Archiv der Kategorie: Sachbuch

Sarah Arabatzis, Elli Böttcher, Anja Schröder – Das ultimative Wichtelhandbuch


Worum geht’s?

Die Temperaturen fallen, die Tage werden kürzer, die Abende länger und schon bald steht die heimelige Adventszeit wieder vor der Tür. Die kleinen liebenswürdigen Wesen aus dem hohen Norden, bekannt als Wichtel, sind in den letzten Jahren zu einem festen Bestandteil dieser Vorweihnachtszeit geworden. Pünktlich zum 1. Advent oder 1. Dezember ziehen sie in die Häuser ein und bereiten ihren Familien mit ihrem Schabernack und ihren kleinen oder größeren Handlungen eine Freude.

In diesem Buch bekommen sowohl „Wichtel-Anfänger“ als auch fortgeschrittene Wichtel-Liebhaber jede Menge (Bastel-)Ideen und Anregungen, den Wichtel mehr und mehr lebendig werden zu lassen.

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Bassham, Gregory / Bronson, Eric (Hgg.) – Der Herr der Ringe und die Philosophie. Schlauer werden mit der berühmtesten Saga der Welt

Überhobbits gegen Mordor. Philosophische Deutungen

Frodo und die Gefährten treffen auf Platon, Aristoteles, Nietzsche … An vielen Beispielen zeigen die Herausgeber, wie sich im „Herr der Ringe“ die großen philosophischen Fragen von Platon bis Nietzsche entdecken lassen. Ihre Absicht war es keinesfalls, im Buch selbst eine philosophische Botschaft zu suchen. Das bedeutet, der Leser kann sich mit grundlegenden Ideen über das beste Leben, das Glück, Macht und Wahl beschäftigen – und zugleich verborgene Aspekte in Tolkiens Roman entdecken. Warum zum Beispiel wurde Tom Bombadil nicht unsichtbar, als er den Ring benutzte?
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Krauss, Lawrence M. – Jenseits von Star Trek

Der Untertitel „Die Physik hinter den Ideen der Science Fiction“ des Buches verrät bereits, worum es darin geht. Hier werden zahlreiche Ideen der Science-Fiction – angefangen bei Johannes Kepler und Galileo Galilei – auf den Prüfstand gestellt und auf ihre Stichhaltigkeit untersucht.

Die Ergebnisse, zu denen der Fachautor und Wissenschaftler Krauss gelangt, sind manchmal niederschmetternd und desillusionierend, manchmal aber machen sie uns auch Hoffnung – nach dem Motto „Das Leben findet immer einen Weg“, solange die Dummheit des Menschen es nicht daran hindert. Immerhin tröstet uns Krauss‘ Humor darüber hinweg.

_Der Autor_

Krauss ist Professor für Physik und Astronomie – das ist nicht weiter erstaunlich, da diese beiden Disziplinen ihm das Rüstzeug für seine Ausführungen liefern. Er leitet die Fakultät für Physik an der Case Western Reserve University in Cleveland, Ohio.

Bekannt wurde er in Science-Fiction-Kreisen mit seinem häufig diskutierten Buch „Die Physik von Star Trek“ (Heyne 06/5549). Darin untersuchte er die fabelhafte Technik dieses weitverbreiteten fiktionalen Universums auf ihre physikalisch-astronomische Stichhaltigkeit. Immerhin lehnt er den Warp-Antrieb nicht rundweg als unmöglich ab. Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie erlaubt Warp. Warp erfordert lediglich viel mehr Energie, als auf die Schnelle bereitstellbar ist.

Krauss schrieb zudem die beiden Sachbücher „Fear of physics: A guide for the perplexed“ und „The fifth essence: The search for Dark Matter“ und mehr als hundert wissenschaftliche Artikel – mehr als genug Material für mehrere Bücher des vorliegenden Kalibers. Vom Weißen Haus wurde er ausgezeichnet, ebenso wie von eine Reihe wissenschaftlicher Organisationen.

_Inhalte_

Wir alle kennen die Szenen in Emmerichs Kassenschlager „Independence Day“: Riesige Raumschiffe schweben über den Hauptstädten der Erde ein. Wie extrem unwahrscheinlich dieses Bild ist, führt uns Krauss mit schlagenden Berechnungen aufgrund der Gesetze der Physik vor Augen: Die Menschen darunter wären schon längst vom Luftdruck platt gemacht worden, wenn nicht vorher die Anziehungskraft der Massen der Raumschiffe verheerende Flutwellen oder Erdbeben ausgelöst hätten.

In den nächsten Kapiteln wendet sich der Fachautor Fragen zu, die zwar in der Science-Fiction vorkommen, die man aber allgemein als akzeptiert unterstellt. „Haben Aliens mal unseren Planeten besucht? Können wir Aliens auf anderen Planeten besuchen?“

Besonders die zweite Frage ist ungeahnt komplex: Nachdem die Frage geklärt ist, ob es überhaupt andere Planeten gibt (Antwort: ja!) mit intelligentem (unwahrscheinlich) Leben (wahrscheinlich) gibt, erhebt sich die Frage, wie wir diese Welten überhaupt erreichen wollen bzw. können. Da gibt es ja zahlreiche faszinierende Techniken, unter anderem den oben erwähnten und grundsätzlich ad absurdum geführten Warp-Antrieb. Aber warum nicht mit Sonnensegel-Antrieb, das den Lichtdruck der Sonne(n) ausnutzt? Krauss legt auch dar, wie wahrscheinlich und effizient ein Antimaterie-Antrieb oder gar ein System von Wurmlöchern (wie im Trantor-Universum) wäre.

Eines der aktuellsten und bedeutungsvollsten Kapitel ist sicherlich jenes zu der Frage, wie man Planeten in anderen Systemen entdecken kann. Denn die NASA und andere Organisationen rechnen noch vor 2010 damit, solche Planeten, die extrem schwierig aufzuspüren sind, direkt (!!) beobachten zu können. Krauss liefert hier zahlreiche interessante Fakten.

Der zweite Teil des Buches trägt den Titel „Das Madonna-Universum“, frei nach ihrem Motto: „We are living in a material world, and I am a material girl.“ Damit legt Krauss den Finger schon in die Wunde. Denn viele Science-Fiction-Autor ignorieren beziehungsweise „überwinden“ in ihren Fiktionen die Beschränkungen, die uns die Materie auferlegt hat. Gemeint ist die Metaphysik.

Unter Metaphysik fallen alle außersinnlichen Wahrnehmungen, also ESP, Telekinese, Telepathie, das Zweite Gesicht. Übersinnliche Kräfte überhaupt sind mit Mystery-Serien wie „Akte X“ – Agent Mulder wird bevorzugt zitiert – täglich konsumierte TV-Realität geworden – aber eben nur dort. Oder?

Krauss stellt realistische Fragen wie etwa die, ob sich das menschliche Gehirn als Sender und/oder Empfänger eignet. Und ob die Quantenmechanik ein Erklärungsmodell anbietet. Erstaunlich, welche Möglichkeiten sich bieten: der Elektromagnetismus, Neutrinos, die Gravitation und schließlich der gute alte Äther. Der Äther, die „physikalische“ Grundlage der Astrologie, wurde vor ca. 2500 Jahren in Alexandria erfunden, aber erst 1889 (vorerst) widerlegt. Dennoch werden jährlich in den USA 20 Millionen Astrologiebücher verkauft. Was doch sehr für das menschliche Bedürfnis zu glauben spricht.

