Sabine Ebert – Blut und Silber

Inhalt

Freiburg 1296: Das Apothekermündel Änne leidet an Alpträumen, in denen sie zusehen muss, wie ihre Mitbürger abgeschlachtet werden. Inbrünstig hofft sie, dass diese Träume mit der Realität nichts zu tun haben, und doch weiß sie es eigentlich besser: Ihre Träume werden mit beunruhigender Regelmäßigkeit wahr.

Und tatsächlich: König Adolf von Nassau träumt von den Silberschätzen der reichen Stadt und braucht sie darüber hinaus zur Festigung seines Reiches. Zwar halten die Mauern, und die Soldaten sind hervorragend ausgebildet, doch gegen Verrat ist niemand gefeit, und so wird die Stadt erobert.

Diese Niederlage ist der Auftakt für die lange Odyssee des Friedrich von Wettin, des wahren Herrn von Freiburg. Im Verborgenen und über Jahre hinweg werden Verbindungen geknüpft, Freundschaften besiegelt oder zerschlagen, und immer wieder macht der Tod einer bedeutenden Schachfigur den Mächtigen einen Strich durch die sorgfältig geschriebene Rechnung.

In all diesem Wahn, diesem Kampf und Krieg sucht Änne sich ihren Weg. Sie hat einige wenige Gefährten, auf die sie vertrauen kann, und einen Mann, dem sie ihr Herz schenkt: Marcus, den Hauptmann der Wache. Marcus erwidert ihre Gefühle, doch der Krieg reißt sie auseinander. Ob sie sich jemals ihrer Liebe erfreuen können, ist mehr als fraglich, und schaudernd denkt das junge Mädchen an die Geschichte, die der grausame Apotheker ihr von ihrer Familie zu erzählen pflegte: Ein Fluch läge auf jeder einzelnen Person, alle hätten sie einen gewaltsamen Tod erleiden müssen, nachdem sie zu Ehre und Ansehen gekommen seien.

Änne will nicht sterben – und doch ringt sie verbissen um ein kleines bisschen Glück, während sie sich Trost spendend und heilend über die Schlachtfelder der Geschichte bewegt …

Kritik

Der Nachfolgeroman der „Hebammen“-Romane von Sabine Ebert beginnt mit einer mehrseitigen Auflistung der handelnden Personen, von denen nicht eben wenige tatsächlich existiert hatten. Um der damaligen Realität so nahe wie möglich zu kommen, hat die Autorin akribische Recherche betrieben und so vielen verbrieften Existenzen wie möglich auf dem Papier neues Leben eingehaucht. Das elf Jahre währende Tauziehen um die Mark Meißen hat sie interessant und nachvollziehbar dargestellt, und die Verbindung aus Historie und Phantasie wurde stilistisch sicher erzählt.

Was mir nicht so gut gefällt, sind ein paar Klischees, die man sicherlich hätte umgehen können, speziell, was die Charaktere betrifft. Hier wurde doch arg schwarzweiß gemalt. Es gibt ein Beispiel für seelische Schattierung, den Stadtphysikus Conrad Marsilius, und ansonsten total böse Fieslinge und strahlende Helden und Heldinnen. Und da Helden und Heldinnen ja auch immer etwas ganz Besonderes verdienen, erleben sie alle die große, wundervolle, einzigartige Liebe, die alles andere verblassen lässt und ohne die man nicht leben kann. Ergo ist das Ganze Kriegsdrumherum mehr so eine Art Hintergrund für das leidensvolle Sehnen von integeren, starken jungen Leuten, die alle etwas viel Besseres verdient hätten. Der moralische Wink mit dem Zaunpfahl ist in diesem Fall etwa so subtil wie ein Vorschlaghammer am Schienbein.

Fazit

Wer die „Hebammen“-Romane gern gelesen hat, wird auch hier voll auf seine Kosten kommen. Sabine Ebert ist nicht umsonst Bestsellerautorin; sie weiß, was sie tut, und verliert auch bei der Schilderung von mehr als einem Jahrzehnt nicht den Schwung. Dass mir ihr Werk nicht liegt, ist eine andere Sache.

Sind Sie also auf der Suche nach einem gut recherchierten historischen Roman und einem anschaulich gestalteten Teil der Geschichte der Fürstentümer des Heiligen Römischen Reiches, dann liegen Sie mit „Blut und Silber“ völlig richtig. Und wenn Sie danach ausgedörrt nach vielschichtigen Charakteren gieren, dann machen Sie es wie ich und lesen einfach etwas anderes direkt hinterher. Vielleicht Harry Mulischs [„Die Entdeckung des Himmels“: 4004 Dann sind Sie nämlich so voll gestopft mit Vielschichtigkeit, dass Sie wieder zu leichterer Lektüre greifen möchten, und so bleibt die Abwechselung gewahrt.

Gebundene Ausgabe: 731 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3426662885
www.droemer-knaur.de
www.sabine-ebert.de