John Sinclair – Der Mann, der nicht sterben konnte (Folge 71)

Die Handlung:

Russland, 1908: Die Region Tunguska wird von einer gewaltigen Explosion erschüttert. War es ein außerirdischer Meteorit? War es eine unbekannte Waffe? Was auch immer es war, es hatte Auswirkungen auf die Anwohner der Region! Denn heute, über 100 Jahre später, reist einer von ihnen nach London und sinnt auf Rache …
(Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Vor fast genau 30 Jahren erschien die Romanvorlage dieses Grusel-Hörspiels, mit uns der Verlag diesmal erfreut. Und diesmal kommt die Gefahr nicht aus dem Jenseits oder der Hölle, sondern aus dem Weltall. Anders ist auch, dass diesmal Joachim Kerzel nicht als Erzähler mit dabei ist. In dieser Folge führt uns eine Frauenstimme durch Tunguska Anfang des 20. Jahrhunderts. Auch neu ist die veränderte Intro-Musik, die weniger brachial Metal-lastig, sondern eher Stadtfest-rockig ist und auch gut in einem Jugendhörspiel unterkommen könnte. Und über die Musik spricht auch niemand einen Text über den „Sohn des Lichts“.

Dennoch wird dem Hörer ein schneller Zugang zur Folge gewährt, da wir nach einem Mord in Tunguska im Jahr 1908 gleich den deprimierten Geisterjäger John Sinclair treffen, der den „Verlust“ von Jane (siehe/höre dazu den Zweiteiler Folge 69-70) noch nicht ganz verdaut hat. Und in dieser Folge gibt es auch keine Dämonen zu bekämpfen, sondern einen übergeschnappten russischen Geheimagenten, der unsterblich ist und telekinetisch begabt. Eine interessante Mischung, die aus der Gruselserie diesmal eine Art Kalter-Krieg-Krimi macht (was wohl dem Erscheinungsdatum der Romanvorlage zu verdanken ist). Erik Schäffler wandelt dabei mit seiner Darbietung als Psycho-Telekinet geschickt auf dem schmalen Grat zwischen Wahnsinn und … noch mehr Wahnsinn.

Der einzige Grusel im Sinclair-Stil folgt ganz am Ende, als John im Show-down auf Wahnsinnigen trifft … besser … nachdem der Kampf entschieden ist.

Die Sprecher

Irgendwie bin ich mit dieser Folge und den Sprechern nicht warmgeworden. Es lag bestimmt auch ein wenig daran, dass gleich zu Anfang sowohl der bekannte Sprecher, als auch die bekannte Titelmusik anders … seichter … war. Dann kam die „Horror-Oma“, die mit ihrer Darbietung im Kopf des Hörers ein Horror-Szenario von der Intensität einer Senioren-Teeparty entfacht. Hätte sie nicht diesen Titel verliehen bekommen, hätte das auch nicht weiter gestört, aber so …

Alexandra Lange-Behr als Erzählerin klingt mit ihrer dunklen, rauchigen Stimme und ihrer fast immer gleichen Sprechweise perfekt … aber nicht für ein Gruselhörspiel, sondern für einen erotischen Husarenroman oder ein schauriges Kindermärchen der Grimm-Brüder. Und da sie jede Szene passend zum falschen Genre beschreibt, kommt auch wenig Schauerstimmung auf, wenn sie an der Reihe ist … auch nicht, wenn das Skript eigentlich etwas anderes fordert.

In guter Gesellschaft ist sie in dieser Folge von Sven Plate, der den zweiten Bösewicht spielt. Der gibt zwar einen ambitionierten Gaylord Rankin, wirkt aber irgendwie überhaupt nicht unheimlich oder gar so durchtrieben böse wie das, was er von sich gibt. Das mag daran liegen, dass Sven Plate dem Hörspiel-Freund als Jay Lawrence aus der Jugend-Krimi-Serie „Point Whitmark“ bekannt ist. Das ist der Fluch des Santiago Ziesmer, der, egal was er auch spricht, immer für alle nur Spongebob sein wird.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Erzählerin – Alexandra Lange-Behr
John Sinclair – Frank Glaubrecht
Suko – Martin May
Lady Sarah Goldwyn – Evelyn Gressmann
Fjodor Rankin – Erik Schäffler
Sir Reginald Earl of Rankin – Claus-Dieter Clausnitzer
Gaylord Rankin – Sven Plate
Wirt – Uli Krohm
Edwina Rankin – Mareso Bischoff-Hanft
Glenda – Ilya Welter
Andrej – Marius Clerén
Spurensicherer – Hand Teuscher
sowie: Stefan Krause, Jürgen Holdorf, Frank Gustavus, Bernd Rumpf und Alesander Rieß

Technik-Credits:

Hörspielskript und Regie: Dennis Ehrhardt
Sounddesign, Schnitt und Mischung: ear2brain productions
Musik: Andreas Meyer
Gitarren im John-Sinclair-Theme: Jan Frederik
Produktion: Marc Sieper (Lübbe Audio)

Die Ausstattung:

Die komplett schwarze CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet-Faltblatt enthält eine Liste der bereits veröffentlichten Folgen der „2000er“-Serie und der „Classic“-Serie. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.

Mein Fazit:

Andere Titelmusik, anderer Erzähler, keine Dämonen … in dieser Folge ist alles anders, aber nicht spannend anders. Und auch der unsterbliche und telekinetisch begabte Russe, der als Charakter eigentlich jede Menge Spielraum hätte haben können, wird relativ einfach und schnell von John bezwungen. Nach dem packenden Zweiteiler, der dieser Folge vorausgegangen war, ist dies ein Genresprung in den Kinder- und Jugendbereich, der wenig fesseln kann.

Audio-CD
Spieldauer: 56:20 Min.
Tracks: 10
ISBN-13: 978-3785745502
www.luebbe-audio.de

Der Autor vergibt: (2/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)