_Mein Eindruck_

Ich kann in aller Bescheidenheit sagen, dass ich 99 Prozent aller Beispiele, die Krauss vor meinem staunenden Geist ausgebreitet hat, verstanden habe. Aber auch andere Science-Fiction-Leser mit entsprechender Grundbildung sind überdurchschnittlich an Physik und Astronomie interessiert, wenn sie nicht gleich „Rocket Scientists“ sind. Das bin ich jedoch auch nicht, denn ich habe Geisteswissenschaften wie Germanistik und Anglistik studiert.

Also, abgesehen von den vielen anschaulichen Beispielen, mit denen Krauss seine Argumentation stützt, mochte ich auch seinen Humor. Er nimmt weder sich selbst noch seine Themen zu ernst, denn er weiß, er ist auch nur ein Mensch, mit Schwächen und Fehlern (und einer Frau, die ihm schon mal Bescheid stößt!). Seine Ironie ist durchaus annehmbar. Das soll aber nicht heißen, dass er sich über die Millionen von Star-Trek-Fans lustig macht. Im Gegenteil: Die Fans setzen sich ernsthaft mit den zahlreichen Star-Trek-Serien auseinander. Und die Autoren dieser Serien lobt er als äußerst einfallsreich (wenn auch manchmal an den Physikgesetzen vorbei geschrieben wird).

Seinem Thema steht er souverän gegenüber: „Der Jüngste Tag hat bislang eine sehr schlechte Presse erhalten. Ich will hier zu bedenken geben, dass er der Menschheit große Möglichkeiten eröffnet.“ Im Folgenden zeichnet er einige Wege auf, wie die Welt untergehen könnte. So fragt er sich beispielsweise, wie lang es dauern würde, bis das Licht ausgeht, wenn man die Sonne abschalten könnte. Die beruhigende Anwort: mindestens 30.000 Jahre!

Kurzum: Krauss beantwortet etliche Fragen, die ich mir schon oft beim Star-Trek-Gucken gestellt habe.

|Für wen eignet sich dieses Buch?|

Nun, nicht jeder mag sich näher mit Physik beschäftigen (obwohl wir jede Sekunde unseres Leben damit zu tun haben). Und so stellt auch dieses Buch gewisse Ansprüche an seine Leser – es müssen ja nicht Rocket Scientists sein. Aber sie sollten mal in der Schule von den Newton’schen Gesetzen (Impulserhaltung und solche Sachen) gehört und sie möglichst auch verstanden haben. (Manchen Leuten jagt allein schon der Gedanke an solche „Gesetze“ Schauder über den Rücken – siehe „Fear of physics“.) Auch wem die Struktur von Atomen bekannt ist, ist sicherlich im Vorteil.

Insofern würde ich von einem Mindestalter von 12 bis 16 Jahren ausgehen. Aber angesichts der Ergebnisse der PISA-Studie kann ich auch in dieser Hinsicht nur das Beste hoffen. Dass der Leser schon mal eine Folge von „Star Trek“ gesehen hat, darf ich immerhin schon bei Achtjährigen getrost voraussetzen.

|Originaltitel: Beyond Star Trek. Physic from alien invasions to the end of time, 1997
Aus dem US-Englischen von Erik Simon|

Dietrich Wabner – Taschenlexikon der Aromatherapie

Worum geht’s?

Neben der Schulmedizin wird in der heutigen Zeit die Alternative Medizin immer wichtiger. Ein großer Teil davon stellt die Aromatherapie dar. Der Autor des Buchs arbeitet seit Jahrzehnten daran, diesen Bereich der Phytotherapie als eigenständigen Bereich im deutschsprachigen Raum zu etablieren. In diesem handlichen Lexikon stellt er 180 Monographien der gängigsten und bedeutendsten ätherischen Öle vor.

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Neil Gaiman- Keine Panik! – Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis (Biografie)

Alles über Arthur Dent, Trillian & Co.

Keine Panik! Habt ihr alle euer Handtuch dabei? Ja? Fein, dann kann euch ja nix mehr passieren, selbst wenn ihr diese Rezension lest – natürlich vollständig auf eigene Gefahr!

Der Autor

Neil Gaiman ist seinen Lesern vor allem als einfallsreicher Autor der Sandman-Comicbooks bekannt. Er hat mit „Die Messerkönigin“ ausgezeichnete Grusel-, Fantasy- und Märchenstorys vorgelegt, sowie mit „Niemalsland“, „Sternwanderer“ und „American Gods“ drei vielbeachtete Romane (alle bei Heyne verlegt).

Das Buch

Das vorliegende Buch hatte Gaiman schon 1988 veröffentlicht, aber laufend ergänzt. Aktualisiert und erweitert wurde es schließlich von David K. Dickson und MJ Simpson, so dass es mittlerweile auf dem letzten Stand ist. Sogar das Programm für den Ablauf der Gedenkfeier für Douglas Adams ist berücksichtigt (S. 276/77), das in „Lachs im Zweifel“ detailliert abgedruckt ist (David Gilmour sang Pink Floyds „Wish you were here“!).
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King, Stephen – Das Leben und das Schreiben

Bestsellerautor – gewusst wie!?

Kann ich hier lernen, wie man einen Bestseller schreibt? Vermutlich nicht ganz, aber der Meister sagt uns, wie er dazu kam und gibt ein paar hilfreiche Tipps – zumindest wie man’s besser macht als bisher.

Hier hat einer der erfolgreichsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts seine wichtigsten Einsichten zusammengefasst. Es ist ein persönliches, geradezu intimes Buch, andererseits aber auch ein Sachbuch mit brauchbaren Ratschlägen für angehende Autoren.

Inhalte

Nach nicht weniger als drei (!) Vorwörtern legt King endlich los: mit einem von zwei biographischen Teilen. Die Zweiteilung rührt natürlich von jenem schmerzhaften und einschneidenden Unfall im Sommer 1999 her. Davor hatte King bereits die Hälfte des Buches fertig.

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Robin Gardiner / Dan van der Vat – Die Titanic-Verschwörung

Keine andere (Schiffs-)Katastrophe beflügelte die Fantasie der Menschheit mehr als die des am 14./15. April 1912 nach einer Kollision mit einem Eisberg gesunkenen Luxusliners |RMS Titanic|. Mythen und wildeste Spekulationen rank(t)en sich um das Schiff, dessen Wrack 74 Jahre lang in den Tiefen des Atlantiks verschollen blieb.

Doch selbst als Meeresgeologe Robert D. Ballard die alte Dame 1986 in rund 4000 Metern Tiefe vor der Neufundlandbank aufspürte und ihren Untergang aufgrund der Auffindesituation mit geradezu kriminalistischem Spürsinn und viel Sachverstand so detailliert wie möglich rekonstruierte, blieben einige Fragen ungeklärt. Insbesondere die teils nebulösen Begleitumstände kann man heute kaum noch stichhaltig aufklären. 1995 präsentierten Robin Gardiner und Dan van der Vat dennoch dazu ihre ganz eigene Theorie.
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Hannes Fricke – Jimi Hendrix. 100 Seiten (zum 50. Todestag)

Niemand, der miterlebt hat, wie Jimi Hendrix kometengleich am Pop-Himmel erschien, wird seine erste Begegnung mit dem Ausnahmemusiker je vergessen: Jimi Hendrix WAR Musik, seine E-Gitarre und er verschmolzen miteinander, die Musik durchströmte seinen Körper.

Hannes Fricke schildert Hendrix‘ kurze Karriere in allen Facetten, kommentiert die berühmten Auftritte in Monterey und Woodstock, analysiert eingehend Hendrix‘ Spieltechnik. Jimi Hendrix wurde am 18. September 1970 vor 50 Jahren tot aufgefunden. Am 27. November 2017 wäre er 75 Jahre alt geworden. (Verlagsinfo)

Der Autor
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Sivananda Yoga Vedanta Zentrum – Besser leben mit Yoga: Das ganzheitliche Programm für zu Hause

Worum geht’s?

