Die drei ??? Kids – In Seenot (Doppelband)

Detektive AHOI!

Das Spin-Off zur wohl berühmtesten und dienstältesten Jugendkrimi-Serie „Die drei ???“ hat sich inzwischen fest am Markt etabliert. Ulf Blank und Boris Pfeiffer haben vor einigen Jahren die „Kids“-Reihe der drei Juniordetektive aus der Taufe gehoben. Zeitlich ist diese Serie deutlich vor dem Fall „Gespensterschloss“ angesiedelt, welcher bekanntlich damals den Auftakt zur beispiellosen Erfolgsstory der Jungs aus Rocky Beach bildete. Justus, Peter und Bob sind hier also noch – vollkommen zielgruppengerecht – etwa 10 Jahre alt. Die Geschichten der „Kids“ sind überschaubarer und wesentlich weniger komplex – zudem auch noch illustriert. Der vorliegende Doppelband „In Seenot“, des KOSMOS-Verlags aus dem Jahre 2011, besteht aus den Einzelgeschichten „Piraten an Bord“ und „Delfine in Not“, welche beide 2009 erschienen.


Zur Story – Piraten an Bord

Schlaumeier Justus hat eine dreitägige Kreuzfahrt gewonnen, weil er bei einem Quiz eine recht schwierige Frage aus der Seefahrt beantworten konnte. Natürlich begleiten ihn nicht nur seine Tante Mathilda und sein Onkel Titus, bei denen er bekanntlich aufwächst, seine beiden besten Freunde, Peter und Bob, sind auch mit von der Partie. Die ‚Princess of Eternity‘ ist ein Riesenpott mit allen Annehmlichkeiten und damit per se selbstverständlich ein hochinteressantes Pflaster für die Nachwuchsdetektive. Die bekommen recht schnell gar einen neuen Fall zu klären: Rätselhafte, rutschige Pfützen mit Seifenlauge beim Boarding und ein buchstäblich übelkeitserregendes Captain’s Dinner scheinen keine Zufälle zu sein. Gebeutelt von vermeintlicher Seekrankheit ermitteln die drei ??? trotzdem eifrig. Treibt die Kapitänin ein falsches Spiel?


Zur Story – Delfine in Not

Der Angelausflug der drei Detektive, in einer Bucht vor Rocky Beach, endet nicht zuletzt dank leerem Tank des Außenbordmotors recht zeitig. Glücklicherweise treffen sie einen recht hilfsbereiten Delfin, der quasi Hilfe herbeiholt: Die ‚Calypso‘. Das Schiff gehört dem Forscher David Hookers, der auf einer kleinen Insel ganz in der Nähe eine meeresbiologische Station betreibt. Damit ist auch das Rätsel des schlauen Tümmlers Luca geklärt. Der gehört zu einer ganzen Gruppe der gut trainierten Tiere, die Hookers aus den Diensten des Militärs übernommen hat, um sie dort wieder in die Freiheit zu entlassen. Der Einladung der Familie Hookers, sie doch einmal zu besuchen, folgen die drei ??? gern. Doch in der Nacht werden die Delfine seltsam unruhig – es tummeln sich seltsame Gestalten in einer entlegenen Bucht der Insel.

Eindrücke

Obwohl so manch altgedienter Fan die Nase über dieses Spin-Off rümpft, muss auch diese Gruppe sicherlich zugeben, dass die „Kids“ durchaus ihren Reiz haben – selbst wenn sich manche Dinge, auch und gerade, in Sachen Kontinuität zwischen den beiden Serien beißen. Dafür sind die beiden Fälle durchaus spannender Stoff für fortgeschrittene Leseanfänger, für welche die „klassische“ Drei-???-Reihe eventuell noch nicht so ganz geeignet scheint. Wobei dies natürlich immer alles relativ zu betrachten ist, als der Rezensent mit seiner (Buch-)Suchtkarriere startete, die bis heute andauert, war er exakt in der von den „Kids“ angepeilten Altersgruppe – 10 Jahre um genau zu sein. OK, zugegeben, schon ein Jahr zuvor angefixt mit den damals (1979) brandneu erschienenen Hörspielen von EUROPA. Allerdings muss man dazu anmerken, dass dies nicht nur eine ganz andere Zeit war, auch was die technische Ausstattung der drei Detektive angeht, und dass der Stil der Erzählung aus den Sechzigerjahren per se etwa weniger komplex – böse Zungen mögen das heute „altbacken“ lästern – ausfiel.

Die heutige Generation junger Leser wächst schlichtweg mit vollkommen anderen Voraussetzungen auf. Das spiegelt sich selbstverständlich auch in der Machart sowie den zur Verfügung stehenden Gimmicks der „Kids“ wider. Mobiltelefon und Internet gehören heute einfach dazu, sonst kann man mit den Geschichten bei der Klientel nicht landen und sich erst recht nicht erfolgreich am Markt behaupten. Eine Sache ist hier aber eigentlich unverändert anzutreffen. Es gibt auch bei den „Kids“ nämlich immer noch einen, mehr oder weniger versteckten aber stets sanft präsentierten, pädagogischen Kern, sprich: etwas zu lernen. In der ersten Story ist dies zum Beispiel, wie es auf einem Passagierschiff so zugeht – vom Boarding übers Captain’s Dinner bis hin zur computergestützten Navigation eines solchen Ozeanriesen. Diese Geschichte ist eher ein vergleichsweise ruhiges Kabinettstückchen auf See, während der zweite Beitrag doch abenteuerlichere Elemente aufzuweisen hat. Zumal die Gegenspieler kriminellerer Natur sind. Doch lockern Jan Saßes Illustrationen den Text immer wieder auf, sodass auch jüngere Leser mit der spannenden Geschichte nicht überfordert werden.

Gesamtfazit

Hauptargument des Doppelbandes ist sicherlich der attraktive Preis. Zudem bietet sich das Buch aus nachvollziehbaren Gründen auch als Lektüre für die Ferienzeit an. Einmal weil die Thematik schon ein gewisses Urlaubsflair versprüht, zum anderen da es gegenüber den Einzelbänden etwas kompakter ausfällt, was den Platz im Reisegepäck schont. Gleichwohl ist es dank seines Hardcovers stabil genug, um einiges an Unbill wegzustecken. Die Geschichten sind nett, kindgerecht und – speziell was den Delfin-Fall angeht – spannend erzählt. Dass die Setups nicht immer 100% realistisch ausfallen und sich Figuren und Stil zuweilen von der „klassischen“ Serie entfernen, mag man den „Kids“ nachsehen – oder die Finger gleich davon lassen. Der salzwassergegerbte Rezensentendaumen zeigt aufwärts aus dem Reich Neptuns empor.

194 Seiten, Hardcover / Doppelband
Von Ulf Blank und Boris Pfeiffer nach Motiven von Robert Arthur
Illustrationen von Jan Saße
Franckh-Kosmos, 2011
ISBN 9783440125847

www.kosmos.de

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