Roderick Grierson / Stuart Munro-Hay – Der Pakt mit Gott

Reliquienverehrung kennen wir nur zu gut innerhalb unserer christlichen Kultur des Mittelalters. Aber auch ältere Kulturen glauben an diese meist geheimnisumwitterten Dinge. Neben dem |Graal| galt lange die |Bundeslade| als eines der großen Mysterien der Menschheitsgeschichte. Sie wäre in unserem Kulturbereich fast in Vergessenheit geraten, wenn nicht vor einigen Jahren die Filmindustrie diesen Mythos wieder aufgegriffen hätte und mit „Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes“ Millionen weltweit auf diesen Mythos aufmerksam gemacht hätte.

Die bekannteste Version der Lade stammt aus dem Alten Testament der Bibel. Während der Flucht aus Ägypten, des Exodus, erstieg Moses einen Berg und wurde vierzig Tage und Nächte von einem Wesen, das sich als Gott offenbarte, instruiert. Während dieser Zeit war das Volk bereits ungeduldig geworden und glaubte nicht mehr an seine Rückkehr. Als er herabstieg, tanzten sie vor dem Goldenen Kalb und sein Bruder Aaron hatte die Führung übernommen. Voller Zorn zerschmetterte Moses die von Gott erhaltenen Gesetzestafeln und metzelte gemeinsam mit den Söhnen Levis etwa dreitausend andere Israeliten nieder. Damit hatten die Leviten, die bis dahin nur als zweite Klasse unter dem Stand der aaronitischen Priesterschaftslinie galten, die religiöse Macht übernommen. Anzumerken bleibt, dass die Aaroniten ebenso zum Stamm der Leviten gehören und dieser Zwist nur einer unter vielen innerhalb der Vielfalt noch anderer israelischer Stämme darstellt. Moses ging erneut für vierzig Tage auf den Berg und kam mit zwei neuen Gesetzestafeln zurück. In dieser Version wurde erst danach die Lade gebaut und diese Tafeln hineingelegt. Wundersame Ereignisse, die die meisten Juden und Christen kennen, sind mit der Lade verbunden, bis sie zu König David von Jerusalem gelangte und dessen Sohn Salomo ihr dann den berühmten Tempel erbaute. Irgendwann war sie verschwunden, über die Umstände hat die hebräische Bibel nichts zu sagen.

Tatsächlich ist die Lade aber viel älter, sie war bereits zu der Zeit, als der biblische Bericht verfasst wurde, eine alte und mysteriöse Reliquie. Der biblische Text, der Jahrhunderte nach den darin beschriebenen Ereignissen seine Endfassung erhielt, verkündet eine Religion, in der es nur einen Gott, einen wahren Ort der Anbetung und nur eine Lade gibt. Die Überlieferungen früherer Kulte widersprechen dieser Version. Die Lade hat Konkurrenz, es gibt zu ihr Alternativen, die vermuten lassen, dass mehrere Laden existieren. Zudem bestehen erhebliche Zweifel an der Authentizität der Gesetzestafeln, die Moses in die Lade legte.

Das ganze Bibel-Getue ist ohnehin etwas recht Willkürliches. Das Neue Testament und seine christliche Religion ist eine radikale neue Interpretation des Alten Testaments, aber auch das Alte Testament wurde in seiner heutigen Form als Kanon erst im 1. Jahrhundert nach Christus festgelegt und stellt nur einen Bruchteil der ursprünglichen hebräischen Schriften dar. Diese entsprechen auch keinen einheitlichen hebräischen religiösen Linien, es gab innerhalb der Stämme noch viel mehr religiöse Machtkämpfe als nur die zwischen den in der heutigen Bibel am deutlichsten auftretenden Jahwisten (Moses) und Elohisten (Aaron). Bei Letzteren hat die Lade aus den genannten historischen Gründen auch keinerlei spirituelle Bedeutung. Archäologisch sind die biblischen Geschehnisse sowieso nicht haltbar, es ist historisch nicht möglich, zwischen Kanaaiten und Israeliten zu unterscheiden.

