Dark, Jason – John Sinclair – Das Erbe des Schwarzen Tods (Folge 59) (Hörspiel)

_Verhängnis aus Atlantis: die Sense des Todes_

„Geisterjäger“ John Sinclair ist Oberinspektor in einer Sonderabteilung von Scotland Yard, die sich mit übersinnlichen Fällen befasst. Sinclair wird von einem Kreuz beschützt und gewarnt, das vom Propheten Hesekiel selbst stammt. Zur doppelten Sicherheit trägt er auch eine Beretta-Pistole mit sich, die mit Silberkugeln geladen ist. Werwölfe und ähnliches Gelichter mögen so etwas gar nicht. Heißt es.

Folge Nr. 59 entspricht dem Band 199 der Bastei-Heftromanserie.

Die Hörspiele dieser Reihe sind Vertonungen der gleichnamigen Bastei-Heftserie. Mit der Folge 60 feiert die Hörspielreihe ein weiteres Jubiläum – mit einem Online-Gewinnspiel. Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 16 Jahren.

_Der Autor_

Der unter dem Pseudonym „Jason Dark“ arbeitende deutsche Autor Helmut Rellergerd ist der Schöpfer des Geisterjägers John Sinclair. Am 13. Juli 1973 – also vor 37 Jahren – eröffnete der Roman „Die Nacht des Hexers“ die neue Romanheft-Gruselserie „Gespenster-Krimi“ aus dem Hause Bastei. Inzwischen sind über 1700 John-Sinclair-Romane erschienen, die Gesamtauflage der Serie beträgt laut Verlag über 250 Millionen Exemplare.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Frank Glaubrecht spricht den Geisterjäger himself und ist die deutsche Stimme von Al Pacino.
Joachim Kerzel, die deutsche Stimme von Jack Nicholson und Dustin Hoffman, spricht den Erzähler.
Suko: Martin May
Sir James Powell: Karlheinz Tafel
Glenda Perkins: Ilya Welter
Bill Conolly: Detlef Bierstedt
Sheila Conolly: Daniela Hoffmann (Stimme von Julia Roberts)
Johnny Conolly: Frederik Döring
Myxin: Eberhard Prüter
Kara: Susanna Bonaséwicz
Erik Hansen: Simon Jäger (Stimme von Josh Hartnett, James Duvall, Balthazar Getty, River Phoenix u.a.)
Harry Cumberland: Peter Flechtner
Gil Meier: Oliver Kalkofe
Cliff: Jan Spitzer
Zack Zacharry: David Nathan (Stimme von Johnny Depp u.v.a.)
Phil Green: Ingo Albrecht
Dschinn: Jörg Hengstler
Charles: Ingo Oschmann
Ansage: Fred Bogner

_Der Regisseur_

… ist Oliver Döring, Jahrgang 1969, der seit 1992 ein gefragter Allrounder in der Medienbranche ist. „Als Autor, Regisseur und Produzent der John-Sinclair-Hörspiele hat er neue Maßstäbe in der Audio-Unterhaltung gesetzt und ‚Breitwandkino für den Kopf‘ geschaffen“, behauptet der Verlag. Immerhin: Dörings preisgekröntes Sinclair-Spezial-Hörspiel „Der Anfang“ hielt sich nach Verlagsangaben wochenlang in den deutschen Charts.

Buch und Regie: Oliver Döring
Realisation: Patrick Simon
Tontechnik und Schnitt: ear2brain productions
Hörspielmusik: Christian Hagitte, Simon Bertling, Florian Göbels
Produktion: Alex Stelkens (WortArt) und Marc Sieper (Lübbe Audio)

