Ein merkwürdiger Notruf erreicht “Die drei ???”. Aus dem unterirdischen Schrein der Familie Parades wurde eine Inka-Mumie gestohlen. Wer kann dahinterstecken – und vor allem warum? Bei ihren Ermittlungen treffen die drei Detektive auf sehr merkwürdige und höchst lebendige Gestalten. Will sie jemand auf die falsche Fährte locken? (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
Die Veröffentlichung – Erst ja, dann nein, dann wieder ja, aber mit Einschränkungen
Auf diese Folge (und die beiden folgenden) hat der ???-Freund eine gefühlte Ewigkeit warten müssen … und kein Fan weiß, warum. Die Romanvorlage erschien schon vor vier Jahren, war genauso seitenstark wie jeder herkömmliche ???-Fall, ist aber als Hörfassung doppelt so lang. Den Fan wirds freuen … dem kanns eh selten lang genug sein.
Dies ist das erste von aktuell drei ???-Hörspielen, das in einem Mehrkanaltonverfahren aufgenommen und in dafür ausgestatteten Planetarien vorgeführt wurde/wird, damit es „immersiver“ wird. Sprich, es soll erlebbarer sein und der Zuhörer soll mehr in die Folge eintauchen können als zu Hause.
Erst hieß es, dass die Folgen natürlich auch auf Tonträgern zu haben sein werden, schließlich wohnt nicht jeder in der Nähe eines Planetariums. Und selbst die sind nicht alle mit einem notwendigen Soundsystem ausgestattet, um die Vorführung zu ermöglichen. Da blieben am Ende nicht wirklich viele übrig.
Als sich nichts tat, kamen die Nachfragen und die Info war, dass eine Veröffentlichung auf Tonträger derzeit nicht geplant sei. Holla, möchte da jemand unser Geld nicht? Die Zeit ging ins Land und plötzlich und fast unerwartet erscheinen die drei Folgen nun doch, auf Doppel-Tonträger … aber nur in Stereo. Warum? Ich hatte keine Ahnung und selbst auch keine Antwort auf diese Frage finden können. Schließlich fallen mir mit Dolby Atmos und DTS X gleich zwei Mehrkanaltonverfahren ein, die der eine oder andere Fan zu Hause verfügbar hat … ich im Übrigen auch. Wieso die vielen Tonspuren aber nun auf zwei zusammengekürzt wurden, das kann wohl nur der oder die erklären, der oder die diese Entscheidung getroffen hat.
Auf beharrliches Nachfragen hin, bekam ich die Antwort, dass EUROPA davon ausgeht, dass kaum jemand Mehrkanalton zu Hause hat und auch der Mehrkanalton über Kopfhörer den Verlag nicht zufriedengestellt hat. Allerdings lässt sich EUROPA die Hintertür offen, jederzeit seine Meinung wieder zu ändern.
Ich finds schade und hätte auch eine Blu-ray vorbestellt, wenn es denn letztendlich an der Datenmenge gescheitert sein soll. Schließlich gibts sogar Fans, die die Folgen wieder auf LP zu kaufen bekommen, auch wenn ich selbst nicht ein Kassettenkind kenne, das regelmäßig zur LP greift oder überhaupt einen Plattenspieler hat … ich habe und brauche zum Beispiel keinen. Dennoch scheints von dieser Fraktion jede Menge Leute zu geben, ich nehms mal einfach so hin.
Und worum gehts nun?
Um Faktendruckbetankung … zumindest zu einem Großteil. Da weiß nämlich jeder mehr über Inkas und Mumien als der/die Nächste und der Zuhörer kann sich an diesen … ziemlich ausführlichen … Stellen gern Notizen machen … oder es auch lassen und alles zur Kenntnis nehmen. Schon nach wenigen Minuten ist also nicht nur klar, dass die alte Mumie weg ist, sondern auch, dass sich hier etwas mehr Zeit gelassen wird, was das Erzähltempo der Story angeht.
So verwundert es auch leider nicht, sondern langweilt eher, dass wir nach einer Hörviertelstunde außer vielen, vielen, unglaublich vielen Inka-Daten und einem Familienstreit nichts erlebt haben, was auch nur ansatzweise spannend wäre. Für den EUROPA-Fan zum Grinsen ist da vielleicht eher, dass wir diesmal Gastsprecher von den DREI !!! und den DREI ??? KIDS dabei haben, die hier Inkas geben.
