David Anthony Durham – Die fernen Lande (Acacia 2)

Acacia

Band 1: Macht und Verrat“
Band 2: „Die fernen Lande“

Die Mein sind besiegt, doch Aliver hat den Kampf gegen die Besatzer mit seinem Leben bezahlt. Nun sitzt Corinn auf dem Thron, und es scheint sich kaum etwas verändert zu haben, zumindest nicht zum Besseren. Das Volk, das inzwischen von seiner Abhängigkeit vom Nebel geheilt ist, murrt, und mehr als das. Corinn bleibt das nicht verborgen.

Mena ist derweil damit beschäftigt, die Nebenwirkungen des magischen Wutausbruchs der Santoth zu beseitigen. Eine ganze Reihe von Ungeheuern hat sie bereits erschlagen, doch das letzte der magisch veränderten Geschöpfe, das auf ihrer Liste steht, scheint irgendwie anders zu sein als die bisherigen …

Kelis, Alivers Jugendfreund, wird plötzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass Aliver vor seinem Tod ein Kind gezeugt hat: Eine Tochter, die nun von den Santoth gerufen wird, und ausgerechnet Kelis wird als ihr Beschützer erwählt!

Dariel wiederum ist mit Aufbauarbeit beschäftigt. Bis Corinn ihn zusammen mit einem Vertreter der Gilde auf eine diplomatische Mission nach Westen schickt. Doch die Gilde hat nicht vergessen, dass Dariel einst ihre schwimmenden Plattformen in die Luft gejagt hat …

Dariels Reise in die Anderen Lande erweitert die Handlung um ein gutes Stück. Zum einen natürlich um eine andere Kultur. Die Auldek sind ein Volk von Kriegern, und das Töten scheint ihr einziger Lebensinhalt zu sein. Für alle anderen Tätigkeiten haben sie Sklaven. Gleichzeitig sind diese todesmutigen Kämpfer erstaunlich ängstlich: Sie fürchten sich sowohl vor dem Meer als auch vor dem Landesinneren ihres eigenen Kontinents. Nahezu das gesamte Volk der Auldek scheint sich an einem schmalen Küstenstreifen zusammenzudrängen.

Zum anderen bedeutet ein neuer Ort auch neue Charaktere: Der wichtigste ist Mór, die einst als Quotenkind in die Anderen Lande kam. Die junge Frau ist eine Anführerin des Untergrunds, misstrauisch, zornig und voller Hass auf die Familie Akaran, denen sie die Schuld an ihrer Lage gibt. Ein weiterer ist Devoth, der mächtigste der Auldek, ein Mann, der im einen Augenblick voller Begeisterung das Gemetzel bei einer Art Gladiatorenkampf beobachten und im nächsten mit einer Schar zahmer Kolibris spielen kann.

Vor allem aber stellt diese Reise eine Menge Zusammenhänge her. So erfährt der Leser endlich, was mit den Quotenkindern geschieht und was genau es mit den Numrek auf sich hat, mit denen Corinn sich verbündet hat, um Hanish Mein zu stürzen. Außerdem offenbart sie das wahre Ausmaß der Machenschaften der Gilde.

Allein die Bedrohungen durch Gilde und Auldek, die der Autor in diesem Teil der Geschichte aufbaut, drehen gehörig an der Spannungsschraube. Aber damit ist es nicht getan. Auch in Acacia tut sich einiges, was sich im Laufe der Handlung immer mehr zur Gefahr entwickelt. Dabei wirken die einzelnen Bestandteile der Entwicklung gar nicht mal so schlimm. Das Volk ist unzufrieden und plant einen Aufstand; die Gilde hat als Ersatz für den Nebel eine neue Droge entwickelt, die mit Wein vermischt unters Volk gebracht werden soll, deren Langzeitfolgen aber noch völlig unbekannt sind; das Klima hat sich verändert, sodass große Teile der Provinz Talay unter jahrelanger Dürre leiden. Das sind zwar ernste Schwierigkeiten, mit denen man aber durchaus fertig werden könnte. Die zunehmende Spannung wird weniger durch diese Einzelheiten als solche bewirkt als viel mehr dadurch, wie Corinn darauf reagiert. Denn Corinn ist nicht wirklich stark, obwohl sie ihre Unsicherheit nach außen perfekt verbirgt. Sie ist im ersten Band mehrmals verraten worden, deshalb traut sie kaum jemandem, aber auch ihr Misstrauen kann sie nicht gegen erneuten Verrat schützen. Corinn nimmt immer öfter Zuflucht zur Magie, die sie aus dem Buch von Elenet erlernt hat. Doch die Magie ist ein zweischneidiges Schwert in mehr als einer Hinsicht.

Der Handlungsteil, der in Acacia spielt, zeigt deshalb besonders gut, wie geschickt der Autor das Wechselspiel zwischen seinen Figuren und den äußeren Umständen gestaltet hat. Alles ergibt sich aus sich selbst, vollkommen fließend, ohne Hänger, logische Knicke oder ähnliches Geholper. Selbst die Verbindung der Geschehnisse von einem Kontinent zum andern ist glatt wie Seide geraten. Und natürlich hat der Autor sein Buch nicht beendet ohne ein paar vage Andeutungen, die noch einiges an Enthüllungen versprechen. Einziger Wermutstropfen: Ein paar grobe Schnitzer im Lektorat.

Damit ist „Die fernen Lande“ ein würdiger Nachfolger des bereits sehr gelungenen ersten Bandes der Acacia-Trilogie. Natürliche, glaubwürdige und interessante Charaktere verbunden mit einer spannenden, vielschichtigen und kaum vorhersehbaren Handlung füllen locker die knapp achthundert Seiten, sodass der Leser eine detaillierte Ausarbeitung des Hintergrundes überhaupt nicht vermisst. Ich bin jetzt schon gespannt auf den letzten Band. Wenn er genauso gut wird wie der Erste, nehme ich auch gerne eine weitere Wartezeit von drei Jahren in Kauf.

David Anthony Durham wurde 1969 in New York geboren, war aber viel in Europa unterwegs. Unter anderem hat er mehrere Jahre in Schottland verbracht. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller hat er an verschiedenen Universitäten gelehrt. Zu seinen Werken gehören außer einigen Kurzgeschichten die Romane „Gabriel’s Story“ und „Walk through Darkness“, sowie der Historienroman „Pride of Karthage“ über den zweiten punischen Krieg, von denen bisher jedoch keines ins Deutsche übersetzt wurde. Der dritte Band des Acacia-Zyklus trägt den Titel „The Sacred Band“, und ist derzeit noch in Arbeit.

Paperback, 782 Seiten
Originaltitel: Acacia 2: The Other Lands
Aus dem Amerikanischen von Tim Straetmann
ISBN-13: 978-3442267804

http://www.davidanthonydurham.com/index.html
http://www.randomhouse.de/blanvalet/index.jsp

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