit. Wenn zum Beispiel eine Stadt angegriffen wird, muss man sich wieder zurückerinnern, mit welcher Landschaft die Stadt verteidigt wird. Gerade wenn man schon viele Städte gebaut hat, kann dies manchmal schwierig sein, weil es nirgendwo angezeigt wird und man ggf. verschiedene Städte mit unterschiedlichen Landschaften verteidigt. Auch die Spielhilfen verwirren im oberen Abschnitt (Aktionsfelder) ein wenig, wohingegen sie wenige Spalten tiefer bei der Darstellung der verschiedenen Fortschritte und der dazugehörigen Karten tatsächlich eine echte Hilfe sind.

Was das Spielprinzip indes anbetrifft, ist „Tempus“ wirklich ein tolles Strategiespiel, bei dem das taktische Vorgehen und die langfristige Planung ganz oben anstehen, während sich der Faktor Glück lediglich auf das Nachziehen der Fortschrittskarten beschränkt. Davon abgesehen, muss man sich wirklich bei jeder Aktion doppelt überlegen, oben man sie wirklich durchführen soll, weil die Anzahl begrenzt und jede Handlungsmöglichkeit deshalb sehr wertvoll ist. Ein falscher Schritt oder ein schlecht überlegter Gedanke können einem so schnell zum Verhängnis werden.

Insofern entwickelt sich auch sehr schnell ein gehöriger Spielspaß, der den anfänglichen Ärger über das teils mäßige Spielmaterial im Nu verdrängt. Letztendlich siegt hier nämlich das starke Konzept, das selbst nach mehreren Runden immer wieder neue Möglichkeiten offenbart und „Tempus“ trotz aller Schönheitsfehler bei entsprechendem Preis (das Spiel wurde bereits unter 20 € entdeckt) zu einer echten Empfehlung für Fans strategischer Entwicklungsspiele macht.

http://www.proludo.de/

Burkhardt, Günther – Schrecklicht

_Klein und unscheinbar_

Neben den üppig bestückten Spieleneuheiten vom |Kosmos|-Verlag schaffte es in diesem Jahr auch ein eher unscheinbares, kleines Brett-/Kartenspiel in den Vertrieb des renommierten Bestseller-Verlags. „Schrecklicht“ lautet der Titel des ‚Außenseiters‘, der pünktlich zur diesjährigen Messe fertig gestellt und veröffentlicht wurde. Leider aber ist der Inhalt des Spiels genauso unauffällig und nichtssagend wie sein Äußeres: Im Gegensatz zu den vielen ‚Mini-Spielen‘ aus dem Hause |Kosmos| ist „Schrecklicht“ nämlich eher ein Langweiler.

_Spielidee_

Gruselige Lichtgestalten irren umher und streben unbekannten Zielen zu, und jede von ihnen erfüllt eine andere Aufgabe. Runde für Runde gilt es nun, diese Aufgaben zu lösen und dafür Punkte einzufahren. Mit klarem Ziel vor Augen muss nun jeder Spieler mit Hilfe seiner Karten diese Herausforderungen als bester bewältigen, um so die wichtigen Zähler für den Sieg zu kassieren. Während man passende Karten in die eigene Auslage legen darf, kann man mit ungünstigen und schlechten Karten seine Gegner ärgern. Den richtigen Weg zu finden, ist mitunter gar nicht einfach, denn die Aufgaben jeder Spielrunde können vollkommen gegensätzlich sein, und es ist ein Leichtes, sich bei der Suche nach der richtigen Entscheidung zu verstolpern.

_Spielziel_

In genau vier Spielrunden werden mittels der Aufgabenkarten unterschiedliche hohe Punktewerte ausgespielt, die auf einem separaten Blatt notiert werden. Der Spieler, der zum Ende der letzten Runde die meisten Punkte auf seinem Konto gutgeschrieben bekommen hat, ist der Sieger des Spiels.

