Christopher Husberg – Feuerstunde (Die Chroniken der Sphaera 2)

Die Chroniken der Sphaera

Band 1: GezeitenZauber – Die Bestimmung“
Band 2: „Feuerstunde“
Band 3: „Blood Requiem“ (noch ohne dt. Titel)

Nach den Ereignissen am Ende des ersten Bandes halten Noth, Jane, Cinzia und Astrid Winter für tot.

Tatsächlich jedoch hat Winter überlebt, ist gefangen genommen worden und sitzt jetzt im Kerker, wo sie vor sich hinvegetiert und auf ihre Hinrichtung wartet. Lebenswillen hat sie im Grunde keinen mehr, denn sie hält wiederum ihre Freunde für tot.

Die haben ihrerseits Roden verlassen und sind auf dem Weg nach Tinska, wohin Janes und Cinzias restliche Familie geflüchtet sind. Als sie dort ankommen, finden sie zu ihrem Erstaunen ein ganzes Lager voller Anhänger vor, die ihre Prophetin begeistert begrüßen!

Um es gleich vorweg zu sagen, ich hatte auch mit diesem Band noch immer meine Probleme. Allerdings betraf es diesmal weniger die Charakterzeichnung als solche.

Tatsächlich hat Winter sich erstaunlich entwickelt. Sie scheint ihre Frostsucht einigermaßen in den Griff bekommen zu haben und ist etwas selbstsicherer und entschlusskräftiger geworden, was dazu führt, daß sie deutlich weniger jammert und zickt. Offenbar hat sie den Staffelstab an Cinzia weitergegeben.

Denn Cinzia wird von einer Frau, die ständig nur an ihrer Schwester zweifelt, allmählich zu jemandem, der ganz allgemein religiöse Zweifel hat. Dabei schwankt sie ständig zwischen Zuversicht und Verzweiflung. Das macht sie mir zwar nicht sympathischer, aber es verleiht ihr immerhin etwas mehr Tiefe.

Noth wiederum hat einige interessante Antworten auf die Frage nach seiner Identität erhalten, die in diesem Band noch weiter ausgebaut wurden. Das war einer der interessantesten Aspekte des Buches, auch wenn die Charakterzeichnung als solche dadurch nicht unbedingt tiefschürfender geworden ist, aber man könnte sie als klarer oder eindeutiger bezeichnen.

Mein Liebling ist immer noch Astrid, aus deren Vergangenheit man diesmal einiges erfährt, was ihre Figur noch ein wenig interessanter gemacht hat, als sie es ohnehin schon war.

Die Charakterzeichnung hat sich also tatsächlich vertieft und auch insofern verbessert, als ich mit Winter nun besser klar kam.

Nein, was mir Zahnschmerzen verursachte, war das Verhalten von Jane und Cinzia. Denn neben der ausführlichen Schilderung von Cinzias Selbstzweifeln gibt es eine ganze Menge Dinge, über die sie und ihre Schwester sprechen, die aber niemals zu irgendeiner Konsequenz zu führen scheinen. Ständig werden Notwendigkeiten festgestellt, ohne daß sich erkennbar jemand um darum kümmert, sie zu erledigen. Das einzige, was die Freunde tatsächlich in Angriff nehmen, ist der Versuch, einen Attentäter zu enttarnen. Ansonsten sind zwar alle unsagbar beschäftigt, der Leser erfährt jedoch im Falle von Jane und Cinzia nur von der Übersetzung, und in Noths Fall, von der Ausbildung einiger Leute zur Wache. Ansonsten geht kaum etwas voran.

Wofür ich am allerwenigsten Verständnis hatte, war der Umgang der Gruppe mit der sogenannten Hexe. Diese Frau war eines ihrer größten Probleme, und alle waren einig, daß etwas getan werden mußte, aber außer einem eher vagen Gespräch, das Cinzia mit dieser Frau führt, tut sich gar nichts. Weil keiner Zeit dafür hat! Da der Leser aber nicht erfährt, was die Leute statt dessen tun, da es offenbar nicht erwähnenswert und damit wohl völlig unwichtig ist, frage ich mich: Wie kann man in einer solchen Situation einfach untätig bleiben??

Die Ereignisse in Roden waren da schon wesentlich interessanter. Das lag nicht nur an Winters positiver Entwicklung, sondern vor allem auch an Daval Amok, dem neuen Tokal, der mit viel List und Tücke und natürlich entsprechender Unterstützung daran arbeitet, den duch die Katastrophe am Ende des ersten Bandes freigewordenen Kaiserthron für sich zu erobern. Aber nicht nur die Intrigen Davals sind interessant zu lesen, zusätzliche Würze erhält das Ganze durch seine Beziehung zu Winter, sowie die gelungenen Nebenfiguren seiner Tochter Cova und seiner Leibwächterin Urstadt.

Und dann wären da noch die Ereignisse in der Leere. Die Leere kam im ersten Band nur am Rande vor, spielt diesmal jedoch eine ziemlich große Rolle, sowohl im Zusammenhang mit Winter als auch mit Noth. Die Darstellung läßt auf etwas wie eine Art zusätzlicher Dimension schließen, eine geistige Ebene, in der Körper normalerweise nicht vorzukommen scheinen. Normalerweise. Bisher waren die Informationen dazu noch eher spärlich, dennoch haben sie einiges dazu beigetragen, der Geschichte ein wenig mehr Flair zu verleihen.

Die Handlung selbst war diesmal größtenteils frei von Action oder so etwas wie Spannung. Selbst die Scharmützel in Tinska bewirkten nicht, daß sich diesbezüglich etwas tat, lediglich der Showdown in Roden bot ein wenig mehr Aufregung und eine überraschende Wendung. Das Ergebnis, das im Epilog vorgestellt wurde, sorgte dann dafür, das Interesse am nächsten Band noch ein wenig mehr anzufachen.

Unterm Strich fand ich, der zweite Band konnte recht gut mit dem ersten mithalten. Daß der Handlungsstrang um Jane und Cinzia so auf der Stelle trat, wurde ein wenig gemildert durch die neuen Informationen über Noth und Astrid, und die Ereignisse um Winter waren wirklich gut gemacht, auch wenn sie nicht ununterbrochen an der Spannungsschraube drehten. Auch sind die Aussichten auf den nächsten Band durchaus vielversprechend.

Was mich allerdings abschreckt, ist die Aussicht, daß die Geschichte auf fünf Bände ausgelegt ist, von denen erst drei geschrieben sind. Meine Bereitschaft, auf Fortsetzungen zu warten, schwindet immer mehr angesichts der zunehmenden Zahl an Bänden, die eine Serie aufweist, sowie der immer größeren Zeiträume zwischen den einzelnen Erscheinungsterminen. Mal sehen, wie lange es bis zur deutschen Veröffentlichung des dritten Bandes dauert.

Christopher Husberg lebt mit seiner Familie in den USA, und wenn er nicht schreibt, spielt er Videospiele, liest oder wandert. Der dritte Band seines Zyklus Die Chroniken der Sphaera ist unter dem Titel „Blood Requiem“ Anfang Juni auf Englisch erschienen.

Taschenbuch 688 Seiten
Originaltitel: Dark Immolation
Deutsch von Kerstin Fricke
ISBN-13: 978-3-426-51922-6

http://www.christopherhusberg.com
http://www.droemer-knaur.de

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)