Dark, Jason – Verlorene Seelen (John-Sinclair-Jubiläumsbox)

_Jubiläumsausgabe: Vier actionreiche SINCLAIR-Abenteuer_

In brandneuem Design bekommt der JOHN SINCLAIR-Fan hier aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums vier der SINCLAIR-Hörspiele präsentiert:

1) [„Der Nachtclub der Vampire“ (Folge 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2078
2) [„Die Eisvampire“ (Folge 33)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2108
3) „Mannequins mit Mörderaugen“ (Teil 1, Folge 51))
4) „Horrortrip zu Schönheitsfarm“ (Teil 2, Folge 52)

Die Hörspiele dieser Reihe sind Vertonungen der gleichnamigen Bastei-Heftserie. Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 18 Jahren.

_Der Autor_

Der unter dem Pseudonym „Jason Dark“ arbeitende deutsche Autor Helmut Rellergerd ist der Schöpfer des Geisterjägers John Sinclair. Am 13. Juli 1973 – also vor 37 Jahren – eröffnete der Roman „Die Nacht des Hexers“ die neue Romanheft-Gruselserie „Gespenster-Krimi“ aus dem Hause Bastei. Inzwischen sind über 1700 John-Sinclair-Romane erschienen, die Gesamtauflage der Serie beträgt laut Verlag über 250 Millionen Exemplare.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Frank Glaubrecht spricht den Geisterjäger himself und ist die deutsche Stimme von Al Pacino.
Joachim Kerzel, die deutsche Stimme von Jack Nicholson und Dustin Hoffman, spricht den Erzähler.
Suko: Martin May
Sir James Powell: Karlheinz Tafel
Und viele Weitere.

Regie führte Oliver Döring, Jahrgang 1969, der seit 1992 ein gefragter Allrounder in der Medienbranche ist. „Als Autor, Regisseur und Produzent der „John Sinclair“-Hörspiele hat er neue Maßstäbe in der Audio-Unterhaltung gesetzt und ‚Breitwandkino für den Kopf‘ geschaffen“, behauptet der Verlag. Immerhin: Dörings preisgekröntes Sinclair-Spezial-Hörspiel „Der Anfang“ hielt sich nach Verlagsangaben wochenlang in den deutschen Charts.

Buch und Regie: Oliver Döring
Realisation: Patrick Simon
Tontechnik und Schnitt: ear2brain productions
Hörspielmusik: Christian Hagitte, Simon Bertling, Florian Göbels
Produktion: Alex Stelkens (WortArt) und Marc Sieper (Lübbe Audio)

Mehr Infos: [www.sinclair-hoerspiele.de]http://www.sinclair-hoerspiele.de
[www.wortart.de]http://www.wortart.de (ohne Gewähr)

_1) „Im Nachtclub der Vampire“ (Folge 1)_

Der 45-jährige Vertreter Ted Willard ist im tiefsten Soho auf einen kleinen Nachtklub namens „Shocking Palace“ gestoßen, der einen auf Gothic macht. Die Mädels sind ja schnuckelig, tragen aber witzige Vampirbeißerchen, die garantiert künstlich sind (oder?). Gleich fühlt sich Teddy 15 Jahre jünger. Doch um Mitternacht ändert sich das Dekor schlagartig: Die Läden werden heruntergelassen und die Türen verriegelt. Was soll das jetzt, fragt sich Ted, als er auch schon ein unmenschliches Brüllen hinter seinem Rücken vernimmt und einen gleich darauf einen Schmerz in seinem Hals …

John Sinclair verabschiedet sich in London Heathrow von der netten deutschen Mitpassagierin Marina Held, die in London nach dem Abi Urlaub machen und in der Pension von Clara Sanders übernachten will. Als Marina nachts ins tiefste Soho gerät, erregt sie die Aufmerksamkeit des Zuhälters George, der ihr einen „lukrativen Nebenjob“ anbietet. Auf der Flucht vor diesem zudringlichen Kerl gerät sie vors „Shocking Palace“. Als sie zufällig durchs einzige Fenster späht, erblickt sie drei Frauen, die einen Kerl in einen Sarg legen. Doch die Vampirinnen bemerken, dass sie eine unerwünschte Zeugin haben, und machen sich an die Verfolgung. George gerät in die Fänge von Lara, dem Kopf der Beißerbande, doch Marina entkommt. Vorerst.