Für die „reine“ Lehre der Priester- und Prophetenkaste wurden der Abfall von Gott und der Untergang des israelischen Volkes mit der Einführung eines Königs besiegelt. Das Königstum stellte bei allen Völkern des Nahen Ostens eine Institution dar und war mit Mythologien verbunden, die den Kampf zwischen Ordnung und Chaos darstellten, z.B. im Babylonischen der Kampf zwischen Marduk und dem Drachen Tiamat. Der König wurde überall als Sohn Gottes betrachtet. Für die israelische Lehre war das der Untergang und größte Frevel, den sie mit König David einführten und der dann nahtlos bis zum Messias Jesus, ebenfalls dem Hause Davids entstammend, führte. (|„Am Ende würden sie wegen des Königs, den sie sich selbst gewählt hatten, zu Gott um Hilfe schreien, Gott werde ihnen jedoch nicht antworten“|… 1. Sam. 8, 10–18).

Auch an anderen Stellen des Buches Samuel wird deutlich, wie beschämend für die Priester das Verhalten König Davids war, der anstelle der jahwistischen Konventionen die Riten der kanaaitischen |Baal|s-Religion integrierte. Offen feierte er die alten Fruchtbarkeitsriten, verhielt sich sexuell „sündig“ und beschränkte sich nicht mehr auf seine eigene Frauen. Sehr interessant hierbei ist, dass Gott wegen dieser Krönung den Bund mit dem Volk Israel brach, aber dennoch stattdessen einen ewig geltenden Bund mit dem Hause David geschlossen haben soll. Und dieser Bund war nicht mehr israelitisch, sondern gehörte zur Welt der „anderen Völker“.

Für den Tempel, den Salomo baute, wurden fremdländische Handwerker geholt. Auch Salomo gilt in allen jüdischen, christlichen und muslimischen Überlieferungen als großer Magier und Zauberer. Er huldigte den Göttern seiner ausländischen Frauen, die Weisheiten, die er überliefert hat, sind einwandfrei ägyptischen Ursprungs und seine Macht soll auf ein Buch zurückgehen, das Adam noch aus dem Paradies mit in unsere Welt herüber rettete. So sehen es zumindest die jüdischen Mystiker, die im 18. Jahrhundert den |Chassidismus| begründeten. Sie erheben die Erotik des „Hoheliedes Salomo“, das auch sonst überhaupt nicht in die übrigen Lehren der Bibel passt, zu einem wesentlichen Pfeiler ihres Glaubens, indem sie in ihrem kabbalistischen |Sohar| das Brautgemach verehren, das der Weisheit – |Sophia| – der Göttin entspricht. Allen Überlieferungen nach ist die Bundeslade mit der Königin von Saba dem israelischen Volke verloren gegangen.

Für den modernen Menschen ist das, was mit und in Israel läuft, in religiöser Hinsicht völlig undurchschaubar. |Israelisch| bezeichnet das weltliche Herrschaftsgebiet, das ihnen von den Siegermächten des 2. Weltkrieges auch wieder zuerkannt wurde, |hebräisch| dagegen bezeichnet die Religionszugehörigkeit. |Semitisch| wiederum umschreibt die ganzen Aufsplitterungen in die Stammeslinien, wobei auch die nachfolgenden Weltreligionen des Christentums wie des Islams im Grunde als semitisch bezeichnet werden müssen. Von anderen Völkern werden sie jedoch immer noch als |Juden| bezeichnet, was von den Judäern herrührt, einer der Familien im verwirrenden Stammeskontingent. Diese Familie ist auch der Anstoß, den die Christen an ihnen nehmen, denn Judas hatte Jesus, den Davidianer, verraten. Heutige Gegner dieser Religion und ihres Volkes verwenden den Begriff |Zionisten|. Die Herkunft des Wortes |Zion| ist am unklarsten, aber dieser Begriff ist untrennbar mit dem Königstum des Hauses David verknüpft und stammt etymologisch aus der |Baal|-Religion.

Der Tempel Salomos wurde zerstört und bis heute wird deswegen weltweit immer wieder Krieg geführt. An der so genannten „Klagemauer“ an der Stelle des ursprünglichen Tempels in Jerusalem versammeln sich alle, die unzufrieden sind. Die christlichen und muslimischen Palästinenser, die Griechen, Armenier, Juden und Marokkaner klagen und streiten vereint um diesen Verlust, der in seiner Bedeutung die gleichen Ausmaße angenommen hat wie die Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies.

Im Buch der beiden Autoren, auf das sich dieser Essay bezieht, geht es dann erst einmal nicht mit dem Geheimnis um die Bundeslade weiter. Es gibt einige Theorien, was aus ihr geworden sein könnte, aber der Faden spinnt sich von den Visionen Ezechiels, dem Buch Henoch, dem Erscheinen des Messias Jesus zu dem auf ihn folgenden letzten Propheten Mohamed. Mohamed räumte auf mit all den götzenhaften Vorstellungen der glaubensabgefallenen Völker der Juden und Christen, weswegen die Christen in ihm natürlich den Antichristen sahen, da für sie ja schon Jesus der Letzte und Einzige war.

