Caveney, Philip – Sebastian Dark 1: Der falsche König (Lesung)

Aus dem Palast in die Sklaverei: klischeereiche Abenteuer

Der junge Sebastian Dark ist auf dem Weg nach Keladon, um sich als Hofnarr bei König Septimus zu bewerben. Nachdem es ihm unterwegs gelungen ist, zusammen mit seinem Gefährten Cornelius Drummel Prinzessin Kerin, die Nichte des Königs, vor einem Brigantenüberfall zu retten, scheint der Weg dafür geebnet: Die Stelle als Hofnarr wird gewiss seine Belohnung sein, oder? Bald jedoch haben die Freunde das Gefühl, dass man ein falsches Spiel mit ihnen spielt. Und bei dem Versuch, Prinzessin Kerin erneut zu helfen, geraten sie in höchste Gefahr.

Ich empfehle das Hörbuch ab zwölf Jahren, obwohl die einfache Handlung jeder Achtjährige verstehen könnte.

Der Autor

Philip Caveney wurde 1951 in Nord-Wales geboren. Er verbrachte die meiste Zeit seiner Kindheit nicht nur damit, Großbritannien und Nordirland zu bereisen, sondern lebte auch etliche Jahre in Malaysia und Singapur. Nach seinem College-Abschluss arbeitete er hauptsächlich an Theatern in London und Wales. Nach zahlreichen erfolgreichen Romanen für Erwachsene legt er nun mit „Sebastian Dark“ sein erstes Jugendbuch vor. Er lebt mit seiner Frau und einer Tochter in Manchester.

Bislang bei |cbj|:
1) „Sebastian Dark – Der falsche König“ (2007)
2) „Sebastian Dark – Der Piraten-Prinz“ (2008)

Die Sprecher

|Sebastian Dark: Martin Wolf.|

Martin Wolf ist ein Schauspieler, der seit 2005 zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg gehört. Er spielt in Fernsehserien wie „Unser Charly“ und TV-Filmen mit.

|Der Erzähler: Bernd Stephan|

Bernd Stephan ist Schauspieler und gehörte mehrere Jahre zum Ensemble der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Er spielte in Kinofilmen und TV-Produktionen mit und arbeitet heute vor allem als Synchron- und Hörbuchsprecher.

|Hauptmann Cornelis Drummel: Robert Missler|

Robert Missler ist Schauspieler, Kabarettist, Radio- und Synchronsprecher. Er hat bei mehr als 1700 (!) Live-Auftritten mitgewirkt, u. a. in der Comedy Soap „Pension Schmidt“. Er ist in den Kinofilmen „Käptn Blaubär“ und „Werner 4“ zu hören.

|Prinzessin Kerin: Anna Blomeier|

Die Schauspielerin Anna Blomeier gehörte mehrere Jahre zum Ensemble des Thalia-Theaters Hamburg an. Sie stand unter anderem am Schauspielhaus Hannover und bei den Salzburger Festspielen auf der Bühne und spielte in Produktionen wie „Requiem“ und „Ein starkes Team“ mit.

|Max: Gisbert-Peter Terhorst|

Gisbert-Peter Terhorst arbeitete als Kabarettist für das Kinderfernsehen und ist in zahlreichen TV-Filmen und Theateraufführungen zu sehen. Er war Gründungsmitglied des Potsdamer Kabaretts „Am Obelisk“, später dessen Künstlerischer Leiter.

|König Septimus: Peter G. Dirmeier|

Peter G. Dirmeier arbeitet als Moderator und Sprecher, Theater- und TV-Schauspieler unter anderem in der Comödie Bochum, am Theater der Stadt Duisburg und am Theater Echtzeit Hamburg. Für |JUMBO| hat er zahlreiche Hörbücher aufgenommen.

Sabine Hildebrandt erstellte die Lesefassung und führte Regie, die Aufnahme fand im |WunderWelt Studio| in Hamburg statt.

