Inhalt:
*** Das langersehnte Finale der Bestseller-Reihe von Chris Bradford! *** Ein junger Engländer. Gestrandet in Japan. Ausgebildet zum Samurai. Bereit für den Kampf seines Lebens. Jack hat es geschafft: Er ist den Samurai des Shoguns entkommen und segelt auf einem Schiff Richtung Heimat. In seiner Begleitung: die tapfere Samurai-Kämpferin Akiko und der schlaue Mönch Yori. Doch als die Freunde London erreichen, werden sie alles andere als freundlich empfangen. Und nicht nur das: Ein dunkler Schatten ist ihnen aus Japan gefolgt … (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
Nach über fünf Jahren hat das Warten endlich ein Ende und die Samurai-Reihe von Chris Bradford ist abgeschlossen. Und das mit Bravour!
Schon das Cover des neunten und letzten Samurai-Bandes weiß zu überzeugen. Zu sehen sind die hälftigen Gesichter von Akiko und Jack, die uns bereits seit dem ersten Band begleiten und ans Herz gewachsen sind. Von allen Büchercovern finde ich dieses am eindrucksvollsten und schönsten. Doch nicht nur unsere Protagonisten sind dort abgebildet, sondern auch ein Schwert, Schiffe, ein Schloss und ein Ninja… ein Hinweis?
Vor dem Lesen war ich sehr aufgeregt. In den vorangegangenen Bänden haben wir bereits Samurai, Ninja, Ronin und Piraten kennengelernt, Jack hat ständig neue Kampfkünste gelernt und Fähigkeiten entwickelt… womit sollte ein weiterer Band also überraschen können? Und würde er so gut werden wie der letzte, wo doch sieben Jahre zwischen deren Veröffentlichungen liegen? Was ist mit Drachenauge und Yamato – sind sie wirklich tot oder tauchen sie nochmal auf, nach dem Motto „wo keine Leiche, da kein Tod“? Würde es um die Reise nach England gehen oder um die Ankunft? Etliche Fragen stellen sich demjenigen, der die Bände 1-8 verfolgt hat, und ich für meinen Teil bin mit deren Beantwortungen durchaus zufrieden.
Wie schon oft beginnt Chris Bradford nicht mit unserem Heldenteam, sondern verwendet im Prolog einen anderen Blickwinkel. Wir sind tatsächlich in England und erfahren von einem Geisterschiff. Dieser Prolog ist wohl einer der spannendsten der insgesamt neun Prologe und hat einen sehr dramatischen Eindruck hinterlassen. Perfekt für einen Film! Ich bin gespannt, ob wir je in den Genuss eines solchen kommen werden. Aber zurück zum Buch: Der Prolog lässt nicht nur die Spannung steigen, sondern wirft eine Menge Fragen auf. Wer ist der „dunkle Schatten“ aus Japan und wieso ist er in England? Diese Frage wird erst recht spät beantwortet, sodass der Leser nie genau weiß, wer der Feind wirklich ist. Denn er versteckt sich hinter einer Maske – der eines Pestarztes. Das Böse in dieser Geschichte ist also wortwörtlich zweierlei: ein alter Bekannter und die Pest. Es ist großartig, wie Chris Bradford tatsächliche Ereignisse, wie die Pest, mit fiktiven Elementen verbindet. Der Spagat zwischen Realität und Fiktion gelingt dem Autor wunderbar, was nicht zuletzt daran liegt, dass er bekannte Orte einbaut, wie etwa den Tower of London, das Globe Theatre oder die Irrenanstalt Bedlam. Selbst die Thematiken der Hexenverfolgung und der sich entgegenstehenden christlichen Religionen wurden aufgeführt, sodass sich der Leser wohl vorstellen kann, was für einen Eindruck die Zeit, zu der die Geschichte spielt, hinterlässt. Historisch betrachtet ist sie teilweise also sehr akkurat. Selbst Clane und Herrscher, die es tatsächlich gegeben hat, werden genannt. Ob die Ereignisse und Personen zeitlich betrachtet alle so stattgefunden und gelebt haben, vermag ich nicht zu sagen, aber selbst wenn nicht, ist dies als Ausdruck der künstlerischen Freiheit durchaus zu verzeihen.
