Donald Wollheim & Arthur Saha (Hg.) – World’s Best SF 2. Die besten SF-Geschichten des Jahres 1982

Classic SF: Solide US-Auswahl der Jahresbesten 1982

Diese Jahresbesten-Auswahl aus dem Jahr 1983 versammelt Erzählungen aus den Jahren 1981 und 1982. Unter den AutorInnen, die hier vertreten sind, finden sich Veteranen wie Frederik Pohl und James White ebenso wie Newcomer wie Bruce Sterling, Rudy Rucker und Jack Dann. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass nicht weniger als drei Frauen vertreten sind: Connie Willis, die inzwischen verstorbene Tanith Lee und die Feministin Joanna Russ.

Die Herausgeber

1) Donald A. Wollheim (* 1. Oktober 1914 in New York City; † 2. November 1990 ebenda) war ein US-amerikanischer Science-Fiction-Autor und -Herausgeber.

Wollheim veröffentlichte seine erste Geschichte „The Man from Ariel“ im Jahr 1934 bei Wonder Stories, begann aber erst in den 1940ern, regelmäßig Science-Fiction zu veröffentlichen. Als er das vereinbarte Honorar von Hugo Gernsback nicht pünktlich überwiesen bekam, tat er sich mit anderen Autoren zusammen und verklagte den berühmten Herausgeber erfolgreich. Wollheim organisierte die erste große Convention der Geschichte 1936 in Philadelphia und gründete sowohl die Fantasy Amateur Press Association (FAPA) als auch die Futurians, zu dessen Mitgliedern beispielsweise Frederik Pohl, Cyril M. Kornbluth, Damon Knight, Isaac Asimov und Judith Merril zählten. Wollheim selbst schrieb zahlreiche Erzählungen und einige Romane. 1941 wurde er Herausgeber der Heftreihen „Cosmic Stories“ und „Stirring Science Stories“, in denen er viele Werke von befreundeten Futurians veröffentlichte.

Er gab 1943 die erste Story-Sammlung heraus, die den Begriff ‚Science Fiction‘ im Namen führte, begründete mehrere langjährig existierende Anthologie-Reihen und gab 1945 die ersten Hardcover-Anthologien heraus. In dem von 1947 bis 1952 in achtzehn Bänden publizierten Avon Fantasy Reader druckte er die seiner Meinung nach besten Stories aus dem Magazin Weird Tales nach.

1952 war Wollheim Mitbegründer von Ace Books, für den er 1964 den Hugo Award entgegennahm. Er erfand die Ace Doubles, bei denen ein Nachdruck eines bekannten und erfolgreichen Buches Rücken an Rücken mit einer Neuerscheinung eines neues Autors zusammengebunden erschien. Auf diese Art baute er zahlreiche bis dato unbekannte Namen auf: Robert Silverberg, Marion Zimmer Bradley, Poul Anderson, Samuel R. Delany, Thomas Burnett Swann, John Brunner, Avram Davidson, A. Bertram Chandler, A. E. van Vogt, Philip K. Dick, Ursula K. Le Guin, Fritz Leiber, R. A. Lafferty, Roger Zelazny, Gordon R. Dickson und Andre Norton.

Außerdem brachte Wollheim – vom Autor nicht autorisiert – eine Paperbackausgabe von Der Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien heraus, weil Tolkien ihm auf seine Anfrage hin 1964 geantwortet hatte, er wünsche keine Ausgabe seines Werkes in derart degenerierter Form. Diese Zurückweisung ärgerte Wollheim derart, dass er nach einem Schlupfloch in den Urheberrechten daran suchte. Tatsächlich waren die Taschenbuchrechte für die USA nicht eindeutig geregelt. Wollheim schloss daraus, die Rechte für die Staaten seien frei, und legte mit dem, was später als Raubdruck bezeichnet wurde, die Grundlage für den immensen Erfolg des Buches in den USA. Der resultierende Rechtsstreit wurde später zuungunsten von Ace Books entschieden.

1971 gründete er zusammen mit seiner Frau Elsie B. Wollheim seinen eigenen Verlag DAW (nach seinen Initialen) und publizierte dort sehr erfolgreich über Jahrzehnte. Neben denen, die ihm von Ace Books in den neuen Verlag gefolgt waren, entdeckte Wollheim im Lauf der Jahre Caroline Janice Cherryh, Tanith Lee, Tad Williams, Michael Moorcock, Brian Stableford, Jennifer Roberson, E. C. Tubb und Barrington J. Bayley bzw. half ihnen, auch außerhalb Großbritanniens in den USA Fuß zu fassen. Darüber hinaus brachte er auch Science-Fiction aus dem nicht-englischsprachigen Raum heraus, etwa die Gebrüder Strugatzki, Wolfgang Jeschke, Herbert W. Franke, Gerard Klein oder Pierre Barbet.

