Die Elfen: Elfenwinter (Folge 5)

Action-Finale: David Gemmell trifft König Barbarossa

Alfadas Mandredson ist als siegreicher »Trollschlächter« aus Albenmark zurückgekehrt – und findet im Augenblick des Triumphes sein Heimatdorf in Schutt und Asche gelegt. Die Trolle haben sich auf ihrer Jagd nach der Elfenkönigin Emerelle blutig an den Menschen gerächt! Alfadas’ Frau Asla befindet sich zusammen mit den Kindern Ulric und Kadlin auf der Flucht über das blanke Eis des Fjordlands – aber die Trolle sind ihnen bereits auf der Spur … Wird Alfadas noch rechtzeitig eintreffen, um seine Familie zu retten?… (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörspiel ab 12 Jahren. Ich empfehle es ab 14 Jahren.

Der Autor

Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Asiatische Altertumskunde. Mit dem Auftakt zu seiner atemberaubenden Elfensaga, „Die Elfen“, stürmte der Autor zahlreicher phantastischer und historischer Romane in kürzester Zeit die Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Bernhard Hennen lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Krefeld.

Die Reihenfolge der Hörspielumsetzung:

Der “Elfen”-Zyklus von Bernhard Hennen umfasst fünf Bände. “Die Elfen” als Hörspielausgabe beginnt aber nicht beim ersten, sondern beim zweiten Band, ist also die Umsetzung von “Elfenwinter”. Dessen Hörspielumsetzung besteht aus fünf Teilen. Ab Teil sechs beginnt die Hörspielumsetzung des nächsten Bandes, “Elfenlicht”, die insgesamt sechs Teile umfassen soll. Der darauf folgende Band, “Elfenkönigin”, ist laut Verlag bereits in Planung.

Der Buchzyklus „Die Elfen“:

Band 1: “Die Elfen”
Band 2: “Elfenwinter”
Band 3: “Elfenlicht”
Band 4: “Elfenkönigin”
Band 5: “Elfenlied”

Elfenwinter als Hörspielumsetzung:

Folge 1: “Der Untergang von Vahan Calyd”
Folge 2: “Firnstayns Kinder”
Folge 3: “Königstein”
Folge 4: “Der Fluch des Schicksalswebers”
Folge 5: “Elfenwinter”

„Elfenlicht“ als Hörspielumsetzung:

Folge 6: “Die goldenen Pfade”
Folge 7: “Die Bibliothek von Iskendria”
Folgen 8: Die Schlacht am Mordstein

Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Sprecher und ihre Rollen:

Elfen

Meister Alvias (Erzähler): Helmut Zierl
Ollowain: Bernd Rumpf
Emerelle: Daniela Hoffmann
Silvyna: Cathlen Gawlich

Trolle

Orgrim: Tilo Schmitz
Dumgar: Jan-David Rönfeldt
Boltan: Frank Felicetti
Birga: Simona Pahl
Brud: Frank Gustavus

Menschen

Asla: Dagmar Dreke
Ulric: Philipp Draeger
Halgard: Carla Sachse
Alfadas: Sascha Rotermund
Lambi: Dirk Hardegen
Kalf: Martin May
Kodran: Erik Schäffler
Sigvald: Helmut Winkelmann
Olav: Jürgen Holdorf
Kadlin: Lilli Martha König
Gundar: Christian Schult

Weitere Bewohner von Albenmark:

Mia Diekow, Celine Fontanges sowie der ehrenamtliche 15-köpfige Trollchor unter Regie von Sebastian Breidbach

Technik-Credits:

Ein Fantasy-Hörspiel von Dennis Ehrhardt nach Elfen-Romanen von Bernhard Hennen.
Skript, Regie und Produktion: Dennis Ehrhardt.
Aufnahmen: Alexander Rieß, CSC Studio, Hamburg
Dennis Ehrhardt im Studio Konterfei, Berlin
Peter Dennhöfer, Studio Süd, Köln
Schnitt & Sounddesign & Mischung: ear2brain productions
Musik: Andreas Meyer
Illustrationen: Helge C. Balzer (Titel), Sandobal

Handlung

Nachdem Alfadas entdeckt hat, dass seine Familie vor den Trollen in die Berge geflohen ist, glaubt er sie ermordet und leistet bei Lut einen schrecklichen Schwur der Rache. Doch wir wissen, dass Asla und ihre zwei Kinder keineswegs tot sind und dass sie zudem mit einem dritten Kind schwanger geht. Sie ist mit einem Krieger namens Kalf in ein Bergdorf namens Sunnenberg geflüchtet und hat sich dort mit Bogenschützen hinter Palisaden verschanzt. Doch die Trolle greifen immer wieder an. Kalf entschließt sich, fünf berittene Boten in verschiedene Himmelsrichtungen auszusenden, um Hilfe herbeizuholen.