Als Marina zu Sinclair kommt und ihm das Gesehene und Erlebte berichtet, warnt er sie vor diesen Vampiren, doch sie soll nichts unternehmen. Doch Lara und ihr Herr und Meister sind bereits Marina dicht auf den Fersen. Die Personen, die sie in ihresgleichen verwandeln, bereiten Sinclair erhebliches Ungemach. Doch er hat ja das Kreuz des Propheten Hesekiel und weiß sein süßes Blut wehrhaft zu verteidigen. Da verschwindet Marina jedoch spurlos. Sinclair ahnt, dass sie im Nachtklub der Vampire nicht mehr lange zu leben hat, wenn er ihr nicht zu Hilfe eilt. Doch im Klub erlebt er eine böse Überraschung …

|Mein Eindruck|

Mädels mit langen Eckzähnen, das ist eine verdächtige Kombination. Aber Mädchen mit solchen Beißerchen, die dann nicht mal das Tageslicht scheuen, sind eine gefährliche Kombination. Das muss auch John Sinclair erfahren, als er sich auf die Fährte von Marina Held, der schönen deutschen Abiturientin, setzt und dabei ins verrufene Soho gerät. (Das muss eine ganze Weile zurückliegen, denn heute ist Soho auch nicht mehr das, was es mal war, den Säuberungen sei Dank.) Selbstredend findet der Showdown im „Shocking Palace“ statt, allerdings nur der erste …

Eine Pistole mit kleinen geweihten Holzpfählen zu laden, ist nicht nur einfallsreich, sondern wahrscheinlich auch ziemlich schwierig. Aber wohl auch nicht kniffliger als das Laden mit selbstgegossenen und geweihten Silberkugeln. Gegen die Pestilenz des Bösen sind eben Waffen von ganz besonderem Kaliber vonnöten. Wie schon das mächtige Kreuz Hesekiels, das Sinclair stets als ultimative Waffe gegen die Satansbrut einsetzt, beweist.

Interessanterweise steht diesmal nicht Sinclair im Vordergrund, sondern Marina Held. Die Deutsche hat zwar keine Referenzen als diplomierte Geisterjägerin vorzuweisen, sondern kommt frisch von der Schule. Aber sie ist dennoch relativ unerschrocken, als sie in Soho besagten Damen mit den langen Zähnen entkommt. Der Opferung als Jungfrau entgeht sie auch mit etwas Glück, obwohl es heute unwahrscheinlich geworden ist, dass achtzehnjährige Mädchen noch Jungfrau ist – eine aussterbende Spezies. Immerhin erweist sich Fräulein Held – nomen est omen! – als letzte Rettung für John Sinclair, um ihn vor der sicheren Vampirisierung zu bewahren. Und das wäre wirklich nicht zu verantworten, handelt sich doch hier um die erste von bislang 63 Folgen!

_2) „Die Eisvampire“ (Folge 33) _

Tief im Wald nördlich von London stolpert ein kleiner Mann durch die Botanik ringsherum und rezitiert seltsame Worte in einer fremden Sprache. Es ist der Zauberer Myxin, der einen Vampir-Dämon beschwört. Ein Dimensionstor öffnet und Kogan erscheint, reichlich ungnädig ob des Rufers, den er zu seinen Feinden zählt. Myxin fordert Informationen darüber, was die Mord-Liga und Asmodina, die Tochter des Teufels, vorhaben. Doch Kogan lässt ihn von seinem Diener, die er mitgebracht hat, packen, auf dass er den Störenfried aussaugen kann.

Allerdings kommt es nicht dazu. Einer der Diener wird gepfählt. Er zerfällt augenblicklich zu Staub. Und John Sinclair zielt mit seiner silberkugelgefüllten Beretta auf Kogans Stirn. Kogan weicht zurück. Myxin rappelt sich auf, als Kogan um Gnade winselt, um ihn erneut zu fragen. Kogan verrät, dass drei Eisvampire kommen sollen. Ein Schuss fällt, und der Vampir ist Geschichte.