Erst 1985 übergab er die Chefredaktion an seine Tochter, war aber trotz eines Schlaganfalls 1988 bis zu seinem Lebensende in die Verlagsarbeit als Berater eingebunden.<< (Quelle: Wikipedia.de)

2) Arthur William Saha (31. October 1923 – 19. November 1999); Nachfahre finnischer Einwanderer, war ein amerikanischer Herausgeber und Anthologist von spekulativer Prosa. Er arbeitete eng mit mit dem Verleger Donald A. Wollheim zusammen und brachte zusammen mit DAW von 1972 bis 1990 neunzehn "Annual World's Best SF"-Anthologien und eigenständig acht Anthologien "The Year's Best Fantasy Stories" (1981-88) heraus. (Quelle: Wikipedia.org)

Die Erzählungen

1) James White: Die Geißel (The Scourge, 1981)

Die Menschheit ist in die Galaktische Föderation aufgenommen worden und muss sich nun auf der Raumakademie bewähren. Paarweise schicken die federführenden Aliens menschliche Erkunder aus, um fremde Welten auf deren Tauglichkeit hinsichtlich der Aufnahme in die Föderation zu bewerten.

Eine solche Welt ist Teldi, wo eine Raumsonde verschollen gegangen ist. Möglicherweise wurde sie von den zahllosen Meteoriten getroffen, die aus dem ringförmigen Gürtel aus Trümmerstücken eines Mondes herabregnen. Man könnte sich vorstellen, dass die Einheimischen sich an diesen permanenten Meteoritenregen angepasst haben. Aber auf welche Weise? Das sollen Martin und seine Lebensgefährtin Beth herausfinden.

Die Fähre landet in der Nähe einer Landstraße, die von einer auffällig hohen und stabilen Mauer vor den aus Westen einfliegenden Meteoriten geschützt ist. Martin, ausgerüstet mit Helm, Schutzanzug und Übersetzungsautomat, begrüßt einen einheimischen Radfahrer. Skorta, so dessen Name, ist freundlich genug, sich auf ein Gespräch mit Martin einzulassen, doch eine seiner Fragen beunruhigt Martin: „Wem gehörst du?“ Wie Martin herausfindet, gibt es auf Teldi nur Meister und Sklaven. Ein Meister würde sich nicht dazu herablassen, mit einem Sklaven wie Martin zu sprechen. Der gibt an, dass sein „Meister“ auf einer weit entfernten Welt lebe. Dass dieser Meister einen Sklaven vorausschickt, wertet Skorta als Beleidigung seines Meisters.

Da Skorta ein Lehrer ist, schließt sich ihm Martin in der Hoffnung, möglichst viel über Teldier zu lernen, ihm auf dem Weg in die nächste Stadt an. Viele Einrichtungen sind in Tunnel unter der Oberfläche verlegt worden, darunter auch die Medizinische Schule, die Skorta als Dekan leitet. Martin empfindet erhöhten Respekt vor seinem Freund. Aber er entdeckt in den Tunneln auch eine Raketenabschussrampe. Beth klärt ihn auf. Sie habe aufgrund der Bahnrückverfolgung der größten Trümmerstücke berechnet, dass vor 1117 Jahren der Mond auseinanderbrach und die anschließende Phase rund 47 Jahre dauerte. Ob erst diese Phase ein Krieg war oder die davor, könne sie nicht sagen. Zu irgendetwas müssen die Raketen eingesetzt worden sein.

Bei der Rückkehr zu seinem Landungsboot schlägt ein großer Brocken auf dem Berggipfel über der Stadt ein und löst eine Steinlawine aus. Nur mit den vereinten Kräften ihrer beiden Vehikel gelingt es Martin und Beth, 200 Medizinschüler Teldis vor dem Erschlagenwerden oder Ersticken zu bewahren. Skorta ist wütend, denn Martin hat sich eine Rolle angemaßt, die einem Meister zusteht. Er überbringt eine Ladung der Meister, die in der Hauptstadt am Nordpol residieren und dort über den Fremden Gericht halten werden…

Mein Eindruck

Es kommt zu einer Verhandlung, die auch den Beitritt zur Galaktischen Föderation zum Gegenstand hat. Dabei muss Martin mit seinem 3D-Projektor berichten, wie es zum Beitritt der Erde, seiner Heimat, kam. Die Abgesandten der Föderation teilen die Kandidaten in Nicht-Bürger, Bürger und Unerwünschte ein, sind also nicht gerade eine demokratische Institution. Wenn aber nun das gleiche Vorgehen auf Teldi stattfinden soll, gibt es ein Problem: Die 17 Meister wären unerwünscht, obwohl die meiste Wissen besäßen, und 99% der Bevölkerung wären als Bürger unqualifiziert, weil sie eben über kein Wissen verfügen: Sie sind Sklaven, deren Wort nur als „Hörensagen“ eingestuft würde, genau wie das von Martin und Skorta.

Es gibt nur einen Weg. Nachdem Skorta in den Rang eines Meisters erhoben worden ist, will ihm Martin nachfolgen. Er muss dabei sein Leben riskieren, denn er muss vor den bewaffneten meistern sein Leben in die Waagschale der Verantwortung legen. Da sein eigener Meister nicht anwesend sein kann (die Luft auf Teldi wäre tödlich), muss er sich selbst zum Meister erheben und sich dem Urteil der anderen stellen – entgegen den ernsten Warnungen Beths. Binnen drei Generation muss er die Teldier zu qualifizierten Beitrittskandidaten ausbilden.

