John Sinclair – Die Eisvampire (Folge 33)

Erwachen der Vampire: Angriff aus dem Eis

In einer Eishöhle nahe dem österreichischen Hallstatt sind drei uralte ungarische Vampire eingeschlossen. Doch Asmodina, die Tochter des Teufels, hat vor, sie zu befreien. Als John Sinclair und Suko in Hallstatt eintreffen, scheint es bereits zu spät zu sein, den Ausbruch der Vampire zu verhindern. Der Höhlenführer Toni Berger ist verschwunden und auf dem Hang unter der Seilbahn wurde sein bester Freund Joseph Spengler schwer verletzt aufgefunden. Was haben dessen Halswunden nur zu bedeuten? John ahnt nichts Gutes …

Die Hörspiele dieser Reihe sind Vertonungen der gleichnamigen Bastei-Heftserie. Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 18 Jahren.

Der Autor

Der unter dem Pseudonym „Jason Dark“ arbeitende deutsche Autor Helmut Rellergerd ist der Schöpfer des Geisterjägers John Sinclair. Am 13. Juli 1973 – also vor 37 Jahren – eröffnete der Roman „Die Nacht des Hexers“ die neue Romanheft-Gruselserie „Gespenster-Krimi“ aus dem Hause Bastei. Inzwischen sind über 1700 „John Sinclair“-Romane erschienen, die Gesamtauflage der Serie beträgt laut Verlag über 250 Millionen Exemplare.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Frank Glaubrecht spricht den Geisterjäger himself und ist die deutsche Stimme von Al Pacino.
Joachim Kerzel, die deutsche Stimme von Jack Nicholson und Dustin Hoffman, spricht den Erzähler.
Joseph Spengler: Helmut Krauss
Sir James Powell: Karlheinz Tafel
Und viele weitere.

Regie führte Oliver Döring, Jahrgang 1969, der seit 1992 ein gefragter Allrounder in der Medienbranche ist. „Als Autor, Regisseur und Produzent der „John Sinclair“-Hörspiele hat er neue Maßstäbe in der Audio-Unterhaltung gesetzt und ‚Breitwandkino für den Kopf‘ geschaffen“, behauptet der Verlag. Immerhin: Dörings preisgekröntes Sinclair-Spezial-Hörspiel „Der Anfang“ hielt sich nach Verlagsangaben wochenlang in den deutschen Charts.

Buch und Regie: Oliver Döring
Realisation: Patrick Simon
Tontechnik und Schnitt: ear2brain productions
Hörspielmusik: Christian Hagitte, Simon Bertling, Florian Göbels
Produktion: Alex Stelkens (WortArt) und Marc Sieper (Lübbe Audio)

Handlung

Tief im Wald nördlich von London stolpert ein kleiner Mann durch die Botanik ringsherum und rezitiert seltsame Worte in einer fremden Sprache. Es ist der Dämon Myxin, der einen Vampir-Dämon beschwört. Ein Dimensionstor öffnet und Kogan erscheint, reichlich ungnädig ob des Rufers, den er zu seinen Feinden zählt. Myxin fordert Informationen darüber, was die Mord-Liga und Asmodina, die Tochter des Teufels, vorhaben. Doch Kogan lässt ihn von seinen Dienern, die er mitgebracht hat, packen, auf dass er den Störenfried aussaugen kann.

Allerdings kommt es nicht dazu. Einer der Diener wird gepfählt. Er zerfällt augenblicklich zu Staub. Und John Sinclair zielt mit seiner silberkugelgefüllten Beretta auf Kogans Stirn. Kogan weicht zurück. Myxin rappelt sich auf, als Kogan um Gnade winselt, um ihn erneut zu fragen. Kogan verrät, dass drei Eisvampire kommen sollen. Ein Schuss fällt, und der Vampir ist Geschichte.

Myxin ist ungewöhnlich ernst. Die Eisvampire sind die Gebrüder Konja. Sie unterjochten einst Ungarn, bevor sie nach Österreich vertrieben wurden und sich tief im Drachensteingebirge versteckten. Sollte Asomdina die drei Vampire aufgetaut haben, wäre das eine Katastrophe. Denn sie würden die Bevölkerung ringsum natürlich sofort ebenfalls zu Vampiren machen …