Asla hat bei ihrer Flucht übers Eis des Fjords ihren Sohn Ulric verloren und dessen Freundin Halgard verloren. Auch diese sind nicht gestorben, sondern haben sich, der Stimme eines verstorbenen Lut-Priesters vertrauend, in eine verborgene Höhle geflüchtet, die nur durch Tauchen erreichbar ist. Hier entdeckt Ulric zu seinem nicht geringen Grausen eine mumifizierte Leiche. Es ist ein legendärer Ritter: König Osaberg. Denn sein Symbol, die Spinne Luts, prangt an der Wand über ihm.

Da rauscht das Wasser des Höhlensees, und die geschwächte Halgard schreit auf. Aus dem Wasser steigt ein riesiger Troll, der nur eines im Sinn haben kann. Da packt Ulric das Schweert des Sagenkönigs, um sein und Halgards Leben so teuer wie möglich zu verkaufen…

Einer der fünf berittenen Boten hat Alfadas erreicht. Der Recke bricht sofort mit Ollowain und den anderen nach Sunnenberg auf. Dort ist die Elfenkönigin Emerelle endlich aus ihrem todesähnlichen Schlaf erwacht, zu Aslas großer Erleichterung. Doch als Emerelle die Nachricht über den Kampf mit den Trollen erhält, fasst sie einen bestürzenden Entschluss: Da die Trolle nur sie haben wollen, um sich für das Unrecht an einem bestimmten Ort zu rächen, ist sie bereit, sich im Austausch für die Sicherheit der Verteidiger von Sunnenberg auszuliefern.

Aber werden sich die grausamen und verschlagenen Trolle auf eine Abmachung einlassen, die Ehre und das Einhalten von Versprechen verlangt?

Mein Eindruck

Diese Episode bringt die Geschichte gehörig voran, und zwar so sehr, dass sie den – vorläufigen – Abschluss des fünfteiligen Audio-Zyklus „Elfenwinter“ darstellt. In Sunnenberg stellen sich lächerliche 200 Menschen der doppelten Anzahl von Trollen gegenüber. Das hat mich sofort an die aussichtslosen Kämpfe bei David Gemmell erinnert.

Aber die Menschen haben zwei Vorteile, die ihre Unterzahl wettmacht: Die Trolle müssen durch einen schmalen Engpass angreifen, um die gestaffelten Palisaden vor Sunnenberg zu erreichen – und die Trolle sind einfach zu unterbelichtet, um auf eine schlauere Taktik zu verfallen. Schuld daran ist vor allem den Oberdämlack namens „Herzog Dumgar“, der seinem Namen alle Ehre macht.

Aber immerhin: Mit seinen letzten Worten, einer hinterlistigen Lüge, bringt er den Recken Alfadas, seinen Bezwinger, um das letzte Quentchen Hoffnung, dass dieser auf ein Widersehen mit seiner Frau noch hatte. Es ist, als hätte Tolkiens Drache Glaurung zu Túrin Turambar gesprochen. So kommt es, dass Alfadas nicht ahnt, dass Asla wohlbehalten auf der anderen Seite der Berge lebt – und zwar nicht allein …

Dass Aslas Sohn Ulrich das Schwert eines sagenhaften Königs findet, erinnerte mich an König Barbarossa, der der Sage nach bis zum heutigen Tag im Kyffhäuser über Deutschland wachen soll. Ulric übernimmt die Beschützerrolle des Königs aus der Legende und verteidigt mit dem geliehenen Königsschwert seine Freundin Halgard gegen den bösen Troll. Ulrics Aufgabe ist es also, eine alte Aufgabe des Königs fortzuführen: die Verteidigung des landes und seiner Bewohner. Dies ist schließlich die Rolle, die Aragorn im „Herrn der Ringe“ einnimmt.