Nach einer weiteren Hörviertelstunde wirds dann endlich interessant und ein wenig dramatisch, nachdem wir zusätzlich feststellen mussten, dass gefühlt jede Zwischenmusik diesmal dreimal so lang ist und viermal so häufig auftritt.
Wer also hat nun ein Interesse daran, die Mumie zu klauen und sind die ersten Verdächtigen auch gleich die Täter? Warum muss jemand in der Nähe wohnen, nur weil er mehrfach aus der gleichen Richtung eingetroffen ist? Und warum bezahlt jemand für eine Vorbereitung, wenn er doch eigentlich gleich das ganze Verbrechen in Auftrag geben könnte?
Nach einer Dreiviertelstunde, die sich anfühlt wie Dreieinviertelstunden, weil wirklich gar nichts Aufregendes in irgendeiner Form passiert, haben wir die Mumie wieder. Yay … darf ich jetzt abschalten und ein spannendes Hörspiel hören? Nein? Menno! Ich weiß nicht, wie hoch der Prozentanteil der Hörer ist, die an dieser Stelle noch wissen wollen, warum die Mumie gestohlen wurde … ich zählte mich schon lange nicht mehr dazu.
Leider gibts noch weitere 45 Minuten, die es zu überstehen gilt … und damit es nicht langweilig wird, gibts noch mehr Fakten über die Inkas zu hören und noch mehr und noch mehr. Nur wenn man weiß und sich ins Gedächtnis ruft, dass dies eine Folge war, die mal in einem Planetarium uraufgeführt wurde … Bildungsauftrag und so weiter … nur dann kann man nachvollziehen, warum die Datenflut nicht aufzuhören scheint und längst den Fall übernommen hat. Der nämlich scheint so dünn zu sein, dass man durchgucken kann und als Kurgeschichte besser erzählt worden wäre.
Plötzlich und unerwartet kommt dann Mitte der zweiten CD noch einmal Spannung auf, wenn wir mit einer Botschaft konfrontiert werden, die es zu entschlüsseln gilt und einem Modell, das auf den zweiten Blick den richtigen Hinweis zur Auflösung von einfach allem bieten könnte, was wir hier zu hören kriegen. Und auf einmal fühlen wir uns nicht mehr wie in dem Hörspiel „Die ??? präsentieren Fakten über die Inka“, sondern wie in einem echten Fall … sogar mit unterirdischen Ermittlungen und echter Spannung. Aber, wie gehabt, jede Situation in Extralänge und mit Zwischenmusiken, auch wenns gar keine gebraucht hätte.
Mehrwert durch Mehrkanalton?
Nö, geschätzt eher nicht. Außer bei Bobs Jagd nach einer Fliege, Menschenansammlungen, Gruppendiskussionen und jeder Menge Hall, was sicher aus vielen Lautsprechern alles räumlicher klingen würde, sehe ich keinen Mehrwert einer Mehrkanalversion dieses speziellen Hörspiels. Das müsste ständig mit vielen Effekten aus verschiedenen Richtungen auftrumpfen und nicht nur den Raum vergrößern, um einen Kauf zu rechtfertigen. Vielleicht war das der tatsächliche Grund, warum wir nur Stereo hören dürfen. Denn ein gefühlt verdammt langer Lauf eine gefühlt verdammt lange Treppe hoch klingt auch in Stereo „richtungsweisend“ genug.
Allerdings merke ich gern noch einmal an, dass ich das Hörspiel nicht im Planetarium gehört habe und nur eine Schätzung abgebe.