Kommen wir nun aber erst mal zu unserem reisenden Trio: Jack, Akiko und Yori sind nach einer 12-monatigen Reise (statt 24 dank des Portolans, den Jack all die Jahre gewissenhaft beschützt hat) endlich in London angekommen. Die Reise selbst war wohl recht unproblematisch – was für die drei eigentlich erstaunlich ist -, zumindest wurde sie nicht weiter beschrieben. Während dieser haben Yori und Akiko Englisch gelernt, sodass sie dieses nun fließend sprechen können. Wie erwartet, sind sie sehr erstaunt über die westliche Stadt, die ganz anders ist als alles, was sie bisher kannten. Doch eines ist auch in England gleich: Die drei ziehen Ärger magisch an. Denn schon bei ihrer Ankunft kommt es zu einer negativen Begegnung, die sie aber mit ihrem gewohnten Charme, Witz und nicht zuletzt auch ihren Kampffähigkeiten lösen. Wer jedoch geglaubt hat, dass das die letzte Begegnung dieser Art war, kennt unsere drei Chaoten wohl schlecht. Schon in Japan mussten sie oft fliehen und sich verstecken… was in England nicht anders ist, wenn auch aus anderen Gründen. Zwar ist es sehr ernüchternd, wie die Engländer unserer Truppe begegnen, aber bedenkt man die damalige Zeit, die Umstände und das Verhalten unserer Drei, dann ist es gar nicht so verwunderlich. Nichtsdestotrotz ist es traurig, zu sehen, wie engstirnig die Europäer in diesem Buch sind und wie schnell neue Feinde entstehen. Sie werfen den Japanern und Jack vor, keine Manieren zu haben, obwohl man in Japan besonders viel Wert auf Etikette und Höflichkeit legt. Und dabei benehmen sie sich selbst wie Barbaren, deren System aus purer Willkür besteht. Insbesondere das Justizsystem löst beim Leser Entsetzen aus… und es bleibt nicht bei einem Mal, dass Jack, Akiko und Yori in Berührung damit kommen.
Beeindruckend ist, wie gravierend die Unterschiede der verschiedenen Waffen an sich, aber auch im Kampf sind. Als Kampfkünstler hat Chris Bradford selbst Erfahrungen damit und kann diese hervorragend wiedergeben – die Macharten der Waffen, das Aussehen, die Führung, ausgeführte Schläge etc. Der Leser kann sich sehr gut vorstellen, was für eine Waffe er da vor sich hat und wie der Kampf vonstattengeht. Diese Techniken selbst zu beherrschen, ist eine Sache; aber sie so bildlich wiederzugeben, dass der Leser das Geschehen vor dem inneren Auge verfolgen kann, ist wahrlich eine Kunst.
Als Kunst können auch die vielen philosophischen Worte und Prophezeiungen genannt werden. Zum einen glänzt natürlich Yori mit etlichen Weisheiten, die nicht nur Jack nützlich sind, sondern die auch wir uns im alltäglichen Leben immer wieder vor Augen führen sollten. Zum anderen gibt es wie in jedem Band auch hier Prophezeiungen, die das Ende voraussagen. Dementsprechend sieht der Leser in jeder Annäherung eine Erfüllung dieser Prophezeiung und rätselt automatisch mit, was sie bedeuten könnte. Doch gerade am Anfang weiß der Leser zumindest auch, dass Jack nicht sofort sterben wird… immerhin ist er der Protagonist. In gewisser Weise ist der Verlauf der Geschichte wegen dieser Prophezeiungen also durchaus vorhersehbar. Dennoch bleibt es überraschend, sodass der Leser die wichtigen Prophezeiungen erst am Ende endgültig entschlüsseln kann. Unabhängig von Prophezeiungen gibt es auch Dinge, die die Charaktere sagen oder (etwa aus der Bibel) zitieren und die der Leser direkt auf Jacks Leben zu beziehen versucht. Diese Versuche erinnern doch stark an den Deutschunterricht in der Schule, während dem viel interpretiert werden musste… nur dass das in dieser Bücherreihe ganz automatisch geschieht. Erstaunlicherweise lenken dieses Rätseln und Interpretieren auch überhaupt nicht vom Lesen ab. Selbst der Titel ist doppeldeutig. Denn einerseits kehrt Jack nach Hause zurück – und andererseits ist diese Bücherreihe nach sieben Jahren auch für uns zurückgekehrt.
Interessant ist auch die Beziehung zwischen Akiko und Jack. Nach vielem Hin und Her hatten sie in den letzten Bänden endlich zueinander gefunden – und das merkt man. Nicht oft, aber wenn sie ihre Zuneigung füreinander aussprechen, ist das mitunter ein wenig kitschig. Doch gerade weil dies nicht zu oft geschieht, sind sie unglaublich süß und der Leser kann sich eigentlich nur für sie freuen. Es ist also nicht verwunderlich, dass Rose mit ihrer Ankunft für reichlich Zündstoff sorgt. Denn sie ist das Mädchen, das Jacks ersten Kuss bekommen hatte und nun zu einer ansehnlichen Frau gereift ist. Ist Akikos Eifersucht also berechtigt oder ist sie nur misstrauisch? Wird sich Jack für die Rose oder die Kirschblüte entscheiden? Dieser Konflikt ist zwar vorhanden, aber nicht aufdrängend, was sehr angenehm ist. Im Vordergrund dieser Bücherreihe stand noch nie eine Liebesgeschichte und daher ist es schön, dass dies weiterhin so bleibt. Am Rande ist sie hingegen wirklich etwas Erfrischendes, das man gerne liest.