_Spielmaterial_

• 36 Gruselkarten (jeweils 12 pro Farbe mit den Werten 0-11)
• 12 Aufgabenkarten
• 1 Spielplan
• 3 Spielfiguren

Das Spielmaterial von „Schrecklicht“ ist schlicht, aber dennoch lustig illustriert. Zwar machen die Karten nicht sonderlich viel her, jedoch sind sie recht überschaubar gestaltet und passen sich der generellen Farbgestaltung des Spielbretts ziemlich gut an. Lediglich die Aufgabenkarten wirken etwas lieblos und sind auch hinsichtlich ihres Aufbaus nicht klar strukturiert. Ansonsten: Solides Material, aber nichts Spektakuläres!

_Spielvorbereitung_

Der Spielplan wird auf dem Tisch ausgelegt. Anschließend werden sowohl die 12 Aufgabenkarten als auch die 36 Gruselkarten gut durchgemischt und neben dem Plan bereitgelegt. Die Spielfiguren in den Farben lila, blau und grün (vergleiche die Farben der Gruselkarten) werden auf die Position 0 des Spielfelds gestellt.

Nun werden die obersten drei Aufgabenkarten gezogen und auf die entsprechenden, ebenfalls lila, blau und grün markierten Felder am Spielplan angelegt. Die restlichen Karten werden in den übrigen drei Runden ausgespielt. Jeder Farbe ist nun eine Aufgabe zugeordnet, allerdings klärt sich erst im weiteren Spielverlauf, wie diese Aufgaben gewertet werden.

Nun beginnt die Verteilung der Karten. Vor jedem Spieler wird eine Gruselkarte offen ausgelegt. Der Wert dieser Karte wird mit dem farblich zugehörigen Spielstein nun auf dem Feld weitergesetzt, bis reihum alle Spieler ihre Karten eingesetzt haben. Sollte ein Spielstein dabei das Feld mit der Nr. 15 überschreiten, kommt die hierzu ausgespielte Karte unter den Nachziehstapel und wird mit einer anderen ersetzt. Anschließend bekommt jeder Spieler sechs Gruselkarten auf die Hand, die er nun in den Zügen einer jeden Runde ausspielen muss.

_Der Spielverlauf_

Bevor die erste Runde beginnt, gilt es einige wichtige Voraussetzungen zu beachten. Zunächst einmal muss jeder Spieler, wenn er am Zug ist, eine Karte ausspielen. Dabei kann er sowohl die eigene Auslage erweitern als auch Karten beim Gegner auslegen, um diesem einen Schaden zuzufügen. Weiterhin muss jeder Spieler die Aufgabenkarten der drei verschiedenen Farben beachten und versuchen, diese zu erfüllen. Hier geht es zum Beispiel darum, in einer Farbe die wenigsten Kürbisköpfe in der Auslage zu haben oder aber den höchsten Gesamtkartenwert zu erzielen. Dann ist noch zu berücksichtigen, dass jeder Spieler nur bis zu vier Karten offen vor sich liegen haben kann. Ist indes eine Karte verdeckt worden, zählt diese nicht mit zu dieser Beschränkung. Jedoch darf in jeder Auslage nur eine Karte zugedeckt werden. Und zugedeckt werden darf eine Karte auch nur von einer anderen Karte höheren Wertes.

Nun geht es los: Jedem Spieler stehen drei verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. Entweder legt er eine Gruselkarte offen vor sich aus, oder aber er legt diese offen vor dem Mitspieler aus, oder er deckt eine offen ausliegende Karte zu, beim Gegner oder bei sich selber. Wie immer er sich entscheidet, beeinflusst sein Zug die Spielsteine auf dem Spielplan. Wird eine Karte offen ausgelegt, muss der zugehörige Stein um den Kartenwert nach vorne bewegt werden. Wird eine Karte hingegen zugedeckt, zieht der Stein den entsprechenden Wert zurück.

Nachdem jeder Spieler vier offene Karten in der Auslage hat, wird die Runde beendet, es sei denn, ein Spielstein hat bereits vorher das Feld mit dem Wert ’45‘ (bei drei und vier Spielern) bzw. das mit der ’50‘ (bei fünf Spielern) überschritten. Nun werden die einzelnen Spielsteine gewertet, und zwar danach, welcher Stein am weitesten fortbewegt wurde. Ist beispielsweise der lilafarbene Stein ganz vorne, wird als Erstes auch die lilafarbene Aufgabe gewertet. Der Spieler, der diese am besten erfüllt hat, bekommt fünf Punkte, der zweite drei Punkte und der dritte immerhin noch einen. Dann wird der zweite Spielstein in der Reihe gewertet, allerdings sind davon nur noch die zwei besten Spieler bei der entsprechenden Aufgabe betroffen (der erste bekommt drei, der zweite einen Punkt). Die letzte Wertung indes bringt nur noch einen einzigen Punkt für denjenigen, der sie am besten gelöst hat.