In Österreich

Es ist schon nach sechs Uhr abends, als Toni Berger sich in der Mittelstation der Seilbahn des Drachensteins von seinem Sohn Max verabschiedet und seine Lohnabrechnung schließt. Nun muss er nun bloß noch die Wege durch die Eishöhlen prüfen, durch die er tagsüber die Touristen zu führen pflegt. Auf seinem Prüfgang hört er diesmal ein ominöses Fauchen. Ein Tier kann es nicht sein, dass die drei Türen, die zur Höhle führen, waren alle verschlossen. Da greift ihn ein riesiger Mann an. Toni schreit auf. Spitze Zähne bohren sich schmerzhaft in seine Halsschlagader …

Joseph Spengler, Tonis Freund, ruft dessen Sohn Max an: Wo bleibt denn der Toni bloß? Sie wollten doch runter ins Dorf, nach Hallstatt, zu Tonis Frau Karla und seiner künftigen Schwiegertochter Hanni. Doch da atmet Joseph auf: Der Toni kommt aus der Höhle. Allerdings wankt er und stöhnend bittet er um Hilfe. Sofort hilft Joseph seinem Freund in die Gondel und startet die Talfahrt. Da greift Toni ihn an und es kommt zu einem Kampf, in dessen Verlauf Joseph aus der Gondel in die Tiefe fällt …

John Sinclair und sein chinesischer Mitarbeiter Suko checken ins Hotel Schönblick ein, das von Hanni und Max geführt wird. Die beiden geben sich als englische Geologen aus, die die Eishöhlen besichtigen und untersuchen wollen. Max Berger stürzt herein: Toni Berger und Joseph Spengler sind verschwunden! Er nimmt Johns und Sukos Hilfe an und macht sich auf die Suche. Doch Toni Berger ist bereits in seinem Haus und stattet seiner überraschten Frau einen Besuch ab. Er hat eine böse Überraschung für sie parat …

Mein Eindruck

Auf der Alm, da gibts koa Sünd? Diese Behauptung trifft auf die Eishöhlen im Gebirge sicher nicht zu. Für mehr als einen Besucher erweisen sie sich geradezu als Todesfalle, erst für Toni Berger, dann für John Sinclair. Mit den Eishöhlen hat der einfallsreiche Autor (s. o.) eine weitere pittoreske Szenerie geschaffen, um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse auf die Bühne zu bringen. Wir erfahren zwar nicht, was die drei Eisvampire dort noch im ungemütlichen Eis hält noch was sie aufgetaut hat, aber auf jeden Fall bilden sie den Gegner, ohne den der Geisterjäger keine Existenzberechtigung zu haben scheint. Klar, dass hier auch der explosive Showdown stattfinden muss. Jedenfalls der Erste.

Denn auch Suko hat alle Hände voll zu tun. Toni Berger ist mittlerweile, nachdem ihn ein Vampir verwandelt hat, in eine dunkle Karikatur seiner selbst pervertiert worden. Aber das ist kein Grund für ihn, unglücklich zu sein: Schließlich kann er jetzt im Dunkeln sehen und ist potenziell unsterblich. Na, das ist doch nicht zu verachten.

Wenn da bloß nicht der unstillbare Hunger nach frischem Blut und neuer Lebenskraft wäre. So ein Vampir ist ja wie ein Auto ohne Benzin: Er braucht ständig Nachschub, um agieren zu können. So gesehen ist ein Vampir auf Entzug eine ernste Warnung vor der Energiekrise. Andererseits gibt es eine patente Methode, gute Freunde zu finden: Man beißt sie einfach! Schwupps, hat man einen Mitvampir und guten Kumpel. Das trifft natürlich auch auf die Mädels zu …

Der Vampir Toni Berger zeigt die dunkle Seite des wohlanständigen Spießbürgers: stets auf Schabernack der blutigen Art versessen, fühlt er sich im Dunkel der Welt am wohlsten. Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen – schnell ist auch seine Karla Schicksalsgenossin. Und sie haben nur auf die niedliche Hanni, die Schwiegertochter in spe gewartet. Dumm nur, dass ausgerechnet in diesem schönen Moment, als sie sich an der knusprigen Maid laben wollen, ein chinesischer Störenfried mit einer Dämonenpeitsche auftaucht …

Die Sprecher / Die Inszenierung

Die Macher der „Geisterjäger“-Hörspiele suchen ihren Vorteil im zunehmend schärfer werdenden Wettbewerb der Hörbuchproduktionen offensichtlich darin, dass sie dem Zuhörer nicht nur spannende Gruselunterhaltung bieten, sondern ihm dabei auch noch das Gefühl geben, in einem Film voller Hollywoodstars zu sitzen. Allerdings darf sich niemand auf vergangenen Lorbeeren ausruhen: Bloßes Namedropping zieht nicht, und So-tun-als-ob ebenfalls nicht.