Myxin ist ungewöhnlich ernst. Die Eisvampire sind die Gebrüder Konja. Sie unterjochten einst Ungarn, bevor sie nach Österreich vertrieben wurden und sich tief im Drachensteingebirge versteckten. Sollte Asomdina die drei Vampire aufgetaut haben, wäre das eine Katastrophe. Denn sie würden die Bevölkerung ringsum natürlich sofort ebenfalls zu Vampiren machen …

|In Österreich|

Es ist schon nach sechs Uhr abends, als Toni Berger sich in der Mittelstation der Seilbahn des Drachensteins von seinem Sohn Max verabschiedet und seine Lohnabrechnung schließt. Nun muss er nun bloß noch die Wege durch die Eishöhlen prüfen, durch die er tagsüber die Touristen zu führen pflegt. Auf seinem Prüfgang hört er diesmal ein ominöses Fauchen. Ein Tier kann es nicht sein, dass die drei Türen, die zur Höhle führen, waren alle verschlossen. Da greift ihn ein riesiger Mann an. Toni schreit auf. Spitze Zähne bohren sich schmerzhaft in seine Halsschlagader …

Joseph Spengler, Tonis Freund, ruft dessen Sohn Max an: Wo bleibt denn der Toni bloß? Sie wollten doch runter ins Dorf, nach Hallstatt, zu Tonis Frau Karla und seiner künftigen Schwiegertochter Hanni. Doch da atmet Joseph auf: Der Toni kommt aus der Höhle. Allerdings wankt er und stöhnend bittet er um Hilfe. Sofort hilft Joseph seinem Freund in die Gondel und startet die Talfahrt. Da greift Toni ihn an und es kommt zu einem Kampf, in dessen Verlauf Joseph aus der Gondel in die Tiefe fällt …

John Sinclair und sein chinesischer Mitarbeiter Suko checken ins Hotel Schönblick ein, das von Hanni und Max geführt wird. Die beiden geben sich als englische Geologen aus, die die Eishöhlen besichtigen und untersuchen wollen. Max Berger stürzt herein: Toni Berger und Joseph Spengler sind verschwunden! Er nimmt Johns und Sukos Hilfe an und macht sich auf die Suche. Doch Toni Berger ist bereits in seinem Haus und stattet seiner überraschten Frau einen Besuch ab. Er hat eine böse Überraschung für sie parat …

|Mein Eindruck|

Auf der Alm, da gib’s koa Sünd? Diese Behauptung trifft auf die Eishöhlen im Gebirge sicher nicht zu. Für mehr als einen Besucher erweisen sie sich geradezu als Todesfalle, erst für Toni Berger, dann für John Sinclair. Mit den Eishöhlen hat der einfallsreiche Autor (s. o.) eine weitere pittoreske Szenerie geschaffen, um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse auf die Bühne zu bringen. Wir erfahren zwar nicht, was die drei Eisvampire dort noch im ungemütlichen Eis hält noch was sie aufgetaut hat, aber auf jeden Fall bilden sie den Gegner, ohne den der Geisterjäger keine Existenzberechtigung zu haben scheint. Klar, dass hier auch der explosive Showdown stattfinden muss. Jedenfalls der Erste.

Denn auch Suko hat alle Hände voll zu tun. Toni Berger ist mittlerweile, nachdem ihn ein Vampir verwandelt hat, in eine dunkle Karikatur seiner selbst pervertiert worden. Aber das ist kein Grund für ihn, unglücklich zu sein: Schließlich kann er jetzt im Dunkeln sehen und ist potenziell unsterblich. Na, das ist doch nicht zu verachten.