_Spielende_

Nach der Wertung geht es wieder von vorne los; die Steine werden wieder auf das Feld ‚0‘ gesetzt, die Aufgaben erneuert und die Handkarten ausgetauscht. Dies geschieht so lange, bis alle Aufgabenkarten ausgespielt sind, also bis vier Runden vorbei sind. Nach der vierten und letzten Wertung ist das Spiel zu Ende; der Spieler mit den meisten Punkten hat gewonnen!

_Meine Meinung_

Was soll man von diesem Spiel halten? Um es schon einmal vorwegzunehmen: Wirklich überzeugt hat mich „Schrecklicht“ keinesfalls. Das beginnt schon mit der recht komplexen Beschreibung des Spiels, die zwar alle wesentlichen Punkte detailliert ausführt, dabei aber verpasst, die grundlegend wichtigsten Dinge zusammenzufassen. So hat man bereits zu Beginn den Eindruck, „Schrecklicht“ sei vom Aufbau her umfassender, als es tatsächlich ist. Und das sorgt leider auch für Verwirrung.

Die Idee zum Spiel möchte ich dabei gar nicht kritisieren, denn so schlecht ist das, was sich Günther Burkhardt hier ausgedacht hat, gar nicht. Nur hätte man manche Nuancen noch ein ganzes Stück feiner gestalten können. Durch die wenigen möglichen Aufgaben erfährt das Spiel zum Beispiel eine strenge Limitierung, die sicherlich nicht hätte sein müssen. Das Ganze auf die Anzahl von Kürbisköpfen oder den Kartenwert zu beschränken, wird auf die Dauer im Spielen langweilig, zumal auch viel zu viel vom Glück abhängig ist. Zieht man zu Beginn schon ein paar gute Werte, ist das zumeist schon der Schlüssel zum Erfolg, ohne dass ein Gegner einem da noch viel entgegensetzen könnte. Wird meinetwegen der höchste Kartenwert gefragt, kann man zwar noch die eine oder andere Karte von der Konkurrenz kassieren, doch in der Realität ist es meistens so, dass diese erst einmal auf ihre eigene Auslage fokussiert ist und nach dem ersten Zug noch gar nicht durchschauen kann, wer nun ein ernst zu nehmender Gegner ist. Und nach dem zweiten Zug ist es dann manchmal schon so, dass sich ein Spieler mit überlegenen Karten durchgesetzt hat, bevor die Runde zu Ende ist – zumindest zeigt dies die Erfahrung.

In Sachen Spieltiefe ist „Schrecklicht“ auch nicht gerade ein Aushängeschild. Es ist zwar schön, dass man das Spiel (nachdem es einem erklärt wurde) sofort verstehen kann und die Regeln auch kein längeres Nachfragen erfordern, aber damit geht auch einher, dass das Prinzip relativ schnell verbraucht ist und die Langzeitmotivation bereits nach zwei bis drei Partien ebenfalls. Sicherlich ist „Schrecklicht“ auch nicht als abendfüllendes Event konzipiert worden, doch selbst für eine Aufwärmrunde eignet sich das Spiel wegen des unspektakulären, leider auch etwas lieblosen Charakters nur bedingt. Symbolisch hierfür ist unter anderem, dass ein Marker für die Punkte der Spieler nicht enthalten ist und man auf Papier und Bleistift zurückgreifen muss.

Für ein Spiel aus dem renommierten |Kosmos|-Verlag ist „Schrecklicht“ daher auch erschreckend schwach. Das hätte sicher anders sein können, wenn das Ganze etwas besser durchdacht und die Gewichtung von Taktik und Glück besser verteilt wäre. Dem ist aber leider nicht so, weshalb eine Empfehlung auch ganz klar ausbleibt.

