John Sinclair Classics – Das Rätsel der gläsernen Särge (Folge 8)

Schneewittchen und die sieben Ghoule

„Geisterjäger“ John Sinclair ist Oberinspektor in einer Sonderabteilung von Scotland Yard, die sich mit übersinnlichen Fällen befasst. Sinclair wird von einem Kreuz beschützt und gewarnt, das vom Propheten Hesekiel selbst stammt. Zur doppelten Sicherheit trägt er auch eine Beretta-Pistole mit sich, die mit Silberkugeln geladen ist. Werwölfe und ähnliches Gelichter mögen so etwas gar nicht. Heißt es.

William Abbott, dessen „gläserne Särge“ vor allem von den Reichen der Stadt gekauft werden, hat sein Bestattungsinstitut dort eröffnet, wo die Menschen nicht viel besitzen. Mit seinem geld hilft er den Armen und gilt in seinem Viertel als Wohltäter. Doch dann stirbt eine gute Freundin von Sheila Hopkins, die Freundin von Bill Conolly. Ohne es zu wollen, entdeckt sie ein schreckliches Geheimnis: Die Särge sind in Wahrheit eine Todesfalle – und das muss sie am eigenen Leib erfahren … (erweiterte Verlagsinfo)

Folge Nr. 8 entspricht dem gleichnamigen Roman.

Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 18 Jahren.

Der Autor

Der unter dem Pseudonym „Jason Dark“ arbeitende deutsche Autor Helmut Rellergerd ist der Schöpfer des Geisterjägers John Sinclair. Am 13. Juli 1973 – also vor 37 Jahren – eröffnete der Roman „Die Nacht des Hexers“ die neue Romanheft-Gruselserie „Gespenster-Krimi“ aus dem Hause Bastei. Inzwischen sind über 1700 „John Sinclair“-Romane erschienen, die Gesamtauflage der Serie beträgt laut Verlag über 250 Millionen Exemplare.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Frank Glaubrecht spricht den Geisterjäger himself und ist die deutsche Stimme von Al Pacino.
Wolfgang Pampel, die deutsche Stimme von Harrison Ford, spricht den Erzähler.
Sheila Hopkins: Daniela Hoffmann (dt. Stimme von Julia Roberts)
Bill Conolly: Detlef Bierstedt (dt. Stimme von George Clooney)
Sir James Powell: Karlheinz Tafel
William Abbot: Kaspar Eichel
Sarah Toffin: Tanja Geke
Mary Sinclair: Luise Lunow
Ghoul: Gerrit Schmidt-Foss
Und weitere.

Der Regisseur

… ist Oliver Döring, Jahrgang 1969, der seit 1992 ein gefragter Allrounder in der Medienbranche ist. „Als Autor, Regisseur und Produzent der „John Sinclair“-Hörspiele hat er neue Maßstäbe in der Audio-Unterhaltung gesetzt und ‚Breitwandkino für den Kopf‘ geschaffen“, behauptet der Verlag. Immerhin: Dörings preisgekröntes Sinclair-Spezial-Hörspiel „Der Anfang“ hielt sich nach Verlagsangaben wochenlang in den deutschen Charts.

Buch und Regie: Oliver Döring
Realisation: Patrick Simon
Tontechnik und Schnitt: ear2brain productions
Hörspielmusik: Universal
Produktion: Alex Stelkens (WortArt) und Marc Sieper (Lübbe Audio)

Handlung

Cordelia Cannon, die beste Freundin von Sheila Hopkins, ist gestorben und Sheila ruft den Bestatter an, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. William Abbot erklärt Sheila, wie es kommt, dass Cordelia in einem gläsernen Sarg liegt. Diese Sonderanfertigung sei eigentlich für einen betuchteren Kunden gedacht gewesen, doch der zog den Auftrag zurück und so findet der Sarg Wiederverwendung. Da schreit Sheila auf! Sie ist sicher, dass Cordelias Augenlid gezuckt hat. Sie besteht darauf, den Arzt zu sprechen, der den Totenschein ausgestellt hat, Dr. Meredith.

