Die drei ??? Kids – Strandpiraten (Comic)

Schiffe versenken

Onkel Titus hat mal wieder mächtig zugeschlagen und auf einer Auktion auf dem Marktplatz von Rocky Beach eine Menge Plunder – äh pardon: Wertstoffe – erstanden. Darunter auch eine Kiste mit den Habseligkeiten eines offensichtlichen Seemannes. Das darin enthaltene Buddelschiff zerdeppert Justus aus Versehen und die drei Detektive machen große Augen: Eine Schatzkarte kommt zum Vorschein! Den Ort der Kreuzmarkierung haben die drei auch schon schnell identifiziert – allerdings findet sich in der Strandbucht ganz in der Nähe keine Kiste mit Gold und Juwelen, sondern tatsächlich ein Kreuz: Eins aus Felsen. Eine rostige, alte Kette im Sand führt kurioserweise von dort aus in Richtung der vorgelagerten Insel mit dem verlassenen Leuchtturm. Zurück auf dem Schrottplatz stellen die Jungs fest, dass die Seemannskiste inzwischen durchwühlt wurde und das Buddelschiff fehlt. Weitere Recherchen ergeben, dass auch andere Käufer der Auktion Opfer von Überfällen wurden. Das ist sicherlich kein Zufall. Doch welcher Zusammenhang besteht zur Karte?

Eindrücke

Ein Comic mit den drei Fragezeichen? Das gabs bislang offiziell noch nicht und hat daher schon mal definitiv den Originalitätsfaktor gleich vorweg auf der Haben-Seite. Nun machen die „Kids“ eben den Anfang und das passt auch recht gut, denn die Zielgruppe der 10+ Kinder steht garantiert auf derartige Bildergeschichten – Das soll keine Schmähung sein, denn Comics sind eine absolut ehrwürdige und legitime Kunstform in der Literatur. Dabei orientiert sich Zeichner Kim Schmidt an den Vorlagen, die Jan Saße schon in den Anfangstagen der Serie an Artwork – sowohl was Covers, als auch Innen-Illustrationen angeht- präsentierte. Die Figuren und Backgrounds sind nett gezeichnet, wobei „nett“ hauptsächlich meint, dass sie im Stile von Cartoons daherkommen. Gesichtsausdrücke und Gestik fallen dabei deutlich aus, selbstverständlich wird auch auf typische Comic-Elemente, wie verbalisierte Geräusche zurückgegriffen.

Ein paar gestalterische Kleinigkeiten mögen allenfalls den Kenner stören: Titus hat eigentlich einen eindrucksvollen Schnurrbart und ist wesentlich kleiner als die füllige Mathilda, zudem heißt die Firmierung des Schrottplatzes korrekt „Gebrauchtwarencenter T. Jonas“, und nicht „T. Jonas Wertstoffe“. Dass Justus ursprünglich schwarze Haare hat (und auch demnach auch bestimmt keine Sommersprossen), hat sich im Laufe der „Kids“-Biografie zwar so eingebürgert, ist aber mit Blick auf die Originalserie sachlich falsch. Darüber kann man aber durchaus hinwegsehen. Und dass es zum Frühstück gleich Kirschkuchen im Hause Jonas – und das wohl regelmäßig – geben soll … Naja. Nicht nur Ernährungsphysiologen werden sich ob dieses überaus schlechten Beispiels für die junge Leserschaft vielleicht das eine oder andere pädagogisch ergraute Haar ausraufen.

Ansonsten ist das von Ulf Blanck ersonnene, spannende Strandpiraten-Garn eine schöne Geschichte, die durchaus auch in Romanform funktionieren könnte. Es finden sich hierbei insbesondere Elemente aus den Fällen Geisterschiff und des Klassikers Phantomsee, die lassen schön grüßen. Auch Indiana Jones würde anerkennend den Hut ziehen – warum, das sollte aus Gründen des Spannungserhalts hier besser unerwähnt bleiben. Aber auch hier sind kleine Ecken zu bemängeln, die allerdings nicht mehr ganz so in die Kategorie „Erbsenzählerei“, sondern vielmehr in die Sparte „handfestes Logikloch“ fallen. Mal abgesehen davon, dass die ganze Problematik mit dem Rätsel um die praktische Durchführung der Strandpiraterie an sich natürlich etwas arg weit hergeholt ist, zeigt sich das Hauptproblem als ein chronologisches. Der Zeitrahmen ist nämlich nicht ganz schlüssig erläutert. Nun ist es schwierig eine detaillierte Begründung zu liefern, ohne dabei zu viel zu verraten. Daher unterbleibt dies hier auch.

Fazit

Die Story ist flott und spannend, die Bilder sind handwerklich ordentlich gezeichnet und die Stimmung geht atmosphärisch schon fast in Richtung Enid Blytons „Fünf Freunde“. Da sind u. a. olle Leuchttürme auch gerne Stilelement. In Sachen Realismus ist aber Luft nach oben und vielleicht noch ein bisschen Feinschliff beim Storytelling (Comics funktionieren eben doch teils erheblich anders als Romane) nötig. Unter Umständen gleich noch ein wenig Tuning in Richtung Originalserie, dann klappt’s bestimmt auch mit den Alt-Fans. Die eigentlich angepeilte Zielgruppe dürfte indes jetzt schon fast vollkommen zufrieden sein, außer beim Preis vermutlich. Knapp 10 Euro für das 100-Seiten-Hardcover ist alles andere als taschengeldkompatibel. Im Großen und Ganzen kann man dem Comic-Projekt durchaus gebührenden Respekt zollen und hoffen, dass dies keine Eintagsfliege bleibt, sondern eine vom Verlag auf Dauer eingerichtete Instanz wird.

100 Seiten Hardcover / Format DIN A5
Erzählt von Ulf Blank nach Figuren von Robert Arthur
Zeichnungen: Kim Schmidt
Redaktion: Ulrike Leistenschneider
© 2014 – Franckh-Kosmos, Stuttgart
ISBN 9783440126332

www.kosmos.de

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