Wenn da bloß nicht der unstillbare Hunger nach frischem Blut und neuer Lebenskraft wäre. So ein Vampir ist ja wie ein Auto ohne Benzin: Er braucht ständig Nachschub, um agieren zu können. So gesehen ist ein Vampir auf Entzug eine ernste Warnung vor der Energiekrise. Andererseits gibt es eine patente Methode, gute Freunde zu finden: Man beißt sie einfach! Schwupps, hat man einen Mitvampir und guten Kumpel. Das trifft natürlich auch auf die Mädels zu …

Der Vampir Toni Berger zeigt die dunkle Seite des wohlanständigen Spießbürgers: stets auf Schabernack der blutigen Art versessen, fühlt er sich im Dunkel der Welt am wohlsten. Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen – schnell ist auch seine Karla Schicksalsgenossin. Und sie haben nur auf die niedliche Hanni, die Schwiegertochter in spe gewartet. Dumm nur, dass ausgerechnet in diesem schönen Moment, als sie sich an der knusprigen Maid laben wollen, ein chinesischer Störenfried mit einer Dämonenpeitsche auftaucht …

_3) „Mannequins mit Mörderaugen“ (Folge 51)_

Die Fashion-Welt steht Kopf: Designerin Brenda Jones will ihre Show „Supermodel UK“ einstellen. Über die Gründe herrscht Rätselraten, denn Jones hat eine Nachrichtensperre verhängt. Brenda ihrerseits beschwert sich bei ihrem Partner Paul: Der Termin ihrer letzten Modenschau im Pariser Centre Pompidou wurde soeben verraten. Paul beruhigt sie: Es seien ja nur noch ein paar Tage. Was könne da schon passieren?

Pamela Scott ist zufrieden: Ihr Angriff auf das Haus von Brenda Jones läuft wie am Schnürchen, und die nichtsahnende Modetussi wird völlig überrascht, als Pamelas Maskierte sie gefangennehmen. Als die Nichtswürdige auch noch zu lügen versucht, haut Pamela ihr eine runter. „Wo sind die Models?“, will sie wissen. Jetzt gibt ihr die Frau die Information. Morasso funkt sie an, und Pamela gibt ihm einen Lagebericht: Alles bestens – weitermachen! Brenda hat ausgedient, aber für ihre Mädels findet sich eine weitaus wichtigere Verwendung …

John Sinclair und Suko kehren nach getaner Arbeit aus New York City nach Hause zurück. Allerdings müssen sie einen Zwischenstopp in Paris Orly einlegen. Dort erfahren sie, dass sich ihre Lieben in Paris einen Urlaub gönnen: Jane Collins, Sheila Conolly und Shao, Sukos Angebetete, wollen hierherkommen, um Brenda Jones’ Modenschau im Centre Pompidou besuchen. Und die Jungs kommen natürlich mit! John weiß nicht, ob er begeistert sein soll.

Auf dem Flugfeld werden er und Suko Zeugen eines sehr merkwürdigen Anblicks: Ein Gabelstapler verfrachtet vier – John fasst es kaum – SÄRGE von einem Propellerflugzeug in einen Transporter. Als es beinahe zu einer Kollision mit einem anderen Fahrzeug kommt, fällt einer der Särge herunter, geht auf – aus der Leiche quillt Rauch, Schreie gellen! John schaltet sofort: So reagiert nur ein Vampir auf das Sonnenlicht. Als er die Frau neben dem offenen Sarg wie einen Henker fluchen hört, erkennt er Lady X alias Pamela Scott. Die Mordliga, mit der er es gerade in New York City zu tun hatte, ist schon unterwegs nach Europa!

Als er auf Pamela feuert, schießt diese zurück. Polizeisirenen heulen auf. Während der Zombie-Samurai Tokata die Särge alle wieder auflädt, werden John und Suko von Pariser Polizisten gestellt und entwaffnet. Pamela Scott entkommt mit ihrer tödlichen Fracht. Was hat sie vor?

Als der Journalist Jacques Deverel auf der Straße nach Orly fährt, kommt ihm ein bemerkenswerter LKW entgegen. Er erhascht einen Blick in dessen Laderaum: Eine Frau steigt aus einem Sarg. Dieser nicht ganz alltägliche Anblick veranlasst Deverel zu wenden und dem Lkw nachzujagen. Er wittert die Story des Jahrhunderts. Als er an die Tür des Hauses klopft, an dem der LKW seine Fracht abgeladen hat, öffnet ihm eine attraktive Lady. Er wisse von den vier Models, die sie bei sich aufgenommen habe, sagt er, und wenn er sie interviewen dürfe, werde er auch nichts verraten.