Unterdessen erhält John Sinclair den Auftrag, dem Bericht eines Grabräubers nachzugehen, der in einem Grab Juwelen erwartete, aber in einem aufgebrochenen Sarg auf eine angefressene Leiche stieß. Da kommen John gleich Ghoule in den Sinn, über die er von einem schottischen Pfarrer ein Buch bekommen hat. Die geschändete Leiche gehörte Ben Toffin und John besucht dessen Witwe.

Sheila Hopkins will mit ihrem Freund, dem Journalisten Bill Conolly, Doc Meredith besuchen. Bill ist ein vorsichtiger Zeitgenosse und sagt Sheila, sie solle im Auto warten, während er im Haus des Arztes forschen will. Daran hat er gut getan, wie er schnell merkt: Die Haustür ist offen, und im Wohnzimmer sitzt eine Leiche.

Bill bemerkt aus dem Augenwinkel, wie ihn jemand mit einer Axt attackiert. Er weicht aus. Vier übel aussehende Gestalten lachen sich ins Fäustchen. Doch bei Bill geraten sie an den Falschen. Er setzt drei außer Gefecht, doch dem Vierten gelingt es, durch einen Geheimgang zu entkommen. Als er zu Sheila zurückkehrt, ist er bestürzt: Sie ist entführt worden!

Das Gespräch mit der Witwe Toffin ist für John ein richtiger Augenöffner. Nicht nur muss sein Vorgänger, der diesen Fall bearbeitete, Tomaten auf Augen UND Ohren gehabt haben. Er hat auch die Spur, die zu William Abbot, dem Bestatter führt, nicht verfolgt: Ben Toffins Sarg war eine teure Sonderanfertigung aus Plexiglas. Da ruft Bill auf dem Handy an: Sheila sei entführt worden. John verspricht ihm zu helfen.

Sheila sitzt unterdessen gefesselt und geknebelt in einem Raum von Abbots Bestattungsinstitut. Ein finster aussehender und übelriechender Geselle droht ihr, sie zu foltern, wenn sie ihm nichts alles verrät, was Bill weiß. Sheila bemerkt mit Schaudern, dass der Kerl unübersehbar an ihrem FLEISCH interessiert ist …

Mein Eindruck

William Abbott versorgt also Ghoule – Leichenfresser – mit Futter, aber nicht aus Jux und Tollerei, sondern im Auftrag seines satanischen Herrn: Er soll eine Art Leibgarde heranziehen. Er klagt sein Leid den Herren Conolly und Sinclair: Wie schwer es heutzutage sei, geeignetes Personal zu finden. Ganz zu schweigen von der langen Ausbildung, die dafür nötig ist.

Nun, diese Klagen stoßen bei Bill und John auf taube Ohren, denn sie wollen nur eines: Wo ist Sheila Hopkins? Leider leidet die Gute ebenfalls an einem schweren Fall des Schneewittchen-Syndroms: Scheintod. Das trägt nicht gerade zur Hebung von Bills Laune bei. Im Gegenteil: Jetzt wird er erst richtig rabiat. Und das verheißt, nachdem er bereits drei Ghouls fertiggemacht hat, für den Rest der üblen Crew wenig Gutes. Doch wird er auch Sheila zurückbekommen?

Diese Folge weiß mit einigen rasanten Szenenwechseln aufzuwarten, deren Ereignisse sich zunehmend miteinander verflechten und hochschaukeln. Schockmomente wechseln sich mit lauten Actionszenen ab, bevor es zum finalen Showdown kommt. John setzt wieder mal sein übliches Arsenal ein: Silberkugeln. Das Kreuz des Hesekiel fehlt ihm diesmal. Die Kugeln zeitigen ein erstaunliches Ergebnis: Der getroffene Ghoul explodiert. Abbot jedoch, selbst ein Ghoul, hat mehr Angst vor seinem Meister als von Johns Kugeln und bietet ihm Paroli.

