David Safier – Miss Merkel. Mord auf dem Friedhof

Mein Wunsch ist wahr geworden: Meine Rezension zu „Miss Merkel. Mord in der Uckermark“ endete noch mit dem Satz „Zu gern würde ich Miss Merkel bei noch weiteren Kriminalfällen begleiten!“, und tatsächlich hat David Safier den Wunsch unzähliger Leserinnen und Leser (und damit auch meinen!) erfüllt und seine liebenswürdige Miss Merkel erneut auf den Plan treten lassen. Nach den turbulenten Ereignissen rund um den Tod des Freiherrn von Baugenwitz ist Ruhe eingekehrt im einst so beschaulichen Klein-Freudenstadt. Zu viel Ruhe, wenn es nach Angela Merkel geht, die beginnt sich zu langweilen. Ihr Mann Achim ist derzeit auf einem Wanderurlaub, und Angela füllt ihre Tage mit Spaziergängen mit Hund Putin und manchmal auch mit dem Kinderwagen mit Baby Adrian-Ángel. Doch wie sehr würde sie sich wieder mehr Aufregung wünschen. Eine Aufgabe. Ja, vielleicht sogar einen erneuten Mordfall.

Die erste Ablenkung tritt schon ganz unverhofft während eines Spaziergangs in Angelas Leben: Ein gut aussehender Mann sitzt auf einer Bank und ist in ein Buch vertieft, das Angela selbst liebt und über das sie leider mit ihrem Mann Achim nicht diskutieren kann. Sie versucht, die Aufmerksamkeit dieses Herrn zu erlangen, der sie an einen französischen Filmschauspieler erinnert und den sie im Geiste deswegen schnell „Aramis“ tauft. Als sie sich endlich traut, den Herrn anzusprechen, stellt er sich als Bestatter Klaus Kunkel vor. Doch dieser profane Name passt so gar nicht zu dem attraktiven Mann, der fortan mehr in Angelas Gedanken herumgeistert, als ihr das lieb ist. Hat die Altkanzlerin sich etwa verliebt, während Gatte Achim nichtsahnend im Wanderurlaub weilt?

Die nächste Aufregung wartet aber auch nicht lange, denn gemeinsam mit Mops Putin spürt Angela Merkel tatsächlich eine Leiche auf. Nicht immer ist der Gärtner der Mörder, manchmal ist er auch die Leiche. So auch in Klein-Freudenstadt, wo der Gärtner kopfüber in der Erde steckt. Angelas Spürsinn ist geweckt, sogleich nimmt sie die Arbeit auf und versucht herauszufinden, was es mit diesem Mord wohl auf sich haben könnte… Und natürlich ist der zweite Fall von Miss Merkel nicht minder turbulent und ereignisreich wie der erste…

Angela auf Abwegen

Inzwischen ist Angela Merkel auch im wahren Leben in den wohlverdienten Ruhestand eingetreten. Und der könnte vielleicht sogar etwas geruhsamer aussehen als der Unruhestand in Klein-Freudenstadt, in dem erneut ein Mörder – nein sogar zwei – sein Unwesen treibt. Denn bei dem toten Gärtner bleibt es nicht, sodass bald sogar zwei Morde aufzuklären sind. Doch das spornt Angela nur noch mehr an, zumal sie sich unbedingt von den verwirrenden Gedanken an Aramis ablenken muss, die sie immer wieder in peinliche Situationen bringen.

Auch das zweite Buch rund um die pensionierte Kanzlerin lebt von seinen urigen Charakteren: Angela hat sich inzwischen in Klein-Freudenstadt eingelebt und besonders mit Marie Freundschaft geschlossen, die wir schon aus dem ersten Buch kennen. Daher nimmt sie ihr auch gern häufiger Baby Adrian-Ángel ab, dessen Zweitname von Angelas eigenem Namen abgeleitet ist. Auch Putin spielt wieder eine ausgesprochen sympathische Rolle, insbesondere als er auf Angelas Verehrer eifersüchtig wird. Besonders drollig ist aber der unbeholfene Personenschützer Mike, der sich in Marie verliebt hat, ohne ihr dies aber anvertrauen zu können. Seinen besten Auftritt hat er in enger Sportkleidung an einer Pole-Dance-Stange, an der er leidlich versucht, Maries Aufmerksamkeit zu erlangen, aber dabei schon ahnt, „dass er mit dem ausgestreckten Bein in etwa so heiß aussah wie Frank-Walter Steinmeier beim Aerobic“.

David Safier streut immer wieder so lustige Vergleiche ein, bei denen so manch berühmter Politiker durchaus auch mal eine eher unrühmliche Rolle spielen kann, Laschet und Söder beispielsweise haben ihren ersten „Auftritt“ bereits im allerersten Absatz des Buches, als Angela Merkel ein bekanntes Kinderlied umdichtet und die Namen der beiden einstreut. Der Autor beweist hier wieder seinen unvergleichlichen Wortwitz, der mich wieder einmal etliche Male zum Lachen gebracht hat. Seine witzige Schreibe liebe ich ja schon vom ersten Buch an, aber was die Miss-Merkel-Bücher auszeichnet ist der besondere Reiz, dass er hier eine der bekanntesten Politikerinnen in einer überaus komischen Rolle auftreten lässt. Angela Merkel in einer so ungewohnten Rolle zu erleben und so abstruse Facetten an ihr zu entdecken oder auch ihren überaus seriösen Ehemann, den angesehenen Quantenchemiker, als mitunter etwas vertrottelten Pensionär, ist einfach so urkomisch und fernab jeglicher Vorstellungskraft, dass das Lesen des Buches zu einem einzigen Spaß wird.

Verwirrspiel um zwei Bestatter

Aber der Kriminalfall gerät dabei natürlich nicht in Vergessenheit. Wie schon im ersten Fall kombiniert Miss Merkel in faszinierender Weise, befragt alle möglichen Verdächtigen, durchsucht Häuser und Tatorte und bewegt sich dabei durchaus manchmal am Rande der Legalität. Die Verdächtigungen springen hin und her, sodass man Merkels Kombinationsgabe kaum folgen kann. Mal hat man die eine Person in Verdacht, mal die andere, sodass wie auch bei Merkels Vorbild „Miss Marple“ am Ende die große Auflösung folgt, in der – hier – Miss Merkel alle Klein-Freudenstädter an ihren Erkenntnissen teilhaben lässt. Und eine Kuh spielt tatsächlich eine ganz entscheidende Rolle…

Kurzweiliges Lesevergnügen

Leider hatte ich das Buch schon nach nur anderthalb Tagen durchgelesen. Ich konnte es kaum aus der Hand legen, weil es ein einziges Vergnügen war, die pensionierte Kanzlerin bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Die Charaktere sind einfach so komisch, so sympathisch, sodass man sich ihnen direkt verbunden fühlt.

Nun ist leider auch der zweite Fall aufgeklärt, aber Miss Merkel, ihr Achim, Hund Putin und Personenschützer Mike haben definitiv genug Unterhaltungspotenzial für eine richtige Buchreihe!

Paperback: 352 Seiten
ISBN-13: 978-3463000299
Kindler Verlag

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