Ein Buch, das das ganzheitliche Praxisprogramm für geistige und körperliche Ausgeglichenheit enthält.

Es zeigt die Grundstellungen des Yoga, sowie zahlreiche Varianten, für jedes Niveau. Des Weiteren findet man zahlreiche Atem-,und Entspannungstechniken, sowie über 30 Rezepte und Tipps für einen gesunden Lebensstil.

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Ann Swanson – Yoga verstehen: Die Anatomie der Yogahaltungen

Worum geht’s?

Dieses Buch zeigt uns eine etwas andere Perspektive des Yoga – nämlich aus dem Körperinneren. Was genau passiert eigentlich bei den einzelnen Asanas? Welche Muskeln, Knochen und Gelenke werden wie angesprochen? Dieses Buch erklärt die Anatomie und Physiologie zu über 30 Yoga-Übungen und rundet das Ganze mit detaillierten Illustrationen ab.

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Thomas Amos – Ernst Jünger

Wie will man einem Schriftsteller, der über 100 Jahre alt geworden ist und während etwa 80 Jahren viele Bücher, Essays und Aufsätze geschrieben hat, mit einem Text von rund 130 Seiten gerecht werden? Und warum schreibt man so ein Büchlein, nachdem vor wenigen Jahren erst die umfangreichen Jünger-Biographien von Heimo Schwilk und von Helmuth Kiesel erschienen sind?
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Eric Kroll – Eric Kroll’s Beauty Parade

Fetisch-Fotografie par excellence

„Beauty Parade“ ist nach „Fetish Girls“ der zweite Fotoband, der zu Eric Kroll im Benedikt Taschen Verlag erscheint.
Eric Kroll ist einer der wichtigsten Fetisch-Fotografen. In „Beauty Parade“ sowie in „Fetish Girls“ hat der TASCHEN Verlag seine wichtigsten fotografischen Werke veröffentlicht. Es sind gesuchte, großformatige Bildbände, beinhalten aber auch die Autobiografie Krolls. „Beauty Parade“ wurde von Burkhard Riemschneider herausgegeben und wiegt annähernd 2000 Gramm – ein fotografisches Schwergewicht, das an Helmut Newtons Band „SUMO“ erinnert.
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Read, Bill – Dylan Thomas. Bildmonographie

_Waliser, Säufer, Dichter, Genie: Dylan Thomas_

Dylan Marlais Thomas (* 27. Oktober 1914 in Swansea/Wales, + 9. November 1953 in New York City/USA) war einer der wichtigsten Dichter und Dramatiker in englischer Sprache. Nicht nur wegen seiner einzigartigen poetischen Sprache wurde er in Großbritannien und den Vereinigten Staaten bekannt, sondern auch wegen seiner gewagten Prosa und des überragenden Hörspiels/Theaterstücks „Unter dem Milchwald“. Er schrieb Gedichte, Essays, Briefe, Drehbücher, autobiographische Erzählungen und ein „Stück für Stimmen“: „Under Milk Wood“ (Unter dem Milchwald), das 1954 posthum mit dem Prix Italia ausgezeichnet wurde.

_Inhalte_

Mittelpunkt einer Autoren-Monografie ist natürlich die Biografie des betreffenden Autors.

Dylan Thomas war das zweite Kind von David John Thomas und Florence Williams. Mit elf Jahren veröffentlichte er einige Gedichte in der Schülerzeitung seines Gymnasiums, das er 1931 vorzeitig verließ, um sich zwei Jahre als Journalist bei einer Tageszeitung zu verdingen. Anschließend widmete er sich dem Londoner Bohèmeleben und seiner Leidenschaft, dem Alkohol.

1934 erschien seine erste Gedichtsammlung in London: „18 Poems“.

1937 heiratete er die Eurhythmie-Tänzerin Caitlin MacNamara, mit der er drei Kinder haben sollte. Er war ein überzeugter Kriegsgegner und entging dem Kriegsdienst, indem er volltrunken zur Musterung erschien und krankheitshalber freigestellt wurde. Als Dichter und Schriftsteller sehr erfolgreich, war Dylan Thomas völlig unfähig, mit Geld umzugehen. Während es seiner Familie ständig am Nötigsten fehlte, opferte er alles Geld seinem Alkoholismus.

Auf seiner dritten Vortragsreise mit eigenen Gedichten durch die USA plante er 1953 ein Libretto für eine Oper von Igor Strawinsky, der einen Text von dem „besten lebenden Schriftsteller“ haben wollte. Dazu sollte es nicht mehr kommen; Thomas starb an einer Lungenentzündung, die er wegen seiner Alkoholexzesse nie auskurieren konnte.

Strawinsky komponierte im folgenden Jahr sein Stück „In memoriam Dylan Thomas“.

**Werke

* Collected Poems 1934-1952. Dent, London 1952

* Selected Letters. Dent, London 1966

* Dylan Thomas reading. (Unter diesem Titel veröffentlichte Caedmon einige Lesungen eigener Werke von 1952/53.)

Anschließend möchte ich auf die Eigenart dieser Monografie eingehen.

Es handelt sich um eine so genannte „Rowohlt Bildmonographie“ in „Selbstzeugnissen und Bilddokumenten“. Das bedeutet, dass wir Dylan Thomas‘ Konterfei in einer Vielfalt von Darstellungen – Fotos, Zeichnungen, Karikaturen und Gemälde – begutachten dürfen, ebenso wie die Porträts seiner Frau, seiner Kinder, Freunde und Partner. Außerdem ist die Landschaft als Inspiration von großer Bedeutung für ihn gewesen.

Fotos von Wales und anderen Wohnorten sind sowohl in dokumentarischer wie auch illustrativer Absicht abgedruckt. Illustrativ nämlich in dem Fall, wenn sie eines seiner Gedichte begleiten. In jedem Fall machen die – mitunter seltenen – grafischen Motive die Monografie zu einem lebendigen Bilder-Buch, das auch die Zeit des Dichters dokumentiert.

Diese Gedichte gehören zu dem weiten Feld der „Selbstzeugnisse“. Thomas‘ Gedichte verraten sowohl einen strengen Formwillen als auch eine wilde Vorstellungs- und Ausdruckskraft – eine rare und spannungsreiche Kombination. An manch einem Gedicht arbeitete Thomas Monate oder gar Jahre, bevor er es zum Abdruck freigab. In der vorliegenden Monografie haben wir das Glück, sowohl das englische Original als auch eine angemessene deutsche Übertragung begutachten zu dürfen. Diese Übertragung stammt von keinem Geringeren als Erich Fried, der selbst ein geachteter Dichter und Shakespeare-Übersetzer war. Manchmal, so habe ich festgestellt, ist die deutsche Fassung notwendig, um sich das Original in dessen Vielschichtigkeit überhaupt erschließen zu können. Den Abschluss des Haupttextes bildet das wunderbare Gedicht „Fern Hill“.

Im Anhang sind wichtige Lebensdaten aufgelistet sowie sämtliche Anmerkungen belegt. Zum Glück für Nicht-Waliser gibt es eine Anleitung, wie bestimmte walisische Namen auszusprechen sind. Darauf folgt eine Reihe von Zeugnissen bekannter Autoren wie etwa von Erich Fried oder Robert Ranke Graves („Ich, Claudius, Kaiser und Gott“). Die Bibliographie allein nimmt sieben klein bedruckte Seiten ein, befindet sich auf dem Stand von 1988 und stellte seinerzeit sicherlich ein wertvolles Hilfsmittel für die literaturwissenschaftliche Forschung dar. Den Abschluss bilden vier Seiten Namensregister mit Bildhinweis sowie ein Quellennachweis der Abbildungen.

