Catherine Fisher – Sapphique: Fliehen heißt leben

Band 1: Incarceron – Fliehen heißt sterben“
Band 2: „Sapphique – Fliehen heißt leben“

Finn ist es tatsächlich mit Claudias Hilfe gelungen, Incarceron zu verlassen. Doch schon bald muß er feststellen, dass er im Außerhalb aufgrund seiner Stellung ebenso sehr Gefangener ist wie in Incarceron. Dabei ist er sich selbst nicht einmal sicher, ob er wirklich Prinz Giles ist, da ihm noch immer seine Erinnerungen fehlen. Am meisten jedoch macht ihm zu schaffen, daß er Keiro in Incarceron zurücklassen mußte!

Keiro fühlt sich derweil von Finn verraten und versucht nun, mit Attias Hilfe selbst einen Weg aus Incarceron hinauszufinden. Denn da ist dieser sogenannte „Dunkle Magier“, der behauptet, Sapphiques magischen Handschuh zu besitzen …

Das mit der Magie ist in diesem Buch ja so eine Sache. Rix, der sich selbst Dunkler Magier nennt, entpuppt sich recht schnell als leicht verrückter Scharlatan. Der Handschuh jedoch scheint tatsächlich eine gewisse Macht zu besitzen, und da er von einem Drachen stammen soll, wäre das tatsächlich das erste Fantasy-Element in diesem Buch.

Wobei auch das schwer zu entscheiden ist, denn dieser Drache taucht in einer der Legenden auf, die die Bewohner Incarcerons sich über Sapphique erzählen. Der Drache soll nach der Übergabe des Handschuhs an Sapphique spurlos verschwunden sein. Da es sich aber dabei um eine Legende handelt, ist nicht sicher, ob sich die Angelegenheit auch genauso abgespielt hat. Wenn nicht, könnte es sich bei dem Drachen auch um eine Schöpfung Incarcerons handeln, womit das Fantasy-Element wieder dahin wäre.

Auch in anderen Bereichen ist die Autorin ziemlich schwammig geblieben. Am Ende des ersten Bandes dachte ich ja noch, dass der Hüter, Blaize und Sapphique ein und dieselbe Person seien. Auf Sapphique trifft das ganz offensichtlich nicht zu. Der wahre Sapphique wird als junger Mann beschrieben, sagt aber von sich selbst, er sei schon alt, und die Geschichten über ihn sind es ja ebenfalls. Hier stellt sich also wieder einmal die Frage, wie jemand über einen längeren Zeitraum unverändert jung bleiben kann. Da die Figur des Sapphique jedoch durch die vielen Legenden ohnehin völlig verfremdet ist, lässt sich über sie im Prinzip überhaupt nichts sagen.

Das ist einer der Gründe, warum ich das Ende der Geschichte als ein wenig unbefriedigend empfand: der Leser erfährt letzten Endes nicht, was wirklich passiert ist. Weder über den Krieg, der so schreckliche Folgen hatte, noch darüber, wer Sapphique tatsächlich war und was aus ihm wurde. Man erfährt nicht einmal, ob Finn tatsächlich Giles ist, es sei denn, man glaubt ihm, dass seine Erinnerungen auf einmal ganz unerwartet wieder zurückgekehrt sind.

Der andere Grund hat mit der Illusion zu tun:
Die Menschen haben also jahrelang in einer verwüsteten Welt gelebt und aus reiner Realitätsflucht alles einfach übertüncht. Wie widersinnig ist das denn? Eine marode Treppe wird doch nicht einfach dadurch wieder begehbar, indem man die Illusion einer intakten Treppe darüberlegt! Und wenn diese Nachkriegszivilisation das Wissen und die Energie zur Verfügung hatte, um eine solch umfassende Illusion zu schaffen, warum in aller Welt haben sie das dann nicht lieber in einen Wiederaufbau investiert?? Außerdem sollte die Natur sich nach so langer Zeit wieder von der Zerstörung des Krieges erholt haben. Nur ein starkes Gift könnte Pflanzen davon abhalten, neu auszutreiben, das müsste sich dann aber auch auf die Menschen auswirken. Tat es aber offenbar nicht.

So war ich am Ende doch ein wenig enttäuscht von der Geschichte. Sie war genauso spannend und einfallsreich erzählt wie der erste Band, und die Handlung als solche war interessant und nahm mich durchaus gefangen. Doch viele der im ersten Teil aufgetretenen losen Fäden – zum Beispiel der über Claudias Mutter – wurden nicht verknüpft oder zu Ende geführt. Anderes wurde so wenig ausgebaut, daß der Leser im Grunde überhaupt nichts darüber erfahren hat. Genauso gut könnte man durch Nebel laufen. Im Zusammenhang mit Sapphique mag diese Diffusität ja noch dazu geführt haben, dass die Figur dadurch geheimnisvoll und faszinierend wirkt. Der Rest dagegen wirkte eher unvollständig, zumal logische Brüche ja trotzdem vorkamen. Schade.

Catherine Fisher hat einen Universitätsabschluss in Englisch und von dort ein Faible für Mythen und Geschichte mitgebracht. Aus ihrer Feder stammen Gedichte ebenso wie Jugend- und Erwachsenenromane, unter anderem die „Snowwalker“-Trilogie, der Vierteiler „The Book of the Crow“ und die „Orakel“-Trilogie. Nicht alle ihre Bücher sind bisher auf Deutsch erschienen.

Gebundene Ausgabe 480 Seiten
Originaltitel: „Sapphique“
Deutsch von Marianne Schmidt
ISBN-13: 978-3-764-53081-5

www.catherine-fisher.com
www.randomhouse.de/penhaligon

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)