Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Die Leichenkutsche von London (Folge 68) (Hörspiel)

_Gehässiger Leichenkutscher: Dämon im Gepäck_

„Geisterjäger“ John Sinclair ist Oberinspektor in einer Sonderabteilung von Scotland Yard, die sich mit übersinnlichen Fällen befasst. Sinclair wird von einem Kreuz beschützt und gewarnt, das vom Propheten Hesekiel selbst stammt. Zur doppelten Sicherheit trägt er auch eine Beretta-Pistole mit sich, die mit Silberkugeln geladen ist. Werwölfe und ähnliches Gelichter mögen so etwas gar nicht. Heißt es.

In der Londoner Unterwelt ist offenbar ein Bandenkrieg in Vorbereitung. Logan Costello, allseits bekannter Verbündeter der Mord-Liga, hat es auf Cass Garretts Organisation abgesehen. Sein Werkzeug: der Dämon Xorron …

Folge Nr. 68 entspricht dem Band 214 der Bastei-Romanserie aus dem Jahr 1982.

Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 18 Jahren.

_Der Autor_

Der unter dem Pseudonym „Jason Dark“ arbeitende deutsche Autor Helmut Rellergerd ist der Schöpfer des Geisterjägers John Sinclair. Am 13. Juli 1973 – also vor 37 Jahren – eröffnete der Roman „Die Nacht des Hexers“ die neue Romanheft-Gruselserie „Gespenster-Krimi“ aus dem Hause Bastei. Inzwischen sind über 1700 „John Sinclair“-Romane erschienen, die Gesamtauflage der Serie beträgt laut Verlag über 250 Millionen Exemplare.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Frank Glaubrecht spricht den Geisterjäger himself und ist die deutsche Stimme von Al Pacino.
Joachim Kerzel, die deutsche Stimme von Jack Nicholson und Dustin Hoffman, spricht den Erzähler.
Sir James Powell: Karlheinz Tafel
Suko: Martin May
Jane Collins: Franziska Pigulla
Wesley Steele: Rainer Fritzsche
Jason Frogg: Wolfgang Bahro
Logan Costello: Bernd Vollbrecht
Xorron: Udo Schenk
Lana: Marie Bierstedt
Rod Kane: Kaspar Eichel
Mark: Oliver Kalkofe
Und viele Weitere.

_Der Regisseur_

… ist Oliver Döring, Jahrgang 1969, der seit 1992 ein gefragter Allrounder in der Medienbranche ist. „Als Autor, Regisseur und Produzent der „John Sinclair“-Hörspiele hat er neue Maßstäbe in der Audio-Unterhaltung gesetzt und ‚Breitwandkino für den Kopf‘ geschaffen“, behauptet der Verlag. Immerhin: Dörings preisgekröntes „Sinclair-Spezial“-Hörspiel „Der Anfang“ hielt sich nach Verlagsangaben wochenlang in den deutschen Charts.

Buch und Regie: Oliver Döring
Realisation: Patrick Simon
Tontechnik und Schnitt: ear2brain productions
Hörspielmusik: Universal
Produktion: Alex Stelkens (WortArt) und Marc Sieper (Lübbe Audio)

_Handlung_

Der Londoner Gangster Wesley Steele bekommt von seinem Konkurrenten Logan Costello ein Ultimatum gestellt. Er soll alle leute entlassen und die Stadt verlassen. Darüber kann Wesley nur lachen. Schließlich gehört er zur Organisation von Cass Garrett. Welche Druckmittel hat denn Costello vorzuweisen? Das soll Wesley schon bald am eigenen Leib herausfinden …

Am Montag merken die Leute vom Scotland Yard, dass etwas im Busch ist. Logan Costello, Diener der Mord-Liga, hat etwas vor, um die Londoner Unterwelt zu dominieren. Sinclair und Suko sind schon auf dem Sprung, um eingreifen zu können. Am Donnerstag tun sich merkwürdige Dinge vor der schwer gesicherten Villa des Gangsters Rod Kane.

