E. L. Greiff – In die Abgründe (Zwölf Wasser 2)

Zwölf Wasser

Band 1: Zu den Anfängen“
Band 2: „In die Abgründe“
Band 3: „Nach den Fluten“

Reva, Felt und Babu ist es gelungen, die Stadt in den Wolken zu erreichen und die dortige Quelle zu retten. Der Aufenthalt an diesem der Welt entrückten Ort hat besonders Babu gut getan, der sonst so gequälte junge Mann scheint sich etwas gefangen zu haben. Doch dann müssen die drei ein Gewirr tiefer Schluchten durchqueren …

Marken hat sich eigentlich darauf verlassen, in der Stadt Hal Pferde und Proviant kaufen zu können. Doch Hal steht leer! Die Menschen sind fort, alle, und es gibt weder Proviant noch Pferde. Also macht der Trupp um Smirn sich zu Fuß auf den Weg … mitten hinein in einen Bürgerkrieg!

Kersteds Trupp begleitet Utate durch die Steppe Richtung Westen, als ein Erdbeben den Boden in Stücke bricht. Der Blick in die Tiefe der Risse offenbart brodelnde Hitze und bringt eine unerwartete Erkenntnis mit sich. Das wahre Ausmaß der Folgen zeigt sich jedoch erst nach und nach …

Wenn ich den drei Hauptsträngen bestimmte Worte zuordnen müsste, dann würde ich sagen: Verzweiflung, Grausamkeit und Licht.

Die kurze Zeit in der Wolkenstadt war eine Atempause, keine Heilung. Tatsächlich hat sie einige Erkenntnisse gebracht, die zeigen, wie schlimm es um Babu wirklich steht. Der junge Mann sucht verzweifelt nach einem Ausweg, ohne Erfolg. Als er es schließlich fertig bringt, Felt um Hilfe zu bitten, reagiert der nicht wie erhofft!

Derweil hat Marken es mit Männern zu tun, die eigentlich längst tot sein müssten. Die Dhurmmets sind Verbündete Asings, infiziert mit ihrem dämonischen Feuer und bis auf ihre Körper völlig entmenschlicht. Dementsprechend unerfreulich ist die Begegnung mit ihnen.

Kersted ist der jüngste der drei Anführer, die eine Unda begleiten. Obwohl er immer wieder mit den Auswirkungen des Bebens konfrontiert wird, und ihn dies durchaus erschüttert, hat er doch eine gewisse jugendliche Unbekümmertheit an sich. Während Felt unentwegt grübelt, ist Kersted in der Lage, die unangenehmen Seiten der Stiuation vorübergehend beiseite zu schieben und sich dem Leben zuzuwenden, zum Beispiel in der Person von Nendsing.

Daher ist es vor allem Handlungsfaden um Utate und Kersted, der die ansonsten eher bedrohlichen Ereignisse ein wenig aufhellt. Denn wenn man die Reise der drei Gruppen an ihrem Ziel misst, die Quellen zu retten, dann ist der Schnitt nicht gerade berauschend: am Ende des ersten Bandes stand es noch zwei zu zwei. Dieses Verhältnis verschlechtert sich im zweiten Band ganz erheblich.

Und der beschriebene Effekt tritt auch nur deshalb ein, weil Utate am längsten braucht, um ihr erstes Ziel zu erreichen. Während Felt und Reva ihren ersten Rückschlag bereits im ersten Band hinnehmen mußten, dauert es bei Utate bis zum Ende des zweiten Bandes, bis sie überhaupt einmal bei einer Quelle ankommt. Und die Aussichten für einen Erfolg in der Fortsetzung sehen nicht gerade rosig aus. Die Ereignisse um Babu geben ebenfalls wenig Anlass zur Hoffnung. Am Ende ist die Lage so dramatisch, dass der Leser schon das schlimmste befürchtet.

Das macht die Lektüre nicht nur zunehmend spannend, sie bewahrt die Protagonisten auch vor überhöhtem Heldentum. Natürlich sind sie trotzdem Helden, sie kämpfen und leiden und weigern sich allen Widrigkeiten zum Trotz aufzugeben. Aber sie versagen auch, sie scheitern nicht nur einmal, sondern immer wieder, und machen damit auch den Weg frei für neue Wendungen, die oft gleichzeitig mit frischen, ungewöhnlichen Einfällen verbunden sind. So wie die Ereignisse um Smirn und Marken auf ihrer Schiffsreise.

Überhaupt scheint es so, als gingen der Autorin niemals die Ideen aus. Jede Quelle, die eine der Gruppen erreicht, ist außergewöhnlich, jeder Quellhüter eine Persönlichkeit, selbst die, denen lediglich Raum über einige Absätze hinweg gewährt wurde. Dasselbe gilt für die Kulturen der einzelnen Völker. Selbst die Bewohner der Stadt Irpen, die wirklich nur eine kleine Nebenrolle spielen, werden in der Figur des Kapitäns Rigl lebendig.

Bleibt zu sagen, daß dieser zweite Band mit seinem Vorgänger mühelos mithalten konnte. Die Charaktere, die bereits im ersten Band sehr gelungen waren, werden weiter vertieft, und da die Undae nicht mehr ganz so wortkarg sind wie zu Beginn, wirken ihre Entscheidungen und ihr Tun nicht mehr ganz so verwirrend. Die Verlagerung zweier Handlungsstränge Richtung Süden bot jede Menge Raum für die Darstellung einer weiteren, interessanten Kultur mitsamt ihrer Entartung. Und die dramatische Entwicklung der Handlung für zunehmende Spannung. Was wünscht sich das Leserherz mehr?

E. L. Greiff ist in Kapstadt geboren und lebt inzwischen in den Niederlanden. Nach einem Studium der Germanistik und der Theaterwissenschaften folgte eine längere Tätigkeit in der Filmregie. Die Trilogie Zwölf Wasser ist ihr Romandebüt.

Broschiert 560 Seiten
ISBN-13: 978-3-423-24966-9

www.12wasser.de
www.dtv.de

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