Die Sprecher, die vom Starruhm der synchronisierten Vorbilder zehren, müssen selbst ebenfalls ihre erworbenen Sprechfähigkeiten in die Waagschale werfen. Zum Glück tun Pigulla, Kerzel, Glaubrecht und Co. dies in hervorragender und glaubwürdiger Weise. Statt gewisse Anfänger zu engagieren, die mangels Erfahrung bei den zahlreichen emotionalen Szenen unter- oder übertreiben könnten, beruht der Erfolg dieser Hörspielreihe ganz wesentlich darauf, dass hier zumeist langjährige Profis mit schlafwandlerischer Sicherheit ihre Sätze vorzutragen wissen.

Übertriebene Ausdrucksweisen heben die Figuren in den Bereich von Games- und Comicfiguren. Das kann bei jugendlichen Hörern ein Vorteil sein. Die Figuren schreien wütend, fauchen hasserfüllt oder lachen hämisch. Besonders unheimlich ist die Darstellung des Spuks, eines wirklich mächtigen Dämons. Leider erfahren wir rein gar nichts über seine Herkunft und Entstehung. Auch alle anderen Figuren muss der Hörer bereits kennen, um sie zuordnen zu können. Aber als Fan der Serie kennt man ja Jane Collins, Sinclair, Glenda Perkins, Kara, Myxin usw. bereits.

Geräusche

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem halbwegs realistischen Genre-Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Schlüsselszenen recht stimmungsvoll aufgebaut. Insbesondere die Szenen in der Eishöhle sind akustisch recht eindrucksvoll umgesetzt. Vom Knurren und Fauchen der Vampire über die allfälligen Schüsse und Schreie bis hin zum absoluten Sound Overkill, wenn die Macht des Kreuzes auf die Kraft des Bösen trifft – Explosionen, die auf einer leistungsfähigen Anlage die Wände zum Wackeln bringen können. So haben wir das gern!

Musik

Die Musik gibt ziemlich genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und leitet in den kurzen Pausen bzw. Übergängen gleich zur nächsten Szene über. Sie wurde von einem Orchester eingespielt, und so entsteht der Eindruck, die Begleitmusik zu einem alten Hollywood- oder British Horror Movie zu hören.

Stets gibt die Musik genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und ist mit einem klassischen Instrumentarium produziert. Mit einer einzigen Ausnahme: Die Titelmelodie der Serie erschallt in einem hämmernden Rock-Rhythmus aus den Lautsprecherboxen. Sehr sympathisch.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

Unterm Strich

Folge Nr. 33 hat mich wegen ihrer alpinen Szenerie sofort an das Sherlock-Holmes-Abenteuer „The final problem“ erinnert, in dem Holmes die Lauterbachfälle hinabstürzt, noch im Fallen im Clinch mit Erzfeind Prof. Moriarty (siehe auch die DVD zur 1. Staffel mit den britischen TV-Verfilmungen). Doch statt einer langsamen Annäherung an die Konfrontation spielt die Seilbahn eine beträchtliche Rolle: Sie beschleunigt das verhängnisvolle Geschehen, indem sie den frischgebackenen Vampir Toni Berger im Handumdrehen ins Tal bringt. Immerhin findet an Bord ein klasse Kampf zwischen Berger und Spengler statt.

Die Episode bietet dem SINCLAIR-Fan zwei Showdowns, die nicht zu verachten sind. Dass Toni Berger erst seine Frau angreift und dann seine Schwiegertochter, verleiht seiner Existenz eine gewisse erotische Würze. Wird Suko rechtzeitig eingreifen, um Hannis Ehre zu bewahren?

Die Stimmen stammen von Frank Glaubrecht, Joachim Kerzel und Helmut Krauss, stammen also von der ersten Garde, die etwa bis Nr. 40 tätig war. Auch Toni Berger wird von einer bekannten deutschen Synchronstimme gesprochen, aber ich konnte sie nicht zuordnen. Der Suko-Sprecher scheint mir ein anderer als Martin May zu sein, der seither auf Suko abonniert ist.

Das Hörspiel

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lassen sich die Hörspiele empfehlen. Sie sind leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Die Action mit ihren explosiven Geräuscheffekten kommt ebenso wenig zu kurz wie einige Portion Erotik, was die Game-Freunde doch einigermaßen zufriedenstellen sollte.

Audio-CD mit 50 Minuten Spieldauer
ISBN 978-3-7857-1375-4
www.sinclair-hoerspiele.de
www.wortart.de