Christian Montillon – Die vereiste Galaxis (Perry Rhodan 2875)

Er ist der einsamste aller Menschen – 131 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt.

Im Januar 1519 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) stand das Schicksal der Menschheit auf Messers Schneide: Die Tiuphoren, ein kriegerisches Volk, kamen durch einen Zeitriss aus der Vergangenheit in die Gegenwart der Milchstraße. Sie überzogen die gesamte Galaxis mit einem Vernichtungsfeldzug. Ihr Ziel: Sie sammelten die Bewusstseine getöteter Lebewesen – eine sogenannte Banner-Kampagne, für die kein Mensch einen Grund erfuhr.

Im Heimatsystem kam es zur entscheidenden Schlacht zwischen den Raumschiffen der Tiuphoren auf der einen und den Menschen sowie ihren Verbündeten auf der anderen Seite. In buchstäblich letzter Sekunde tauchten andere Tiuphoren auf – nicht aus der Vergangenheit, sondern aus der Gegenwart. Sie ließen den „Ruf zur Sammlung“ ergehen. Die Schlacht endete, das Solsystem wurde vor dem Untergang bewahrt. Alle Tiuphoren räumten umgehend die Milchstraße. Zurück ließen sie eine verheerte Sterneninsel. Einen hohen Preis musste die Menschheit für die Rettung bezahlen: Perry Rhodan opferte sein eigenes Leben und wurde zum Bestandteil eines tiuphorischen Banners. Nun beginnt die weite Reise in DIE VEREISTE GALAXIS…
(Verlagsinfo)

Bis zum Ende des vorherigen Handlungsstrangs hat das Autorenteam um Wim Vandemaan und Christian Montillon das Geheimnis gewahrt, wohin die Reise weiter führen wird. Klar, die Titel waren bekannt, es würde sich um eine »Sternengruft« drehen, und Perry Rhodan würde es in die »vereiste Galaxis« verschlagen. Vokabeln ohne bekannten Hintergrund, ja ohne Anhaltspunkt in der bisherigen Serie, um was es sich handeln könnte. Doch nachdem das atopische Tribunal, der letzte geheimnisvolle Gegner, so vollständig abgewiesen werden konnte, wird jetzt klar, dass wir mehr über die Tiuphoren und ihr unheilvolles Auftreten wissen müssen …


Christian Montillon eröffnet den neuen Handlungsbogen. Nachdem er den Terraner und seine alten Freunde im Vorgängerband so gefühlvoll zu schildern verstand, sind die Erwartungen natürlich hoch. Unterstützend kommt die Ausgangssituation auf seine Seite der Waage, der Aufbruch ins Ungewisse – und das aus sehr ungewöhnlichen Perspektiven. Mit der zwie- oder noch mehrspältigen Rolle des Gestaltwandlers Attilar Leccore haben wir uns schon länger anfreunden dürfen, deshalb ist es kaum eine Überraschung, ihn bei seinen Identitätsproblemen zu verfolgen. Dagegen treibt sich Perry Rhodan mit seiner Begleitung in einem irrealen Gefilde herum: Sein Geist musste den Körper verlassen und befindet sich derzeit in einem »Sextadim-Banner« genannten übergeordneten virtuellen Universum.

Montillon versucht mit wechselndem Erfolg, die unvorstellbaren Zustände in einer unverständlichen Virtualität anschaulich zu machen. Lässt man sich auf diese durch unsere Kenntnisse unzureichende Erzählweise ein, darf man zumindest die psychologische Situation des Protagonisten erleben. Auf der anderen Seite spiel Leccore die zweite Hauptrolle, bis durch einen Kniff des Gestaltwandlers Rhodan selbst in dessen realen Körper in der Realität handlungsfähig wird. So gelingt es Montillon, das Augenmerk auf allen Ebenen auf Rhodan zu konzentrieren und trotzdem die Ereignisse sowohl in der Virtu- als auch in der Realität zu schildern. Man muss in diesem Fall deutlich bemerken, dass die Realitätsebene spannender und besser erzählt ist, während die Irrealität mit ein paar interessanten Erkenntnissen aufwartet.

Das Titelbild von Arndt Drechsler ist eine schön futuristische Komposition mit bekannten Serienelementen und fängt die Stimmung des Bandes gut ein – führt aber durch die Darstellung des terranischen Raumschiffes »Ras Tschubai« sehr in die Irre. Auch der Titel selbst ist wieder einmal zwar Bestandteil des Romans, aber eher Fazit denn Handlungsträger. Hier besteht noch immer Verbesserungspotenzial.

Renier Baaken als Erzähler macht einen soliden Job, wie man es von ihm gewohnt ist. Es fehlt in diesem Band an eigentümlichen Wesen, die seine Intonationsfähigkeit auf die Probe stellen würden.

Insgesamt also ein angenehm zu verfolgender Eröffnungsband. Sowohl was die Abenteuer des Protagonisten in der Virtualität angeht, als auch die weiterhin ungelöste Individualitätskrise des Geheimdienstchefs Attilar Leccore machen neugierig auf die weitere Entwicklung.

(Mehr zu den Hintergründen der Perry-Rhodan-Serie in der Perrypedia.)

Hörbuch
gelesen von Renier Baaken
Spieldauer: 3 Stunden und 34 Minuten
Ungekürzte Ausgabe
Verlag: Eins A Medien GmbH

http://www.perry-rhodan.net/

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