Diese Art des Beitritts ist zwar ungewöhnlich, aber eine Art muss es ja geben, warum nicht also diese. Die autoritäre Art der Klassifizierung wirkt im Jahr 1981 jedoch antiquiert. Solche Sachen wurden in den 1930ern und 1940ern geschrieben. Das liegt vielleicht am Alter des Autors James White, der 1928 geboren wurde, also in einer Zeit als es noch Klassenkämpfe, Revolutionen (Russland, Indien, China usw.) und einen Weltkrieg gab. Ab 1962 schrieb er die lange Reihe von SECTOR-GENERAL-Romanen: Ein Ambulanzschiff muss alle möglichen Arten von Aliens behandeln. Diese Serie und die vorliegende Novelle verraten seinen außerordentlichen Respekt gegenüber fremden Lebens- und Gesellschaftsformen.

Bemerkenswert ist auch, dass ihm jede Art von Gewalt zuwider ist. Auch sein Held Martin sucht und findet eine friedliche Lösung für das Problem der Teldier, nämlich für „die Geißel“, die durchaus doppeldeutig zu verstehen ist. Die zweite Geißel ist die Sklaverei und die dritte ist das Verbot, „Hörensagen“ ohne Erlaubnis eines Meisters ohne Weiteres zu akzeptieren. Man sieht: Diese Story ist sehr durchdacht, und doch hat der Autor alle Probleme in Handlung verpackt.

2) Connie Willis: Ein Brief von den Clearys (A Letter from the Clearys, 1982)

Seitdem vor zwei Jahren die Atombombe auf Chicago fiel, ist das Leben im Mittleren Westen nicht mehr das gleiche gewesen. Die vierzehnjährige Lynn erinnert sich noch an die Zeit, als die Clearys ihre Nachbarn waren, und vermisst sie und ihre Mädchen, die ihre Spielkameradinnen waren. Seit Mom, Dad und ihr Sohn David auf den Pike’s Peak bei Denver in Colorado gezogen sind, versteckt sich die Familie vor den Plünderern. Die haben Davids Frau und Tochter sowie den Nachbarn Mr Talbot erschossen, so dass deren Frau nun zu ihnen gezogen ist.

Die Winter dauern nun bis Mitte Juni, und Lynn watet in Turnschuhen durch den Schnee. Sie sollte im Krämerladen Tomatensamen besorgen, für das neue Gewächshaus. Aber alles, was sie per Zufall fand, war ein Brief von den Clearys. Als sie ihn vorliest, fließen bei Mrs Talbot Tränen, doch die Erwachsenen fallen in eine Art Erstarrung. Dad geht ins Dorf und vernagelt das verlassene Postamt im verlassenen Krämerladen. Lynn ärgert sich. Ist doch nicht ihre Schuld, dass sie den blöden Brief gefunden hat, oder?

Mein Eindruck

„Ein Brief von den Clearys“ ist eine subtile Story, in der der Leser erst so nach und nach begreift, in welcher Umgebung und nach welchem Ereignis sich die so harmlos anhörenden Geschehnisse abspielen.

Aber wer zwischen den Zeilen zu lesen vermag, wird erkennen, dass es sich hier vielleicht um die letzten Überlebenden im ganzen Mittelwesten handelt. Pike’s Peak ist ein sehr hoher Berg in der Nähe von Denver. Dass die Winter bis Mitte Juni dauern, bedeutet, dass der Nukleare Winter die ganze Erde daran hindert, Frucht hervorzubringen. Daher auch die Errichtung des Gewächshauses und die Suche nach Tomatensamen. Konserven sind schon längst aufgebraucht.

Auch Angst vor Strahlung existiert latent in den Erwachsenen: Mom betrachtet Lynns Wunde am Unterarm, wo sie sich immer am kleinen Holzofen (es gibt weder Strom noch irgendwelche anderen Brennstoffe mehr) verbrennt, mit Misstrauen. Kurzum: Auf wenigen Seiten entfaltet die Autorin ein Post-Holocaust-Panorama, das es in sich hat. Es war damals eine Warnung vor der Wiederaufrüstung unter Präsident Reagan – und ist leider schon wieder sehr aktuell.

3) Frederik Pohl: Der arbeitslose Farmer (Farmer on the Dole, 1982)

Seit eine preisgünstige Energiequelle erfunden worden ist, haben sich immer mehr Menschen in die Raumkolonien in der Kreisbahn begeben, um dort in Saus und Braus zu leben. Davon weiß der Farm-Roboter Zeb nichts, als ihm sein Boss eines Tages eröffnet, dass er alle Farm-Roboter entlassen könne, weil der reine Bodenbesitz viel lukrativer sei, als die Bewirtschaftung des Landes. Zusammen mit allen anderen Robotern landet Zeb bei der RRD, der Roboter-Reprogrammierung. Fortan soll er sich in den Häuserschluchten von Chicago als Straßenräuber nützlich machen.

