David Safier – Traumprinz

Als kleines Mädchen hat mir meine Mutter häufig versprochen, sie würde mir meinen Traummann später einmal backen. Und so sehr ich doch auf die Backkünste meiner Mutter schwöre, so skeptisch war ich schon als Kind angesichts dieses Versprechens. In David Safiers neuestem Roman wird etwas Ähnliches nun Wirklichkeit: Nachdem sie sich bei ihrem Freund Bendix im Badewasser verstecken musste, weil unverhofft dessen vorher niemals erwähnte Verlobte auftaucht, gerät Comiczeichnerin Nellie in den Besitz eines mysteriösen Buches, in das sie ihren Traumprinzen zeichnet. Und es dauert nicht lange, bis dieser in Form eines beeindruckend lebendigen Exemplars vor ihr steht: Retro von Amanpour!

Dieser wiederum passt in die wirkliche Welt im Grunde genommen so gar nicht rein, da er Nellies Fantasie entspringt und keinen Arg hegt, dass er gar nicht real ist. Er redet von Prinzessinnen und Schwertern und stolpert dann ganz unverhofft in eine hektische Welt voller gefährlicher Fahrzeuge.

Und dann dauert es auch nicht lange, bis der eigentliche Besitzer des mysteriösen Buches bei Nellie auftaucht und seinen Besitz zurückverlangt, und dazu sind ihm alle Mittel Recht …

Zwischen zwei Welten

David Safier hat bislang in allen seinen Büchern nicht nur eine blühende Fantasie bewiesen, sondern auch einen unglaublichen Sinn für Humor. Bislang unerreicht ist dabei für mich „Mieses Karma“. Leider kann mich sein neuestes Buch nicht ganz so sehr begeistern. Zwar unterhält es wieder auf sehr erfrischende Weise, aber die Geschichte an sich ist mir zu abstrus, die richtig guten Gags etwas zu rar.

Schon die Einstiegsszene, in der Nellie mit ihrem Freund Bendix in der Badewanne sitzt und sich plötzlich die Tür öffnet und seine Verlobte auftaucht, von deren Existenz Nellie nie auch nur etwas geahnt hat und sie dann tatsächlich auf seinen Wunsch hin im Wasser abtaucht, damit sie nicht bemerkt wird. Ganz ehrlich: Welche halbwegs geradeaus denkende Frau würde sich denn dermaßen erniedrigen? Zumal die eifersüchtige Verlobte Nellie anschließend auch noch ohne ihre Sachen aus der Wohnung wirft.

Am lustigsten wird es noch, wenn Retro mit der echten Welt konfrontiert wird. Denn er stammt aus einem Märchen und hat daher völlig andere Ansichten, mit denen er in der Wirklichkeit aber mindestens einmal Kopfschütteln hervorruft … oder auch mal von der Polizei eingesammelt wird…!

Ja, da gibt es schon lustige Szenen, aber aus meiner Sicht zu wenige. Das kann David Safier wirklich besser. Das Ende ergibt sich dann ohne wirkliche Überraschungen, aber auch ohne Inkonsequenz. Das Buch ist nett zu lesen, hinterlässt aber keinen nachhaltigen Eindruck.

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
ISBN-13: 978-3463406046
www.kindler.de

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