Salamanda Drake – Drachenwelt – Die Schule der Drachenreiter (Lesung)

Besser als Hanni und Nanni auf dem Drachenhof

Drachenwelt ist die bekannteste Drachenschule und Drachenzucht aller Inseln von Bresal. Die unterschiedlichsten Drachen werden hier von Drachenmeister Huw ausgebildet: Jagd-, Wächter- und Renndrachen. Huws Tochter Cara ist für die Aufzucht und Pflege der Drachen mitverantwortlich, aber es ist ihr nicht erlaubt, auf ihnen zu fliegen. Doch gerade dies ist ihr sehnlichster Wunsch: einmal auf ihren Lieblingsdrachen Sternstürmer zu steigen!

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab 9 Jahren.

Die Autorin

„Salamanda Drake wurde in Bresal geboren und kam schon früh in Kontakt mit den verschiedensten Drachenrassen, denn ihr Vater arbeitete als Drachenhändler. Mit 13 Jahren verunglückte Salamanda schwer bei einem Drachenritt und verlegte sich seitdem aufs Schreiben. Nach zahlreichen Veröffentlichungen im Bilderbuchbereich ist „Drachenwelt“ ihr erster großer Kinderroman. Salamanda lebt heute mit ihrem Hausdrachen, einem ausgemusterten Renndrachen, auf der Insel Pennyloaf.“ Das mag glauben, wer will, aber irgendwo ist hier ein Körnchen Wahrheit verborgen. (Verlagsinfo)

Die Sprecherin

Simone Reuthal, geboren 1979 in Hanau, studierte Gemanistik und Englische Philologie, arbeitet seit 2003 als Moderatorin und Reporterin im ZDF tivi für die Sendung „Tabaluga tivi“ sowie als Sprecherin und Moderatorin für „Planet Radio“ in Frankfurt/Main. Eines ihrer Lieblingstiere ist natürlich der Drache.

Reuthal liest die von Catrin Lucht gekürzte Textfassung. Regie führte Astrid Roth, und Thomas Rombach leitete die Aufnahme im Studio E9 in Frankfurt/Main. Das Umschlagbild malte Almud Kunert.

Handlung

Es ist mal wieder ein harter Tag auf Drachenwelt, findet Cara, als sie ihren Lieblingsdrachen Sternstürmer pflegt. Ihre beste Freundin Britta muss ebenso hart rackern, und dann mahnt auch noch Drachenreitlehrerin Mistress Hildebrand zur Eile. So eine Hektik, nur weil morgen die Wettkämpfe stattfinden, die über die Qualifikation für die Drachenflugmeisterschaften des Inselreichs von Bresal entscheiden!

Cara wünscht sich sehnlichst, selbst mal einen Drachen reiten zu dürfen, doch weil sie die Tochter des Drachenmeisters ist, hat ihr Vater Huw es ihr strengstens verboten. Er sagt es nur selten, aber der wahre Grund ist, dass Caras Mutter bei einem Drachenflug tödlich abstürzte und Huw sich selbst Vorwürfe macht, weil er ihr ein Reitgeschirr geschenkt hatte, das zu leicht brach. Es war aus Silber statt aus Eisen. Seitdem achtet Meister Huw überall auf höchste Sicherheit, und dazu gehört eben das Flugverbot für seine Tochter.

Sternstürmer

Und überhaupt: Sie will ja bloß diesen seltsamen Sternstürmer reiten! Das im Ödland als Vollwaise gefundene Tier wäre elend den Raubtieren der Wildnis zum Opfer gefallen, hätten Huws Wachreiter es nicht aufgesammelt und im eigenen Stall aufgepäppelt. Liebevoll hat sich Cara um den Drachen gekümmert, doch der will weder Training noch Sattel wie ein normaler Drache annehmen. Huw ahnt, dass Sternstürmer und Cara noch jede Menge Ärger machen werden. Er soll schon früher Recht behalten, als ihm lieb ist.

Huw teilt Cara einen neuen Gehilfen zu. Daniel stammt von einem Bauernhof, der seine Steuern nicht mehr an den Pachtherrn Adelbert zahlen kann. Deshalb müssen die Kinder in die Fremde gehen, damit ein Maul weniger zu stopfen ist. Daniel sorgt durch seine komplette Ahnungslosigkeit für mehrere Unfälle. Aber er lernt spätestens dann Respekt vor den Drachen, als er herausfindet, dass Drachenmist explodieren kann!

Hortense

Caras Leben wäre einigermaßen erträglich, gäbe es da nicht ein Mädchen, das ihr am liebsten das Leben zur Hölle macht. Hortense ist zwar hochnäsig und eine schlechte Reiterin, doch sie ist die Tochter des Lords der Inseln von Bresal. Das weiß sie auch und nimmt sich alle Freiheiten heraus, sobald sie ihren Vater um den kleinen Finger gewickelt hat.

