Happy Tree Friends vs. SpongeBob heißt es auf der Titelseite der 103. Ausgabe des „MAD“-Magazins, und tatsächlich prüft die Redaktion im anschließenden Mini-Comic, welche der beiden trendigen Fraktionen der jeweils anderen nun überlegen ist. Dies ist schließlich auch der Auftakt zu einigen teils recht aggressiven Strips unter der Beteiligung der blutrünstigen Happy Tree Friends, für die unter anderem neue Jobs und ein Splatter-Szenario in den Disney-Studios entworfen werden. Weiterhin wird in einer Spezialrubrik ihre Anatomie näher beleuchtet.
An anderer Stelle wird ordentlich gegen die aktuelle Politik gehetzt. So stellt man zum Beispiel einige zweifelhafte Wahlslogans auf und bedient dabei die altbekannten Klischees über das deutsche Parteisystem. Auch eine weltpolitische Offensive wird gestartet, unter anderem in einem Comic, welcher George Bush als Höllenfürsten entlarvt, oder bei der Werbung um ein ominöses Schachspiel, dessen Spielfläche dem topografischen Aufbau des Irak nachempfunden ist. Und auch das neue PC-Game um den scheinbar gezähmten koreanischen Diktator Kim Jong Il lässt den typischen Biss nicht vermissen.
Alles spitze also mit Nr. 103? Nun gut, über den Humor dieses Magazins lässt sich sicherlich streiten, weil die Redakteure und Comiczeichner nicht selten die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten und die Satire wirklich eher für Hartgesottene geeignet ist. In der neuen Ausgabe ist in dieser Hinsicht aber nur wenig Erfrischendes zu vermelden. Die Gags mit den Titelhelden von den Happy Tree Friends sind nicht wirklich komisch, das Duell mit dem Schwammkopf eher bescheiden aufgearbeitet. Dazu gibt es haufenweise humorlose Mini-Geschichten um Männer, die hilflos versuchen, eine Frau aufzureißen, und die Problematik beim Weihnachtseinkauf.
Gelungen sind indes die Plakate mit den Wahlsprüchen der deutschen Parteien. Das hätte in der „Titanic“ wohl auch kaum besser geschrieben sein können. Ebenfalls ziemlich cool ist der Mittelteil mit zahlreichen Fotos, aus denen man sich die Darsteller für eine „Naruto“-Folge heraussuchen kann. Und natürlich das Schachspiel der demokratischen (hüstel …) Amerikaner gegen die terroristischen Kräfte des Irak mit ihrem Anführer, König Saddam.
Bei einem Preis von immerhin 3,20 € sollte man sich selbst als Fan also gut überlegen, ob man das Geld in vergleichsweise drögen Humor und partiell zu überspitzte und damit auch gescheiterte Versuche, auf Kommando witzig zu sein, investieren möchte. Die Hardcore-Fraktion der „MAD“-Verfechter wird mir dies zwar ganz bestimmt übel nehmen, aber wirklich empfehlenswert ist diese Ausgabe trotz einiger kurzer Lacher nicht gerade.
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