_Handlung_

Zack Zacharry ist ein Forscher und lässt sich in der Antarktis von Cliff herumkutschieren. Sie stoppen mitten im Schneesturm, als Zack eine grüne Wolke erspäht. Eine grüne Wolke, die sich gegen die Windrichtung auf sie zubewegt! Der Schnee beginnt grün zu leuchten. Weil das Schneemobil feststeckt, müssen sie aussteigen, um es freizuschaufeln. Staunend stellen sie fest, dass der Wind zu pfeifen aufhört. Ein merkwürdiges Geräusch erklingt – wie von einer gigantischen Sense. Dann spürt Zack, wie etwas Scharfkantiges aus Metall mit großer Wucht in seinen Körper fährt …

Unterdessen in London. John Sinclair flucht über den Bericht, den er für Sir Powell schreiben soll. Da lässt ihn der Chef zu sich rufen, und zusammen mit Suko vernimmt John die erstaunliche Nachricht, dass am Südpol ein Forscher zusammen mit seinem Fahrer tot aufgefunden worden sei. Die Wunden stammen entweder von einem großen Schwert, einer Machete oder einer Sense. John erinnert sich an die Waffe, die der Schwarze Tod benutzte, den er besiegte. Statt hinzufliegen sollen John und Suko lieber das Medium Kara und ihren Freund Myxin kontaktieren.

Wenig später am stürmischen Kap Hoorn, an der Südspitze Lateinamerikas. Kapitän Phil Green lässt alle Schotten der „Lucky Bay“ dichtmachen. Da bemerkt sein Funktechniker etwas Merkwürdiges auf dem Radarschirm: Etwas bewegt sich gegen die Windrichtung auf das Schiff zu. In Greens Fernglas lässt sich ein grünliches Leuchten erspähen. Und ist da etwa eine Fratze in der Wolke? Doch selbst nach einer Kursänderung folgt ihnen die grüne Wolke. Schon bald befinden sie sich auf Kollisionskurs. Das Radar fällt aus, das Funkgerät ebenso. Die Fenster zerbersten, und eine riesige Sense fegt über die Brücke …

In der Nähe von London wohnen Bill und Sheila Conolly, John Sinclairs Freunde, mit ihrem Sohn Johnny zusammen in einem gemütlichen Heim. Denken sie. Bill stellt die Möbel um, damit Kara und Myxin einen Landeplatz im Wohnzimmer haben. Sheila macht Bills Verhalten nervös. Und er hat eine Waffe. Sie zuckt zusammen, als Geheul erklingt. Bill geht hinaus auf Veranda und Rasen. Er erblickt zwei helle Augen, die sich dem Bannkreis weißer Magie nähern, und ein Knurren: ein Wolf! Sheila ruft nach ihm, doch Bill warnt sie, im Haus zu bleiben. Der Wolf lässt sich durch den Bannkreis nicht davon abhalten, Bill zu Boden zu werfen und ihm an die Gurgel zu fahren …

Nur drei Mann überleben die Katastrophe auf der „Lucky Bay“. Harry Cumberland, ein erfahrener Seemann, lenkt das Rettungsboot, in dem Eric und Gil sitzen, auf eine Insel zu, die er erspäht hat. Sie betreten einen kahlen, leeren Strand unter den Uferfelsen. Noch ahnen sie nichts von den Schrecken, die diese Insel birgt …

Als John und Suko bei den Conollys eintreffen, hören sie die Schreie und eilen in den Bannkreis, um dem am Boden liegenden Bill beizustehen. John zielt auf den Wolf. Doch auch Kara und Myxin sind per Teleportation eingetroffen; sie gebieten John Einhalt: „Nicht schießen!“ Kara erklärt, dass es sich nicht um einen gefährlichen Werwolf handle, sondern um eine Inkarnation von Nadine Bergers Seele (siehe Folge 55, „Fenris, der Götterwolf“). John liebte Nadine einst sehr und trauert immer noch um sie.