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Lach, Bernhard / Rapp, Uwe – Ausgerechnet Uppsala

_Irgendwo in Schweden …_

Uppsala – wo zum Teufel liegt Uppsala? Nun, der geübte Topograph wird diese Frage sicherlich mit Leichtigkeit beantworten können. Doch der Laie … Sicher ist jedenfalls, dass der Name dieser schwedischen Universitätsstadt schon immer für ungläubiges Staunen gesorgt hat – schließlich vermuteten die wenigsten dahinter einen Städtenamen als vielmehr die typische Äußerung eines Tollpatsches. Ich erinnere mich auch noch sehr gut daran, wie ich meinem Erdkundelehrer diesen Fakt damals nicht abkaufen wollte. So viel zu Uppsala.

Genau jene Stadt diente dem |HUCH & friends|-Verlag als Namensgeber für den offiziellen Nachfolger ihres erfolgreichen Titels „Ausgerechnet Buxtehude“, einem Wissensspiel, in dem die Spieler beweisen müssen, wie gut sie sich tatsächlich auf der deutschen Landkarte auskennen. Dieses Spielprinzip wurde nun auf den gesamteuropäischen Bereich ausgeweitet und erfreut sich prompt einer vergleichbaren Beliebtheit. Die Promo-Aktion zu „Ausgerechnet Uppsala“ auf der Messe in Essen wurde jedenfalls zuhauf frequentiert, und der Ehrgeiz, die verschiedenen Städtenamen, die in diesem Spiel zu ordnen sind, in die richtige Reihenfolge zu bringen, löste nach und nach eine echte Sucht aus. Gar nicht mal so schlecht für ein Spiel, in dem geographisches Wissen das A und O ist!

_Spielidee_

Die generelle Idee, die „Ausgerechnet Uppsala“ zugrunde liegt, ist im Prinzip total simpel und bereits nach zwei Minuten für jeden verständlich. Es geht darum, verschiedene Karten mit Namen von Städten und Sehenswürdigkeiten aus ganz Europa ausgehend von einer Startkarte reihum zu ordnen. Die Spieler dürfen selber entscheiden, ob sie die nachgezogenen Karten nun nach Längen- order Breitengraden bzw. in Nord-Süd- oder in Ost-West-Richtung anlegen. Hierbei ist allerdings ein selbstbewusstes Auftreten von Nöten, denn die Mitspieler dürfen die eigene Entscheidung anzweifeln und einem somit wertvolle Chips entlocken. Was eigentlich gar nicht mal so schwierig klingt, entwickelt sich zu einer immer härteren Aufgabe, weil die Daten mancher Städte beinahe identisch sind und es gerade dann, wenn schon viele Karten ausliegen, zu einer super-kniffligen Sache wird, die unbekannten Orte an die richtige Position zu legen – besonders dann, wenn man überhaupt keinen Schimmer hat, in welchem Land die Städte eigentlich liegen.

Nach drei Spielrunden, in denen jeweils 15 Karten ausgespielt werden, kommt es zu einer Schlusswertung. Wer dann die meisten Chips gesammelt bzw. behalten hat, ist der Sieger der Partie.

_Spielmaterial_

• 200 Ortskarten (160 Städte und 40 Sehenswürdigkeiten)
• 2 Intermezzokarten
• 1 Richtungskarte
• 35 Holzchips

_Spielvorbereitung_

Vor jedem Spiel werden die Karten mit den Sehenswürdigkeiten und den Städten miteinander vermischt. Anschließend werden drei Stapel mit jeweils 15 Karten gebildet. Drei Karten werden noch verdeckt herausgesucht und bilden die Startkarte einer jeden Runde. Die übrigen Karten sind in dieser Phase nicht im Spiel.

Auf den zweiten und dritten Stapel werden nun die Intermezzokarten gelegt und daraufhin alles zu einem Nachziehstapel zusammengefügt. Die erste Startkarte wird in die Mitte des Richtungsanzeigers gelegt. Als Letztes bekommt jeder Spieler noch vier Chips. Das Spiel kann beginnen.