Eingelernt wird er von Robot Timothy, und drei Tage lang geht auch alles gut – bis Zeb den Fehler macht, ein menschliches Wesen zu berauben. Es ist nur ein Tropfen Blut geflossen, aber dennoch wird er sofort eingesackt und eingebuchtet. Das Bewährungsprogramm ist nicht wirklich hilfreich, Menschen von Robotern, die wie Menschen aussehen, zu unterscheiden. Aber er lernt dabei wenigstens die Nöte der anderen Roboter kennen. Zwei Mädels kichern ständig über die Lektionen der Menschenfrau, aber eine davon, Lori, nimmt Zeb mit auf die South Side von Chicago.

In einem sogenannten Gesellschaftshaus für das Viertel trifft er Lori, die kleine Sally und sogar Timothy wieder. Alle sind arbeitslos, in einem Reha-Programm oder zwischen Jobs. Sally sagt’s ihm klipp und klar, als sie ihn mit in den Amadeus Amalfi Park – der nach dem Erfinder jener billigen Energiequelle benannt ist: „Die Menschen wollen uns bloß als Dekoration, damit ihre Städte nicht so leer aussehen.“ Aber was tun? Die Roboter haben Rechte, und nur Einigkeit verleiht Stärke.“ Was soll das nun wieder heißen?

Bevor er sich’s versieht, marschiert Zeb in der ersten Reihe einer Protestmenge streikender Roboter. Prompt kriegt er einen Job: als Unruhestifter…

Mein Eindruck

Pohl ist einer der Gründer des New Yorker SF-Klubs „The Futurian Science Literary Society“, also SF-Urgestein, zusammen mit Asimov und Kornbluth. Als Werbefachmann und Zyniker brillierte er mit der Satire „Eine Handvoll Venus und ehrbare Kaufleute“. Sein Zynismus verkehrt auch die Welt der Roboter in eine Dystopie, bis dem Leser das Lachen im Halse steckenbleibt: Selbst die Rebellen sind in Disneyland nur Statisten.

Allerdings könnte man sich als historisch beschlagener Leser fragen, was denn hier so innovativ sein soll: Die Roboter wiederholen lediglich die sozialistische Gewerkschaftsbewegung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Das könnte aber im Nachkriegsamerika bereits für Aufsehen sorgen, hierzulande sicherlich nicht.

4) Gardner Dozois & Jack Dann: Kinderspiel (Playing the Game, 1981)

Jimmy Daniels ist auf der Suche. Irgendwo hier im Tal des Susquehanna-Flusses in den Appalachen müssen seine RICHTIGEN Eltern leben. Wieder spielt er das Spiel und bewegt sich durch die Parallelwelten. Es gelingt ihm, von einem mürrischen Ehepaar, das seine Eltern zu sein scheinen, zu einem Elternpaar zu kommen, das viel besser drauf ist. Leider sehen auch diese beiden nur beinahe genau aus wie seine eigenen Eltern. Jimmy setzt seine Suche am nächsten Morgen fort.

Mein Eindruck

Das Universum ist ein seltsamer Ort, doch wer seine Regeln versteht, findet sich darin zurecht. Jimmy Daniels ist so ein Junge, und mithilfe des Spiels gelangt er von Parallelwelt zu Parallelwelt. Er muss dazu nicht viel mehr tun, als sich vorzustellen, wohin er will, und schon ist er da. Ein Kinderspiel eben. Zu Herzen geht allerdings die Tatsache, dass die Vollwaise ihre Eltern nie in der „richtigen“ Gestalt findet. Er bleibt ewig unzufrieden, ein Ahasver der jugendlichen Art.

5) Timothy Zahn: Ein seltsamer Freund (Pawn’s Gambit, 1982)

Kelly McClaine ist von der Erde an diesen Ort entführt worden. Eine Stimme aus der Zimmerdecke nennt sich Slaich vom Volk der Stryfkar und bezeichnet den Ort als „Spieltestzentrum“. Nach einer Weile der Desorientierung und einem guten Schlaf fühlt sich Kelly bereit für den ersten Test. Er besteht offenbar aus einem Brettspiel gegen einen Alien. Dieser, ein Olyt, ist ebenfalls von den Stryfkar entführt und zu diesem Spieltest gezwungen worden. Sie sollen die Regeln des ersten Spiels untereinander ausmachen. Kelly verliert.

Das ist gut, denkt er, denn das Brettspiel 4-Level, das ihm der Olyt beigebracht hat, kann er auf der Erde gewinnbringend verkaufen. Nach weiteren drei „verlorenen“ Spielen gegen weitere Aliens kapiert Slaich seinen Hintergedanken und ändert beim nächsten Gegner die Bedingungen: Leben oder Tod! Der Gegner, ein Arachnae, ist offenbar ein erfahrener Militär, Kommandant einer Raumflotte von sieben Schlachtschiffen. Kelly ist beeindruckt.