Der Dumme bei all diesen Entwicklungen ist allerdings Alfadas. Er glaubt nun, er habe sowohl seine Frau als auch seinen Sohn Ulric verloren. Aber das muss ja nicht so bleiben, wie die nächsten Epsioden hoffentlich zeigen werden.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Sprecher

Edle Damen, tapfere Recken, fiese Verräter und brutale Trolle – sie alle treffen aufeinander und sorgen für reizvolle Kontraste. Der Krieg, der an Sunnenbergs Palisaden tobt, sorgt für blutige Kämpfe und verzweifelte Verteidiger. Hier geht die Action ab, die Fantasyfreunde sich wünschen. Aber auch die Romantik kommt nicht zu kurz: Asla verführt Kalf – aber die beiden Turteltäubchen werden wieder mal in einem „kritischen“ Moment gestört.

Ich fand die Auswahl der Sprecher durchaus rollentypisch, so dass in diesem Bereich nichts Auffälliges zu verzeichnen ist. Bei den Stimmen der Trolle wurde jedoch vernehmlich am Klangregler gedreht. Tilo Schmitz, der Sprecher des Orgrim (und die Stimmbandvertretung von Schauspielern wie Ving Rhames), klingt in natura wesentlich höher als hier. Seine Frequenzlage wurde wohl digital nach unten verschoben. Das dürfte durchweg für alle Trolle gelten.

Immer wieder wird mit Hall gearbeitet, um die Stimmen zu verfremden, als befänden sie sich in einem großen Gewölbe, wie etwa einer Höhle. Das ist deutlich in den Szenen zu hören, in denen Ulric und Halgard auftreten.

Geräusche

Die Geräuschkulisse ist in der Haupthandlung auf vier Schauplätze verteilt und dementsprechend vielfältig. In Sunnenberg herrschen Kampfgeräusche wie Schwerterklirren und Pfeilezischen vor, in der Höhle Ulrics geht es eher ruhig zu: Nur das Tropfen des Sickerwassers wird vom rauschen eines auftauchenden Troll unterbrochen.

In Sunnenberg kontrastiert das Klirren von Aslas Kettenhemd sehr schön mit dem Geräusch ihrer Küsse und Seufzer, wenn sie Kalf umarmt. Dies wird wiederum konterkariert von den tiefen, bedrohlich klingenden Trommeln, die im Hintergrund des Trolllagers erdröhnen. Denn zwischen Dumgar und Orgrim geht es wesentlich weniger romantisch zu. Insgesamt verrät diese Geräuschkulisse doch einige Mühe und Liebe zum Detail seitens der Macher.

Musik

Immer wenn die Trolle auftreten, erdröhnen die Trommeln. Und zwar in jeder erdenklichen Tonlage. Seien es tiefe Basstrommeln, hohe Tablas oder sonst was, Hauptsache, es hat ordentlichen Wumms. Um die Sache abzurunden und noch eine Schippe Bedrohlichkeit draufzulegen, wurde ein fetter Bass druntergelegt, der am Rande des Hörbereichs liegt. Dass Kampfgeräusche und Hörnersignale diese Musik ergänzen, liegt nahe.

Ganz anders hingegen die Begleitmusik für die Menschen. Heroische, selten auch majestätische Akkorde und Motive begleiten deren drei Handlungsstränge. Intro und Outro werden von ähnlicher Instrumentierung bestritten: Oboe, Harfe, Trommeln, eine zarte Gitarre – alle vereint in einem dynamischen Rhythmus.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

Das Booklet

Der Autor Bernhard Hennen begründet in seinem Begleitwort, warum seine Liebesgeschichte oft bzw. fast immer so tragisch ausgehen. Das werde er häufig bei Lesungen gefragt. Er tut dies einfach, um seine Geschichte so emotional wie möglich wirken zu lassen. Denn schließlich enden alle großen Liebesgeschichten tragisch, man denke nur an Romeo und Julia oder Tristan und Isolde. Außerdem, und das ist vielleicht noch wichtiger, will er keinesfalls vorhersehbar erscheinen. „Das gehört zu den sieben Todsünden eines Schriftstellers.“

Die weiteren Seiten stellen die Sprecher, die Macher, die ersten vier Folgen und den neuen Roman „Drachenelfen“ (2011) vor. Das Titelbild zeigt Königin Emerelle in vollem Ornat, umgeben vier bedrohlich grinsenden Trollen, die sie überragen. Auf dem Boden scheinen Leichen von erschlagenen Kriegern der Menschen zu liegen. Schön, dass die Cover dieser Reihe immer wieder für Abwechslung und spannende Motivik sorgen.