_Ein Spielzug_

Der jüngste Spieler darf als Erster eine Karte vom Nachziehstapel nehmen. Er liest den Namen der Stadt oder der Sehenswürdigkeit laut vor, muss dabei aber darauf achten, dass die Koordinaten auf der Rückseite für alle Spieler verdeckt bleiben. Jetzt muss er sich entscheiden, ob der Ort bzw. die Sehenswürdigkeit in nördlicher, südlicher, westlicher oder östlicher Richtung der Startkarte liegt und sie dementsprechend anlegen.

Nun sind die anderen Spieler gefragt. Im Uhrzeigersinn muss jeder sich entscheiden, ob er den Spielzug des Startspielers anzweifelt oder ob er mit ihm einer Meinung ist. Der erste Spieler, der einen Zweifel äußert, darf nun die ausgelegte Karte und die Startkarte mit ihren Koordinaten überprüfen. Wurde sie tatsächlich falsch angelegt, muss der Startspieler ihm einen seiner Chips überlassen. Sollte die Karte indes richtig anliegen, geht ein Chip in die umgekehrte Richtung.

Reihum setzen sich die Spielzüge nun auf diese Art und Weise fort, wobei man nach einigen Zügen nicht mehr nur entscheiden muss, in welche Himmelsrichtung die neue Karte von der Startkarte ausgehend einzuordnen ist, sondern auch, in welcher Position sie zu bereits ausliegenden Karten steht. Ein Beispiel: Als Startkarte liegt Paris aus. Spieler 1 hat Amsterdam gezogen und ordnet die Stadt nördlich ein. Der nächste Spieler zieht Berlin. Er muss nun entscheiden, ob er Berlin nördlicher als Amsterdam einsortiert oder doch eher zwischen Paris und Amsterdam.

Im weiteren Verlauf ändern sich so auch die Optionen der aktuell passiven Spieler. Sie müssen die gerade ausgelegte Karte nun auch nicht mehr mit der Startkarte vergleichen, sondern mit einer direkt benachbarten. Das Procedere ist ansonsten aber identisch. Je nachdem, wer eine falsche Vermutung geäußert hat, muss dies mit einem Chip bezahlt werden.

Eine Sonderregelung gibt es noch für die Sehenswürdigkeiten. Sie müssen im Gegensatz zu den Städten nicht genau eingeordnet werden. Es reicht stattdessen schon die richtige Einordnung der Himmelsrichtung.

_Das Intermezzo_

Eine Spielrunde besteht aus genau 15 Spielzügen, sprich 15 ausgespielten Karten. Anschließend folgt ein Intermezzo bzw. am Ende die Schlusswertung. Sobald dieser Fall eintritt, wird das Spiel kurz unterbrochen. Jeder Spieler muss nun schätzen, wie viele der 15 ausgelegten Karten an einer falschen Position liegen. Anschließend werden alle Karten umgedreht und auf ihre Richtigkeit überprüft. Jede falsch gelegte Karte wird zur Seite gelegt. Sollte jemand richtig geschätzt haben, erhält er zwei Chips. Trifft dies für keinen zu, bekommt derjenige, der am nächsten am richtigen Ergebnis dran ist, einen Chip.

_Das Ende_

Nun geht’s weiter. Erneut wird eine der drei zu Beginn herausgelegten Städtekarten auf das Stadtfeld positioniert. Fortan werden die nächsten 15 Karten gespielt. Nach drei Runden ist die Partie zu Ende. In der letzten Wertung werden alle Chips gezählt. Der Spieler, der im Laufe der Partie die meisten Chips gesammelt hat, ist der Sieger.

_Variationen_

Natürlich kann man das vergleichsweise simple Spielprinzip gleich mehrfach variieren. Gerade zu Beginn bietet sich zum Beispiel an, die etwas schwierigeren Karten mit den Sehenswürdigkeiten aus dem Spiel zu nehmen. Weiterhin kann man aber auch die Anzahl der pro Runde eingesetzten Karten steigern oder verringern und so die im normalen Modus sich auf ca. 20 Minuten belaufende Spielzeit seinen Wünschen anpassen. Oder aber nur nach Nord-Süd bzw. nur nach West-Ost sortieren. Und so weiter.