Rod lässt sich gerade die Augen durch einen heißen Striptease seiner Freundin Lana verwöhnen, als er ein seltsames Geräusch am Fenster hört. Immer diese Störungen gerade dann, wenns am schönsten wird! Während sich die süße Lana wieder anzieht, schaut Rods Leibwächter Tony nach: Eine Feder steckt im Panzerglas. Sehr merkwürdig.

Dann geht der Bodyguard nach draußen auf den Rasen, und weil er nach Rod ruft, folgt ihm sein Boss. Das hätte er nicht tun sollen. Denn kaum hat er die merkwürdige Leichenkutsche und den lachenden Gnom erblickt, fühlt er etwas Kaltes in seinen Eingeweiden wühlen …

_Mein Eindruck_

Diesmal ist der Blickwinkel der Handlung etwas ungewöhnlich, denn die Gangster wie Rod Kane, Wesley Steele und Jason Frogg stehen ganz beträchtlich im Vordergrund. Das hat seinen guten Grund: Xorrons Attacken sorgen für unterhaltsame Action, während John Sinclair und Suko selbiger Action immer nur hinterherhetzen. Damit er dabei nicht so alt aussieht, tut John schon mal so, als wäre der Handyempfang gestört. Das nimmt ihm natürlich Sir James natürlich keine Sekunde ab, und Suko kann sich bloß über seinen Chef wundern.

Während das dynamische Duo bei Rod Kane und Wesley Steele zu spät kommt (wobei John die süße Lana höchst korrekt behandelt), treffen sie bei Jason Frogg auf Widerstand. Schüsse und Schreie in Froggs Villa sind ein sicheres Anzeichen für zünftige Schäden, die ein Dämon verursacht. Sie brauchen ihnen bloß zu folgen.

Dabei war es zuvor gar nicht so einfach, den Granatwerfern und Bazookas auszuweichen, die Wesley Steeles Handlanger vor dessen Disco aufgebaut hatten – leider an der falschen Stelle, sodass Xorron durch die Hintertür eindringen und Kleinholz aus Steeles Büro machen konnte – und aus dessen Bewohner.

Wie auch immer: In Froggs Haus hat Sinclair endlich Gelegenheit, die Silberkugeln seiner Beretta und das Kreuz des Hesekiel einzusetzen. Mit null Wirkung, was ihn doch einigermaßen verblüfft. Nun ist Suko mit seiner Dämonenpeitsche an der Reihe. Hoffen wir, dass er dem unterirdischen Gesocks mehr Beine machen kann als sein Chef…

Und was ist jetzt mit der titelgebenden Leichenkutsche, dürfte sich so mancher Hörer fragen. Nun, sie dient Xorron lediglich als extravagantes Transportmittel. Der erwähnte Gnom ist der Chauffeur. Und beide stammen mitsamt den schwarzen Pferden (ja, genau, die mit den blutroten Augen) natürlich aus dem Umkreis der Hölle. Q.E.D.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Die Sprecher, die vom Starruhm der synchronisierten Vorbilder zehren, müssen selbst ebenfalls ihre erworbenen Sprechfähigkeiten in die Waagschale werfen. Zum Glück tun Kerzel, Pigulla, Bierstedt, Glaubrecht und Co. dies in hervorragender und glaubwürdiger Weise. Statt gewisse Anfänger zu engagieren, die mangels Erfahrung bei den zahlreichen emotionalen Szenen unter- oder übertreiben könnten, beruht der Erfolg dieser Hörspielreihe ganz wesentlich darauf, dass hier zumeist langjährige Profis mit schlafwandlerischer Sicherheit ihre Sätze vorzutragen wissen.

Die meisten Figuren klingen erstaunlich „normal“, falls dies in einem Horror-Drama möglich ist. Übertrieben sprechen lediglich die Schurken, insbesondere der Dämon Xorron und sein Helfer, der lachende Gnom. Xorron, gesprochen von Udo Schenk, der schon Grima Schlangenzunge die nötige Dämonie verlieh, spricht sehr tief und stark verzerrt. Aber trotzdem ist nicht schwer zu verstehen, was er seinem Opfer zu verkünden hat: den bevorstehenden Tod.