Als Cara Hortenses Drachen Wolkentänzer zur Pflege erhält, stellt sie Wunden an dessen Körper, aber auch in dessen Geist fest. Hortense hat dem armen Tier die Peitsche gegeben! Cara ist entsetzt. Mit solchem Fehlverhalten setzt man das Treueabkommen zwischen Menschen und Drachen aufs Spiel und riskiert, dass sich der Drache gegen seinen Reiter wendet und ihn mit seinem Atem verbrennt. Caras Meinung von Hortense könnte nicht mehr tiefer sinken. Leider macht sie den Fehler, ihr ihre Entrüstung sehr deutlich zu verstehen zu geben – mit einem Faustschlag ins Gesicht!

Natürlich beschwert sich die Tochter des Lords sofort verleumderisch und wehklagend bei ihrem Papi und verlangt die Bestrafung dieses Monsters. Sie meint Cara. Das bringt Lord Túrin direkt vor Sir Huws Tür, und der sieht sich in einer unangenehmen Situation: Er muss seine eigene Tochter bestrafen.

Das ist aber erst der Anfang der Auseinandersetzungen, denn natürlich sinnt Hortense nun auf Rache. Und wie könnte sie ihrer Widersacherin Cara am meisten schaden als dadurch, dass sie ihr das Liebste wegnimmt, das Cara hat – Sternstürmer!

Mein Eindruck

Nach einem recht heiteren und von positiven Gefühlen geprägten Auftakt nimmt mit Hortenses Auftauchen die Handlung eindeutig eine Wendung hin zu ernsteren Themen. Cara, die uns via Daniel noch sämtliche Vorgänge auf dem riesigen Drachengestüt erklärt hat, sieht sich schon bald in einen regelrechten Kampf um alles, was ihr lieb ist, verwickelt.

Ernste Themen wie Unterordnung vs. Selbstbehauptung, Widerstand gegen Ungerechtigkeit, Kampf um die eigenen Lieblinge und der Beweis für den Selbstwert kommen aufs Tapet. Doch sie werden natürlich nicht philosophisch erörtert – das wäre viel zu langweilig und unverständlich für Kinder, sondern alles wird in Handlung und Dialog umgesetzt, so das es durchaus unterhaltsam wirken kann. Ich fand jedenfalls die Verschnaufpausen zwischen spannungsgeladenen Szenen mit Hortense und Huw oft viel zu kurz. Meinst weint sich Cara bei – na, wem wohl? – „Sternchen“, ihrem Lieblingsdrachen aus. Aber nur kurz, denn Cara ist eine Kämpfernatur. Und je mehr sie über ihre Mutter erfährt, eine berühmte Drachenreiterin, desto entschlossener ist sie, selbst eines Tages die Drachenmeisterschaft der Inseln zu gewinnen.

Aber es gibt auch heitere Verschnaufpausen, und dazu gehören vor allem die Wettkämpfe. Selbstredend hilft Cara ihrer Freundin Britta und deren Drachen nach Kräften. Hortenses Freundin Ernestina gewinnt zwar den Wettbewerb, weil Graf Adelbert gegen Britta entscheidet, aber wenigstens wird Hortense disqualifiziert. Sie reitet so schlecht, dass sie sogar ein paar Hindernisse verfehlt – unglaublich! Cara staunt nicht schlecht, dass Hortense dann doch bei den Meisterschaften antreten darf. Sie darf für eine andere Qualifikantin nachrücken, die „plötzlich krank“ geworden sei. Cara ahnt, dass da wohl jemand kräftig nachgeholfen haben muss.

Hanni und Nanni?

Am Anfang erscheint einem dies wie eine Geschichte über Hanni und Nanni, nur dass statt der Pferde nun Drachen zu pflegen und zu reiten sind. Noch ist Caras Welt auf den eigenen Drachenhof beschränkt, und ihr einziger Ärger sind Daniel und Hortense. Doch das ändert sich schnell, als sie mit ihrem Drachen ausbüxt, um dem Zorn ihres Vaters zu entkommen. Die Freiheit im Draußen mag zwar ganz schön sein und in diesen Szenen erinnert die Geschichte am meisten an [„Eragon“,]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?idbook=3228 doch irgendwann sind Sternstürmers Kräfte erschöpft und die Orientierung fällt in der Nacht etwas schwer. Sie müssen notlanden, mitten im Wald. Es dauert nicht lange, da tauchen die Raubtiere des Wildlandes auf: Feuerhunde und Heuler. Caras Drache kann sie zwar zunächst mit seinem Feueratem vertreiben, doch der versiegt schnell, weil er was Falsches gegessen hat. Und dann heißt es, das Hasenpanier zu ergreifen. Freiheit von etwas bedeutet immer zugleich auch die Herausforderung, sich selbst behaupten zu müssen. Ob ihr dies wohl gelingt?