Aber nun entscheidet nicht mehr ein Testspiel über den Gewinn, sondern drei.
Das erste Spiel, das GO ähnelt, geht an den Gegner verloren. Das zweite Spiel, das Kelly wählen darf, ist Schach. Natürlich versteht ein Militär die Prinzipien im Handumdrehen, aber die Bewegungen des Springers sind gewöhnungsbedürftig. Dennoch gerät Kelly an den Rand des Misserfolg, bis ihm einfällt, dass der Gegner ein Faible für die schier allmächtige Dame hat. Er lässt ihn in eine Dame-Falle laufen und siegt mit einem Gemetzel. In der Pause vor der Wende im Spiel hat sich Kelly ausgedacht, wie er den wirklichen Gegner, nämlich Slaich, überlisten kann.

Der Arachnae, der wirklich beeindruckt ist, stimmt zu, dass Kelly das dritte Spiel nach seinen Regeln gestaltet, aufbaut und beginnt. Zwei Königreiche, die im krieg miteinander liegen, haben ein Ungeheuer als gemeinsamen Feind. Sieger ist, wer das Ungeheuer besiegt und vom Gegner nicht mehr bedroht werden kann. Wie sich bei dieser Partie herausstellt, gibt es einen neuartigen, überraschenden Ausgang – für die Stryfkar…

Mein Eindruck

Der Autor, der für seine Actionthriller um die Blackcollar-Elite bekannt ist, setzt hier die Spieltheorie eines gewissen Nobelpreisträgers um. Die Spiele entscheiden darüber, ob die Stryfkar die Erde zerstören werden, weil ihnen die Menschen, die nicht mal eine Raumflotte besitzen, ihnen als Gegner „zu gefährlich“ erscheinen. Die Testspiele sind also keineswegs trivial, und das macht Slaichs Memowechsel mit seinem Bos überdeutlich klar.

Dass die Menschen schlauer sind als die eingleisig denkenden Stryfkar, sollte auch dem Leser zu denken geben: Indem sich Kelly mit seinem Gegner von den Arachnae verbündete, kann er jetzt zusammen mit ihnen und den anderen besiegten Aliens die Stryfkar besiegen. Man muss eben wissen, wann man Verbündete braucht – und wie man sie gewinnt.

6) Timothy Robert Sullivan: Der Komödiant (The Comedian, o.J.)

Chris Reilly entführt in Miami Kinder, und nachdem er bereits sieben gekidnappt hat, kommt man ihm auf die Schliche. Im Radio wird zur Fahndung nach ihm aufgerufen, und Polizeiautos suchen in den Straßen nach seinem Wagen. Dabei ist Chris völlig unschuldig: Er ist dazu gezwungen worden – vom Komödianten.

Der Komödiant wechselt ständig seine Gestalt, mal ist er Groucho Marx, mal Woody Allen, mal Lenny Bruce. Er sagt, er kommt aus der Zukunft, in einer großen Schleife sei er nach dem drohenden Atomkrieg in die Vergangenheit zurückgekehrt – um Kinder zu retten und für die Zukunft zu retten. Ob er das glauben soll, weiß Chris nicht, aber er weiß, dass der Komödiant seinen Verstand in einem Schraubstock gefangenhält – und dass ihn die Worte „Zeit für die Bescherung!“ in Schlaf fallen lassen. Er ist nur eine Marionette für den Mann aus der Zukunft.

„Noch zehn Minuten bis zum Transfer!“, ruft der Komödiant, „und wir brauchen immer noch ein Mädchen!“ Die Zeit wird knapp für Chris. Da erspäht er ein kleines Mädchen, das sich vom wartenden Schulbus abgewandt hat. Die ideale Kandidatin. Doch kaum hat er sie geschnappt, fängt sie an zu schreien, und Polizeisirenen beginnen zu heulen. Zum Strand! „Noch zwei Minuten!“ ruft der Komödiant, als eine neue Sonne im Westen aufgeht wie ein Feuerball…

Mein Eindruck

Die dramatische Erzählung wirft den Leser in ein moralisches Dilemma: Ist es gerechtfertigt, Kinder zu entführen und ihren Eltern zu rauben, nur um ihre Leben vor dem Atomkrieg zu retten? Ein weiteres Dilemma ist das des Mittelsmannes, hier als „Kidnapper“ bezeichnet: Chris Reilly. Er ist ein willenloses Werkzeug seines geistigen Kidnappers, des geheimnisvollen Komödianten. Sind dessen Beweggründe wirklich einwandfrei? Die Story eignet sich für viele Diskussionen.

7) Tanith Lee: Evas Rippe (Written in Water, 1982)

Nach einer weltumspannenden Seuche, einer Pandemie, ist Jaina, eine 36-jährige alleinstehende Weiße, die letzte Frau auf Erden. Da fällt ein junger Mann mit goldenen Augen an einem Fallschirm vom Himmel. Er spricht zwar kein Wort, ist aber freundlich und erledigt Hausarbeiten. Trotz dieser wundersamen Erscheinung lässt sich die Frau in Jaina nicht übertölpeln. Als sie die Wahrheit erkannt hat, holt sie den Revolver und lädt ihn.