Einen interessanten Aspekt neben den von Lovecrafts Erzählung „Pickmans Modell“ bekannten Ghoule bildet der Arzt. Doc Meredith, so Abbot, hat nämlich kräftig mitgeholfen, die ganze Sache aufzubauen und durchzuziehen. Das macht Meredith zu einer Gestalt wie Viktor Frankenstein, der aus totem Fleisch bekanntlich ein neues Wesen schuf. Merediths Anteil umfasst auch das Serum, das aus Lebenden Scheintote macht. Und diese wiederum stellen die Nahrung für die Ghoule dar.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Sprecher, die vom Starruhm der synchronisierten Vorbilder zehren, müssen selbst ebenfalls ihre erworbenen Sprechfähigkeiten in die Waagschale werfen. Zum Glück tun Kerzel, Pigulla, Bierstedt, Glaubrecht und Co. dies in hervorragender und glaubwürdiger Weise. Statt gewisse Anfänger zu engagieren, die mangels Erfahrung bei den zahlreichen emotionalen Szenen unter- oder übertreiben könnten, beruht der Erfolg dieser Hörspielreihe ganz wesentlich darauf, dass hier zumeist langjährige Profis mit schlafwandlerischer Sicherheit ihre Sätze vorzutragen wissen.

Die meisten Figuren klingen erstaunlich „normal“, falls dies in einem Horror-Drama möglich ist. Detlef Bierstedt ragt über den Rest der Crew heraus, als sein Bill Conolly seine Bestürzung über Sheilas Entführung kundtut. Und Daniela Hofmann als Sheila versucht, sich gegenüber Ghoulen zu behaupten.

Übertrieben sprechen lediglich die Schurken, insbesondere die Ghoule, doch deren sprachlicher Beitrag hält sich wegen fehlender Intelligenz doch stark in Grenzen. Den wichtigsten Dialog hören wir daher zwischen Sinclair und Abbot vor dem finalen Showdown. Leider kann man nicht sagen, dass der Ghoul Abbot ein ebenbürtiger Gegner in puncto Schlagfertigkeit wäre.

Geräusche

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem halbwegs realistischen Genre-Spielfilm oder Anime erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Szenen recht stimmungsvoll aufgebaut, so etwa eingangs, als Sheila das Bestattungsinstitut besucht. Die meisten Szenen umfassen jedoch Action und sind von Krach und Schüssen erfüllt.

Musik

Die Musik leitet in den kurzen Pausen bzw. Übergängen gleich zur nächsten Szene über. Sie wurde von einem kleinen Orchester eingespielt, und bevorzugt werden düstere, basslastige Instrumente und Effektgeräte eingesetzt.

Die Titelmelodie der Serie erschallt in einem hämmernden Rock-Rhythmus aus den Lautsprecherboxen. Sehr sympathisch.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

Booklet etc.

… enthält im Innenteil Angaben über die zahlreichen Sprecher, die Macher sowie sämtliche Hörfolgen.

Unterm Strich

Dass das Märchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ als Vorlage für dieses Gruselgarn gedient hat, lässt sich unschwer erkennen. Der gläserne Sarg ist das wichtigste Indiz, und dass die unglückliche Insassin nur scheintot ist, dient als weiteres Indiz. Doch welches schauerliche Schicksal erwartet, und welcher Prinz wird sie davor bewahren?

Nun hat Bill Conolly Gelegenheit, zusammen mit seinem Freund John die sieben Zwerge, pardon: sieben Ghoule von seiner Liebsten fernzuhalten. William Abbot, der Oberghoul, spielt die Rolle der bösen Stiefmutter bzw. Königin. Fehlt eigentlich nur der Spiegel an der Wand, um das Szenario abzurunden.

Wie gesagt, hält uns der ständige Szenenwechsel in Atem, und Actionszenen sorgen besonders im Finale für zünftige Splatter-Effekte. Dass eine Art „Frankenstein“-Komplott hinter dem Geschehen steht, fällt nur am Rande auf, könnte aber als Kommentar auf eine allzu zügellose, weil teuflische Wissenschaft aufgefasst werden. Es wäre nicht das erste Mal in der SINCLAIR-Reihe.

Das Hörspiel

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Die Action kommt niemals zu kurz, was die Game-Freunde doch einigermaßen zufriedenstellen sollte.

Audio-CD
Spieldauer: 53:33 Min.
ISBN-13: 9783785742938
www.luebbe-audio.de