_Mein Eindruck_

Dylan Thomas erscheint uns nicht immer als sympathisch, und so können wir davon ausgehen, dass der Biograf hier keine Heiligenverehrung betreibt. Vielmehr erscheint uns Thomas als ein ganz normaler walisischer Mann, der nur eben über eine einzigartige Gabe verfügt: die des ehrgeizigen Poeten. Ob sich nun Thomas ewigen Ruhm erhofft hat oder beim Dichten und Redigieren unter einem inneren Zwang oder Drang stand, das sei der Spekulation anheimgestellt. Letzteres hat auf jeden Fall eine wichtige Rolle gespielt, denn sonst hätte er nicht so viel geschrieben und so hart daran gearbeitet.

Der Biograf arbeitet die alltäglichen wirtschaftlichen Sorgen des Autors ebenso heraus wie die ganz privaten Dinge, solange sie nicht intim sind. So erklärt er beispielsweise, wie es kam, dass sich Thomas und die Dichterin Pamela Hansford nicht das Ja-Wort gaben, sondern in Freundschaft auseinander gingen. Dies wiederum ermöglichte es, dass Thomas und Caitlin Macnamara einander kennen lernten und 1937 heirateten. In diesen Herzensangelegenheiten hält sich der Biograf mit Vermutungen vornehm zurück, ohne jedoch die genauen Umstände der Entwicklung dieser Beziehungen zu verschweigen.

Er unternimmt auch keine Versuche, irgendwelche Gedichte auf seine subjektive Weise zu interpretieren, sondern weist nur dezent auf bestimmte Formmerkmale hin, die das jeweilige Gedicht einzigartig machen, oder auf thematische Hintergründe, die es in den Lebenszusammenhang des Dichters einfügen. So erscheinen Leben und Werk des Autors als Einheit.

|Schwächen und Fehler|

Der Autor Bill Read war ein Freund des Dichters und dessen Familie. Sein Gesicht ist auf einem der Fotos zu sehen. Hat dieser Umstand etwas damit zu tun, dass er auf Dylan Thomas‘ zahlreiche Affären nur en passant eingeht und sie auch keineswegs verurteilt? Wer sich also kritischer mit dem Dichter, seinem Verhalten und seinem Werk auseinandersetzen möchte, sieht sich veranlasst, andere Quellen heranzuziehen.

Auf einen merkwürdigen Fehler bin ich gestoßen, als ich die Seite 107 umblätterte: Eine Zeile fehlte. Ob dies in späteren Ausgaben nach dem Oktober 1989 korrigiert wurde, kann ich nicht sagen, aber der Interessent sollte darauf achten, ob die Zeile immer noch fehlt. Der fehlende Text ist nicht ganz unwichtig, denn es geht um einen Streit, den Thomas mit einer Dame hatte, und aus dem Folgenden muss man den Inhalt der fehlenden Zeile erschließen, sonst ergibt der ganze Vorgang wenig Sinn.

_Unterm Strich_

Dylan Thomas ist ohne Zweifel einer der bedeutendsten Dichter in englischer Sprache, und man sollte ihn kennen. Ob die vorliegende Monografie allerdings der optimale Weg ist, den Autor kennen zu lernen, daran habe ich gelinde Zweifel. Zum einen ist die Darstellung sehr gedrängt und setzt sich weder mit Lebenswandel noch mit den meisten Werken auf eine anerkennenswert kritische Weise auseinander. Das könnte mit der persönlichen Freundschaft des Verfassers Bill Read zu tun haben, liegt sicherlich aber auch an dem engen Rahmen einer solchen Bildmonografie.

Für einen Laien ist das Buch ein leichter Einstieg und schneller Zugang zu Thomas, doch für Literaturwissenschaftler gelten andere Maßstäbe. Für sie kann die Monografie lediglich ein Streiflicht, einen Crashkurs zum Thema darstellen. Steinig ist der Weg der Alma mater.

|Originaltitel: The Days of Dylan Thomas, 1964
Aus dem Englischen übersetzt von Angela Boeckh, den Anhang besorgte Heribert Hoven|

Kiesel, Helmuth – Ernst Jünger. Die Biographie

In wenigen Monaten, am 17.02.2008, jährt sich der Todestag des – in mehrfachem Sinne des Wortes – Jahrhundertschriftstellers Ernst Jünger (1895-1998) zum zehnten Mal. Aus diesem Anlass hat der Heidelberger Literaturprofessor Helmuth Kiesel eine Biographie veröffentlicht, die auch neuere Erkenntnisse berücksichtigt. Sein Anspruch war es, mit „Ernst Jünger. Die Biographie“ die Vielfältigkeit eines schillernden Lebens und Werkes darzustellen und zu einer abgewogenen Beurteilung des Denkers zu kommen, zumal sich zwischen der Begeisterung der „Jünger-Jünger“ und der scharfen Ablehnung seiner Gegner bisher wenige nüchterne Urteile finden.

Danach sieht es zunächst nicht aus. In der Einleitung verbeugt sich Kiesel ganz tief vor dem Zeitgeist, wenn er ein über hundertjähriges Leben vor allem unter dem Blickpunkt der berühmten zwölf Jahre betrachtet und sich fast schon für seine Themenwahl entschuldigt. Wenn der Literaturwissenschaftler seine Einleitung mit der Binsenweisheit, dass „komplexen Sachverhalten … nicht mit einfachen Formeln beizukommen“ sei, beschließen zu müssen glaubt, sagt das allerhand über unsere heutige Zeit aus.

Aber das eigentliche Buch erweist sich als deutlich erfreulicher. Kiesel gibt einen breiten, kenntnisreichen Überblick und kommt überwiegend zu ausgewogenen und begründeten Urteilen. So wird zum Beispiel der für Jünger gar nicht zu überschätzende Begriff des „stereoskopischen Sehens“ knapp, treffend und verständlich erläutert. Seine Denkfiguren wie der Waldgänger oder der Anarch werden gut, wenn auch etwas kurz dargestellt. Da der Autor seine Wertungen in der Regel belegt, kann der Leser selbst entschieden, wie weit er ihm dabei folgt.

Statt „|Die| Biographie“ hätte der Untertitel des Buches besser „|Eine| Biographie“ gelautet. Denn Kiesels Interessenschwerpunkt ist ganz klar der Jünger der Zwanzigerjahre, der seine Erlebnisse als Frontoffizier im Ersten Weltkrieg verarbeitete und unter dem Eindruck der zeitgeschichtlichen Erschütterungen radikale politische Aufsätze publizierte. Mancher Zeitschriftenbeitrag aus dieser Zeit wird intensiver behandelt als verschiedene Bücher des späteren Jünger. Seine erste Veröffentlichung „In Stahlgewittern“ von 1920 wird in ihren verschiedenen, teilweise deutlich überarbeiteten Fassungen auf nicht weniger als 57 Seiten besprochen! Die „Stahlgewitter“ waren ein Bericht über Jüngers Fronterfahrungen. Ob er dauerhaft als Schriftsteller leben würde, war noch nicht entschieden. Kiesel kommt hier mehr dem eigenen Forschungsinteresse als dem Informationsinteresse des Lesers nach, wenn er diesem relativ nüchternen, faktenorientierten Text viel mehr Beachtung schenkt als verschlüsselten und anspielungsreichen Werken wie etwa „Heliopolis“ oder „Eumeswil“. Bis auch die folgenden Kriegsbücher und die politisch-programmatischen Schriften bis zum Essay „Der Arbeiter“ von 1932 abgehandelt sind, ist man schon in der Mitte des Buches angelangt.