Die Lady sträubt sich auch gar nicht und zeigt ihm ihre Models, eines schöner als das andere. Doch als er seine Kamera zückt, fallen ihm ein paar rätselhafte Details auf. Sie tragen alle Kontaktlinsen – wow, cool, diese gelben Augen! Und diese spitzen Eckzähne – ha, ganz schön apart. Doch warum schwitzt eines der Models Schleim aus? Und warum starren sie ihn alle so gierig an? So … hungrig?

|Mein Eindruck|

Nicht jedes Supermodel ist so brav und tüchtig wie Heidi Klum. Von gewissen Supermodels wie Naomi Watts ist bekannt, dass sie schon mal ausrasten. Zum Glück ist keine bislang als Vampirin hervorgetreten. Dem jeweiligen Journalisten, der das herausgefunden hätte, wäre es wahrscheinlich wie dem bedauernswerten Jacques Deverel ergangen, der quasi unter die Löwinnen fällt. In jedem Fall nutzt der Autor den Celebrity-Status der Supermodels aus, um sie zu Monstern aufzubauen. Natürlich als Opfer der Verkörperung des Bösen, der Mord-Liga.

In einer – auch akustisch realistisch nachgeahmten – Scheinwelt von Fummel, Frauen und Vampiren fühlt sich John Sinclair hörbar unwohl. Als ihn jane Collins & Co. dann auch noch mit einer „großen Sause“ in Paris quasi überfahren, scheinen sie für uns plötzlich große Ähnlichkeit mit den dämonischen Models anzunehmen. Der von Jane angedrohte Shopping-Ausflug erinnert auf einmal fatal an den Blutrausch eines Vampirs, wie er in Folge 52 an den Tag gelegt wird. Man fragt sich unwillkürlich, wo groß eigentlich der Unterschied zwischen den normalen Menschen und den „Kindern der Nacht“ ist. Die beabsichtigte Ironisierung von Sinclairs Lage wirkt brüchig und doppelbödig. Und ein Verdacht beschleicht uns in Folge 52, dass Jane und Co. wirklich furchterregende Vampirinnen abgeben würden.

Selbstredend gilt es, dies zu verhindern! Leichter gesagt als getan, denn wenn die Models vom Laufsteg über die Besucher herfallen, steht der Panik nichts mehr im Wege. Perfiderweise steckt auch der Conferencier mit ihnen unter einer Decke, denn auch er will seinen Liter Menschenblut haben (was ein wenig an Shylocks „Pfund Fleisch“ erinnert).

Der Gipfel der dramaturgischen Ironie besteht dann darin, dass er sich ausgerechnet an Pamela Scott vergreift, die wegen Johns Eingreifen einen Moment der Schwäche erleidet. Auf diese Weise schaden sich die Bösen gegenseitig. Und der Clou folgt in der Fortsetzung, als sich Pamela über ihre Verwandlung beschwert: Sie wollte doch Australien übernehmen – dummerweise in einem Land, über das die Sonne die absolute Herrschaft genießt. Pam würde als Vampirin einen schweren Stand gegen das Tagesgestirn haben.

_4) Fortsetzung: „Horrortrip zur Schönheitsfarm“ (Folge 52)_

Die Katastrophe auf der Modenschau im Centre Pompidou ist perfekt: Vampir-Models haben die vom Gas betäubten Besucherinnen der Schau verschleppt. Darunter befinden sich Jane Collins, Sheila Conolly und Shao, Sukos Freundin. Suko hat mit seiner Dämonenpeitsche allerdings eine als Model getarnte Dämonin zur Strecke bringen können, bevor ihn das Betäubungsgas außer Gefecht setzte. Jetzt breitet sich da nur eine Schleimpfütze aus.

Kommissar Meurisse und ein Agent vom Geheimdienst fühlen sich leicht veräppelt, als die beiden Polizisten aus Großbritannien behaupten, das Chaos auf der Modenschau sei von Vampiren und Dämonen angerichtet worden. Und von was für einer Liga soll hier die Rede sein? Mord-Liga? Nie gehört. Erst als Sinclair Meurisse bekniet, sich bei seinen Vorgesetzten in Paris für die Teilnahme Sinclairs an den Ermittlungen einzusetzen, besteht Hoffnung, die drei entführten Herzensdamen wiederfinden zu können.