Selbst eine 1-Spieler-Variante ist möglich, wie der Verlag auf der Messe in Essen sehr schön zeigte. So kann man sich zum Beispiel eine vorher ausgewählte Zahl von Karten auf die Hand nehmen und dann versuchen, diese in die richtige Reihenfolge (ebenfalls nach Nord-Süd oder West-Ost) bringen. Man wird staunen, welchen Ehrgeiz man aufbringen wird, nur um auch ja alles richtig zu machen. Wirklich schön, was mit diesem einfachen, aber eben sehr schönen Spiel alles möglich ist!

_Fazit_

Wie bereits kurz angeschnitten, ich hatte bereits auf der |Spiel ’06| in Essen einen sehr positiven Eindruck von „Ausgerechnet Uppsala“, und jetzt, wo ich das Spiel ein bisschen besser und mit allen Variationen kennen gelernt habe, bin ich wirklich begeistert davon – zumal dieses verwaiste Spiel-Genre ja eh oft als langweilig oder auf lange Sicht ermüdend verschrien ist. Mit „Ausgerechnet Uppsala“ bringt der |HUCH & friends|-Verlag nun ein Spiel heraus, das all diesen verallgemeinerten Urteilen einen Strich durch die Rechnung macht. Mit schlichtesten Mitteln wird hier nicht nur das Maximum an Spielspaß herausgeholt, sondern auch noch einiges an Wissen vermittelt. Was indes überrascht, ist die Langzeitmotivation des Spiels. Man soll ja meinen, dass man nach einiger Zeit genau weiß, welche Stadt wo liegt. Doch weit gefehlt: Da die Kombinationen immer wieder grundverschieden sind und viele Entscheidungen wirklich sehr knapp sind, muss man schon ein echter Profi sein, um selbst in den kniffligsten Fällen sicher zu spielen. Und bis man einmal dort angelangt ist, werden sicher noch einige Runden ins Land ziehen. In unserem Spielerkreis ist „Ausgerechnet Uppsala“ nun schon zweimal als Aufwärmspiel gewählt worden, geriet aber beide Male zu einer abendfüllenden Geschichte – meist dadurch bedingt, dass Spieler A oder B sich mit ihrer Niederlage nicht abfinden konnten, weil sie sich ja „so sicher“ waren. Dem gibt es, so denke ich, auch nicht mehr viel hinzuzufügen. „Ausgerechnet Uppsala“ hat überzeugt – und zwar auf ganzer Linie!

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Evola, Gaetano / Leocata, Rosanna – Terra Nova

_Spielidee_

Terra Nova, das neu entdeckte Land, bietet für jeden Gutsbesitzer geradezu paradiesische Voraussetzungen: satte Wiesen, fruchtbares Ackerland, eine riesige Seenplatte, wildreiche Wälder und noch vieles mehr. Dementsprechend ist der Drang, einen Teil dieses Landes für sich zu beanspruchen, auch immens groß. Jedoch kann dies nur denjenigen Spielern erfolgreich gelingen, die ihre Figuren mit taktisch klugen Schachzügen in Position bringen, gleichzeitig die Grenzsteine vorausschauend setzen und letztendlich auch noch die abgrenzenden Zäune ziehen, die den Gegnern den Zutritt in sein neues Land verwehren. So erkämpft man sich Schritt für Schritt einen Teil von Terra Nova, sammelt dabei jedes Mal wieder Punkte ein und übernimmt schließlich ganze Landstriche.

_Spielziel_

Ziel des Spiels ist es in erster Linie, so viele Gebiete wie möglich in Besitz zu nehmen und je nach Größe und Beschaffenheit des neuen Eigentums die dafür vorgesehenen Punkte einzukassieren. Allerdings muss hier differenziert werden, denn nicht derjenige mit der größten Gesamtfläche wird am Ende der Gewinner sein, sondern derjenige, der sich bei seiner Eroberung spezialisiert und statt einer chaotischen Wilderung Landschaft für Landschaft besetzt.

