Charles de Lint – Into the Green. Fantasy-Roman

Hexenjagd in Cathal

Der kanadische Schriftsteller Charles de Lint widmet sich der kreativen Wiederbelebung der Kultur der alten Kelten, besonders derjenigen in Irland. Mythologie, Naturliebe, reisende Kesselmacher und Harfen spielende Musikerinnen, die auch noch mit den Elfen Umgang haben – das findet man daher auch in diesem wunderbaren Roman „Into the Green“, der 1993 eine Phase in de Lints Werk abschloss.

Danach wandte sich der Autor der Gegenwart als primärem Schauplatz zu. Er ist bei uns bekannt geworden mit seinen Romanen „Grünmantel“ und „Das kleine Volk“, die beide in der Gegenwart spielen und bei Heyne erschienen.

Handlung

In einer erfundenen Welt, die stark an Irland erinnert, ist der magische Zauber, der aus dem Green kommt, im Schwinden begriffen. Diejenigen Menschen, die noch schwachen Kontakt mit dem Green und das Sommerblut haben, werden gefürchtet, gejagt und getötet. Statt den uralten magischen Kräften der Naturgeister, den Kowries, und den Naturgöttern zu vertrauen, werden ihre Anhänger immer weiter von den Anhängern des neuen Gottes Dath zurückgedrängt. Und die mit dem Sommerblut können nur noch an besonderen Orten mit aufrecht stehenden Steinen, den Menhiren, in Kontakt mit dem Green treten.

Als in der Wüste eine uralte Ruine freigeweht wird, nimmt ein Beduine einen Gegenstand mit, bevor der Sand die Ruine wieder verschüttet. Dieses Kästchen ist mit jener Magie aufgeladen, die den lebensspendenden Kräften des Green entgegenwirkt und sie vernichtet. Das Kästchen – es erinnert an einen Film von Clive Barker, „Hellraiser“ – gerät in die Hände des reichen Kaufmanns Aron Corser in der Hafenstadt Cathal. Es zieht die mit dem Sommerblut an, in seine Falle. Mit der Magie, die er in den abgeschnittenen Fingerknöcheln sammelt, verlängert er sein Leben. Seine Hexenjäger durchsuchen die Straßen von Cathal.

Ausgerechnet hierher wird die junge Harfnerin und Hexe Angharad von der Mondgöttin geschickt. Angharad hat Sommerblut und Kontakt mit dem Green. Ihr Wanderstab kann Feuer versprühen und ihre Musik verzaubern, die Kowries rufen. In Cathal schwebt sie in höchster Lebensgefahr…

Mein Eindruck

Was nun folgt, ist eine höchst kunstvoll erzählte Jagd nach dem Kästchen des Bösen, das Angharad „aufzuspüren, aufzuwecken und zu verbannen“, so die Göttin, gekommen ist. Die junge Hexe weckt Sympathien in den unwahrscheinlichsten Stadtbewohnern und erlöst einen vom Sommerblut, der es schon lange geleugnet hatte.

Der Höhepunkt des Buches, als alle Stränge zusammenkommen, gehört zu den erstaunlichsten Szenen in der mir bekannten Fantasy – aber das kann eben nur Charles de Lint. Der gute Ausgang von Angharads Abenteuer soll hier nicht verraten werden. Man lese selbst und lasse sich das seltene Vergnügen nicht entgehen! Leider hat dieses schöne Buch seinen Weg noch nicht zu uns gefunden.

Unterm Strich

„Charles de Lint nimm den Leser an Orte mit, an denen er noch nie gewesen ist – eine wundervolle Vorstellungskraft“, schrieb das Ottawa Magazine über das Buch. Selten ist das Wirken und Erscheinen von Magie vor einem keltischen Hintergrund so bewegend erzählt worden. „Magie“ heißt keinesfalls Schwärmerei – im Gegenteil: Die härtesten Wahrheiten im Leben des Menschen werden hierdurch enthüllt, zugleich aber auch die größte Hoffnung auf Erlösung geweckt.

Taschenbuch: 254 Seiten mit Noten
Sprache: Englisch
Originaltitel: Into the green, 1993.
ISBN-13: 978-0812522495

www.tor.com

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