Da Kiesel in dieser Phase häufig den Fokus auf – nach heutigen Maßstäben – Reizthemen wie Krieg und Politik / Ideologie legt, übersieht er fast den schon in jener Zeit spekulativen Denker Jünger, dessen theologische, naturkundliche oder psychologische Beobachtungen und Assoziationen seine bleibende Bedeutung und die Faszination auf seine Leser ausmachen, und nicht irgendwelche zeitbedingten verbalen Kraftmeiereien in politischen Aufsätzen. Beispielhaft sei das nur an der berühmten Erläuterung des Begriffes |Entsetzen| aus beiden Fassungen des „Abenteuerlichen Herzens“ dargelegt, die Kiesel überwiegend als Erarbeitung eines politischen Kampfbegriffs sieht. Dass sich Jünger ausgerechnet dieses Wort aussuchte, mag an der revolutionären Stimmung seines Umfelds gelegen haben, aber dieser kleine Text geht weit über politische Tagesfragen hinaus. Schon oft ist die Unzulänglichkeit verbaler Definitionen, also der Erklärung des Wortes durch das Wort, beklagt worden. Jünger grenzt nun |Entsetzen| nicht nur strikt von |Grauen| oder |Furcht| ab (Wie viele heutige Schreiberlinge bemerken nicht einmal den Bedeutungsunterschied?), sondern er wagt eine bildhafte Begriffsdefinition!

Sein einziges krasses Fehlurteil unterläuft Kiesel auch aufgrund dieser Sichtweise bei der Interpretation der „Marmorklippen“. Da er den heutigen deutschen Blickwinkel fixiert hat und neben dem Nationalsozialismus den früher einsetzenden und opferreicheren Kommunismus in der Sowjetunion fast völlig ausblendet, sieht er diesen Roman auch gegen Jüngers eigene Aussage (!) einseitig als Parabel auf die NS-Diktatur und nicht auf moderne Terrorherrschaft im Allgemeinen, wie sie sich eben auch bei den Jakobinern und Kommunisten oder analog in der römischen Antike bei Sulla und Marius und verschiedenen Kaisern seit Nero zeigte.

Während drei Kernwerke des mittleren Jünger, nämlich die erwähnten „Marmorklippen“, das zweite „Abenteuerliche Herz“ und „Heliopolis“, zwar schon knapper, aber doch noch auf einigen Seiten Beachtung finden, werden die Veröffentlichungen nach den Fünfzigerjahren schnell abgefertigt. Bücher wie die „Gefährliche Begegnung“ und „Die Schere“ oder die über ein Jahrzehnt lang gemeinsam mit Mircea Eliade herausgegebene Zeitschrift „Antaios“ werden gerade noch genannt.

Eine Stärke dieser Biographie ist jedoch, dass sie nahezu alles Wichtige, auch wenn es nur episodenhaft bleibt, zumindest erwähnt, etwa Begegnungen, Lektüren oder Reiseerlebnisse. Manchmal hat man den Eindruck, dass bei nicht erforschten Ereignissen Andeutungen zwischen den Zeilen gemacht werden. Bei aller Kürze vermittelt der Autor auch, dass Jünger sich zunehmend von einer eindeutigen literarischen Form wie dem Roman entfernte und sich etwa mit dem Alterswerk „Siebzig verweht“, an dem noch der über Hundertjährige schrieb, einer eigentümlichen Gattung zuwandte, die auch mit ‚Tagebuch‘ unzureichend beschrieben ist und sogar die Grenze zwischen Belletristik und Sachbuch sprengt.

„Ernst Jünger. Die Biographie“ ist sicherlich eine lesenswerte Lebensbeschreibung, aber aufgrund seiner radikalen Schwerpunktsetzung eher Jünger-Kennern als Neulingen zu empfehlen. Was nur ansatzweise hervortritt, ist der außergewöhnliche Mensch und nonkonforme Denker Ernst Jünger, der seine Leser als entschiedene Anhänger oder Gegner hinterließ. Der sich nicht um Moden und Interessen rings um ihn scherte, dabei aber keinerlei Berührungsängste kannte. Der Träumen, Naturbeobachtungen und spekulativen Gedanken die gleiche Aufmerksamkeit wie großen historischen Ereignissen zuteil werden ließ. Insofern hat Helmuth Kiesel eine ordentliche Chronistenarbeit geleistet. Ein abenteuerliches Herz hat er nicht.

|Gebundenes Buch, 720 Seiten|
http://www.siedler-verlag.de

Irmgard Gephart – Der Zorn der Nibelungen. Eine germanistische Studie

Irmgard Gephart, Lehrbeauftragte des Germanistischen Seminars der Universität Bonn, sieht im Nibelungenlied den Prototyp des Grandiosen unter den höfischen Epen, denn nirgends ist das Kollektiv der Helden und höfischen Damen imposanter – und nirgends ist der Untergang erschreckender. In ihrer Studie beschäftigt sie sich mit dem Motiv der Rache, denn im „Nibelungenlied“ rächt sich jeder an jedem, Kränkung und Racheimpulse treiben das Geschehen mit einer unerbittlichen Logik voran. Mit emotionstheoretischen und psychologischen Denkansätzen wird der Text an die Gegenwart herangeholt und dabei seine überzeitliche Modernität aufgezeigt.

Die Autorin

Geboren 1949 in Krefeld. Nach dem Abitur Ausbildung als Diplombibliothekarin mit anschließender Tätigkeit im Bibliothekswesen. 1977 Aufnahme eines Studiums an der Universität Düsseldorf in den Fächern Erziehungswissenschaft, Germanistik und Philosophie. 1982 Magisterprüfung mit dem Hauptfach Ältere Germanistik, 1991 Promotion

Inhalt

Die hauptsächliche Basis ihrer Studie bilden die Denkansätze der Narzissmus-Theorie, welche eine zentrale Position im psychoanalytischen Diskurs einnimmt. Konform dem Stellenwert psychoanalytischer Traumdeutung benennt Gephart aufgrund des anfänglichen Falkentraumes Kriemhild als Falknerin sowie Gunther und Hagen als die zwei Adler als Hauptpersonen des nibelungischen Dramas. Da die männlichen Helden Träume als etwas nicht Beherrschbares ablehnen, bei den Frauen dagegen Gegenstand ernsthafter Erörterung ausmachen, zeigen sich auch hier bereits die Gegensätze zwischen dem Männlichen und Weiblichen, die sich durch das gesamte Epos hindurchziehen. Wobei im Ratschlag der Mutter Kriemhilds Ute diese sich zur Verteidigerin der patriarchalischen Werte macht. Aus männlicher Perspektive findet die Projektion des Unheils bei den Frauen statt, wogegen aus der Position Kriemhilds die Leidensursache auf Seiten der Männer erscheint. Männer und Frauen werden in einer höfischen Welt für einander zu Todesengeln und Unheilsträgern.

Männliches und Weibliches begegnen sich aber in der letzten Zeile der Traumszene noch auf eine andere, eigentümliche, Weise. Der Tod so zahlreicher Helden suggeriert in der mittelhochdeutschen Umschreibung von |“vil maneger muoter kint“| (19,4) die Nähe zu einem mütterlichen Schoß und damit die Erfüllung eines schicksalhaften Kreislaufs, in dem Geburt und Tod mit der mütterlichen und rächenden Frau verbunden werden. Weibliche Übermächte stehen am Beginn und am Ende einer männlich-heroischen Existenz, während die Frau ihrerseits an eine leidbringende Männerwelt gebunden ist – wie die Falknerin an den Falken.

