Charlaine Harris – Cocktail für einen Vampir (Sookie Stackhouse 12)

Nach über zehn Jahren befindet sich Charlaine Harris nun auf der Zielgeraden: „Cocktail für einen Vampir“ ist das zwölfte und damit vorletzte Buch ihrer Reihe um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stackhouse. Die „Southern Vampire Mysteries“, wie die Romanreihe ursprünglich einmal hieß, wurde vor ein paar Jahren von HBO fürs Fernsehen adaptiert und geistert nun als „True Blood“ auch über die deutschen Bildschirme. Wer als Fan der TV-Serie allerdings erwartet, mehr vom Gleichen in Buchform präsentiert zu bekommen, wird enttäuscht werden. TV- und Romanreihe haben außer den Charakteren relativ wenig miteinander zu tun. Beide sind mehr oder weniger eigenständige Universen.

Was passiert also in „Cocktail für einen Vampir“? Felipe hat sich mit seiner Entourage bei Eric eingeladen, um dem Mord an Victor auf den Grund zu gehen. Entsprechend nervös sind die Vampire aus Shreveport, schließlich haben sie Victor vorsätzlich um die Ecke gebracht. Eric spannt seine Vampirehefrau Sookie ein, zu der Party in seinem Haus als hübsches Anhängsel zu erscheinen. Doch als sie endlich eintrifft, findet sie Eric im Schlafzimmer vor, wie er gerade am Hals einer unbekannten Werwölfin nuckelt. Sookie ist wenig begeistert, Eric ist wortkarg, und die unbekannte Blutspenderin liegt Minuten später tot in Erics Vorgarten.

Da ein Unbekannter die Polizei informiert hat, muss sich der gesamte Northman’sche Haushalt einer Befragung durch Detective Ambroselli stellen, einer sehr ambitionierten Polizistin, die im Roman dennoch nichts anderes tut, als den gleichen Charakteren erfolglos die immer gleichen Fragen zu stellen. Da die Tote aber in Erics Vorgarten gefunden wurde, ist er irgendwie verdächtig, sie getötet zu haben, und so hat auch Sookie ein Interesse daran, seinen Namen reinzuwaschen.

Dass Sookie sich an die Aufklärung des mysteriösen Falls macht, so wie der Klappentext verspricht, ist trotzdem etwas hochgegriffen. Tatsächlich entdröselt sich der Mordfall im Laufe des Romans hauptsächlich von selbst und wenn dem Leser am Ende die Lösung präsentiert wird, so ist dieser doch etwas überrumpelt, wie fadenscheinig und konstruiert die Zusammenhänge daherkommen. Das kann Charlaine Harris eigentlich besser. Gerade die Verknüpfung des A-Plots (Mordfall) mit dem B-Plot (das Cluviel Dor, das Sookie von ihrer Gran geerbt hat und das verschiedene Parteien offenbar gern an sich bringen würden) ist recht hanebüchen und macht mit jeder Minute, die man darüber nachdenkt, weniger Sinn.

Auch in „Cocktail für einen Vampir“ macht Sookie viel Nebensächliches: Sie geht in die Bibliothek, liegt in der Sonne und kocht für ihren Bruder einen Süßkartoffelauflauf. All diese Dinge sind für den Fortgang der Handlung überhaupt nicht von Belang, doch zumindest schafft es Harris, die Nichtigkeiten von Zeit zu Zeit durch Handlung aufzubrechen, sodass kaum Langeweile aufkommt. Schwerer wiegt da schon, dass Eric kaum auftaucht. Und das, obwohl Sookie dem Leser wiederholt versichert, wie sehr sie Eric liebt. Trotzdem haben die beiden kaum Szenen zusammen. Als Sookie ihn am Hals der Werwölfin erwischt, regt sie sich kurz auf, doch die Situation wird nie wirklich aufgelöst. Weder sucht Sookie Erics Nähe, noch reißt dieser sich ein Bein aus, um seine Menschenehefrau zu sehen. Ihre Beziehung dümpelt in trüben Wassern und Sookie ist in „Cocktail für einen Vampir“ eher mit Tara, Jason und Dermot beschäftigt als mit Eric.

Eher noch spielen die Elfen momentan in Sookies Leben eine Rolle. Claude und Dermot wohnen immer noch bei ihr, doch während sie mit Dermot eine innige Beziehung verbindet, kann sie Claude immer noch nicht leiden. Als Claude mit Niall in die Elfenwelt verschwindet, werden die gestrandeten Elfen im Stripperclub Hooligan’s unruhig und Sookie fürchtet, dass sie etwas Unüberlegtes tun. Doch außer, dass sie bei der Jagd im Wald ein Reh reißen, passiert dann doch nichts Interessantes.

Hat man „Cocktail für einen Vampir“ ausgelesen, so ist man zwar nur bedingt schlauer als vorher, wirklich gelangweilt hat man sich aber nicht. Der Roman ist weder Fisch noch Fleisch – nicht direkt fad, aber auch kein Grund, in Begeisterungsstürme auszubrechen. Es ist ein passables Buch, dass dem Leser ein paar Abende verkürzen kann, zu alter Form läuft Charlaine Harris aber auch hier nicht auf. Die offensichtlichen Ermüdungserscheinungen der Serie lassen wehmütig an die spritzigen und humorvollen Anfänge der Reihe zurückdenken. Für Fans bleibt nur zu hoffen, dass es Charlaine Harris gelingen wird, ihre berühmteste Buchreihe im abschließenden Band zu einem würdigen Ende zu bringen. Zu wünschen wäre das sowohl der Autorin als auch ihren langjährigen Lesern.

Taschenbuch: 428 Seiten
Originaltitel: Deadlocked
ISBN-13:978-3-423-21428-5

www.dtv.de

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