Charlene Teglia – Nacht der Begierde. Werwölfin-Roman

Heiße Nächte einer Werwolf-Bigamistin

Chandra ist einer von wenigen weiblichen Werwölfen, und sie ist dazu bestimmt, das Rudel zu führen. Doch vorher muss sie einen Partner wählen. Den Platz an ihrer Seite würde jeder der Werwölfe gerne einnehmen. Schnell entbrennt ein heißer Kampf um Chandras Gunst. Mit wilder Leidenschaft versucht jeder der Männer, sie für sich einzunehmen. Für Chandra beginnt eine Zeit voll animalischer Lust. Doch am Ende muss sie eine schwere Entscheidung treffen… (Verlagsinfo) „Animal Attraction“ ist der Startband der „Neuri-Chroniken“.

Die Autorin

Über die Autorin Charlene Teglia macht der Verlag keine Angaben, aber sie hat inzwischen ihre eigene Webseite. Die Autorin bedankt sich bei ihrem Mann und bei der Autorengruppe „Write On“. Zu ihren Einflüssen zählt die Autorin laut Goodreads: Ray Bradbury, Horror Comics, Stephen King, Andre Norton, Madeleine L’Engle, Anne McCaffrey.

Von ihrer Homepage: „Award Winning Author. Charlene Teglia’s novels have garnered several honors, including the prestigious „Romantic Times Reviewer’s Choice Award“. Her work has been translated into Spanish, Thai and *German*, excerpted in „Complete Woman“, and selected by the „Rhapsody“, „Doubleday“ and „Literary Guild“ Bookclubs.“

Mehr Infos unter Goodreads und auf der Webseite der Autorin.

Animal Attraction (Neuri Chronicles 1)
A Rock and A Hard Place (Neuri Chronicles 1.5)
Mad Stone (Neuri Chronicles)
Claimed by the Wolf (Shadow Guardians 1)
Kiss of the Demon (Shadow Guardians, #2)
Wolf in Shining Armor
Wolf in Cheap Clothing

Miss Lonely Hearts (Sirens 0.5)
The Gripping Beast (Sirens 1)

Beginnings: Night Music (Sirens, #2)
Beginnings: Night Rhythm (Sirens, #3)

Redline Lover (Take Me Lover 1)
Undercover Lover (Take Me Lover 2)
Adventure Lover (Take Me, Lover 3)
Dangerous Lover (Take Me, Lover, 4)

The Girl of Fire and Thorns (Fire and Thorns, 1)
The Crown of Embers (Fire and Thorns, 2)
The Bitter Kingdom (Fire and Thorns, 3)

Wild Wild West
Wicked Hot
Something Wild
Dangerous Games
Men of Action
Two Knights in Camelot
Catalyst
Earth Girls Aren’t Easy
Bride of Fire
Satisfaction Guaranteed
Only Human (Torrid Tarot Series)
Naughty Nights
Yule be Mine
When Sparks Fly: Love and Rockets

Handlung

Chandra ist eigentlich eine Studentin, muss aber vorerst in einer Modeboutique arbeiten, um sich ihre Brötchen zu verdienen. Sie hat ihre beiden Eltern verloren, kennt aber nicht die Wahrheit über deren Ableben. Eines Tages stolziert ein prächtiges, unglaublich gut riechendes Mannsbild selbstsicher in ihre Boutique, um eine Lederjacke anzuprobieren. Der Typ macht mysteriöse Bemerkungen, nach dem Motto. Ihr 21. Geburtstag stehe ja kurz bevor und sie müsse sich jetzt mal entscheiden und nach Hause kommen. Welches Zuhause, bitteschön?

Nächtliche Unruhe

Aber für was sie sich entscheiden soll und aufgrund welcher Veränderung, verschweigt der Typ, der sich Zach nennt und mit der Lederjacke verschwindet. Nachts gehen ihre Alpträume weiter, doch sie kann sich an keine Inhalte erinnern. Nur ihre junge Nachbarin beschwert sich über den nächtlichen Geräuschpegel… Nachts bricht ein Kerl in ihre Wohnung ein. Er ist ebenfalls ein Prachtexemplar, aber viel düsterer als der kultivierte Zach. David ist eher der Soldatentyp und hat sich vorgenommen, auf sie aufzupassen, obwohl sie ihn mit ihrer Kampfsportkunst abzuwerfen versucht.