Handlung

Durch die Prärie, die sich zwischen Jerabim und Keladon erstreckt, rumpelt ein bunt angemalter Wagen, auf dem in großen Buchstaben „Sebastian Dark, König der Narren“steht. Er wird von dem sprechenden Büffelob Max gezogen, und auf dem Kutschbock sitzt ein junger Elfenmischling – seine Mutter war Elfe, sein Vater der Hofnarr von Jerabim. Da sein Vater Alexander vor drei Monaten starb und seine Mutter trauert, muss sich Sebastian alleine durchs Leben schlagen, in der Hoffnung, seiner Mutter Geld schicken zu können.Obwohl Max immer sagt, Sebastian habe kein Talent zum Witzeerzählen, will sich der junge Künstler als Hofnarr in Keladon bewerben, um im Palast von König Septimus auftreten zu können.

Als sie abends rasten, hören sie die Lupos heulen. Ein ziemlich klein gewachsener Ritter tritt aus dem Gebüsch und bittet um Feuer, damit er seine Beute braten kann. Der Golmirer stellt sich als Hauptmann Cornelius Drummel vor, seines Zeichens Brigantenjäger. Leider konnte er in Golmira, seiner Heimat, nicht das erforderliche Gardemaß erfüllen. Der Grund ist offensichtlich. Auch er will nach Keladon – vielleicht hat die dortige Garde Verwendung für ihn.

Als sie am nächsten Tag auf einen Wagenzug treffen, der gerade von Briganten angegriffen wird, greifen sie tapfer ein und vertreiben die Banditen. Dabei tötet der 17-Jährige seinen ersten Menschen. In einem Zweikampf besiegt Cornelius den Banditenführer, doch die Räuber plündern den zweiten Wagen trotzdem. Dann schauen sie nach den Angegriffenen. Von den Wachsoldaten – es sind bloß sechs – sind alle tapfer im Kampf gestorben. Doch wer oder was befindet sich in der prachtvollen Kutsche? Ein König vielleicht?

Ein harter Schlag empfängt den neugierigen Sebastian. Er stürzt sich auf den Gegner – das ist ja ein Mädchen! Sie schnauzt ihn hochmütig an, bevor sie die Güte hat, sich selbst vorzustellen: Prinzessin Kerin von Keladon, Nichte des Königs! Und sie werde morgen in der Stadt ihren 17. Geburtstag feiern. Da die drei Gefährten Pläne für Keladon haben, halten sie es für angeraten, sich mit der Prinzessin gutzustellen. Aber ihr arrogantes Gehabe geht ihnen schwer auf den Zeiger.

Aber während Cornelius die Kutsche fährt, sitzt Kerin neben Sebastian auf dem Wagen. Als sie sein gutes Aussehen und die spitzen Ohren lobt, wird er versöhnlicher. Und als er von seinen Plänen berichtet, will sie ein gutes Wort für ihn einlegen. Denn sie ist auch eine Waise und weiß, wie sich der vaterlose Sebastian fühlt. Sie hat Bammel vor dem Thron, den sie in einem Jahr besteigen soll, um als Königin zu herrschen. Als der Halbelf meint, eine Königin müsse vor allem ehrlich sein, nennt sie ihn jedoch unverschämt und wechselt in die Kutsche.

Am Nachtlager werden sie jedoch gute Freunde. Und als ein Rudel Lupos angreift, beteiligt sich auch die Prinzessin tatkräftig an der Verteidigung. Nach dem Sieg schmeckt das Abendessen umso köstlicher, auch wenn es für Prinzessinnenverhältnisse sehr einfach ist. Am nächsten Tag eskortiert ein erstaunter Gardehauptmann Tench die Prinzessin, die bereits vermisst wird, in die Stadt. Kerin stellt ihre zwei „Helden“ vor und lädt sie in den Palast ein.