Die Wölfin ist gekommen, um John vor großer Gefahr zu warnen. Keinen Augenblick zu früh, denn schon können die Gefährten eine grüne Wolke erblicken, die sich über London bildet und sich in ihre Richtung bewegt. Das verheißt nichts Gutes, und John meint, ein leises Zischen wie von einer Sense zu vernehmen …

_Mein Eindruck_

Die zwei Handlungsstränge führen zu verschiedenen Erkenntnissen und liefern gleich zwei Showdowns. Was die drei Schiffbrüchigen auf der Insel bei Feuerland antreffen, ist ein Lager von Zombies – und das Hauptquartier der Mord-Liga. Das wird in späteren Folgen noch von Bedeutung sein, wie der Schluss vermuten lässt.

Viele eindrucksvoller ist jedoch die Konfrontation auf dem Grundstück der Conollys. Offensichtlich hat es der Sensenschwinger ausschließlich auf John Sinclair abgesehen, der den Schwarzen Tod besiegt hat. Dessen Tod will der Dschinn, der sich als Erbe des Getöteten versteht, blutig rächen. Da gerät er aber an den Falschen. Der Dschinn, ein Wesen aus Atlantis, mag ja eine riesige Sense zur Hand haben, doch John hat ja bekanntlich sein heiliges Kreuz, das allerlei Höllengezücht abwehrt. Äh, wenn er es nicht gerade verlegt hat, so wie jetzt zum Beispiel.

Doch es ist ja nicht das erste Mal, dass John quasi mit heruntergelassenen Hosen erwischt wird. Es muss schon ein wenig brenzlig werden, bevor der Sieg nahe ist. Außerdem: Wozu hat John denn seine Freunde dabei? Eben. Die heruntersausende Sense gibt Suko Gelegenheit, wieder mal seinen weltberühmten Zaubertrick mit der gestoppten Zeit vorzuführen. Nein, damit ist kein Hundertmeterlauf gemeint, sondern der Zeitstopp, den er mit einem magischen Stab veranlasst, den ihm irgendwelche tibetanischen Weisen geschenkt haben.

Gegegn Dschinns, also Geistwesen, helfen bekanntlich weder geweihte Kugeln noch Bazookas. Deshalb braucht John unbedingt sein geweihtes Kreuz. Es müsste hier irgendwo rumliegen, oder? Wie gut, dass die Wölfin jetzt an John Seite wacht. Nadine Berger sorgte schon zu Lebzeiten gut für ihren John, nun kann sie ihm auch diesmal hilfreich beistehen – durch Apportieren beispielsweise.

_Die Sprecher / Die Inszenierung_

Die Macher der „Geisterjäger“-Hörspiele suchen ihren Vorteil im zunehmend schärfer werdenden Wettbewerb der Hörbuchproduktionen offensichtlich darin, dass sie dem Zuhörer nicht nur spannende Gruselunterhaltung bieten, sondern ihm dabei auch noch das Gefühl geben, in einem Film voller Hollywoodstars zu sitzen. Allerdings darf sich niemand auf vergangenen Lorbeeren ausruhen: Bloßes Namedropping zieht nicht, und So-tun-als-ob ebenfalls nicht.

Die Sprecher, die vom Starruhm der synchronisierten Vorbilder zehren, müssen selbst ebenfalls ihre erworbenen Sprechfähigkeiten in die Waagschale werfen. Zum Glück tun Pigulla, Kerzel, Glaubrecht und Co. dies in hervorragender und glaubwürdiger Weise. Statt gewisse Anfänger zu engagieren, die mangels Erfahrung bei den zahlreichen emotionalen Szenen unter- oder übertreiben könnten, beruht der Erfolg dieser Hörspielreihe ganz wesentlich darauf, dass hier zumeist langjährige Profis mit schlafwandlerischer Sicherheit ihre Sätze vorzutragen wissen.

