Die drei ??? – Die Spur des Spielers (Folge 169)

Zugzwang

Große Auktion auf dem Gelände des „Gebrauchtwarencenter T. Jonas“. Das während dieser pfiffigen Marketing-Idee von Onkel Titus allerdings ein spannendes Bieterrennen um ein scheinbar wertloses Schachspiel entbrennen soll, konnte keiner der Anwesenden auch nur ahnen. Für sagenhafte 7000 Dollar geht das Brett samt Figuren über den Tresen. Die Freude über den Kauf soll für den Ersteigernden aber nicht lange dauern – kurz nach Verlassen des Geländes wird der ältere Herr, namens Bishop Blake, offenbar Opfer eines Verkehrsunfalls mit Fahrerflucht. Das Schachspiel verschwindet dabei ebenfalls von der Bildfläche, während der Verunfallte noch ein heiseres „Sam Chiccarelli“ heraus quetschen kann, bevor ihn die Ambulanz ins Hospital verfrachtet. Der Verdacht liegt nahe, dass der unterlegene Bieter hier seine Hände respektive Reifen im Spiel hatte. Von Peter am nächsten Tag am Krankenbett befragt leugnet Mr Blake den anderen Mann zu kennen und auch je den Namen Sam Chiccarelli gennant zu haben, doch verrät, dass „sein Leben von diesem Schachspiel abhängt“. Spätestens als Peter kurz darauf einen Anschlag auf Mr Blake verhindern kann und einem falschen Arzt erfolglos hinterher jagt, dürfte klar sein, dass diese Worte wohl keine hohle Phrase sind.

Eindrücke

Nach langer Zeit und verfolgen des eigenen Projekts „Das wilde Pack“, meldete sich André Marx 2013 mit diesem Fullsize-Fall mal wieder bei den drei ??? zu Wort. Zuvor hatte er schon mal durch kurze Stippvisiten in den Anthologien erste diesbezügliche Lebenszeichen gesendet. Nun hat also auch EUROPA diese Geschichte anno 2014 in Ton gegossen – in akustischen natürlich. Wie üblich ließ Skript-Jongleur André Minninger das Kürzungsskalpell kreisen und entfernte das eine oder andere Stückchen Handlung aus der Vorlage. Der unbedarfte Hörer bemerkt davon nicht viel, was prinzipiell als Erfolg gelten kann, denn es bedeutet, dass die allfälligen Anpassungen beim Hörspiel ohne wirklich schmerzhafte Einschnitte über die Bühne gingen. Ein paar kleine Narben blieben dennoch zurück, welche dem aufmerksamen Publikum eventuell doch Falten auf die Stirn zaubern könnten. Etwa Bobs geradezu dilettantisch-leutseliger Auftritt beim Aufsuchen der Wohnung einer potentiell verdächtigen Person – in dieser undurchsichtigen Gemengelage hält man besser die Klappe. Das Warum erklärt das Buch doch ein gutes Stück besser. Hier wirkt diese, für den ansonsten so besonnen Bob, vollkommen untypische Handlungsweise befremdlich.

Überhaupt liegt die Kritik an dieser Folge weniger auf dem handwerklichen Geschick bei der Produktion, sondern vielmehr auf dem Grundsetup, welches die drei ??? schon wieder mal die Klingen mit dem Geheimdienst (vgl. u. a.“Toteninsel“ und „Skateboardfieber“) kreuzen lässt. Damit das halbwegs glaubwürdig funktioniert muss man schon (wieder) arg konstruieren und biegen – oder wie es Sam Chiccarelli so absolut treffend auf den Punkt bringt: Es gibt eigentlich überhaupt keinen Grund warum ein (Ex-)Agent geheimdienstliche Erfahrungen mit „drei Grünschnäbeln“ teilen sollte. Bingo. Lustigerweise passiert das am Ende dann ja doch. Äh Naja, realistisch ist das sicher nicht. Die Sprecherleistungen sind hingegen in Ordnung und gehen in aller Regel als glaubhaft durch. Am Rande bemerkt ist es lediglich immer wieder schon erschreckend, wie stark etwa die Stimmen von Karin Lieneweg und Hans Meinhardt gealtert sind. Besonders gut zu gefallen weiß Monika Werner als überdreht-nervige Mrs. Kretschmer (siehe/höre auch: „Der unsichtbare Gegner“). Die Geräusche und Zwischenmusiken sind zum Großteil vergleichsweise unauffällige alte Bekannte aus dem EUROPA-Archiv – nicht gerade spektakulär aber brauchbar.

Die Produktion

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

Sprecher und Figuren

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Holger Mahlich (Inspector Cotta), Karin Lieneweg (Tante Mathilda), Hans Meinhardt (Onkel Titus), Nico König (Bradley), Wolf Frass (Bishop Blake), Heikedine Körting (Junge Frau), Tim Helssen (Derek), Monika Werner (Mrs. Kretschmer), Undine Ullmer (Chastity), Kassandra Ullmer (Charity), Astrid Kollex (Sam Chiccarelli), Stephan Schad (Griffin Silverman)

Fazit

Die Bewertung für André Marx vertonten Besuch in der Serie fällt ein wenig zwiespältig aus. Zum einen kann er immer noch spannende Fälle mit alten Tugenden und erwiesenermaßen erprobten Elementen konstruieren, und genau der letzte Punkt ist dann hier auch leider die Crux. Die CIA-Thematik ist zu weit hergeholt und wurde bereits von anderen Autoren bemüht. Die ziemlich verwinkelte Spur des Spielers kauft ihm keiner wirklich zu 100% ab. Das Hörspiel ist zudem gegenüber der Buchvorlage in einigen Details noch weiter im Nachteil, schafft aber immerhin noch einen schlüssigen Bogen ohne eklatante Macken zu spannen. Kurzweilig und unterhaltsam ist das Ganze unterm Strich, daher kann sich der wenig geheime Rezensentendaumen auch ganz ohne Daumenschrauben auch einen Tacken höher als in der Waagerechten halten.

1 Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 73 Min
Erzählt von André Marx nach Figuren von Robert Arthur
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2014
EAN: 887254003922

www.natuerlichvoneuropa.de

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