Die drei Grazien erwachen aus ihrer Betäubung in einer Art medizinischem Untersuchungsraum. Ein einziger Mann befindet sich unter ihnen, wohl eher aus Versehen. Als sich die elektronisch gesicherte Tür öffnet, tritt ein etwa 50 Jahre alter Arzt ein. Er scheint ein Mensch zu sein, befindet Jane, aber die Frau an seiner Seite ist es sicherlich nicht: Pamela Scott alias Lady X. Und die spitzen langen Eckzähne verraten ihr, dass Lady X zu einer Vampirin geworden ist.

Während Jane lediglich fröstelt, weist Sheila Conolly eine völlig andere Reaktion auf. Sheila, die noch nie einen echten Vampir gesehen hat, erleidet einen hysterischen Anfall. Pamela Scott lacht bloß. Sie beansprucht Jane für sich, und der Arzt, der sich Francis Drusian nennt, überlässt sie ihr großzügig. Die anderen werden ein fast ebenso schlimmes Schicksal erleiden …

Unterdessen sind Sinclair, Suko und Meurisse in einem unauffälligen Wagen unterwegs zu einer der Schönheitskliniken, die es in Paris gibt. Suko hat sich erinnert, das Wort „Schönheitsfarm“ aufgeschnappt zu haben, als er halb betäubt am Boden lag. Die Schönheitsklinik von Dr. Drusian ließ sich auf den entsprechenden Listen schnell herausfinden: Drusian ist ein Geschäftspartner der berüchtigten Labors von Fariak Cosmetics, die Sinclair und Suko in London dichtgemacht haben. Die Brüder Fariak waren Vampire, die synthetisches Vampirblut herstellten, mit dem sie Europa unter ihre Kontrolle bringen wollten.

Was, wenn Dr. Drusian im Besitz von solchem infizierendem Vampirblut wäre? Er könnte im Handumdrehen zahlreiche Menschen zu Vampiren konvertieren und unter seine Kontrolle bringen. Hoffentlich kommen Sinclair und Co. noch nicht zu spät.

|Mein Eindruck|

In dieser Folge treffen Vampirismus und Medizin zusammen, um eine Bedrohung der besonderen Art zu schaffen: die pharmazeutische Umwandlung der europäischen Bevölkerung in Vampire. Seuchenkrankheit und moderne Chemie vereinen sich, wie sie es vielleicht bereits im Mittelalter getan haben. Damals hätte ein Alchimist seine Pillen jedoch noch selbst gedreht.

Allerdings scheinen die Tests mit Fariaks synthetischem Vampirblut noch nicht ganz abgeschlossen zu sein, sonst könnte man die Seuche ja gleich durchs Trinkwasser verbreiten, nicht wahr? Dass Frauen als Versuchskaninchen herhalten müssen, ist erstens ein zusätzlicher Nervenkitzel und zweitens ein Erfordernis der Dramaturgie: Die drei genannten Grazien sind den Geisterjägern lieb und teuer. Das trifft auf den gefangenen Mann nicht zu: Kein Wunder also, dass der Nobody also als Erster die Pille verabreicht bekommt. Es sind immer die Speerträger, die es als Erste erwischt.

Als John und Suko in den Komplex der Klinik eindringen, werden sie natürlich sofort gefangengenommen und zu Drusian gebracht. Schade, dass dieser Klinikleiter kein durchgeknallter Wissenschaftler à la Dr. Frankenstein aus der ehrwürdigen Tradition Hollywoods ist, sondern ein durchaus weltgewandter und kultivierter Franzose, der keiner Fliege was zuleide tun könnte. Doch der Schein trügt natürlich. Er ist ein Techniker ohne Moral, der die Pille die Arbeit des Grauens verrichten lässt. Sonst hätte er sich gar nicht erst mit der Mord-Liga eingelassen.