Revierkampf

Dass etwas im Busch ist, merkt Chandra spätestens, als sie aus der Shopping Mall tritt und von einer Gruppe wild aussehender Bandenmitglieder angemacht wird. Diese schrägen Vögel riechen richtig wild. Sie wollen, dass Chandra gefälligst aus ihrem Revier verschwindet, oder es gibt eine Abreibung. Was zum Geier meinen die mit „Revier“, fragt sie sich gerade, als ein weiterer dieser Typen eingreift, die sich selbst „Neuri“ nennen und Chandra aus der Patsche hilft. Sie hat den Namen nachgeschlagen: Es ist eine Bezeichnung für Werwölfe. Wesen wie sie selbst?

Unter den Neuri

Da sie sich offensichtlich auf dem Territorium der feindlichen Werpanther befindet, bringen die Neuri sie in ihr Hauptquartier, ein weitläufiges Haus, in dem sich elf Werwölfe tummeln – die beinahe letzten ihrer Art, sagen sie. Und sie, Chandra, sei als einzige Werwölfin weit und breit dazu ausersehen, das Rudel anzuführen. Allerdings gibt es einen Haken: Sie muss für diese Position einen Partner erwählen, quasi einen Wolfskönig.

Plötzlich Königin

So ganz will ihr die Sache nicht einleuchten. Erstens hat sie sich noch nie verwandelt, und nur weil ihr Dad ein Neuri war und von einem Rivalen ermordet wurden, heißt das ja noch lange nicht, dass sie dem Ruf des Blutes folgen muss. Oder? Doch, sagen Zach und David, genau das heißt es. Und ihre erste Verwandlung werde schon in der nächsten Vollmondnacht erfolgen. Wie so etwas vor sich geht, demonstriert der muskulöse David eindrucksvoll. Und sie soll sich wirklich in ein Tier verwandeln und tierische Dinge mit den Wölfen treiben? Geht’s noch?

Qual der Wahl

Andererseits sind die elf feschen Mannsbilder im Hauptquartier ebensowenig zu verachten wie der neue lukrative Job, den ihr Zach anbietet: Sie wird PR Managerin von Neuri Enterprises. Chandra lässt sich dazu herab, vorerst zu bleiben und den Auswahlprozess über sich ergehen zu lassen. Zach und David heizen ihr hormonell ganz schön ein, aber was ist mit dem Rest der männlichen Crew? Nach dem Abendessen ist gepflegter Tango angesagt, um auf Tuchfühlung zu gehen.

Entführt

Doch als sich Chandra eine Verschnaufpause im nächtlichen Garten gönnt, fühlt sie sich plötzlich gepackt und weggeschleppt. Schon wieder haben die Werpanther zugeschlagen! Doch ihr Entführer hat nicht mit Chandras Kampfgeist gerechnet…

Mein Eindruck

Die Autorin hat sich im reichen Fundus der europäischen Märchen bedient und etwas Eigenes daraus gestrickt, das in die modische Animal-Romantasy-Welle eingepasst ist. Chandra ist eine Art Aschenputtel, das offensichtlich in der falschen Umgebung aufwäscht und keine Ahnung von seiner wahren Bestimmung hat: einer Bestimmung, die von ihrem Blut (und ihren Hormonen) bestimmt wird und sie zu Höherem berufen hat.

Ihr neues Rudel, den Neuri, besteht nicht aus sieben Zwergen wie bei Schneewittchen, sondern aus einem Dutzend Werwölfen. Nun, sie heißt nicht „Rotkäppchen“ und wundert sich über die großen Zähne ihrer Lover, sondern höchstens über deren ausgeprägte Sixpacks. Indem sie das fesche Dutzend durchprobiert, markiert sie nicht nur ihre Lover, sondern steigt zur Werwolfkönigin auf. Aus dem Aschenputtel, das sich für ein „hässliches Entlein“ gehalten, wird ein stolzer Schwan, der sich seine Lover aussuchen kann. Und seine Gegner: Dem feindlichen Werpanther, der sie entführt hat, beißt sie kurzerhand den Kopf ab. Weg mit Schaden!

Komplikationen

Die Natur nimmt ihren lauf und es kann nicht ausbleiben, dass Chandra feststellt, dass sie ein Kind bzw. Junges erwartet. Doch er ist der Vater? Bedeutet das jetzt, dass sie den Vater heiraten muss, oder was? „Oder was“ gibt es bei den Wölfen nicht: Sie ist die Rudelkönigin, das Alphaweibchen, und darf so viele Lover nehmen, wie sie will. Bloß den Vater ihres Kindes darf sie nicht haben: Er ist nämlich der Schamane des Rudel und als solcher allen verpflichtet. Er kann sich nicht auf ein einzelnes Weibchen beschränken bzw. sich binden. Dumm gelaufen!