Bei der Aufstellung der Sprecher und ihrer Rollen wurde nach Rassen getrennt: Elfen, Trolle, Kobolde, Menschen, Kentauren und den restlichen Bewohnern von Albenmark. Zusätzlich gibt es noch die oben erwähnten Technik-Credits nachzulesen und etwas Werbung in eigener Autorensache.

Unterm Strich

Dies ist der Abschluss des ersten Hörspiel-Zyklus über die ELFEN namens „Elfenwinter“. Vier Handlungsstränge sind unter einen Hut zu bringen, dementsprechend uneinheitlich wirkt die Handlung. Aber das ist wiederum der Abwechslung zuträglich, denn nichts ist für ein Fantasy-Hörspiel so tödlich wie Vorhersehbarkeit und dadurch erzeugte Langeweile.

Laufend wechselt der Schauplatz, und ich schätze mal, die durchschnittliche Länge einer Szene liegt zwischen drei und fünf Minuten. Das reicht völlig aus, um die Handlung voranzubringen. Eine Ausnahme bildet jedoch der Epilog. Der wiederum hat die Aufgabe, lose Fäden der Handlungsstränge zu Ende zu führen, offene Fragen zu beantworten und einen Ausblick auf kommende „Attraktionen“ zu eröffnen.

Über Action, Romantik und Drama braucht sich der Hörer also nicht zu beklagen. Nur wer sich einigermaßen gut im Genre der Fantasy auskennt, dürfte bekannte Motive wie den Kampf der Wenigen gegen die Vielen (siehe Leonidas an den Thermopylen) oder König Barbarossa im Kyffhäuser wiedererkennen. Das ist natürlich ganz im Sinne des Autors: Der möchte natürlich als originell erscheinen.

Ungewöhnlich ist das Ende der Ehe zwischen Asla und Alfadas. Es kommt äußerst selten vor, dass eine Ehefrau, die ihrem Gatten schon zwei Kinder geboren, untreu wird und zu einem anderen überläuft. Asla bringt kein tragisches Opfer, sondern geht den praktischen Weg, wie jede (halbwegs vernünftige) Frau: Sie findet einen Versorger und Beschützer für sich und ihr drittes Kind.

Sollen wir sie also wegen Untreue verurteilen und steinigen, wie es die Altvorderen zu tun pflegten (und wie es wohl heute noch die Taliban tun würden)? Ich denke, wir sind inzwischen etwas weiter in unserer kulturellen Entwicklung. Und das lässt für den Verlauf der künftigen ELFEN-Handlung noch einige Überraschungen erwarten.

Das Hörspiel

Ich fand die akustische Umsetzung durchaus gelungen, selbst wenn der Regisseur Dennis Ehrhardt mir persönlich kein Begriff ist. Die professionelle Inszenierung, die filmreife Musik von Andreas Meyer und geschulte Stimmen von Synchronsprechern einsetzt, bietet dem Hörer ein akustisches Kinoerlebnis, das man sich mehrmals anhören sollte, um auch die Feinheiten mitzubekommen.

Besonders gut gefiel mir die sehr sorgfältig ausgearbeitete Geräuschkulisse. Allenfalls der ständige Szenenwechsel und das umfangreiche Personal könnten das Aufnahmevermögen des Hörers ein klein wenig überanstrengen. Dem kann aber ein Blick in die Liste der Mitwirkenden abhelfen. Sehr schön finde ich die Begleitworte, die der Autor der Reihe eingebracht hat. Sie verhelfen der Reihe nicht nur zum Ritterschlag des Autors, sondern werfen auch ein erhellendes Licht auf die Entstehung und Gestaltung der Geschichte.

1 Audio-CD
Spieldauer: ca. 70 Min.
Tracks: 23
Empfohlen ab 12 Jahren
UPC: 0602527772912

www.folgenreich.de

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