Übertriebene Ausdrucksweisen heben die Figuren in den Bereich von Games- und Comicfiguren. Das kann bei jugendlichen Hörern ein Vorteil sein. Die Figuren schreien wütend, fauchen hasserfüllt oder lachen hämisch. Besonders unheimlich ist die Darstellung des Spuks, eines wirklich mächtigen Dämons. Leider erfahren wir rein gar nichts über seine Herkunft und Entstehung. Auch alle anderen Figuren muss der Hörer bereits kennen, um sie zuordnen zu können. Aber als Fan der Serie kennt man ja Jane Collins, Sinclair, Glenda Perkins, Kara, Myxin usw. bereits.

|Geräusche|

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem halbwegs realistischen Genre-Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Schlüsselszenen recht stimmungsvoll aufgebaut. Insbesondere die Szenen im Garten der Conollys sind akustisch recht eindrucksvoll umgesetzt. Vom Zischen der Sense über die auffälligen Schüsse und Schreie bis hin zum absoluten Sound Overkill, wenn die Macht des Kreuzes auf die Kraft der Sense trifft – Explosionen, die auf einer leistungsfähigen Anlage die Wände zum Wackeln bringen können. So haben wir das gern!

Das Kontrastprogramm dazu bietet das Hörspiel ebenfalls. Die drei Überlebenden der „Lucky Bay“ geraten nämlich in eine unheimliche Szenerie. Leise Töne sind hier angesagt, geflüsterte, verzweifelte Dialoge – und zombiemäßiges Röcheln, Knurren und schließlich Blutspritzen … Während der Showdown in Conolly Garten recht archaisch anmutet, liefert das Geschehen bei Kap Hoorn entsprechend moderne Geräusche: Funksprüche, Motorengeräusche, eine SOS-Rakete und dergleichen mehr.

|Musik|

Die Musik gibt ziemlich genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und leitet in den kurzen Pausen bzw. Übergängen gleich zur nächsten Szene über. Sie wurde von einem Orchester eingespielt, und so entsteht der Eindruck, die Begleitmusik zu einem alten Hollywood- oder British Horror Movie zu hören.

Stets gibt die Musik genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und ist mit einem klassischen Instrumentarium produziert. Mit einer einzigen Ausnahme: Die Titelmelodie der Serie erschallt in einem hämmernden Rock-Rhythmus aus den Lautsprecherboxen. Sehr sympathisch.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

|Booklet|

… enthält im Innenteil Angaben über die zahlreichen Sprecher, die Macher sowie sämtliche Hörfolgen. Auf der letzten Seite weist der Verlag auf den offiziellen JOHN-SINCLAIR-Song „CAIN – Age of Darkness“ hin, der „auf allen bekannten Musik-Downloadportalen“ zur Verfügung stehe.

_Unterm Strich_

In einem reizvollen Wechselspiel von Kontrasten führt diese Episode von Sinclairs Abenteuern zwei separate Handlungsstränge zu ihrem jeweils spektakulären Ende. Der Aufbau der Spannung durch Rätsel einerseits und Horror andererseits lässt den Zuhörer bei der Stange bleiben. Er wird durch einen explosiven Showdown in London belohnt und durch die Ereignisse auf der Feuerlandinsel neugierig auf die Fortsetzung gemacht.

Die Andeutung, dass Atlantis unter dem Südpol zu vermuten ist, machte mich ebenfalls stutzig. Wer weiß, was noch alles unter den tauenden Eismassen verborgen liegt – man hat bereits einen der größten Seen der Welt dort entdeckt. Und Lovecraft wusste in „Berge des Wahnsinns“ von weit faszinierenderen Dingen zu berichten – und sie versprechen nicht geringeren Horror als eine Sinclair-Folge.

|Das Hörspiel|

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Die Action kommt niemals zu kurz, was die Game-Freunde doch einigermaßen zufriedenstellen sollte.

|Audio-CD mit ca. 56 Minuten Spieldauer
ISBN-13: 978-3-7857-4238-9|
[www.sinclair-hoerspiele.de]http://www.sinclair-hoerspiele.de
[www.wortart.de]http://www.wortart.de

Noch mehr über |John Sinclair| finden Sie in unserer [Rezensionsdatenbank]http://www.buchwurm.info/book .

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