Auch Emotionalität zeigt sich mit Beginn des Epos vornehmlich als negativ gefärbt und weiblich, gegenüber einer positiven, männlich besetzten Welt politischer Machtentfaltung. Aus sozio-biologischer Perspektive gehört „Zorn“ (Titel des Buches) zu den neurologischen, an den Sympathikus gebundenen Primäremotionen, welche die größte Dynamik und Energie freisetzen. Der funktionale Sinn der Wut ist die Befreiung, der Ausbruch aus der Enge, die Beseitigung des Hindernisses oder der Frustration durch einen aggressiven Akt. In der Evolution des Menschen war Zorn wichtig für das Überleben. Da heutzutage Zorn gesellschaftlich weitgehend unerwünscht ist und zum unkontrollierten Verhalten gezählt wird, zeigt sich hieran deutlich, welche mentalen Differenzen uns von der Affektwelt des „Nibelungenliedes“ trennen. Von der Antike eines Aristoteles, der Zorn zu den Lustgefühlen zählte, bis hin zu Thomas von Aquin fand Zorn eine fraglose Würdigung. Sowohl bei den antiken wie den mittelalterlichen Philosophen steht für die Deutung des Zornes der Zusammenhang mit einer zugefügten Kränkung und der berechtigte Impuls nach Rache bzw. Vergeltung im Vordergrund.

In diesen Zusammenhängen wird Gunther in ungewöhnlicher Weise Siegfried als überlegen dargestellt. Gunther verfügt nämlich über die Mittel, ihn anzustacheln. Auf einer Ebene der Affektsteuerung zeigt er sich damit klar als der Überlegenere, der sich erstens selbst unter Kontrolle hat und zweitens so viel Einsicht in das Affektverhalten seiner Mitmenschen besitzt, dass er sich dieses zunutze machen kann. Siegfried übernimmt dennoch auf der Basis seiner eigenen affektiven Reaktionsbereitschaft die charismatische Führerschaft für den ganzen Wormser Hof.

Bereits mit der ersten Kampfhandlung zwischen den Burgundern und den anstürmenden Dänen und Sachsen inszeniert der Dichter ein Fest der Gewalt, wobei das Wort „bluot“ positiv besetzt ist, was in der Reimpaarung mit „guot“ seinen Ausdruck findet. („Blut ist gut“). Das Nibelungenlied steht klar in Fortsetzung seiner Ursprünge aus der germanisch-mythischen Welt, deren Kriegsgott Wotan ebenso etymologisch mit „Wut“ verbunden ist. Das Blut der Verwundeten ist die lebensspendende Kraft für einen Kriegsgott, der zugleich Todes- und Fruchtbarkeitsgott ist – in einem männerbündischen Lebenszusammenhang, von dem Frauen ausgeschlossen sind. Selbstverständlich entspricht Siegfried auch diesem Fruchtbarkeitsgott, wenn er in der direkten Begegnung mit Kriemhild errötet, denn er trägt auch hier seine Emotionen in ungewöhnlicher Intensität aus, die sich seiner willkürlichen Steuerung entziehen. Genau wie sein Zorn ihn zum charismatischen Kriegshelden macht, verleiht ihm die Liebe eine außergewöhnliche Aura.

Ganz anders auch hier Gunther, den es nicht zur sittsamen höfischen Minne zieht, sondern zu einer gleichberechtigten mystischen Brunhild, die vollkommen der matriarchalischen Welt angehört. Durch den Betrug beim Wettkampf der Brautwerbung (eigentlich ein Dreikampf statt des beabsichtigten Zweikampfes) entledigt sich Siegfried aber seines symbolischen Vaters, der ihn bis dahin in Abhängigkeit gehalten hatte. So wie Gunther aber seine Männlichkeit verkaufte, hat Brunhild ihre weiblichen Instinkte verraten und jeder ist für den anderen nur eine leere Hülle von Status und Macht. Von nun an ist Gunter Bräutigam von Siegfrieds Gnade.

Später kommt der Mord an Siegfried durch Hagen. In den zahlreichen Blutmotiven des „Nibelungenliedes“ mischen sich vielfach christlich-sakramentale Vorstellungen vom Opfertod Christi mit archaischen Vorstellungen blutfordernder und blutgebender Mächte, wobei christliche Vorstellungen von Tod und Wiedergeburt sich mit germanisch-archaischen Vorstellungen eines Blutopfers für göttliche Mächte berühren. Der hinterhältige Mord schreit förmlich nach Rache und Genugtuung. Kriemhild geht es dabei weniger um eine objektive Rache an ihrer Sippe, sondern sichtlich um ihre personale Lust an der Vergeltung. Sie steht vor allem mit Hagen gemeinsam in einer libidinösen Hassbeziehung. Angekommen an Etzels Hof verfallen die Burgunder sehr schnell in eine regressive Infantilität, wo sie in Anklängen eines urtümlichen Mutter-Kind-Szenarios der Angst in der Dunkelheit, des behütenden Schlaflieds durch Volker und der behütenden Wache durch Hagen verfallen. Das geht einher mit Erkenntnissen der Gruppenpsychologie, nach denen Großgruppen in Zeiten der Angst regredieren und sich um ihren Führer scharen.

Kriemhild holt für die Hunnen überraschend ihr gemeinsames Kind mit Etzel – Ortlieb – an die Festtafel, wohl wissend, ihn damit zu opfern und die Eskalation zu provozieren. Das darauf folgende Blutvergießen reicht bis zum Tabubruch, der mit einer quasi-kannibalischen Handlung einhergeht. Die Burgunder trinken das Blut ihrer Feinde, das für sie zum Ersatz für Wein wird. Der Höhepunkt ist schließlich gekommen, wenn Kriemhild Hagen mit Siegfrieds Schwert enthauptet. Zwar wird sie selbst daraufhin von Hildebrand in Stücke gehauen, aber ihre Rache hat sich erfüllt.

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Kolata, Gina – Influenza. Die Jagd nach dem Virus

Im November 1918 konnte und wollte die Welt endlich aufatmen: Der „große“, der (Erste) Weltkrieg hatte nach vier grausamen Jahren endlich sein Ende gefunden. Millionen waren auf den Schlachtfeldern gefallen, die Überlebenden wollten endlich heim und ihr ziviles Leben aufnehmen. Doch die Ruhe währte nur einen Monat: Im Dezember 1918 brach die „Spanische Grippe“ über die Welt herein, keine Seuche, sondern eine Pandemie, die über den gesamten Globus raste und 700 Millionen Menschen infizierte. Als sie 1920 allmählich abebbte, waren mindestens 20, womöglich aber 100 Millionen Menschen tot – ertrunken im eigenen Blut, das die Lungen füllte und sie zum Kollaps brachte.

Die Überlebenden waren schockiert, ja traumatisiert. Kaum eine Familie gab es, die keine Opfer zu beklagen hatte. Unheimlicherweise waren es vor allem die Starken und Jungen, die unter der Grippe fielen. Unbeschreibliche Szenen spielten sich ab. In den Städten vermummten sich die Bürger mit Gesichtsmasken, Särge füllten ganze Straßenbahnwaggons, Massengräber mussten ausgehoben werden. Es schien keine Rettung zu geben. Machtlos beobachteten Ärzte und Wissenschaftler, wie kräftige Männer und Frauen binnen weniger Stunden erkrankten und kurz darauf starben.