Die Bedeutung, die Mohamed und sein Islam für die ursprüngliche Glaubenslinie einnimmt, ist zweifelsfrei wichtiger als die von Jesus Christus, die sich auch nur durch militärische Überlegenheit bis heute noch hat halten können. Die Muslime greifen auf die ursprünglichen Offenbarungen der Propheten zurück und können dies in ununterbrochener Kette der Überlieferung nachweisen, im Gegensatz zu den verfälschten und nicht verlässlichen Überlieferungsketten der Juden und Christen. Zudem ist die Geschichte der Juden voller Invasionen und Kriege, die Palästina zugrunde gerichtet haben. Bei allen drei heutigen Hauptreligionen bleibt der Angelpunkt ihres Streites untereinander aber Jerusalem. Selbst die Moslems gehen davon aus, dass am Tage des Jüngsten Gerichts die Kaaba von Mekka nach Jerusalem fliegen wird und als Braut auf dem Tempelberg erscheint.

Über die Legenden der muslimisch gewordenen Beduinenvölkerlinien findet die bisherige Geschichte der Lade aber eine überraschende Wendung, indem ältere Überlieferungen um die Bundeslade vor der Zeit Moses zu Tage treten, die in matriarchalische Göttinnenreligionen zurückreichen. Und damit tritt ein Geschehen zutage, auf das der Leser des zugrundeliegenden Buches bereits seit 250 Seiten hingeleitet wird, nämlich dass die Bundeslade noch heute in Äthiopien zu finden sei und dass die Königin von Saba sie dorthin aus dem Tempel Salomos brachte. Diese Königin wird im äthiopischen Volk auch mit der Königin Candaze oder Mekeda gleichgesetzt, die ihnen das Christentum überbrachte. Hier wird deutlich, dass sich die Mythen immer endlos wiederholen. In vielen alten Religionen dieses Kulturkreises geht diese Linie schon auf Lillith, die erste Frau Adams, zurück, die noch vor Eva von Gott geschaffen und noch vor dem Sündenfall aus dem Paradies vertrieben worden war.

Die Geschichte des Landes Zion ist äthiopischer Nationalepos und ihre religiöse Kultur steht in christlichem Traditionsfeld. Sie sehen den Religionskonflikt darin, dass Saulus der Jude, der sich später Paulus nannte, kam und alles verdarb. Denn auch die Äthiopier berufen sich auf eine Blutslinie aus dem Hause Davids, genau wie es auch einige magische Linien Europas tun. Allerdings bezieht sich der Anspruch dieses afrikanischen Volkes nicht nur auf den Sohn, den die Königin von Saba Salomo gebar, sondern darüber hinaus auf den Besitz der magischen Reliquie und damit auf den Anspruch auf den Bund mit Gott sowohl in alter wie in neuer Form. Und um diesen Bund geht es ja allen. Wenn man weiß, dass Salomo 700 Frauen und 300 Nebenfrauen hatte, kann man sich vorstellen, wie viele traditionelle Königslinien es heutzutage noch geben muss (nur am Rande vermerkt). Das Wichtige im äthiopischen Epos ist die Existenz der Lade, über deren wahre Bedeutung und wahres Alter sie als Besitzer deswegen auch die genauesten Kenntnisse von allen haben. Erst in ihrer Mythologie wird sie in der Bedeutung so etwas wie der Heilige Graal.

Um historisch alles noch besser zu verstehen, müssen wir noch tiefer in die Welt der arabischen Götter gehen und finden dabei die Geschichte des alten Königreiches Aksum, das dem alten Ägypten zuzuordnen ist, zu Gott Amun und seiner Göttin. Aksum gilt aber auch als Residenz dieser äthiopischen Königin von Saba. Dort stehen auch die größten Monolithe unserer Welt, was aber von den semitischen Religionen als viel später errichtetes heidnisches Zauberwerk datiert wird, und sie behaupten, ihre Kultur sei älter als diese Steine. In der heutigen äthiopischen Religion überschneidet sich dagegen der christliche mit dem jüdischen Glauben auf ganz eigene Weise. Sie haben die Mutter von Jesus, Maria, als Zion identifiziert. In der Gottesmutter, vermischt mit der wirklichen Blutslinien-Sichtweise, stellt es die perfekt gelungene heutige Version dar, was deshalb aufgrund seiner Attraktivität für den zukünftigen Weiterbestand dieses ganzen religiösen Dilemmas sorgen könnte. Und das alles in einem Land, wo sich in der Zeit nach Christus sowohl Heiden, Christen und Juden nicht nur gegenseitig sondern auch immer wieder untereinander wegen Glaubensfragen abgeschlachtet haben.