Die Sprecher und ihre Rollen:
Justus Jonas – Oliver Rohrbeck
Peter Shaw – Jens Wawrczeck
Bob Andrews – Andreas Fröhlich
Nayra Paredes – Sonja Stein
Andrés Paredes – Tim Kreuer
Mr. Gabriel Paredes – Urs Affolter
Tante Mathilda – Karin Lieneweg
Onkel Titus – Hans Meinhardt
Quentin Montgrove – Eberhard Haar
Emma Miller – Kerstin Draeger
Der Einzige Inka – Eckart Dux
Kassiererin / Ansagerin im Museum – Merete Brettschneider
Mann im Museum – André Gatzke
Eisdielen-Besitzer – Robert Missler
Alte Frau – Katja Brügger
Mann – Andre Gatzke
Frauen – Heikedine Körting / Susan Jarling / Hella von der Osten / Saskia Weckler
Mädchen – Theresa Unterberg
Kind 1 – Malon Stahlhut
Kind 2 – Julia Fölster
Trackliste:
1. Ein Mumienschrein in Rocky Beach
2. Doch ein Auftrag
3. Ein halber Inka
4. Frauengeschichten
5. Kein Entkommen
6. Einbruch ins Dunkel
7. Eine Mumie im Luxusbad
8. Willkommen daheim
9. Der Einzige Inka
10. Stadt, Land, Fluss
11. Sommersonnenwendabenteuer
12. Tränen des Mondes
Technik-Credits:
Based on characters created by Robert Arthur • Erzählt von Christoph Dittert
Die Buchausgabe ist im Kosmos Verlag, Stuttgart erschienen. (c) 2013 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart • „Die drei ???“ ist eine eingetragene Marke der
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Produktion: Sony Music Entertainment Germany GmbH und HO3RRAUM Media GbR (Matthias Krauße & the content dome GmbH)
(c) 2014 HHO3RRAUM Media GbR / Sony Music Entertainment Germany GmbH
Hörspielbuch: Yona Franke • Sprachregie: Heikedine Körting • Musikalische Leitung: André Minninger • Ton-Schnitt: Jan Dyeckhoff • Tongestaltung & Mischung: Pierre Brand (PrimetimeStudio) • Geräuschemacher: Martin Langenbach • Geräuscheaufnahmen: Matthias Münster Produktion: Sony Music Entertainment Germany GmbH und Matthias Krauße &Markus Schäfer, HO3RRAUM Media GbR • Titelmusik: Simon Bertling & Christian Hagitte (STIL) • Musik: Christian Hagitte & Simon Bertling (STIL), Jens-Peter Morgenstern, Betty George, Jan-Friedrich Conrad
Cover-Illustration: Silvia Christoph • Design: KB&B – The Kids Group GmbH & Co. KG
(P) 2017 Sony Music Entertainment Germany GmbH
Die Ausstattung:
Die schwarzen CDs mit Totenkopfmalerei drauf stecken in einem Jewel-Case. Das Bookletchen enthält ein paar ausgewählte Cover bereits erschienener Fälle, etwas Werbung und die Trackliste. Dazu kommt noch eine Aufstellung der Sprecher und ihrer Rollen und eine kleine Bildvorschau für die kommende Folge. Auf der Rückseite des Case finden wir eine kurze Inhaltsangabe und etwas Info über diese kleine Planetariums-Sonderreihe.
Mein Fazit:
Ein ???-Hörspiel ohne Erzähler ist ungewöhnlich, funktioniert aber auch. Allerdings muss der Hörer hier etwas aufmerksamer zuhören, weil niemand die Szene beschreibt, die wir gerade hören. Das klappt manchmal ganz gut, manchmal nicht so gut.
Davon ab ist DAS GRAB DER INKA-MUMIE zum größten Teil ein „vertontes Sachbuch mit Storyelementen“. Extrem informationslastig und sicher auch interessant, aber eher unspannend und langweilig, wenn man einen abwechslungs- und wendungsreichen Jugend-Krimi erwartet. Dazu ist das Ganze noch ziemlich aufgebläht in allen Bereichen. Jedes Gerenne, jedes Staunen, jede Hektik und jede Zwischenmusik ist extra lang und bremst ständig den Hörspaß.
Der kommt gegen Ende dann mal etwas auf, wenn ein bisschen Drama entsteht. Auch die Auflösung des Falles und der „Showdown“ sind nicht wirklich überraschend, sodass dem Stammhörer fast gar nicht auffällt, dass es gar keinen Abschlusslacher gibt. Ist bei Sachbüchern ja auch nicht anders …
Für mich hat nur die gewohnt tolle Sprecherleistung den Hörspaß gerettet, denn zum Wiederhören eignet sich die Story für mich nicht.
2 Audio-CDs
CD1: 38:42 Min.
CD2: 50:59 Min.
Vom Verlag empfohlen ab 9 Jahren
EAN:889854079727
Besprochene Auflage: 1 (März 2017)
www.natuerlichvoneuropa.de
Der Autor vergibt:
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