Doch ihr Onkel, König Septimus, erweist sich als ein hinterlistiger Schauspieler. Diese Sorte kennt Sebastian schon, und er hält ihn für einen Täuscher. Dass er auch etwas gegen Zwerge, pardon: Golmirer, hat, zeigt sich schon in seiner Ablehnung, als Cornelius in die Leibgarde eintreten will. Erst müsse Cornelius den Champion des Königs besiegen, bevor er aufgenommen werden kann. Und dieser Champion ist ein wahrer Hüne von Kerl. Doch davon lässt sich ein furchtloser Golmirer nicht abschrecken. Während Sebastian und Kerin ungläubig zuschauen, greift der kleine Krieger den Champion furchtlos an …

Mein Eindruck

Der Verlauf der Handlung ist schon frühzeitig abzusehen. König Septimus hat keineswegs die Absicht, den Platz auf dem Thron für seine junge Nichte zu räumen. Vielmehr hat er bereits zweimal dafür gesorgt, dass der Weg zum Thron für ihn frei wird. Als Helfer stehen ihm die Hexe Magda und sein Diener Maltus, ein Feigling, zur Seite – und natürlich seine Leibgarde. Dass er auch die Briganten für den Überfall auf Kerins Zug bezahlt hat, bedarf wohl kaum einer Erwähnung. Doch er plant Schlimmeres: Er lässt die Prinzessin betäuben, entführen und in die Sklaverei verkaufen. Wird es Sebastian gelingen, sich aus dem Kerker (Kerins Verschwinden wird ihm zur Last gelegt) zu befreien und mit Cornelius die Freundin vor diesem schrecklichen Schicksal zu bewahren?

Der erfahrene Abenteuerleser merkt schnell, dass der Autor hier allerkonventionellste Handlungsmuster verarbeitet hat. Das ist ziemlich vorhersehbar. Auch die Charakterzeichnung der Figuren entspricht der Norm, auch wenn der Autor versucht hat, sie ein wenig gegen den Strich zu bürsten. Kerin wird von einer Zicke zu einer guten Freundin, Sebastian musst sich die Hörner abstoßen und lernen, wie es in der Welt zugeht, und Cornelius Drummel ist zwar kleinwüchsig, hat aber ein großes Herz – und etliche Kampftricks auf Lager.

Mit ihm und seinen Freunden – Max nicht zu vergessen – kommt es doch zu ein paar erfreulichen Actionhöhepunkten. Der Autor weiß, wie er seine Geschichte zu erzählen hat. Leider ist schon frühzeitig klar, das alles auf eine Befreiung Keladons und die Rache an Septimus hinauslaufen wird. Wird Sebastian die Hand der jungen Königin erringen und damit sämtlichen Märchenklischees entsprechen? Hoffentlich nicht!

Die Sprecher

Zuerst zu den guten Sprechern. Der Erzähler Bernd Stephan ist die herausragende, dominierende Stimme in diesem Ensemble. Man merkt ihm seine lange Erfahrung als Sprecher und Schauspieler an. Er kann nicht nur interessant erzählen, sondern auch seine Stimme in erstaunliche Höhen erheben und sie so modulieren, dass er mehrere Figuren darstellen kann. Dazu gehören etwa die krächzende Hexe Magda oder der kriecherische Diener Maltus.

Hauptmann Cornelis Drummel wird von Robert Missler gesprochen, der beeindruckende Referenzen vorweisen kann. Über seinen Auftritt habe ich mich immer wieder gefreut. Er erweckt den furchtlosen Kriegerzwerg zum Leben. Der Büffelob Max wird von Gisbert-Peter Terhorst gesprochen. Max‘ vorherrschende Tonart ist die des Jammers, Nörgelns und der sarkastischen Kritik. Aber Sebastian mag ihn trotzdem.

Nun zu den verbesserungsfähigen Sprechern. Mit Peter G. Dirmeier als König Septimus konnte ich mich noch abfinden, denn er bringt den eindimensional fiesen Charakter des machtbesessenen Egoisten und Täuschers gut zur Geltung. Leider scheint er aber, wie die nächsten beiden Sprecher, überhaupt keinen Bezug zu den anderen Figuren zu haben und agiert etwas gekünstelt.