_Spielmaterial_

• 1 Spielbrett mit der Karte von „Terra Nova“ und insgesamt 8 verschiedenen Landschaften
• 80 Grenzsteine
• 44 Spielfiguren (13 gelbe, 13 rote, 10 blaue, 8 grüne)
• 4 Zählsteine in 4 Farben

Das Spielmaterial ist relativ schlicht aufgebaut (abgesehen vom graphischen Schmückstück, dem Spielplan), dafür aber auch sehr robust und für den Zweck des Spiels auch völlig ausreichend. Das Autorenteam Rosanna Leocata und Gaetano Evola hat zum Beispiel bei den Figuren auf recht einfache Holzfiguren zurückgegriffen, wohingegen die Grenzsteine von sechseckigen dicken Holzplättchen gestellt werden. Alles in allem bewährt sich dieser Aufbau jedoch, weil die Spielsteine im Spiel dann doch relativ oft beansprucht werden, durch ihr stabiles Äußeres jedoch nicht so schnell abnutzen. Insofern also sehr gut überlegt.

_Vorbereitungen_

Vor jedem Spiel werden den Spielern die Figuren und Zählsteine in ihrer Farbe ausgehändigt. Je nach Spielerzahl ändert sich dabei die Menge der Figuren; (jeweils 13 im 2-Spieler-Modus, 10 im 3-Spieler-System und 8 bei 4 Spielern), womit sich auch die ungleichmäßige Aufteilung des Spielmaterials erklärt, welches exakt auf die verschiedenen Spielerzahlen abgestimmt ist. Nun wird der Startspieler bestimmt, der anschließend als Erster eine seiner Figuren auf dem Spielfeld absetzen kann. Reihum wiederholen die Mitspieler nun diese Aktion, ohne dabei jedoch ein Feld zu wählen, welches schon durch eine andere Figur besetzt ist. Sobald alle Figuren auf dem Brett stehen, wird noch der Zählstein auf die Position ‚0‘ gesetzt. Nun kann das Spiel beginnen.

_Ein Spielzug_

Sobald ein Spieler am Zuge ist, muss er sich für genau zwei Aktionsmöglichkeiten entscheiden, die er pro Runde genau dreimal durchführen darf. Er kann entweder eine seiner Spielfiguren über das Feld bewegen oder aber einen Grenzstein setzen. Weil die Grenzsteine aber immer an ein umliegendes Feld einer gerade zuvor bewegten Figur angelegt werden müssen, ergibt sich daraus, dass der erste Spielzug immer eine Bewegung einer Spielfigur sein muss. Anschließend hat man die Wahl, in welcher Kombination man nun ziehen oder doch lieber die Grenze erweitern möchte.

|1. Die Bewegung einer Spielfigur|

Eine Spielfigur darf in alle sechs Richtungen, ausgehend vom aktuellen Standort und immer auf einer geraden Linie, bewegt werden. Zu beachten ist dabei, dass sie weder einen Grenzstein noch eine andere Figur überspringen darf. Es ist jedoch legitim, mit einer Spielfigur mehrere der drei zur Verfügung stehenden Aktionen (in diesem Fall Bewegungen) durchzuführen, solange sie am Ende der Runde nicht wieder auf dem Ausgangsfeld steht.

|2. Grenzsteine setzen|

Wie bereits erwähnt, kann ein Grenzstein nur an ein Nachbarfeld einer bereits gezogenen Figur gesetzt werden. Sollte man dabei mit zwei verschiedenen Figuren gezogen sein, darf man sich in der letzten Aktion aussuchen, an welche Figur man den Stein nun anlegt. Auch hier gilt die Bedingung, dass das Feld, auf das der Grenzstein gelegt werden soll, frei sein muss.

_Wertung_

Sobald mit den Grenzsteinen ein komplettes Gebiet eingegrenzt wurde und darin nicht mehr als drei Landschaftsarten eingeschlossen sind, kommt es zu einer Zwischenwertung. Der Spieler, der nun die meisten Figuren in diesem Gebiet stehen hat, bekommt folgende Punkte:

• für jedes Feld genau einen Punkt, wenn drei Landschaften eingeschlossen wurden,
• für jedes Feld genau zwei Punkte, wenn sich zwei Landschaften in diesem Gebiet befinden,
• für jedes Feld genau drei Punkte, wenn das Gebiet komplett aus einer Landschaft besteht.

Sollte es hier zu einem Gleichstand kommen, werden die Punkte an die Spieler mit den höchsten Figurenanteilen entsprechend diesem Wertungsmuster aufgeteilt.

