Christopher Husberg – Frostflamme (Die Chroniken der Sphaera 1)

Die Chroniken der Sphaera

Band 1: „Frostflamme“
Band 2: „Feuerstunde“ (Juni 2018)
Band 3: „Blood Requiem“ (noch ohne dt. Titel)

Vor etwa einem Jahr haben Tiellaner in Pranna einen Mann aus dem Meer gezogen. Weil dieser sich an nichts erinnern kann, haben sie ihm den Namen Noth gegeben und ihn bei sich aufgenommen. Noth scheint sich einigermaßen eingelebt zu haben, doch am Tag seiner Hochzeit mit der jungen Winter stehen auf einmal Männer in grünen Roben in der Kapelle, sprechen Noth mit einem ihm unbekannten Namen an und verlangen, dass er sie begleitet … unter Anwendung von Gewalt, falls er sich weigert!

Ich muß zugeben, ich hatte mit fast allen Charakteren in diesem Buch so meine Probleme.

Seltsamerweise waren sie bei Noth noch recht gering, obwohl er durch seinen Gedächtnisverlust stark in seiner Persönlichkeit eingeschränkt ist. Das seltsame Paradoxon, dass er das Töten gleichzeitig genießt und verabscheut, macht ihn zumindest interessant.

Mit Winter kam ich überhaupt nicht klar, weil ich nicht verstehen konnte, was sie eigentlich für ein Problem hat. Sie fühlt sich nirgendwo zugehörig, selbst als ihr Vater noch lebt, und obwohl sie gute Freunde hat. Ihrem besten Freund wirft sie vor, nicht zu wissen, wie sie sich fühlt, erzählen tut sie‘s ihm aber auch nicht. Das einzige, was ich nachvollziehen konnte, war ihre Angst vor ihrer eigenen Schwäche und Hilflosigkeit, aber nicht die Art, wie sie versucht, diese zu bekämpfen.

Auch Cinzia hat mir Schwierigkeiten bereitet, weil sie so schrecklich unselbständig wirkt. Sie will ihre Familie schützen, aber ansonsten scheint sie ziemlich planlos zu sein. Genau wie ihre Schwester verlässt sie sich darauf, dass ihre Göttin dafür sorgt, dass sie tut, was sie tun soll. Eigeninitiative sieht anders aus.

Die einzige, mit der ich etwas anfangen konnte, war Astrid mit ihrem schrägen Humor. Sie ist die einzige, die so was wie einen eigenen Willen zu besitzen scheint und auch versucht, ihn durchzusetzen, die auch mal selbst die Initiative ergreift und etwas unternimmt, was allen nützt.

Abgesehen davon, dass sich mir manche Gedanken und Gefühle der Figuren nicht recht erschließen wollten, waren sie auch nicht besonders eindringlich dargestellt. Das einzige, was wirklich gut rüberkam, war die Darstellung der Frostsucht. Aber insgesamt ist die Charakterzeichnung auf jeden Fall noch stark ausbaufähig.

Auch das Setting ist nicht besonders detailreich beschrieben. Auf den historischen Hintergrund wird im Grunde überhaupt nicht eingegangen, lediglich die Tatsache, dass hier zwei Länder, getrennt durch einen Gebirgszug, lange Zeit miteinander Krieg geführt haben, wird mal erwähnt. Khale liegt im Norden und ist offenbar rauer und kälter als das südlich gelegene, grünere Roden.
Was die Religion angeht, so wird im Grunde nur die kirchliche Hierarchie etwas genauer beschrieben. Erst als Cinzia und ihre Schwester mit der Übersetzung der Neun Schriften beginnen, erhält der Leser ein paar kümmerliche zusätzliche Details.
Die meisten Informationen beziehen sich auf die Magie und ihren Gebrauch, aber auch hier war der Autor eher knauserig, sodass der Leser bestenfalls eine grobe Vorstellung davon hat, wie Magie funktioniert und was man damit alles anstellen kann.

Möglicherweise wurde hier bewusst einiges zurückgehalten, um die einzelnen Aspekte in den Folgebänden noch weiter ausbauen zu können. Mir persönlich fehlte es dadurch allerdings an Flair.

Der Plot selbst war dagegen recht gut durchdacht und auch ordentlich aufgebaut, logische Brüche gab es bisher keine. Zwar dauert es ein wenig, bis die Truppe sich überhaupt mal zusammenfindet, das halbe Buch ist bis dahin bereits gelesen, aber nach einem vorläufigen Höhepunkt in Navone, in dessen Verlauf die Beteiligten alle zusammentreffen, entwickeln die Ereignisse sich etwas zügiger. Der Showdown ist natürlich auch nur vorläufig, weil es ja der erste Band eines Mehrteilers ist, gibt aber einen deutlichen Vorgeschmack auf das, was den Leser im Folgeband erwarten dürfte. Der Gegenspieler, mit dem sie es hier zu tun bekommen, ist eine wirklich spannende Idee.

Unterm Strich war das Buch gar nicht so schlecht. Die Idee des Frosts, der Antagonist, die Neun Schriften, all das sind Aspekte, die ich interessant und vielversprechend fand. Schade nur, dass Christopher Husberg die Umgebung seiner Geschichte so stiefmütterlich behandelt hat. Hätte er den Charakteren oder dem Setting dieselbe Aufmerksamkeit geschenkt wie den Kampfszenen, wäre die Welt vielleicht etwas stimmungsvoller, und die Charaktere etwas intensiver geraten. Ich hoffe sehr, dass sich diesbezüglich im nächsten Band noch etwas tut.

Christopher Husberg lebt mit seiner Familie in den USA, und wenn er nicht schreibt, spielt er Videospiele, liest oder wandert. „Frostflamme“ ist der erste Band des Zyklus Die Chroniken der Sphaera, der zweite Band erscheint am ersten Juni unter dem Titel „Feuerstunde“. Das englische Original ist bereits bei Band drei.

Taschenbuch 704 Seiten
Originaltitel: Duskfall
Deutsch von Kerstin Fricke
ISBN-13: 978-3-426-51921-9

http://www.christopherhusberg.com
http://www.droemer-knaur.de

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