In einer Welt, die unter der Pest leidet und in der die Menschen aus Angst vor Krankheiten nicht baden, erscheint ein heißes Bad wie der heilige Gral und die Jagd nach Jess sehr aufwändig. Seine Schwester war Jacks einziger Grund, nach England zurückzukehren… aber wo ist sie? Wird es so einfach sein, sie wiederzufinden? Hier möchte ich noch nicht zu viel vorwegnehmen, aber es bleibt sehr spannend! Und zugegebenermaßen stellenweise sehr ernüchternd. Wie schon angesprochen, sind die Engländer in diesem Buch keine netten Personen und so ist es immer wieder traurig, zu lesen, wie sie mit den Japanern und Jack umgehen. Der Leser kann durchaus so etwas wie Enttäuschung von der Menschheit empfinden… aber dafür gibt es ja auch gute Menschen. Das Mächtegleichgewicht geht zwar zulasten der Guten, aber dafür sind sie immer wieder zur Stelle, um anderen aus der Klemme zu helfen.
Es ist wahnsinnig schön, Anekdoten zu früheren Bänden zu lesen. Ob nun in der Form von Techniken, die unsere Drei früher gelernt haben, oder in der von Zitaten, insbesondere solche von Sensei Yamada; es ist toll, an die Zeit in Japan erinnert zu werden… und gleichsam an all die Dinge, die Jack in acht Bänden (kennen)gelernt hat. Doch obwohl er so viel gelernt hat, wirkt er in diesem Buch verhältnismäßig schwach. Allerdings begegnet er auch neuen Kampfkünsten und Waffen und muss sich erst einmal darauf einstellen und dem anpassen. In jedem Band lernt Jack etwas Neues und das ist auch hier der Fall. Ohne zu viel vorwegzunehmen, ist an dieser Stelle anzumerken, dass Jacks neuer Lehrer eine wirklich tolle und faszinierende Person ist, die ich mir von allen neu eingeführten Charakteren am besten bildlich vorstellen konnte.
Zuletzt muss ich auch noch das japanische Glossar am Ende des Buches ansprechen. Ein solches gibt es in jedem Band und hier werden verschiedene Begriffe erklärt, die in der Geschichte gefallen sind. Japanische Floskeln, Wörter, aber zum Beispiel auch die Tugenden des Bushidō, ja, selbst die Aussprache japanischer Namen wird erklärt, was sehr hilfreich ist.
Fazit:
Das Warten hat sich gelohnt. Chris Bradford weiß wie gewohnt zu begeistern. Er baut wunderbar die Spannung auf, beschreibt sehr bildlich und verwendet exzellenten Humor, ob nun in wörtlicher Rede oder in Aktionen. Einzelne Sätze lösen Gänsehaut in dem Leser aus – wie zum Beispiel der letzte Satz der Geschichte und somit dieser neunbändigen Reihe.
Es war nicht viel, was es während des Lesens zu bemängeln gegeben hätte. Und selbst diese Punkte wurden am Ende in gewisser Weise aufgelöst und es gab stets logische Folgen. Insgesamt hat mir der Schreibfluss wahnsinnig gut gefallen, wodurch das Buch sehr schnell gelesen war… was so gesehen eigentlich ein negativer Punkt wäre, immerhin war es so viel zu schnell vorbei! Und das ist auch schon das Negativste: Die Reihe ist nun offiziell vorbei. Doch etwas Negatives hat auch immer etwas Positives anbei, denn die Reihe ist zwar vorbei, hat aber einen tollen Abschluss erhalten.
In der Danksagung am Ende erwähnt der Autor, dass er aufgrund einer Familienkrise in Depressionen verfallen und deswegen lange Zeit nicht in der Lage gewesen war, die Samurai-Reihe zu beenden. Umso beeindruckender ist es, dass er es letztlich doch geschafft hat und dabei seinem Stil treu geblieben ist. Insgesamt hat mir die Zeit in Japan vom Setting her zwar besser gefallen als die in England. Aber nichtsdestotrotz glänzt auch dieser Band mit schönen Momenten inmitten einer kranken Welt.
„Die Rückkehr des Kriegers“ ist ein glorreicher Abschluss für eine wahnsinnig tolle Bücherreihe, die absolut empfehlenswert ist!
Taschenbuch: 480 Seiten
Originaltitel: Young Samurai 9: The Return of the Warrior
Aus dem Englischen von Wolfram Ströle
ISBN-13: 978-3473585762
www.ravensburger.de
www.youngsamurai.com
Der Autor vergibt: