Die drei ??? – Die blutenden Bilder (Folge 161)

Zur Story

Ein Mord in Rocky Beach?! Tante Mathilda ist ganz aus dem Häuschen, wiewohl der sonderbare Gewaltakt nur im metaphorischen Sinne eine ihrer Bekannten persönlich traf: Deren Portrait würde aufgeschlitzt und mit roter Farbe verunstaltet – und somit quasi „ermordet“. Der so genannte „Bildermörder“ stiehlt nämlich seit geraumer Zeit Portraits aus der Umgebung und wenn die jeweiligen Besitzer kein Lösegeld herausrücken, macht er auf diese schräge Art kurzen Prozess mit ihnen. Sinnigerweise hat die Presse dem Täter auch gleich seinen knackigen Namen verpasst. Ironie an der Geschichte ist, dass auch der nächste sich anbahnende Fall auch etwas mit Bildern zu tun hat. Doch davon ahnen die Jungs an diesem Morgen noch nichts, als ein ziemlich aufgeregter Herr auf dem Schrottplatz eintrifft.

13 Gemälde hat Brock – die neue, nicht besonders helle Aushilfskraft der Firma Jonas – tags zuvor von zwei windigen Typen angekauft und auch gleich welche davon vertickert. Sehr zum Leidwesen von Mr. Greenwalt, dem Kustus der „Rocky Beach Art Gallery“. Dem sind diese, scheinbar recht wertlosen und angeblich von Kunststudenten stammenden, Bilder nämlich kurz zuvor gestohlen worden, allerdings hat einer der gefassten Diebe ausgepackt und verraten wo er die Bilder zu Geld gemacht hat. Deshalb steht er nun ja auch auf der Matte und stellt zumindest schon einmal die noch vorhandenen acht sicher. Justus bietet die Hilfe der drei ??? bei der Wiederbeschaffung der übrigen fünf an. Irgenwie haben die Junior-Detektive den Eindruck, dass wesentlich mehr hinter dem Ganzen steckt. Und das nicht nur im übertragenen Sinne.


Eindrücke

Bilder und deren Diebstahl sind nun nicht grade neu als Thema für eine drei-???-Geschichte, taugen aber immer wieder als solider Grundstock. Gewürzt mit modernem Pep und einer ordentlichen Portion Humor kann man damit immer noch punkten. Band 161 aus der Feder von Kari Erlhoff wurde 2011 im Kielwasser einer damals tatsächlich stattgefundenen Ausstellung mit Werken des berühmten Norwegers Edward Munch („Der Schrei“) veröffentlicht. Passend dazu spielt der Künstler und sein Wirken in diesem Fall ebenfalls eine ganz zentrale Rolle – allerdings hat das Hörspiel zur Vorlage die übliche „Verspätung“ von rund anderthalb Jahren zu verzeichnen, weswegen dieser Real-Life-Bezug für die Audiofassung logischerweise nun nicht mehr besteht. Wie üblich gilt es auch schon allein beim Umfang der Story Abstriche zu machen, denn Skript-Jongleur André Minninger muss stets Kompromisse zwischen Buchvorlage und Hörspielumsetzung schließen. Der Platz auf dem Datenträger ist heutzutage fraglos üppiger als damals zu seligen Vinyl-LP-Zeiten, doch immer noch begrenzt.

Änderungen gegenüber der Vorlage betreffen aber nicht nur die reine Länge, sondern natürlich auch den Stil als solches, denn zum einen beinhaltet jede Kürzung stets die Gefahr unter Umständen wichtige Informationen weg zu schnippeln, die das Publikum zum Gelingen und der generell logische Ablauf der Geschichte benötigt. Doch nicht nur das. Zwar funktioniert das Kopfkino bei beiden Spielarten recht ähnlich, doch die Erzählweise sowie die Dramaturgie ist hüben wie drüben doch ein wenig anders. Hier trifft der Rotstift im konkreten Beispiel hauptsächlich einige ausschmückende „Action“-Sequenzen – sprich: nicht kriegsentscheidende Scharmützel – und den Gastauftritt des „Potters“ (eine der Figuren aus dem weit zurückliegenden Fall „flammende Spur“). Trotzdem bleibt das flotte Plot-Konstrukt als solches intakt und funktioniert prinzipiell tadellos. Natürlich trägt auch die gewohnt professionelle Studioproduktion zum Gelingen bei, Sprecher und Soundkulisse sind stimmig. Besonders witzig ist vor allem der neue Schrottplatzgehilfe, der den Fragezeichen mit seinem Plappermaul wahrlich einiges einBROCKt.


Die Produktion

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, Betty George, Conrad, Stahlberg

Sprecher und Figuren:

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Holger Mahlich (Inspector Cotta), André Minninger (Godween – uncredited), Harald Dietl (Greenwalt), Guido A. Schick (Brock), Bruno F. Apitz (Deforge), Monika Werner (Mrs. Kretchmer), Karin Eckhold (Mrs. Espenson), Ela Nitzsche (Mrs. Wondratschek), Celine Fontanges (Mrs. Field), Lutz Harder (Mr. Harris)

Fazit

Schon das Buch wusste zu überzeugen, obwohl rätselhafte Bilder per se nun keinen Originalitätspreis in Sachen Thematik verdienten. Es kommt eben immer auch darauf an, wie das Gesamtpaket geschnürt wurde – und das ist durchaus gelungen, auch wenn der Start – sogar trotz Kürzungen beim Hörspiel – zunächst ein wenig zäh scheint, nimmt die Geschichte hinten raus ordentlich Fahrt auf. Spannung und Witz kommen dabei ebenfalls nicht zu kurz. Zudem finden sich einige nützliche Informationen zu Edward Munch schön pädagogisch in die Kriminalgeschichte verpackt. Handwerklich lässt man bei EUROPAs Flaggschiff schon lange nichts mehr (oder nur höchst selten mal) richtig anbrennen, dementsprechend glatt präsentiert sich das Hörspiel auch produktionsseitig. Demnach bleibt für den farbverschmierten Rezensentendaumen eigentlich nur noch das Einnehmen der oberen Endlage.

1 Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 71 Min
Erzählt von Kari Erlhoff nach Figuren von Robert Arthur
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2013
EAN: 887254003120


www.natuerlichvoneuropa.de

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