Geschichtlich ist diese neuere Ausprägung der Form des Volksglaubens aber auch verständlich, denn für die christlich liebäugelnden Äthiopier droht von den Juden keine Gefahr, wohl aber von den Moslems. Christen und Juden teilen darüber hinaus ja auch eine gemeinsame Schrift, was bei Christen und Muslimen nicht mehr der Fall ist. Und das funktioniert heutzutage alles, obwohl es historisch so war, dass Äthiopien Mohamed Schutz vor den Juden gewährte. Das christliche Interesse an Äthiopien ergibt sich dagegen aus der Tatsache, dass es zwei konkurrierende Davidslinien sind, die Äthiopier aber auch noch die Bundeslade haben, welche in den Händen der Christen den absoluten Machtanspruch auf den Bund mit Gott darstellen würde. Damit hätten die Christen auch die Chance, über den Anspruch der Lehren Mohameds triumphieren zu können. Die äthiopischen Christen haben weltweit die Marienverehrung am detailliertesten in ihren Glauben integriert, da ihrer Überlieferung nach Maria nach ihrer Himmelfahrt im Himmel Jesus dann das Versprechen abnahm, dass jeder, der in ihrem Namen eine Kirche baue, der die Nackten kleide, die Kranken besuche, die Hungrigen und Dürstenden speise, die Trauernden tröste und so fort der strafenden Hölle entgehen soll. Im heutigen Äthiopien ist man, seit all diese Geheimnisse jetzt erst in den letzten Jahren vermehrt ins Interesse der Weltöffentlichkeit gelangen, besorgt, dass ihnen von Geheimdienstgruppen die Lade gestohlen werden könnte.

Neuere Forschungen identifizieren Moses mit dem ägyptischen Eschnaton. Das goldene Kalb, um das, als Moses vom Berg herabstieg, sein Volk tanzte, war nichts anderes als der Apis-Stier, der als Inkarnation des Gottes Osiris verehrt wurde. Die Ägypter sehen deswegen die Juden als diejenigen an, die gottlos geworden sind. Nach ihrer Ansicht nach wurde ihnen die Lade von Moses gestohlen. Interessant dabei ist, dass die äthiopische Kirche noch bis 1959 der Autorität der älteren Kirche in Ägypten unterstand. Im äthiopischen Christentum sind viele Elemente der Religion König Davids integriert geblieben, die von den älteren Fruchtbarkeitskulten stammen. Bestandteil ihrer Riten sind diese ekstatischen Tänze zu Trommeln, die Nacktheit unter Männern und Frauen während der Taufzeremonien, die nicht nur einmal bei den Gläubigen durchgeführt werden, sondern immer wieder begangen werden. Die christlich-afrikanische Religion stellt ein Wunder dar – zweifelsfrei verhält sie sich in ihrer Geschichte genauso imperialistisch wie alle anderen Ausprägungen dieser semitischen Religionslinien, aber sie heilt auch alte Wunden und führt in ihren Ritualen die feindlich gegenüberstehenden Glaubenssätze der ursprünglichen ägyptischen, hebräischen, mesopotamischen und christlichen Kulte zusammen.

Die mosaische Prägung ist seit dem Erscheinen Christi vor 2000 Jahren ein Quell von Schmerz und Leid. Der äthiopische Kaiser, der sich seiner Abstammung nach auf die Königin Saba und den König Salomo berief, wurde 1974 gestürzt. In einem neuen Exodus mussten über zwei Luftbrücken wieder einmal Tausende von Juden der verlorenen Stämme Afrika verlassen. In Israel wurden sie nicht als Juden anerkannt, sondern als Christen gewertet. Es bleibt also trotz dieser vorbildlichen Integration in der äthiopischen Religion wohl auch in der Zukunft ein nicht aufhörender Religionskrieg zwischen den semitisch-ägyptischen Völkern. Auch vom Islam, der jede Heiligenverehrung und Bildnisse Gottes ablehnt, ist kein Aufeinanderzugehen zu erwarten. Und in unseren westlichen politischen Kreisen gärt ja dieselbe Bluts- und Messiaslinie im Verborgenen von den Merowinger-Dynastien über die fränkischen Kaiser seit Pippin II. bis ins heutige vatikanische Rom.