Lektionen

Wie schon gesagt, lernen Kinder in dieser so leichtfüßig daherkommenden Geschichte eine Reihe von wertvollen Lektionen, und es ist überflüssig, sie alle nochmals aufzuzählen. Das Buch wendet sich an alle Kinder und Jugendliche, denen „Eragon“ gefallen hat und die nun mehr über das Thema Drachen erfahren möchten. Die Autorin konnte vielleicht auf eigene Erfahrungen mit Pferden zurückgreifen, aber einiges musste sich doch noch selbst ausdenken, so etwa die Explosivität von Drachenmist. Politik spielt in diesem Auftaktband noch eine untergeordnete Rolle, doch sollte Cara, wie zu wünschen, ihren Vater als Drachenmeister ablösen, so wird sie bald ganz oben mitmischen müssen. Und einen Gatten braucht sie dann natürlich auch …

Die Sprecherin

Simone Reuthal ist zwar schon 28 Jahre alt, klingt aber fast noch wie 18. (Das soll ein Kompliment sein, okay?) Sie hat eine jung und frisch klingende Frauenstimme, der jeder Anflug von Altersbehäbigkeit fehlt. Sie ruft und seufzt mit ihrer Heldin, leidet quasi mit, und wenn Cara schließlich auf Sternstürmer vor aller Welt die Prüfung besteht, jubelt sie gleichsam mit ihr. Ich bin sicher, die kindlichen Zuhörer werden hingerissen sein.

Selbstverständlich fällt es ihr naturgemäß nicht leicht, männlich tiefe Stimmen nachzuahmen. Während ihr Drachenmeister Huws Ernsthaftigkeit noch gut gelingt, so erschien mir ihr Lord Túrin wie eine Karikatur des bösen Königs in „Shrek 1“. Ständig ruft er verächtlich „pah!“, als läge ihm die Welt zu Füßen und er könne darauf herumtrampeln. Dieser Lord wirkt noch sehr unerwachsen. Genau wie seine Tochter Hortense, die von Reuthal sehr gut als intrigante Schnepfe dargestellt wird.

Ob der walisische Name von Drachenmeister Huw wirklich als [hau] ausgesprochen wird, vermag ich nicht zu sagen, denn ich bin kein Experte für Walisisch. Es kling jedenfalls etwas merkwürdig in deutschen Ohren, aber die Figur Huw, das kann ich versichern, ist alles andere als komisch.

Es gibt weder Geräusche noch Musik, und so muss man sie sich einfach hinzudenken.

Unterm Strich

Zuerst dachte ich, das sei wohl nur ein weiteres Abenteuer von Hanni und Nanni, nur dass statt der Pferde nun Drachen auftauchen. Und dass die Hanni-&-Nanni-Serie nun mit der Welt von „Eragon“ kombiniert wird, liegt ja nahe – früher oder später musste jemand darauf kommen. Interessant wäre es schon zu wissen, wer sich hinter dem offensichtlichen Pseudonym „Salamanda Drake“ (drake = Drache) verbirgt.

Doch dieses Abenteuer scheint viel mehr und weitreichender angelegt zu sein als die seichte Mädchenserie, die früher in jedem Mädchenzimmer zu finden war. Young-Adult-Drachenabenteuer wie „Eragon“ gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, z. B. auch von der Italienerin [Licia Troisi.]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?idbook=2488 Doch Salamanda Drake schreibt für ein noch jüngeres Publikum: für Kinder ab neun Jahren.

Und für dieses Publikum muss alles zwar leichter und einfacher angelegt sein, doch die Probleme sind die gleichen wie bei den älteren Geschwistern: Selbstbehauptung in einer Gruppe und gegen Rivalen, Kampf um das Liebste im Leben sowie die Unterscheidungen von Recht und Unrecht. Wie behauptet man sich beispielsweise gegen Ungerechtigkeit und Unglück? Muss man deswegen gleich die Flinte ins Korn werfen und sich am nächsten Baum aufhängen? Cara zeigt, dass es auch anders geht und man dennoch ans Ziel gelangen kann.

Simone Reuthal bringt eine junge und frische Stimme in vollem Einsatz zur Geltung und dürften jede junge Hörerin mitreißen. Man merkt ihr die Erfahrung an, aber sie muss noch daran arbeiten, die tiefen Stimmen der männlichen Figuren glaubwürdig zu gestalten. Ihr Lord Túrin ist lediglich eine Karikatur und in keiner Weise ernst zu nehmen. Er hat mich an den fiesen und eitlen König in „Shrek 1“ erinnert. Das dürfte wohl nicht ganz im Sinne der Autorin sein. Auch der unverhältnismäßig hohe Preis stört das positive Gesamtbild. Bei anderen Verlagen als Random House bekommt man für 20 Euro doppelt so viele CDs geboten.

210 Minuten auf 3 CDs
Originaltitel: Dragonsdale, 2007
Aus dem Englischen übersetzt von Anne Braun
ISBN-13: 9783866045354

https://www.penguinrandomhouse.de/Verlag/Random-House-Audio/21000.rhd