Als dann die Grippe so spurlos verschwand, wie sie gekommen war, wurde sie aus dem kollektiven Bewusstsein verdrängt. Niemand wollte über den Horror sprechen, der über die Menschen gekommen war. Nur eine Handvoll verstreuter Forscher wollte wissen, was da geschehen war, denn sie fürchteten eine Rückkehr dieser Grippe, die so schlimm wütete wie die legendäre Pest des Mittelalters. Sie mussten um Fortschritte kämpfen – mit ihrem Unwissen, mit den Unzulänglichkeiten einer Technik, die der Suche nach mikroskopisch kleinen Krankheitserregern nicht gewachsen war, mit dem Neid und der Gleichgültigkeit von Kollegen und Politikern. Die Suche nach dem „Killervirus“ von 1918 wurde zu einer mehr als acht Jahrzehnte währenden Odyssee, welche die Mediziner in ihrer Verzweiflung zu drastischen Maßnahmen Zuflucht suchen ließ: So wurden Jahrzehnte nach der Großen Grippe Gräber geöffnet, die man 1918 in Dauerfrostböden angelegt hatte. In den Lungenflügeln der gefrorenen Leichen hoffte man endlich den Virus zu finden, damit man ihn erforschen und ein Gegenmittel herstellen konnte.

Denn eines war den Wissenschaftlern trotz aller Rückschläge bald klar geworden: Jede Grippe birgt das Potenzial einer tödlichen Pandemie in sich; sie spielt es allerdings nur selten aus. Was sind die Auslöser, wie kann man die Anzeichen erkennen, welche Vorsorgen treffen, wie sieht eine Behandlung aus? Um diese Fragen zu beantworten, muss man den „Gegner“ freilich kennen. Wie aktuell dieses Thema ist, erwies sich Anfang des 21. Jahrhunderts, als sich in Asien eine Vogelgrippe entwickelte, die beunruhigt viele Elemente der Seuche von 1918 in sich vereinigte und gen Westen vordrang. Die angstvolle Frage war und ist: Schafft es der Virus zu mutieren, vom Vogel auf den Menschen zu „springen“ und ihn mit einer Krankheit zu infizieren, gegen die es wiederum kein wirksames Gegenmittel gibt?

Mein Eindruck

Es kratzt im Hals und die Nase läuft – soll das der Stoff sein, aus dem ein historisches Drama rekonstruiert wird? Er ist es, und bereits nach der Lektüre des Vorworts ist man sicher, dass die Verfasserin ihr Thema weder verfehlen noch ihre Leser langweilen wird. Gina Kolata baut „Influenza“ wie einen Wissenschaftsthriller auf, wobei sie der tatsächliche Ablauf der Ereignisse unterstützt: Den Auftakt bildet die eigentliche Katastrophe von 1918, welche die Autorin in eindringlichen, gut recherchierten Bildern aufleben lässt. Dann geht es mit einer Schar idealistischer Wissenschaftler auf den steinigen Weg der Erkenntnis, der mehr als einmal die Grenze des gruselig Bizarren streift und dabei das Hohelied des grimmig entschlossenen, forscherlichen Einzelkämpfers singt, der auf der Suche nach dem Virus gefrorene Eskimoleichen ausgräbt. Ein erster Höhepunkt zeichnet sich ab, als Kolata an das große Grippe-Desaster von 1976 erinnert: In der Furcht vor einer Rückkehr des Killer-Virus von 1918 setzte die US-Regierung eine Impfung sämtlicher Bürger an; die Grippe kam nicht, stattdessen ließ ausgerechnet der Impfstoff viele Menschen krank werden. Schließlich folgt das Finale: Nach über 80 Jahren kann der Killer-Virus von 1918 endlich gefunden und entschlüsselt werden. Aber das Happy-End fällt aus, stattdessen kündigt sich eine Fortsetzung an: Der nächste Virus naht, und er ist mysteriöser und gefährlicher als sein „Vorgänger“!

Zur Eindringlichkeit der Darstellung trägt bei, dass Kolata viele biografische Details in ihre Darstellung einfließen lässt. Sie hat tief in alten Unterlagen gegraben und wenn (noch) möglich mit den Beteiligten gesprochen. Hier und da drängt sie diese ein wenig zu sehr in „Rollen“ – der genial-bescheidene Landarzt, der karrieregeile Blender, der idealistische Rund-um-die-Uhr-Forscher usw.: eine US-typische Methode, (historische) Fakten „menschlicher“ wirken zu lassen.

Zu den im Gedächtnis haftenden Fakten, die uns in diesem Sachbuch erläutert werden, gehört die einleuchtende Erklärung der Tatsache, dass „Grippe“ viel mehr ist als ein lästige Krankheit, die höchstens uralte oder geschwächte Menschen gefährden kann. Normalerweise wird die körpereigene Abwehr, unterstützt durch diverse Medikamente, mit dem Virus mehr oder weniger schnell fertig. Doch stets ist da die Gefahr, dass ein Virus entsteht, der sich nicht auf diese Weise niederringen lässt. Viren sind sehr mutationsfreudige Wesen, die sich jederzeit in einen Erreger verwandeln können, gegen den buchstäblich kein Kraut gewachsen ist.

Im Jahre 2000 schien es wieder so weit zu sein. Unter dem irreführenden und verharmlosenden Namen „Vogelgrippe“ arbeitete sich ein Virus aus dem asiatischen Raum in die westliche Hemisphäre vor. Er befällt bisher nur Vögel, aber sollte er so mutieren, dass er in Säugetieren und Menschen gedeihen kann, gibt es ein ernstes Problem. Wie ernst es werden könnte, verdeutlicht Gina Kolata am Beispiel der Grippe von 1918. Ihr Buch erschien bereits 1999, doch wurde das Thema im Licht der Vogelgrippe so aktuell, dass die Verfasserin ihr Werk 2005 um ein entsprechendes Kapitel erweiterte.

Dies ist die Fassung, die nun auch in Deutschland neu veröffentlicht wurde – eine gute Entscheidung, da dieses quasi von der Realität geschriebene Schlusskapitel die Argumentation abrundet: Die Verbindung zwischen den Grippen von 1918 und 2000ff. wird geschlossen, die Bedeutung der Jagd auf den Grippevirus leuchtet plötzlich sehr viel stärker ein, aus einer Rekonstruktion längst vergessener medizinischer Triumphe und Niederlagen wird ein Thema mit unmittelbarer Gegenwartsrelevanz. Insofern ist der zwecks Verkaufsförderung der deutschen Fassung aufgeklebte Sticker mit der Aufschrift „Vogelgrippe – Das geschieht, wenn wir nicht handeln“ durchaus mehr als bloße Marktschreierei.

Autorin

„Gina Kolata gehört zu den anerkanntesten Wissenschaftsjournalisten in den USA. Nachdem sie für das Science Magazine arbeitete, schreibt sie seit 1987 regelmäßig für die New York Times. Sie hat Mikrobiologie und Mathematik studiert und veröffentlichte mehrere Bücher, u.a. zur Gentechnik. Für ihr Talent, komplizierte Wissenschaftsthemen anschaulich zu beschreiben, erhielt Gina Kolata zahlreiche Auszeichnungen.“ (Amazon.de)

Gina Kolata wurde 1948 in Baltimore, Maryland, geboren. Sie studierte Mikrobiologie und Mathematik und arbeitet seit 1974 als Wissenschaftsjournalistin. Seit 1987 ist sie für die „New York Times“ tätig. Kolata hat sich auf medizinische Fragen und hier auf die Themen „Epidemien/Pandemien“ und „Gentechnik/-ethik“ spezialisiert. In ihren mehr als 600 Artikeln scheute sie nie vor Kontroversen zurück, kritisierte Politiker, Mediziner und andere Interessengruppen und konfrontierte sie mit unangenehmen Fragen und Wahrheiten. Ihre Gegner gestehen ihr journalistische Kompetenz und die Fähigkeit zu, komplizierte Sachverhalte allgemeinverständlich auszudrücken, werfen ihr jedoch vor, voreingenommen zu sein und Interviewpartner zu beeinflussen. Kolata lebt mit ihrer Familie in Princeton, New Jersey, wo sie an der Universität als Gastprofessorin lehrt – eine Tätigkeit, die sie auch an andere US-Universitäten führt.

