David Anthony Durham – Reiche Ernte (Acacia 3)

Acacia

Band 1: Macht und Verrat“
Band 2: Die fernen Lande“
Band 3: „Reiche Ernte“

Nach den Ereignissen in Band zwei ist Corinns Unsicherheit so groß geworden, dass sie beschlossen hat, auf Magie zurückzugreifen. An den verräterischen Numrek statuiert sie ein grausames Exempel, sie manipuliert Elyas Eier, und der ehemalige Grubenarbeiter Barad wird zu ihrem persönlichen Propagandawerkzeug. Selbst ihrem Bruder Aliver, den sie von den Toten zurück ins Leben geholt hat, traut sie nicht genug, um ihn unbeeinflusst zu lassen. Doch dann geschieht etwas völlig Unvorhergesehenes …

Mena, von Corinn in die Eisfelder des Nordens geschickt, um die Auldek aufzuhalten, muss schon bald erkennen, dass Corinns Anweisungen nicht durchführbar sind. Auf eigene Faust richtet sie sich mit ihren Truppen in der ehemaligen Festung der Mein ein, um sich bestmöglich auf die Invasion vorzubereiten. Doch dann wird sie auf einem Erkundungsflug von den Auldek abgefangen …

Dariel ist derweil zusammen mit Mór und Tunnel auf dem Weg ins Landesinnere, um den Ältestenrat des freien Volkes zu treffen. Unterwegs erhalten sie die Nachricht, dass sie zuerst den Himmelsberg aufsuchen sollen, wo ein gewisser Nâ Gâmen lebt …

Tatsächlich wären noch einige weitere Erzählstränge erwähnenswert, doch ich habe mich auf die Hauptprotagonisten beschränkt, um den Umfang der Inhaltsangabe nicht zu sprengen.

Ich muß zugeben, nach der langen Wartezeit auf diesen Band hatte ich Schwierigkeiten, in die komplexe Handlung zurückzufinden. Immerhin half die Zusammenfassung des zweiten Bandes ganz am Anfang des Buches ein wenig bei der Zuordnung der Vielzahl an Charakteren.

Charakterliche Entwicklung gibt es eigentlich nur noch bei Corinn. Ausgelöst durch eine unerwartete Katastrophe fängt sie an, ihr eigenes Handeln und ihren Gebrauch der Magie in Frage zu stellen. Was sie zuvor als unangenehme Ablenkung verdrängt hat, ist sie nun bereit anzunehmen.

Ansonsten ist dieser dritte Band hauptsächlich mit Handlung beschäftigt. Die Ereignisse um Dariel sind dabei vor allem für die Antworten auf die vielen Fragen zuständig, die im Zusammenhang mit Lothan Aklun, der Magie und der Vergangenheit noch offen sind, während Menas Faden vor allem für die Action und den Endkampf verantwortlich ist. Wobei die Entscheidungsschlacht dann auf einem völlig anderen, unerwarteten Gebiet stattfindet.

Corinn vereinigt derweil all die vielen feinen kleinen Nebenstränge auf sich, die der Trilogie ihre Vielschichtigkeit verliehen haben: das Wechselspiel zwischen der Gilde und den Akaran, den rebellischen Grubenarbeiter Barad, Elyas Kinder und das Buch von Elenet, sowie am Ende auch die Santoth aus der fernen talayischen Wüste.

Das macht die Ereignisse um Corinn zum vielschichtigsten Teil des Buches, und wie in den Bänden zuvor ist es dem Autor gelungen, das Wirken von Ursachen und Folgen fließend und reibungslos zu gestalten. Aber auch den Ereignissen in Ushen Brae hat David Anthony Durham genug Aufmerksamkeit gewidmet, um sie zu einem mehr als linearen Strang auszubauen. Die Komplikationen, die sich während der Reise Dariels ins Landesinnere an der Küste ergeben, sorgen zwar nicht unbedingt für übermäßige Spannung, dafür nehmen sie nicht genug Raum ein und lösen sich zu leicht auf. Wäre in Dariels Rücken allerdings alles ruhig geblieben, hätte ich das als ziemlich unwahrscheinlich empfunden.

Das mit der Spannung war überhaupt schon immer eher relativ in diesem Zyklus. Nicht, dass der Autor seine Figuren nicht unter Druck gesetzt hätte, ich kann aber nicht sagen, dass ich zu irgendeinem Zeitpunkt das Gefühl gehabt hätte, die Geschichte könnte vielleicht nicht gut ausgehen. Tatsächlich hatte ich am Ende das Gefühl, dass sie noch gar nicht ganz zu Ende ist. Zu viele Möglichkeiten ergeben sich aus dem Epilog, die eine Fortsetzung erlauben würden, auch wenn der Autor selbst den Zyklus als Trilogie bezeichnet. Man weiß ja nie …

Unterm Strich besticht diese Trilogie vor allem durch ihre Vielschichtigkeit und die glatte, geschmeidige Erzählweise, in der sich die vielen verschiedenen Fäden der Handlung umeinander bewegen und sich immer wieder in neuen Konstellationen miteinander verflechten, ohne sich zu verheddern oder abzureißen; aber auch durch ihre glaubwürdige und tiefgehende Charakterzeichnung, die einen Großteil der Geschichte trägt. Der einzige kleine Haken, den ich fand, war die Tatsache, dass der Nebel, der die Menschen so willenlos macht, offensichtlich nicht dieselbe Wirkung auf die Mitglieder der Gilde hat, die diese Droge ebenfalls konsumieren. Aber in Anbetracht des sehr gelungenen Rests fällt das überhaupt nicht ins Gewicht.

Vielleicht war Acacia nicht gerade nervenzerreißend spannend, oder besonders detailliert ausgearbeitet, aber es war ganz sicher fesselnd. Sollte der Autor beschließen, doch noch daran weiterzuschreiben, käme ich ernsthaft in Versuchung weiterzulesen.

David Anthony Durham wurde 1969 in New York geboren, war aber viel in Europa unterwegs. Unter anderem hat er mehrere Jahre in Schottland verbracht. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller hat er an verschiedenen Universitäten gelehrt. Zu seinen Werken gehören außer einigen Kurzgeschichten die Romane „Gabriel’s Story“ und „Walk through Darkness“, sowie der Historienroman „Pride of Karthage“ über den zweiten punischen Krieg, von denen bisher jedoch keines ins Deutsche übersetzt wurde.

Paperback 864 Seiten
Originaltitel: „Acacia 3. The Sacred Band”
Deutsch von Tim Straetmann
ISBN-13: 978-3442269136

www.davidanthonydurham.com
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)