Anna Blomeier spricht ihre Prinzessin Kerin derartig unglaubwürdig, dass ich dachte, sie müsse frisch vom Schülertheater kommen. Sie weiß nicht zu intonieren oder Gefühle auszudrücken, von einer Reaktion auf die anderen Sprechern kann keinerlei Rede sein. Wahrscheinlich hat sie schnell vom Blatt abgelesen, um ihren Part runterzurasseln. Kerin wird so zu einem Totalausfall und sogar Ärgernis. Eigentlich soll sich Sebastian ja in sie verlieben und aus Treue zu ihr den Palast befreien. Doch Kerins Charakterisierung führt dies ad absurdum.

Martin Wolf bemüht sich hörbar, seinen Sebastian Dark zum Leben zu erwecken, doch es gelingt ihm an keiner Stelle. Er weist die gleichen Kennzeichen wie Anna Blomeier auf: keine Intonierung, null Engagement, keine Routine, kein Einfühlungsvermögen, keine Reaktion auf andere Sprecher. Auch seine Figur agiert quasi im luftleeren Raum und erringt an keiner Stelle unsere Sympathie. Das ist sehr schade, denn Sebastian ist ja schließlich die titelgebende Hauptfigur.

Da es weder Musik noch Geräusche gibt, brauche ich darüber keine Worte zu verlieren. Aber sie hätten der akustischen Darbietung erheblich geholfen. Schließlich wendet sich das Buch an ein jugendliches Publikum, das unterhalten werden will.

Unterm Strich

Dieses Jugendabenteuer ist alles andere als eine Offenbarung. Es gibt sie im Dutzend billiger. Immerhin ist es ein richtiges Abenteuer, bei dem ein ganzes Königreich auf dem Spiel steht und nicht bloß eine Spielerei über die Natur der Wirklichkeit. Auch hat sich der Autor eine eigene Welt einfallen lassen, wenn ich auch die Landkarte dazu im Booklet vergeblich gesucht habe.

Während sich die beiden Jugendlichen Kerin und Sebastian, wie es sich gehört, verlieben, so gefielen mir doch der sprechende Büffel Max und der kriegerische Zwerg Cornelius Drummel wesentlich besser. (Das kann auch an den guten Sprechern liegen.) Alle anderen Figuren entsprechen den Rollenklischees, die wir in den Grimm’schen Märchen finden: die hinterhältige Hexe, der kriecherische Diener, der tumbe Hüne, der fiese König (den entsprechenden Herzog kennen wir aus „Shrek“) und so weiter.

Ein wenig Fantasy-mäßige Verwandlung hätte ein wenig Abwechslung in den Plot gebracht, doch dieses Motiv findet sich leider erst in der Fortsetzung „Der Piratenprinz“. Folglich habe ich mich die ganze Zeit schrecklich gelangweilt und war froh, als die Geschichte endlich vorüber war. Als Comic oder Computerspiel (siehe unten) kann ich mir die Geschichte aber gut vorstellen. Sie ist einfach genug, dass jeder Achtjährige sie versteht, aber actionreich genug für Zwölfjährige.

Das Hörbuch

Drei gute Sprecher stehen drei verbesserungsfähigen Sprechern gegenüber, macht fifty-fifty. Aber das ist für ein gutes Hörbuch bei weitem nicht genug, so dass sich die Begeisterung stets die Waage mit dem Ärger und dem Frust hielt. Einmal und nie wieder, lautet daher mein Fazit.

Hinweis

Das Buch enthält eine Spielanleitung. Es wird wie Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt, nur mit 19 Spielstationen, auf denen Ereignisse stattfinden. Ziel ist es für die Spielfigur, zu Sebastian Darks Heimatstadt Jerabim zu gelangen. Der Erste, der dort eintrifft, gewinnt. Den Plan muss man allerdings selbst malen. Es könnte nach Information des Schutzumschlags Ausgaben geben, in denen der Spielplan auf der Innenseite des Schutzumschlags aufgedruckt ist. Bei meinem Leseexemplar ist dies nicht der Fall.

266 Minuten auf 4 CDs
Originaltitel: Sebastian Dark – Prince of Fools, 2007
Aus dem Englischen von Mareike Weber
ISBN-13: 978-3-8337-2064-2

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http://www.randomhouse.de/webarticle/webarticle.jsp?aid=11562