Taschenbuch: 368 Seiten
ISBN-13: 978-3596173761

https://www.fischerverlage.de/

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Breashears, David – Bis zum Äußersten – Der Mt. Everest und andere Herausforderungen

_Erinnerungen im IMAX-Format_

Das Vorwort von Jon Krakauer macht es klar, worum es letztlich auch in diesem Bergsteigerbuch geht: um die Katastrophe am Everest von 1996, über die Krakauer seinen verfilmten [Bestseller 1130 schrieb. So viele andere Teilnehmer haben schon ihre Meinung darüber abgegeben – Boukreev, Gammelgaard etc. -, dass man sich fragt, ob auch Breashears Buch nötig war, ja, ob es überhaupt noch etwas Neues zu vermitteln vermag. Breashears (sprich: brä’schias) ist bekannt als Regisseur und Kameramann des IMAX-Films „Everest“. Er drehte auch bei „Cliffhanger“ mit.

Der Eindruck des Vorworts trügt jedoch: Wer das Buch zur Gänze gelesen hat, dem wird klar, dass die Katastrophe von 1996 wirklich nur eine aufgebauschte Episode in der mörderischen Wirklichkeit des Extrembergsteigens darstellt. Und da Breashears dessen Entwicklung von Anfang an mitverfolgen konnte, wunderte es ihn keineswegs, dass so viele umkamen – obwohl es ihn schmerzte, mit Scott Fischer einen seiner besten Freunde verloren zu haben. Das Wiedersehen mit Fischers erstarrter Leiche am Hillary Step ist denn auch das Eingangsbild zu diesem Buch, das an extremen, emotional bedrückenden Episoden nicht arm ist.

_Themen_

Breashears ist zweifellos einer der besten Bergsteiger der Welt. Er hat den Everest schon fast ein Dutzend Mal bestiegen. Doch auch er hat einmal ganz jung und unbekannt angefangen. In diesen seinen Erinnerungen erzählt er, wie er überhaupt dazu kam, in die Berge zugehen und immer wieder zu versuchen, seine eigenen physischen und psychischen Grenzen zu testen und weiter hinauszuschieben. Einer seiner größten Triumphe ist denn auch die Erschließung einer eigenen Extremroute („Perilous Journey“) durch eine scheinbar völlig glatte Felswand in den Rockies. Unter Insidern erhielt er den Namen „The Kid“. Diese Kapitel sind absolut faszinierend zu lesen, selbst für Nichtbergsteiger. Denn es geht nicht so sehr um das Handwerk als vielmehr um die mentale Vorbereitung und Anstrengung beim Klettern. Und dies kann jeder nachvollziehen, der schon einmal Sport getrieben hat.

Doch Breashears Bestimmung waren der Himalaja und das Filmen. Den Weg zu beiden Zielen musste er sich hart erarbeiten. Das hat ihn unter anderem seine Ehe gekostet. Anderes als es vielleicht so mancher Kollege getan hätte, legt David uns sein Herz offen und bekennt ganz klar, was schief gelaufen ist: der Konkurrenz- und Termindruck, aber auch ein wenig das Weglaufen vor dieser Verpflichtung. Er entfremdete sich seiner zunächst geliebten Frau, die ebenfalls eine hervorragende Kletterin ist. Oberste Priorität haben die Berge – und sie fordern noch viele weitere Opfer von ihm.

So verliert er beispielsweise mehrere Sherpas an der tückischen Nordseite des Everest. Er hat es nie geschafft, den Everest von Tibet aus zu bezwingen. Im von den Chinesen besetzten Tibet riskiert er mehrmals seine Freiheit, als er Dissidenten trifft und fürs US-Fernsehen filmt. David ist dort heute |persona non grata|. Schließlich die Katastrophe am Everest ’96. Er beschönigt seine Rolle als Expeditionsleiter keineswegs, auch nicht, wie rau und ungerecht er zuweilen gegenüber Konkurrenzexpeditionen auftreten musste. Er bedauert diese Ausrutscher zutiefst. Diese Ehrlichkeit macht ihn so integer und sympathisch. Und deshalb ist der Leser auch bereit, sein negatives Urteil über den Expeditionsleiter Rob Hall zu akzeptieren.

Breashears riskierte sein Leben nicht nur im Schneesturm ’96, sondern noch einmal ein Jahr später, als er zu wissenschaftlich-medizinischen Zwecken wieder in die Todeszone über 7000 Metern aufstieg. Die Fakten über die lebensfeindlichen Bedingungen dort oben können durchaus abschrecken.

_Fazit_

Breashears Erinnerungen sind nicht nur für Bergsteiger, die der Himalaja reizt, interessant, sondern auch für Laien. Denn er versteht es, uns auch den Menschen und seine Seele näher zu bringen. So schildert er beispielsweise die große negative Rolle, die sein autoritärer Vater für ihn und seine Familie spielte. Breashears erweckt aber auch Hochachtung, wenn er uns erklärt, was für eine Anstrengung es bedeutete, das Monster von einer IMAX-Kamera, die mehr als 20 Kilo wiegt, auf den Gipfel des Everest zu schleifen und dort oben sogar Aufnahmen damit zu machen. Kein Wunder, dass er sie immer „das Schwein“ genannt hat.

Die Übersetzung ist grundsätzlich astrein. Die Fotos sind sehr zahlreich und jeweils mit genau passender Bildunterschrift versehen. Es gibt – oh, Entzücken! – ein Stichwortregister, einen Bildnachweis und Karten. Das alles hat natürlich seinen Preis. Der Originaltitel übrigens ist ein ausgefuchstes Wortspiel: „high exposure“ steht nicht nur für die „Belichtung“ eines Films, sondern auch dafür, sich den extremen Höhen des Everest „auszusetzen“. David Breashears hat trotz dieser „exposure“ sicherlich noch alle Hirnzellen beisammen, wenn er solche Titel – und Bücher – zustande bringt.

|Originaltitel: High Exposure, 1999
Aus dem Englischen übertragen von Bernhard Schmid|

Susanne Förster – Susis Kochbuch – Lecker zum Wunschgewicht


Worum geht’s?

Low Carb, Low Fat, Keto, Clean Eating oder “einfach” FDH – Diäten und Ernährungsformen sind in aller Munde. Viele viele Leute sind übergewichtig oder unzufrieden mit ihrem Körper. Dass zu viel Speck auf den Hüften vor allem gesundheitliche Probleme und Risiken birgt, weiß denke ich jeder.

Doch abnehmen ist oftmals in der Theorie leichter als in der Praxis. Steckt unser Alltag doch voller Verlockungen, die meist hochkalorisch sind. Viele Lebensmittel stehen uns ganzjährig und in großer Menge zur Verfügung. Gleichzeitig wird die Alltagsbewegung unterschätzt und geht im stressigen Alltag unter. Und schon ist Übergewicht vorprogrammiert.

Dieses Buch soll jedoch dabei helfen, Pfunde ohne Verzicht zu verlieren und gesunde Alternativen und Routinen zu finden.

Susanne Förster – Susis Kochbuch – Lecker zum Wunschgewicht weiterlesen