_Spielende_

Sobald alle Gebiete von Grenzsteinen eingeschlossen sind und das letzte Gebiet gewertet wurde, ist das Spiel zu Ende. Gleiches gilt für den Fall, dass nur noch ein Spieler ziehen kann. Derjenige Spieler, der im Laufe der Partie die meisten Punkte einfahren konnte, gewinnt das Spiel.

_Meine Meinung_

Bereits auf der diesjährigen Messe in Essen war mir das Taktikspiel „Terra Nova“ am Stand von |Winning Moves| aufgefallen, jedoch konnte es kurz vor Torschluss nur für ein paar Minuten angespielt werden und dabei noch nicht so wirklich überzeugen. Wie sich nun aber herausstellt, haben wir vor Ort einen wichtigen Regelpunkt missachtet, nämlich dass jedes Gebiet maximal drei Landschaften enthalten darf. In Essen hingegen hatten wir relativ zügig eine Grenzlinie durch die Mitte des Feldes gesetzt und nach nur fünf Minuten ein rasches, unbefriedigendes Ende gefunden. Nun, selber schuld, wenn man nicht richtig liest …

Doch aus eben diesem Grunde waren meine Erwartungen an das Spiel jetzt auch nicht mehr so groß, auch wenn man meiner Meinung nicht immer auf das erste Urteil nach kurzem Anspielen bauen sollte. Diese Erfahrung habe zumindest ich im Laufe der Jahre und Spielmessen immer wieder gemacht. Und tatsächlich: Mit den ’neuen‘ Regeln ergibt das Ganze auch Sinn und wird auch sofort um ein Vielfaches spannender und tückischer. Das Tolle an „Terra Nova“ ist nämlich, dass jeder Spieler mit den gleichen Voraussetzungen startet und in keiner Situation das Glück über den weiteren Verlauf entscheidet. Vom ersten bis zum letzten Zug baut das Spiel ausschließlich auf Taktik, vorausschauender Planung und Intuition auf und wird mit zunehmender Dauer und Anzahl gesetzter Grenzsteine auch noch immer kniffliger, weil sich meistens erst bei der letzten Wertung entscheidet, wer als Sieger aus dem Spiel geht.

Irgendwie hat „Terra Nova“ deswegen auch etwas vom klassischen Schachspiel, weil man manchmal doch recht lange überlegen muss, welche Kombination der drei zur Verfügung stehenden Aktionen im jeweiligen Zug jetzt sinnvoll ist, und dabei auch noch beachten sollte, dass jeder falsche Zug einen blitzschnell in die Enge treiben könnte, in der man dann von seinen Gegnern quasi matt gesetzt wird. Nach und nach – speziell, wenn man wegen einer kleinen Unachtsamkeit einen entscheidenden Fehler gemacht hat – entwickelt sich somit ein echtes Suchtgefühl, denn stetig schwirren einem neue Ideen und Taktiken im Kopf herum, mit denen man dem bzw. den Gegner(n) beikommen zu können glaubt. Doch da man sich hier auch wirklich nur Vorteile durch eigenes Geschick, nicht aber durch zufällige Wendungen oder glückliche Ereignisse erarbeiten kann, ist der Weg zum Sieg ein ziemlich schwerer und eigentlich erst dann frei, wenn man selbst in den tückischsten Lagen einen kühlen Kopf bewahrt – doch das ist bei „Terra Nova“ auch leichter gesagt als getan.

Entgegen den ersten Eindrücken bin ich daher auch echt begeistert von diesem fast ausschließlich taktischen Leckerbissen aus dem Hause Winning Moves. Es ist schlichtweg klasse, mit welch einfachen Mitteln hier ein absolut überzeugendes und sicher noch erweiterbares Spielprinzip erschaffen wurde, das einen auch abendfüllend an den Spieltisch zu fesseln vermag. Ich bin jedenfalls heilfroh, „Terra Nova“ nach dem mäßigen Einstand auf der Messe noch nicht abgeurteilt und noch einen zweiten Versuch gegeben zu haben. Bei diesem hat sich das Spiel dann doch noch bewährt und erntet folgerichtig auch eine Empfehlung an alle Taktiker und Tüftler, die mit diesem Spiel sicherlich ebenfalls viele Stunden verbringen werden.

http://www.winning-moves.de/