Zum Glück hat Suko einen Trumpf im Ärmel. Wie schon in Folge 50 dürfen wir wieder die Auswirkungen des Zeitstopps bewundern, den Suko mit dem Stab des Buddha bewirkt. Offenbar wurde er nicht gründlich durchsucht. Nun wendet sich das Blatt, sowohl für John und Suko als auch für Jane, die in den Klauen von Lady ein grausames Schicksal erleiden soll. Doch daraus wird wohl vorerst nichts: Jane gelingt es, Lady X zu entschlüpfen. Diese verfällt auf die hirnrissige Idee, das Haus zu sprengen …

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Die Macher der „Geisterjäger“-Hörspiele suchen ihren Vorteil im zunehmend schärfer werdenden Wettbewerb der Hörbuchproduktionen offensichtlich darin, dass sie dem Zuhörer nicht nur spannende Gruselunterhaltung bieten, sondern ihm dabei auch noch das Gefühl geben, in einem Film voller Hollywoodstars zu sitzen. Allerdings darf sich niemand auf vergangenen Lorbeeren ausruhen: Bloßes Namedropping zieht nicht, und So-tun-als-ob ebenfalls nicht.

Die Sprecher, die vom Starruhm der synchronisierten Vorbilder zehren, müssen selbst ebenfalls ihre erworbenen Sprechfähigkeiten in die Waagschale werfen. Zum Glück tun Pigulla, Kerzel, Glaubrecht und Co. dies in hervorragender und glaubwürdiger Weise. Statt gewisse Anfänger zu engagieren, die mangels Erfahrung bei den zahlreichen emotionalen Szenen unter- oder übertreiben könnten, beruht der Erfolg dieser Hörspielreihe ganz wesentlich darauf, dass hier zumeist langjährige Profis mit schlafwandlerischer Sicherheit ihre Sätze vorzutragen wissen.

Übertriebene Ausdrucksweisen heben die Figuren in den Bereich von Games- und Comicfiguren. Das kann bei jugendlichen Hörern ein Vorteil sein. Die Figuren schreien wütend, fauchen hasserfüllt oder lachen hämisch. Besonders unheimlich ist die Darstellung des Spuks, eines wirklich mächtigen Dämons. Leider erfahren wir rein gar nichts über seine Herkunft und Entstehung. Auch alle anderen Figuren muss der Hörer bereits kennen, um sie zuordnen zu können. Aber als Fan der Serie kennt man ja Jane Collins, Sinclair, Glenda Perkins, Kara, Myxin usw. bereits.

|Geräusche|

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem halbwegs realistischen Genre-Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Schlüsselszenen recht effektreich aufgebaut. Vom Zischen einer Sense etwa über die allfälligen Schüsse und Schreie bis hin zum absoluten Sound Overkill, wenn die Macht des Kreuzes auf die Kraft des Bösen trifft – Explosionen, die auf einer leistungsfähigen Anlage die Wände zum Wackeln bringen können. So haben wir das gern!

|Musik|

Die Musik gibt ziemlich genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und leitet in den kurzen Pausen bzw. Übergängen gleich zur nächsten Szene über. Sie wurde von einem Orchester eingespielt, und so entsteht der Eindruck, die Begleitmusik zu einem alten Hollywood- oder British Horror Movie zu hören.

Stets gibt die Musik genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und ist mit einem klassischem Instrumentarium produziert. Mit einer einzigen Ausnahme: Die Titelmelodie der Serie erschallt in einem hämmernden Rock-Rhythmus aus den Lautsprecherboxen. Sehr sympathisch.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

_Unterm Strich_

Die digitale und inhaltliche Überarbeitung hat diesen frühen Folgen aus dem Jahr 2000 hörbar gut getan, sodass sie sich nun auf dem mittlerweile erreichten hohen Niveau befinden. Es gibt keine anachronistischen Anweisungen oder Kommentare mehr („rechten Fuß nachziehen“ oder dergleichen), und auch das kulturelle Ambiente ist modernisiert worden: Jetzt setzt jeder Handys ein, soweit es möglich ist, sowie Computer für die Datenbankabfrage.