Noch immer sagt der junge Mann mit den goldenen Augen nichts. Sie erschießt und begräbt ihn mit eben jenem Spaten, den er so geschickt zu schwingen wusste. Als sie zum Himmel hinaufschaut, stellt sich heraus, dass sie richtig lag: Ein zweiter Stern fällt vom Himmel. Dies dürfte dann wohl das Raumschiff sein, von dem er gekommen ist. Sie hält ihren Revolver in Bereitschaft…

Mein Eindruck

Von wegen „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“! Jaina lebt lieber selbstbestimmt, als sich durch einen Mann für dumm verkaufen zu lassen. Sie mag zwar die letzte Frau auf Erden sein und mit dem Samen des fremden Mannes einen Neuanfang der menschlichen Rasse in sich tragen, aber das ist noch lange kein Grund, sich für dumm verkaufen zu lassen, oder? Aus ihrer, Evas Rippe, wird kein neuer Stamm Israel hervorgehen.

Die Story ist eine Antwort auf Fredric Browns ultrakurze Story vom letzten MANN auf Erden, der erschrickt, als es an der Tür klopft. +++ Der O-Titel „Written in Water“ ist ein Zitat aus dem Grabspruch des englischen Dichters John Keats (1795-1821): „Here lies one whose name is written in water“. Er starb in der Fremde, in Rom, an der Tuberkulose. Sein Sterbezimmer, das ich dort besuchte, liegt direkt neben der Spanischen Treppe.

8) Joanna Russ: Seelen (Souls, 1981)

Im Mittelalter ist Schwester Radegunde Äbtissin der Abtei am Fluss, und alle Menschen im Dorf und der Umgebung nennen sie ein Heilige. Sie ist ein Wunderkind, das schon mit zwei Jahren Latein sprechen konnte, als junge Frau nach Rom ging und viele Sprachen lernte. Der sieben Jahre alte Junge Radulf, den sie als ihren Botenjungen bezeichnet, liebt sie von ganzem Herzen, als wäre sie seine Ziehmutter. Er ist der Chronist der Geschehnisse.

Eines Tages taucht eine kleine Flotte der Nordländer auf, und jeder gerät in Panik und Aufregung, denn der Ruf der Nordländer als Räuber und Schänder eilt ihnen voraus. Ihr Anführer heißt Thorvald Einarsson, und Radegund grüßt ihn furchtlos, indem sie ihm entgegengeht. Sie bringt ihn dazu, einen Vertrag einzugehen, indem sie die andere Hälfte des Abteischatzes verspricht. Doch als die Delegation Thorvalds durch die Scharen der Flüchtlinge innerhalb der Abtei geht, passiert etwas, das der kleine Radulf nicht sehen kann, und es kommt zu einem üblen Blutvergießen, Radegunde verliert nicht die Nerven, sondern erklärt den Vertrag für gebrochen. Thorvald ist beschämt und wütend, selbst dann noch, als sie einen seiner verwundeten Männer auf wundersame Weise heilt.

In der Nacht nach dem Blutbad führt Radegunde Selbstgespräche, denkt Radulf, doch es dann wendet sie sich einem großen leuchten zu und spricht zu diesem. Danach ist sie wie ausgewechselt. Dies ist nicht mehr die mütterliche heilige, sondern eine jammernde Frau, die Thorvald, als das Jammern nicht wirkt, mit stählernem Willen bezwingt, als fasse sie in seinen Kopf. Nachdem sich der geheilte Mann nächtens den Hals gebrochen hat, nimmt Radegunde Thorvald und zwei seiner Männer mit in den Wald, um ihm den restlichen Abteischatz zu zeigen. Das entpuppt sich als List, denn auf der Lichtung erscheinen strahlende Gestalten, die Radegunde herzlich begrüßen…

Mein Eindruck

Die Erzählung trägt nicht umsonst den Titel „Seelen“, denn diese werden im Verlauf der Handlung ausgetauscht, bezwungen, verführt und geheilt. Im Mittelpunkt steht stets die Gestalt der Schwester Radegunde, obwohl dies nur ihr Deckname ist. Ihr Wirken ist wie eine Stunde Psychotherapie. So verdreht sie die innersten Gefühle der Nordmänner, bis diese entweder in Tränen ausbrechen oder zum Dolch greifen. So dominant ist diese mütterliche Figur zunächst, dass sich selbst Thorvald schließlich gezwungen sieht, sie „unter Kontrolle zu bringen“. Auch dafür verhöhnt sie ihn, mit ihrer sanftesten Stimme.

Die wahre Herkunft ihrer ersten und zweiten Seele kann man nur aus dem ermessen, was der kleine Radulf mit Kinderaugen beobachtet. Kommen solche Seelen aus der Zukunft, dem Himmel oder irgendeinem Jenseits? Das bleibt offen und ist auch unwichtig. Von Bedeutung ist jedoch ihre „Rache“ an Thorvald, denn dieser wird in einer Welt des Unfriedens ein Mönch, der den Frieden predigt. Welch größere Strafe könnte es geben, fragt sie Radulf.