Bemerkenswert ist in dieser Folge der permanente Einsatz von Funksprechgeräten und Mobiltelefonen. Deshalb klingen die Stimmen der Sprecher in fast allen Fällen verzerrt, wobei ein Tonfilter sicher hilfreiche Dienste geleistet haben dürfte.

|Geräusche|

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem halbwegs realistischen Genre-Spielfilm oder Anime erwarten würde, und dazu gehören leider auch etliche Splattereffekte, bei denen man das Blut förmlich spritzen hört. Und auch wenn sich Rod Kanes Eingeweide selbständig machen, bekommen wir dies akustisch in großem Detailreichtum dargeboten.

Die Geräuschkulisse wird in manchen Schlüsselszenen recht stimmungsvoll aufgebaut. Dazu zählt besonders Lanas erotischer Tanz sowie die Disco von Wesley Steele. Hier spielt naturgemäß die Musik eine wichtige Rolle.

|Musik|

Die Hintergrundmusik zu Lanas Striptease trägt eine in der Serie ungewohnt deutliche Erotik bei, die aber gar nicht unangebracht wirkt – schließlich ist die Serie ab 18 Jahren, oder etwa nicht? Und in der Disco wummert als Kontrast eine Techno-Musik, auf die wir gerne dankend verzichten. Sie läuft barmherzigerweise nur im Hintergrund – jedenfalls dann, bevor die Schreie anfangen …

Die Musik leitet in der Regel in den kurzen Pausen bzw. Übergängen gleich zur nächsten Szene über. Sie wurde von einem kleinen Orchester eingespielt, und bevorzugt werden düstere, basslastige Instrumente und Effektgeräte eingesetzt. Die Titelmelodie der Serie erschallt als Intro in einem hämmernden Rock-Rhythmus aus den Lautsprecherboxen. Sehr sympathisch. Sie wird am Schluss der CD kurz zitiert.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

|Das Booklet|

… enthält im Innenteil Angaben über die zahlreichen Sprecher und die Macher sowie sämtliche Hörfolgen.

_Unterm Strich_

Diese Folge ist weniger eine Horrorshow als vielmehr ein Krimi, der in der Londoner Unterwelt angesiedelt ist. Logan Costello vernichtet seine Konkurrenz mit Hilfe eines höllischen Maskottchens: dem Dämon Xorron. Dessen Einsatz erweist sich als so wirkungsvoll, dass der gegnerische Gangsterboss, Cass Garrett, schon gar nicht mehr zum Kampf antritt, sondern sich gleich erhängt. (Damit wohl wenigstens seine schwarze Seele vor der Hölle sicher ist, vermute ich.)

Scotland Yard hetzt den sich überstürzenden, aber reichlich vorhersehbaren Ereignissen etwas hilflos hinterher und flüchtet sich in lachhafte Aktionen. Die holde Weiblichkeit tritt in lediglich zwei Figuren auf. Die prostituierte Lana legt einen perfekten Striptease, der leider rüde abgebrochen wird – was die Nachwelt für immer und ewig bedauern dürfte.

Außerdem tritt in einem Epilog Sinclairs Freundin Jane Collins auf. Sie hat vom Gynäkologen ein süßes Geheimnis erfahren, mit dem sie ihrem John schon bald einen gehörigen Schrecken einzujagen gedenkt … Wir dürfen auf die Fortsetzungen gespannt sein.

|Das Hörbuch|

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Die Action kommt niemals zu kurz, was die Game-Freunde doch einigermaßen zufriedenstellen sollte.

|Audio-CD mit ca. 49 Minuten Spieldauer
ISBN-13: 978-3-7857-4474-1|
[www.luebbe-audio.de]http://www.luebbe-audio.de

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_
[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
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