Dirk van den Boom – Der Kalte Krieg: Aume reist

Woher kommt die mysteriöse Schiffsintelligenz Aume – und was ist ihre wahre Mission? Ein zusammengewürfeltes Team wird mit einer Geschichte konfrontiert, die nicht nur weit in die Vergangenheit reicht, sondern auch unabsehbare Konsequenzen für die Gegenwart hat. Die Angriffe der Kalten erreichen eine neue Qualität, das Imperium kann sich auf die eigenen Leute nicht mehr verlassen, und die lange verschollen geglaubten Kath treten auf den Plan. Für Aume und ihre Begleiter beginnt eine Reise, deren Ende höchst ungewiss ist.

(Verlagsinfo)

Auf große Begeisterung ist der erste Band bei mir gestoßen. Möge er den KLP gewinnen, den Science-Fiction-Jury-Preis aus Deutschland, der dieses Jahr doch mit hochkarätiger Konkurrenz in den Nominierungen aufwartet (unter anderem hier und hier). Hier also liegt nun der Mittelteil der Trilogie um den Kalten Krieg vor.

Was die Stärke des ersten war, fällt dem zweiten Teil nun etwas auf die Füße: Dirk van den Boom nutzte ein großes Protagonistenaufgebot, um sein Universum auszubreiten und aus den unterschiedlichsten Perspektiven zu beleuchten. Die haben letztens dummerweise alle überlebt. Und sind nun zusammen mit Aume auf Reisen. Ein ganz schönes Gedränge an Bord der wunderlichen Intelligenz, was auch vom Fokus her von der Geschichte in diesem zweiten Band nicht vollends getragen werden kann. Aber es gibt noch mehr Charaktere, neu eingeführte, die weiter am Imperium arbeiten und den Krieg mit den Kalten weiter vorantreiben auf der einen Seite, auf der anderen sowohl dem Mysterium einen Namen geben als auch die Auflösung vorzubereiten scheinen. Aume selbst verliert in meinen Augen etwas an Attraktivität, wohl, weil aufgrund der Protagonistenfülle auch für sie etwas zu wenig Platz bleibt.

Variantcover

Der Bau der Geschichte, der Hintergrund, bleiben voll interessant; ich meine das Licht am Ende des Dunkels schon auszumachen. Ich bin gespannt. Angelegte Mysterien des ersten Bandes finden hier teilweise ihren Boden, teilweise werden sie fortgeführt und auf den dritten Band projiziert. Dies ist also ein Buch, das die Leser gekonnt am Ende ihres Wissens abholt und an dem knabbern lässt, was bisher an Unbegreiflichem die Grundlage für die Geschichte bot. An einer Stelle findet sich eine Rückschau auf die Zukunft des Universums, in eine Zeit des Kollaps, die uns schon aus dem ersten Abschnitt aus Canopus bekannt ist – hier darf getrost nochmals ein Blick geopfert werden, den hier wird erstmals ein Zusammenhang eröffnet.

Booms Schreibe wirkt stellenweise wie die Suche nach Aussagekraft, ein paar redundante Nebensätze sind durchgerutscht. Ich mag aber seinen knappen und direkten Stil. Natürlich greift er einmal mehr in die bauchige Klischeekiste des imperialen Intrigenspiels und positioniert die allzu sympathischen Idioten und Hochnasen an plötzlich zentralen Stellen, macht dies aber auf seine unnachahmlich selbstverständliche Weise, nach der dieserart Arschlöcher nunmal an solche Positionen gehören und ihr Fett weg kriegen. Und natürlich hat er sich auch eine Steigerung des Unerwarteten einfallen lassen, damit knappst er ja nie.

Insgesamt ist dieses Buch, das beim Aufschlagen erfrischende Platzausnutzung neben all den aufgeblähten Taschenbüchern unserer Zeit beweist, also ein solider Mittelteil.

Eine Besonderheit: Bekanntlich bietet der Atlantis-Verlag die meisten seiner Bücher exklusiv im Verlagsshop auch als Hardcoverausgabe mit Lesebändchen an. Auch für diesen zweiten Teil des »Kalten Krieges« gibt es diese Sonderausgabe mit einem Variantcover, also einem anderen Titelbild.

Titelbild: Dirk Berger
Paperback, 320 Seiten
ISBN 978386402-646-1
Atlantis-Verlag, März 2019

Über Dirk van den Boom.

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