Obwohl es nicht danach klingt, so ist die Novelle von großer Spannung. Dabei trägt die Bedrohung der Nordmänner nur einen kleinen Teil dazu bei. Spannender ist die Frage, was sich „Radegunde“ als nächste Geschichte einfallen lässt, um eine kitzlige Situation zu wenden oder eine traumatisierte Frau zu heilen. Recht viel Humor würzt diese Geschichten, und die Äbtissin nimmt in sexuellen Dingen weder ein Blatt vor den Mund noch scheut sie sich, ihre nackten Beine vor Männern zu zeigen – eine listige Ablenkung. Ich habe die Erzählung auf einen Sitz gelesen, denn sie ist an keiner Stelle langweilig.

9) Bruce Sterling: Der Schwarm (Swarm, 1982)

In ferner Zukunft hat sich die Menschheit in zwei große kulturelle Parteien aufgespalten. Die Former manipulieren ihren Körper mit genetischen und biologischen Mitteln, wohingegen die – wesentlich wohlhabenderen – Mechanisierer ihr Heil in reiner Technik wie etwa Kybernetik und Computern suchen.

Den Investierer-Aliens ist das einerlei: Sie machen Geschäfte mit beiden Parteien. Die menschliche Rasse ist ja noch so jung im kosmischen Vergleich. Vielleicht schon in wenigen Jahrhunderten könnte sie genügend Mittel haben, um das Geheimnis des intergalaktischen Fluges zu kaufen…

Dr. Afriel verabschiedet sich im Beteigeuze-System von einem Investierer-Raumschiff, um einen Planetoiden der Schwärmer zu betreten. Die Schwärmer sind ebenfalls Aliens, werden aber von den Investierern als dämliche Insekten abgetan. Die Schwärmer bauen Nester und benötigen keine Sprache, da sie sich mit Hilfe von Pheromonen verständigen. Wie in einem Ameisenbau ist alles wohlgeordnet, alle haben ihre spezielle Aufgabe.

Dr. Galina Myrni, die Xenobiologin, holt Afriel ab. Es dauert nicht lange, bevor sie misstrauisch wird. Immerhin hat sie einen IQ von 200, eine Spezialzüchtung der Former. Er verrät ihr also seinen geheimnen Plan, den er für die Plan erfüllen will. Es ist ihm gelungen, Pheromone ins Nest zu schmuggeln, mit denen er Arbeiter dirigieren kann. Sein Ziel besteht darin, Arbeiter-DNS zu stehlen und zur Erde zu schmuggeln. Dort könnte man sie klonen und bis zum Umfallen rackern lassen – exklusiv für die Former, versteht sich

Myrni hat letztes Endes keine Einwände mehr gegen diesen verräterischen Plan, doch als sie ungewöhnliche Aktivitäten der Schwärmer feststellt, schaut sie ohne Afriel nach – und verschwindet spurlos. Als er sie sucht, wird er von Kriegern gefangengenommen und in eine neue Kammer gebracht. Hier wartet eine neuartige Schwärmerrasse auf ihn…

Mein Eindruck

Intelligenz – sie wird häufig überschätzt, wenn es um ihre Bedeutung fürs Überleben einer Spezies geht. Diese Lektion muss auch der einfallsreiche Dr. Afriel auf die harte Tour lernen, als er vor die Wahl zwischen Kooperation oder Absorption gestellt wird. Er hat seinen Meister gefunden: eine in aller Eile hergestellte Intelligenz der Schwärmer.

Diese feine und mittlerweile klassische Erzählung entstand im Untergenre des Cyberpunk. Der Cyberpunk stellte sich die Zukunft des Menschen auf (mindestens) zwei Entwicklungslinien vor. Die uns heute so sattsam bekannten Terminatoren sind kybernetische Organismen, Kyborgs, die den Weg der „Mechanisierer“ säumen. Doch vielversprechend war auch 1982 schon der Weg, den die Former mit ihrer Gentechnik beschritten: die Ausrottung von Erbkrankheiten, der Sieg über den Krebs, die Selbstoptimierung des menschlichen Körpers usw.

Mit „Schwärmer“ stellte der Autor, einer der Wortführer des Cyberpunk, den Wert von Intelligenz auf den Prüfstand. Wird sie wirklich eine entscheidende Rolle für die Menschheit spielen? Es sieht nicht so aus.

10) Rudy Rucker: Peg-Man (1982

Polly und Rhett sind seit zehn Monaten ein Ehepaar, doch sie sorgen sich um ihre berufliche Zukunft in Killeville. Während es Polly gelingt, einen 5-Dollar-Job als Programmiererin in einer Bank – sie war auf dem College – zu ergattern, wurstelt sich Rhett immer noch Hausmeister und Geldwechsler in der lokalen Spielhalle durch. Zu Ihrer Bestürzung muss Polly mit ansehen, wie Rhett seine Zeit mit Spielen an den Automaten und Videokonsolen verplempert. Als er dann auch noch behauptet, das Gesicht des Präsidenten – jawoll, den der USA! – auf dem 20. Level von PEG-MAN gesehen zu haben, wird es ihr zuviel. Es kommt erstmals zu einem Ehekrach.