Nur die Feinde scheinen jedoch nicht auf dem laufenden zu sein. Sie setzen immer noch auf altbackenes Design wie etwa Überdämonen, Vampire, Särge und dergleichen Schnickschnack mehr. Andererseits sind auch Sinclairs Waffen nicht gerade auf dem neuesten Stand: ein Kreuz oder ein mit Holzpflöcken und Silberkugeln geladene Pistole, herrje, solches Zeug hatte man wohl auch schon im 16. Jahrhundert. Was diese Leute brauchen, sind ein paar anständige Hacker, die ein Botnetz aufbauen, mit dem man ordentliche Cyberattacken gegen den Feind fahren kann, beispielsweise gegen den Zentralcomputer von Scotland Yard! Dagegen dürfte auch das beste Weihwasser nichts helfen.

|Zu „Die Eisvampire“|

Diese Episode Nr. 33 hat mich wegen ihrer alpinen Szenerie sofort an das Sherlock-Holmes-Abenteuer „The final problem“ erinnert, in dem Holmes die Lauterbachfälle hinabstürzt, noch im Fallen im Clinch mit Erzfeind Prof. Moriarty (siehe auch die DVD zur ersten Staffel mit den britischen TV-Verfilmungen). Doch statt einer langsamen Annäherung an die Konfrontation spielt die Seilbahn eine beträchtliche Rolle: Sie beschleunigt das verhängnisvolle Geschehen, indem sie den frischgebackenen Vampir Toni Berger im Handumdrehen ins Tal bringt. Immerhin findet an Bord ein klasse Kampf zwischen Berger und Spengler statt.

Die Episode bietet dem SINCLAIR-Fan zwei Showdowns, die nicht zu verachten sind. Dass Toni Berger erst seine Frau angreift und dann seine Schwiegertochter, verleiht seiner Existenz eine gewisse erotische Würze. Wird Suko rechtzeitig eingreifen, um Hannis Ehre zu bewahren?

Die Stimmen stammen von Frank Glaubrecht, Joachim Kerzel und Helmut Krauss, stammen also von der ersten Garde, die etwa bis Nr. 40 tätig war. Auch Toni berger wird von einer bekannten deutschen Synchronstimme gesprochen, aber ich konnte sie nicht zuordnen. Der Suko-Sprecher scheint mir ein anderer als Martin May zu sein, der seither auf Suko abonniert ist.

|Zu „Mannequins mit Mörderaugen“ und „Horrortrip zu Schönheitsfarm“|

Das Tempo ist moderat, die Dramaturgie holprig, aber Spaß macht es dennoch, dieser Folge zu lauschen. Ganz besonders das Finale kann es an Lautstärke mit einem Queen-Konzert aufnehmen (autsch!). Der Aufbau dieses spannenden Abenteuers hat mir in der ersten Hälfte besser gefallen, denn dort war die Ironie wesentlich ausgeprägter. Und nette Models gabs auch.

Die zweite Hälfte der Doppelfolge bewegt sich von Actionhöhepunkt 1 auf der Modenschau zum Actionhöhepunkt 2 im Finale. Dazwischen herrscht viel Ebbe, was die Spannung und die Action betrifft, von Erotik ganz zu schweigen. Am besten tritt noch die oberfiese Pamela Scott auf, und ihre Sprecherin legt sich mächtig ins Zeug, um einen lautstarken Eindruck zu hinterlassen – das gelingt Katrin Fröhlich zu meiner vollsten Zufriedenheit.

|Das Hörbuch|

Diese Ausgabe zum zehnjährigen Jubiläum der erfolgreichen Hörspielreihe bietet einige der farbigsten Episoden der Serien. Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lassen sich die Hörspiele empfehlen. Sie sind leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Die Action mit ihren explosiven Geräuscheffekten kommt ebenso wenig zu kurz wie einige Portion Erotik, was die Game-Freunde doch einigermaßen zufriedenstellen sollte.

|4 Audio-CDs mit 195 Minuten Spieldauer
ISBN-13: 978-3785744406|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

Noch mehr über den Geisterjäger |John Sinclair| finden Sie in unserer [Rezenseionsdatenbank]http://www.buchwurm.info/book .