Im zweiten Teil der neuen Trilogie von Troy Denning – „Die Rückkehr der Erzmagier“ – geht es weitaus gradliniger zu als noch im komplexen ersten Band, der wegen seiner Masse an verschiedenen Handlungseinheiten irgendwann nur noch schwer durchschaubar war. Dieses Problem konnte der Autor im zweiten Teil über weite Strecken lösen, und dennoch krankt auch „Die Belagerung“ an verschiedenen Schwerpunktverschiebungen, die sich bei der Vielzahl an Schlachtszenarien vor allem aus der übertriebenen Darstellung von Kampfhandlungen, Sprüchen und Ergebnisanalysen zusammensetzen. Fast könnte man sogar sagen, dass die eigentliche Erzählung gerade deswegen auch hier nicht so ganz an Schwung gewinnen möchte, selbst wenn es eigentlich mit permanent hohem Tempo vorangeht. Aus genau diesem Grunde darf man letztendlich zwar auch von einer Steigerung sprechen, aber dennoch fällt es mir nach zwei Dritteln der Geschichte recht schwer, mit der ganzen Sache warm zu werden.
_Story_
Galaeron und das letzte Elfenrefugium in Faerún kämpfen weiterhin für die Zukunft von Immereska. Aber während der Schlacht gegen die Phaerimm ist dies nicht die einzige Sorge des schicksalsträchtigen Elfen; auch sein Seelenleben lässt ihn nicht mehr los und wirft viele Fragen auf.
Derweil gerät die Schlacht gegen die fiesen Monster in die entscheidende Phase, und als die Auserwählten Mystras von Seiten der Umbravar zur Hilfe eilen, sieht man sich bereits als sicherer Sieger. Doch das Volk aus Umbra verfolgt ganz andere Ziele; man will das Erbe Nesserils antreten und somit die politischen Richtlinien in Faerún selber in die Hand nehmen.
Galaeron merkt eines Tages, dass er von den Umbravar nicht die zugesagte Hilfe in Anspruch nehmen kann und flieht mitten in der brutalen Schlacht, um statt der Phaerimm seine seelischen Probleme zu bekämpfen. In seiner Abwesenheit reißen die Umbravar schließlich die Macht an sich und offenbaren ihre wahren Absichten. Als die übrigen Völker sich bewusst machen, dass sie auf die sogenannte Hilfe dieses Volkes hereingefallen sind, schließen sie ein Bündnis, um das Machtgefüge wieder in die rechten Bahnen zu lenken. Statt also den gemeinsamen Feind zu bekämpfen, stehen sich die Umbravar und die neue Allianz nun in der Schlacht gegenüber …
_Meine Meinung_
Prinzipiell gilt bei „Die Belagerung“ Ähnliches wie beim ersten Buch: Das Potenzial für eine sehr spannende Handlung ist auf jeden Fall vorhanden, aber Troy Denning ist nicht in der Lage, die Sache dann auch dementsprechend umzusetzen. Nahezu das gesamte zweite Buch besteht aus dem Ablauf von Schlachten, und der Autor nimmt sich viel zu viel Zeit dafür, diese ausführlich zu beschreiben, übersieht dabei aber, dass der Hauptstrang im Gegensatz zu den einzelnen Nebenschauplätzen fast völlig untergeht. Irgendwann hat der Leser schließlich genug von den immer währenden Kampfhandlungen und wünscht sich, noch viel mehr über die Schatten, die Galaeron verfolgen, zu erfahren. Nicht dass Denning diesbezüglich nicht auf den Punkt kommen würde, aber statt sich auf die (magischen) Gefechte zu konzentrieren, hätte er ab und zu einfach mal die Schwerpunkte zugunsten der beteiligten Charaktere verschieben sollen.
Im Laufe des Buches tritt aber glücklicherweise eine sehr willkommene Wendung ein. Ab dem Moment, in dem sich die Völker gegen die Umbravar verbünden und die Situation von Menschen, Elfen und Erzmagiern weitaus brisanter wird, keimt endlich wieder die Spannung auf, und Denning findet hier auch wieder zur Hauptgeschichte zurück. Dabei ergibt sich dann auch wieder das eingangs erwähnte Potenzial, das man erneut in der ersten Hälfte dieses Bandes irgendwie vermisst. Man ist einerseits zwar froh, dass man problemlos in die Geschichte zurückfindet und sich der etwas konfuse Schreibstil merklich gebessert hat, aber andererseits will mal wieder keine richtige Spannung aufkommen – bis dann endlich wieder eine echte Entwicklung in der Handlung stattfindet und der Leser nicht weiter mit (in Relation zur übrigen Geschichte) insgesamt viel zu detalireich geschilderten Situationsbeschreibungen auf die Probe gestellt wird.
Beim Fazit tue ich mich daher auch ziemlich schwer. Natürlich möchte ich jetzt auch wissen, wie die Geschichte im letzten Band „Der Hexenmeister“ zu Ende geht, soll heißen, irgendetwas an der Erzählung hat mich schon derart bewegt, dass ich mich in gewisser Weise auch auf den dritten Teil freue. Doch andererseits ist der Gesamteindruck von „Die Belagerung“ wiederum nur durchschnittlich, und das liegt dieses Mal ausschließlich daran, dass Denning der Geschichte nicht immer das gibt, was sie im jeweiligen Moment benötigt. Elitäre Fantasy-Kost bringe ich mit „Die Rückkehr der Erzmagier“ daher nach wie vor nicht in Verbindung!
Broschiert: 448 Seiten