Sie wendet sich an Prof. Horvath, der zufällig in die Spielhalle reinschaut. Auch den Prof beeindruckt Rhetts Behauptung, den Präsidenten gesehen zu haben nicht. Aber als am nächsten Morgen, wenn Rhett loslegt, auf dem 20. Level wirklich das Gesicht des Präsidenten erscheint und dem Spieler 1000 Dollar, überreicht von einem CIA-Agenten, verspricht, da verändert sich Horvaths Haltung – und zwar buchstäblich. Als der versprochene CIA-Agent tatsächlich erscheint, verwandelt sich Horvath in einen Alien und verschlingt den Agenten. Da sind Rhett und Polly ziemlich von den Socken. Horvath behauptet, einer von den Guten zu sein und die fiesen Rull-Aliens mit Rhetts Hilfe zu bekämpfen.

Kaum ist Horvath wieder weg, meldet sich eine weitere Instanz, die Rhetts spielerische Fähigkeiten erbittet…

Mein Eindruck

Die Grundidee, dass ein scheinbar harmloses Lösen von Spielproblemen oder Kreuzworträtseln eine Rolle in verborgenen Kampfhandlungen spielen könnte, hat der Autor von Philip K. Dick geborgt. In dessen ausgezeichnetem Roman „Time Out of Joint“ („Zeit aus den Fugen“) betätigt sich der unscheinbare Held auf diese Weise als Retter der Welt. Das Spiel „Peg-Man“ ist in unserer Realität besser als das frühe Videospiel „Pac-Man“ bekannt. Dessen Regeln dürfen als bekannt vorausgesetzt werden.

Was Ruckers Erzählung deutlich davon unterscheidet, ist die anschaulich wiedergegebene Spielhallen-Atmosphäre. Besonders die infantile Geräuschkulisse der Spiele ist hemmungslos lautmalerisch wiedergegeben. Die berufliche Distanz zwischen dem Spieler Rhett und der Programmiererin Polly weist eine ironische Fallhöhe auf, die prompt eingeebnet wird: Rhett hat die Welt bereits einmal gerettet, warum nicht auch die Aliens und schließlich die Galaxis? Die feindlichen Rull-Aliens hat sich der Autor direkt von A.E. van Vogt entliehen.

Die Übersetzung

Die Texte wimmeln von Druckfehlern. Sie aufzuzählen, wäre müßig und langweilig.

Ein Grammatikfehler ist mir aber auf S. 158 aufgefallen. Der Übersetzer schreibt nämlich „überwiegte“ statt „überwog“. Falsch oder richtig? Wahrscheinlich urteilt der DUDEN diplomatisch, dass man beides schreiben darf.

Unterm Strich

Die ausgewählten Erzählungen sind von guter Qualität, aber bei manchen wunderte ich mich schon etwas über ihre Relevanz und Eigenwilligkeit, so etwa beim „Komödianten“ und beim „Peg-Man“. Es fiel mir auf, dass Spiele als Weg einer alternativen Auseinandersetzung dienen, so etwa in „Peg-Man“, „Kinderspiel“ und v.a. in „Ein seltsamer Freund“. Das liegt vielleicht daran, dass jedes Spiel einen Vorrat an Regeln besitzt und sich über mehrere Ebenen steigern kann. Auf diesem Weg gewinn beispielsweise McClaine in „Ein seltsamer Freund“ seine neuen Verbündeten.

Außerdem ist mehrfach von Atombomben und einem Post-Holocaust-Szenario die Rede. Dazu zählt „Die Geißel“, „Ein Brief von den Clearys“, „Peg-Man“ und besonders „Der Komödiant“. Ob dies auf eine erhöhte Angst vor diesem Ereignis oder ein Motiv der Warnung an die Leserschaft zurückzuführen ist, müsste man die AutorInnen und HerausgeberInnen (z.B. Ellen Datlow, die „Königin des Cyberpunk“) fragen. Mit diesem Thema ist das Herausgeberduo jedenfalls deutlich politischer als etwa Terry Carr mit seiner Jahresbestenauswahl für 1982 (dt. bei Heyne).

Es bleiben also noch solche ausgezeichneten Erzählungen wie „Seelen“ von Joanna Russ (NEBULA Award), „Evas Rippe“ von der respektlosen Tanith Lee und schließlich „Der Schwarm“ von Bruce Sterling, die einzige Story, die schon zum Cyberpunk gezählt werden kann. Zusammen mit den anderen Beiträgen bilden diese drei Erzählungen einen soliden Grundstock für eine lesenswerte Anthologie.

Taschenbuch: 349 Seiten
Originaltitel: The 1983 Annual World’s Best SF, 1983
Aus dem Englischen von Wolfgang Hohlbein, Martin Eisele, Barbara Heidkamp, Brigitte Borngässer
ISBN-13: 9783404240449

www.luebbe.de

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