Na, dann eben nicht. Hauptsache, die anderen Kerle machen ihre Sache gut. Eine weitere Komplikation kommt hinzu: Sie merkt, dass sie mit jeweils nur einem Lover nicht ausgelastet ist. Warum nur einer, wenn sie doch als Alpha auch zwei auf einmal haben kann? Gesagt, getan. Sie nimmt nicht nur David, sondern Zach, die sie ja schön länger kennt, in ihr Lotterbett. Beide beteuern auf Anfrage, sie nicht weniger zu lieben, als wenn sie bloß einen hätte. Na, dann.

Doch schließlich taucht auch die Witwe des von Chandra ermordeten Werpanther auf. Die Leshii wollen entweder Rache oder Wiedergutmachung. Zum Glück hat Chandra inzwischen gelernt, Gedanken zu lesen und Empathie zu empfinden. So kommt sie schnell auf die Lösung des Problems.

Übersetzung

S. 103: „in dieser Situation wäre es wohl [als] ein Zeichen schlechter Manieren gewesen“: Das Wörtchen „als“ ist überflüssig.

S. 188: „David fuhr fort, mich [mit] sanft und sorgfältig einzuseifen.“ Diesmal ist das Wörtchen „mit“ überflüssig.

Unterm Strich

Sicherlich würde niemand von einer Geschichte, in der Phantasiewesen wie Werwölfe auftreten, ein Höchstmaß an Realismus erwarten, ganz im Gegenteil. Im Rahmen der Animal Romantasy Welle würden die Leserinnen, an die sich das Buch richtet, ein Höchstmaß an Wunscherfüllung erwarten. Der Roman als Wunscherfüllungsmaschine – das war er im Grunde seit seiner Erfindung in der Antike, etwa bei Apuleius. Sein Buch „Der goldene Esel“ war ein Porno, und erst die italienische Renaissance wusste wieder etwas mit dem Thema Sex anzufangen, etwa bei Pietro Aretino und Boccaccio. Die meisten anderen einschlägigen Werke jener Zeit verschwanden in den Giftschränken des Vatikan oder der Bibliotheken.

Die Werwolfsrudel der Neuzeit sind die Nachfolger der Vampire, die v.a. Anne Rice zur Vollendung geführt hat. War schon der Akt des Bisses durch einen Vampir ein Symbol für Sex, so ist der Sex in der Animal Romantasy, wo auch Luchse und Panther auftreten, quasi auf den Hund bzw. Wolf gekommen. Hier darf das einschlägig vorbelastete Frauenzimmer die Sau bzw. die Wölfin rauslassen und dem Diktat ihrer Hormone gehorchen, ohne Strafe fürchten zu müssen.

Ganz im Gegenteil: Wenn sie nicht artig ist und mit jedem Wolf Sex hat, werde ihre Art aussterben, lautet die düstere Prophezeiung. Und da Chandra das einzige geeignete Weibchen weit und breit ist, steigt sie schnell vom Aschenputtel zur Bienenkönigin auf. Promiskuität ist eben der Normalzustand, wie schon mehrere Gender-Forscherinnen herausgefunden haben, und nicht etwa das treu sorgende Weib.

Die geneigte Leserin wird viele an- bzw. erregende Szenen finden und mit Chandra zum Gipfel der Lust wie auch der sexuellen Macht gelangen. Männliche Leser dürften sich über so manche von Chandras Fragen wundern. Was hat das denn alles mit Liebe zu tun, mit Eifersucht, mit Treue und so weiter? Doch für Frauen ist es genau dieser Aspekt, der die Geschichte der Chandra so glaubwürdig und plausibel macht, zumal auch ironischer Humor eine Rolle spielt. Mit männlicher Logik kommt man jedenfalls in dieser Geschichte nicht weit, und man sollte ihren Einsatz erst gar nicht in Erwägung ziehen.

Die Geschichte hat eine Fortsetzung verdient. „Animal Attraction“ ist der Startband der „Neuri-Chroniken“.

Taschenbuch: 303 Seiten
Originaltitel: Animal Attraction, 2009
Aus dem Englischen von Dora Linder
ISBN-13: 9783499255595

www.rowohlt.de

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