Der Faust im Mann. Dieter Hallervorden über seine Rolle bei DORIAN HUNTER

Dieter Hallervorden (c) Derdehmel/Urbschat
Dieter Hallervorden (c) Derdehmel/Urbschat

Herr Hallervorden, Ihre Vielseitigkeit ist mittlerweile Ihr Markenzeichen geworden. Schauspieler, Kabarettist, Regisseur, Dramaturg und Intendant – braucht es da eigentlich noch Mut, sich auf die Horror-Hörspielserie Dorian Hunter einzulassen?

Dieter Hallervorden: Ich liebe generell Herausforderungen, noch mehr natürlich deren Bewältigung. Eine Hörspielaufnahme wie bei Dorian Hunter war für mich eine neue Erfahrung. Dass jede Rolle einzeln eingesprochen wird und erst nach den Aufnahmen alle Sprecher »zusammengemischt« werden, hat den Vorteil, dass man sich während der Aufnahme komplett auf die Arbeit an seiner eigenen Figur konzentrieren kann. Gleichzeitig tragen Sprecher und Regie eine große Verantwortung. Es muss sehr bewusst und nuanciert an der Rolle gearbeitet werden, damit es später beim Zusammenspiel »natürlich« klingt.

Sie sind dafür bekannt, sich akribisch auf Ihre Rollen vorzubereiten. Bestes Beispiel ist Ihr Film »Sein letztes Rennen«, für den Sie mit der Goldenen Lola als »Bester Schauspieler« ausgezeichnet wurden. Wie aufwändig war es im Vergleich, sich für die Hörspielrolle des Dr. Faust zu rüsten?

 

Hallervorden: Der Film war insbesondere eine körperliche Herausforderung. Es war eine intensive sechsmonatige Vorbereitung erforderlich. Da Dr. Faust nun eher der vergeistigte Typ ist, hat es hier nicht ganz so lange gedauert. Aber immerhin hat Faust einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Solchen Leuten sollte man generell nicht trauen!

Immerhin verschrieb Faust seine Seele dem Teufel, um die »letzten Dinge« zu erfahren – er tat es also um einer guten Sache willen!

Hallervorden: So scheint es, ja. Aber Faust – wenn es ihn denn wirklich gegeben hat – war auch ein Taschenspieler und Gaukler, der sich zu inszenieren wusste. Angeblich starb er ja bei einem alchemistischen Experiment – dem Versuch, Gold herzustellen. Wir haben die Aufnahmen im Studio kurz vor diesem Punkt beendet. Wer weiß, was sonst mit mir passiert wäre!

Dann steckt also jede Menge Faust im Künstler Dieter Hallervorden? Hatten Sie nie den Wunsch, sich auch mal auf alten Erfolgen auszuruhen?

Hallervorden: Auch wenn ich dem Leibhaftigen bisher glücklicherweise nicht begegnet bin, so bin ich zeit meines Lebens neugierig gewesen, d. h., gierig, Neues zu erleben. Und ich bin auch im fortgeschrittenen Alter gespannt, wann ich – wo auch immer – neue Erfahrungen machen kann. Am besten natürlich positive!

Die düstere Machart von Dorian Hunter begeistert nicht nur Fans, sondern auch Kritiker. Glauben Sie an eine Unterscheidung zwischen Unterhaltung und sogenannter ernsthafter Kunst?

Hallervorden: Ganz ehrlich: Aus Sicht des Künstlers geht es vor allem darum, die bestmögliche Qualität zu erreichen. Unterhaltung soll dem Publikum Freude machen, und dafür muss auf der Künstlerseite in der Regel sehr viel Schweiß fließen. Wenn dann nur das Publikum Spaß hat, nicht aber die Kritiker, kann ich damit leben. Die meisten von ihnen haben leider einfach keine Ahnung, wie schwer es ist, etwas vermeintlich »Leichtes« zu machen …

 

Das Interview führte der ZAUBERMOND-Verlag anlässlich der Veröffentlichung der 25. DORIAN-HUNTER-Folge „Die Masken des Dr. Faustus“.