Alle, denen es um weltliche Macht geht, spielen dieses Poker-Ass irgendwann einmal aus. So wie in der |Tyndale|-Bibel der Ausgabe unter Jakob I., bei den Calvinisten, bei Oliver Cromley, der gar England als das auserwählte Volk sah und sich als zweiten Moses aus dem Hause Ägypten bezeichnete, bei den Anglikanern, den Anhängern von Thomas Müntzer, den Quäkern… Immer wieder sollen die zehn Gebote mit Waffengewalt durchgesetzt werden. Die Auswanderungen in die Neue Welt geschahen aus diesen den Exodus nachahmenden religiösen Gründen. Diese Neue Welt ist die heutige USA, deren Verfassung von einer zionistischen Priesterschaft des alten Ordens des Melchisedek entworfen wurde. Benjamin Franklin und Thomas Jefferson wählten nicht nur die Symbole des Sieges Israels über Ägypten, sondern diskutierten sogar, ob nicht Hebräisch die ideale Sprache für das neue ausgewählte Volk von Amerika sein könnte. Viele im damaligen Amerika entstehenden Sekten beriefen sich auf direkte Abstammungen zu verlorenen Stämmen Israels. Auch Indianer galten plötzlich als solche verlorene Stämme.

Joseph Smith fand eine neue Art Lade, die das Buch Mormon enthielt, und die Mormonen – die Heiligen der letzten Tage – wollen in Amerika ein neues Zion aufbauen. Tatsächlich sind sie seit dem Aufkommen des Islam die erfolgreichste Religion. Sie sehen sich als Nachfahren der alten Israeliten und setzten die alttestamentarische aaronitische und melchidekische Priesterschaft wieder ein. Ihre Tradition gründet historisch auf die Freimaurerei und in diesen Kreisen wird oft das Mormonentum auch als die „wahrhaftige Freimauerei“ bezeichnet. Ungeachtet all dieser religiösen Kriege beschäftigen der Tempel Salomos, die Lade und all die mit diesen Dingen verbundene Komplexität einer Sternenweisheit natürlich auch alle Philosophen, Wissenschaftler, Gelehrten und Historiker. Es ist zweifellos ein spannendes Thema um die Menschheits- und Kosmosrätsel. Die Freimaurer, die solches Wissen bewahren, üben den stärksten Einfluss auf Politik und Kultur der westlichen Welt aus. Ihre Wurzeln liegen im Ägyptischen und sie beglückwünschten in Telegrammen auch 1930 Ras Tafari zu seiner Wahl als Kaiser Haile Selassi I. von Äthiopien mit den Worten: „Grüße von den Äthiopiern der westlichen Welt“.

Eine neue Religion dringt auch mit den Mitteln der Musik in die Welt – |Reggae|… Für Bob Marley und alle anderen |Rastafari| ist ihr Glaube mit einem neuen Zion verbunden, in dem ein schwarzes Israel aus der Unterdrückung Babylons befreit wird… Der Kampf geht weiter. Warum kann die Religion nicht dahin zurückkehren, wo sie herkommt – zur Gemeinsamkeit der Menschheit, zur Vermischung in der Verschiedenheit, anstatt immer weiter in die Trennung zu führen und den Anspruch des Ausgewähltseins aufrechtzuerhalten? Die Lade sollte wahrscheinlich einfach wieder in die Hände der Heiden gelangen.

Das vorgestellte Buch wurde vor dem 11. September 2001 geschrieben…. Seit diesem Zeitpunkt tauchen weitere Fragen auf, wie: Was verbirgt sich im Namen von Osama Bin Laden? Etwa auch die Lade? Bundesladen überall – da lehnen wir uns doch lieber zurück und kiffen einen… Hail Selassi, Rastafari!

_Roderick Grierson / Stuart Munro-Hay
„Der Pakt mit Gott“
Auf der Suche nach der verschollenen Bundeslade

504 S., geb., Gustav Lübbe 2001
ISBN 3-785-72048-3

Broschur, Bastei Lübbe April 2003
ISBN 3-404-64191-4