Ellen Sandberg – Die Schweigende

Die Familie Remy hat einen Schicksalsschlag zu verkraften: Überraschend ist der Familienvater verstorben. Kurz vor seinem Tode hat er seine Tochter Imke gebeten, nach Peter zu suchen. Doch Imke hat noch nie von Peter gehört. Als sie ihre Mutter Karin darauf anspricht, weicht diese ihr aus und behauptet, keinen Peter zu kennen. Doch Imke merkt, dass ihre Mutter nicht die Wahrheit sagt. Ohne ihren Vater bricht die Familie immer mehr auseinander: Die Mutter lässt sich immer mehr gehen, da sie den Anker in ihrem Leben verloren hat: Garten und Haus verwahrlosen und Karin hat jeglichen Lebensmut verloren.

Zu allem Überfluss bekriegen sich auch noch die drei Töchter: Anne hat ihren Job verloren und möchte sich selbstständig machen. Doch dafür fehlt ihr das Startkapitel. Dieses möchte sie sich von ihrer Schwester Geli leihen. Doch die lehnt das ab, weil ihr verstorbener Mann ihr davon abgeraten hat, Geld in der Familie zu verleihen. Aus Rache schickt Anne eine aufschlussreiche Nachricht an Gelis Freund. Imke muss sich immer mehr um ihre Mutter kümmern, obwohl Karin sich immer nur sehr lieblos um ihre Töchter gekümmert hat.

Doch was die Töchter nicht ahnen: Ihre Mutter hat ein düsteres Geheimnis, denn in ihrer Jugend ist etwas Unfassbares geschehen…

Leichen im Keller

Zunächst beginnt das Buch wie eine ganz normale Familiengeschichte: Wir erfahren, dass der Familienvater Jens überraschend gestorben ist und damit die Familie sofort auseinanderzubrechen droht. Doch Imke treibt das Versprechen an, dass sie das Geheimnis um Peter aufklärt. Sie ahnt nicht, dass sie damit auch dem Geheimnis ihrer Mutter auf die Spur kommt, das ihrer aller Leben beeinflusst hat.

Jedes Kapitel ist einer anderen Frau gewidmet – wir springen zwischen der Mutter und ihren drei Töchtern hin und her, lernen die Eigenarten der drei Charaktere kennen, erfahren ihre Beweggründe, nehmen an ihrem Leben teil und hegen Sympathien für die eine und eher Antipathie für die andere. Diese Kapitel sind durchaus interessant, aber so richtig Fahrt nimmt das Buch erst auf, als Ellen Sandberg in das Jahr 1956 springt und damit in Karins Vergangenheit. Ihr Vater ist im Krieg gefallen, die Mutter mit ihren beiden Kindern geflüchtet und muss sich nun als alleinerziehende Mutter durchs Leben schlagen.

Erst ganz allmählich deckt die Autorin Karins Vergangenheit auf, in der sie furchtbare Dinge durchmachen musste, die ihr gesamtes Leben verändert haben und durch ihr Verhalten auch das Leben ihrer Töchter. Wir fühlen und leiden mit ihr mit und trauern ebenfalls.

Nein, ich verrate nicht, worum es in diesem Buch geht, denn damit wäre einfach zu viel gesagt. Nur so viel: Bei vielen Beschreibungen lief es mir eiskalt den Rücken herunter, und ich musste häufig genug schlucken bei all dem Grauen, das Ellen Sandberg uns schildert. Es ist unfassbar, was Karin durchmachen musste. Als ich das Buch zugeklappt hat, standen mit die Tränen in den Augen!

Familiengeschichte

Das Buch ist aus wechselnden Perspektiven erzählt und nimmt einen dadurch vollständig gefangen. Wann immer etwas Spannendes im Leben der einen Frau passiert, wechseln wir die Perspektive und begleiten zunächst die Mutter oder eine andere Schwester. So findet man kaum einen Moment, in dem man das Buch guten Gewissens aus der Hand legen kann. Der Spannungsbogen ist unglaublich gut gelungen. Ich bin in dem Buch komplett eingetaucht und konnte es auf den letzten 150 Seiten tatsächlich nicht mehr aus der Hand legen.

„Die Schweigende“ war das erste Buch, das ich von Ellen Sandberg gelesen habe, aber ganz sicher nicht das letzte. Sie hat mich von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann gezogen und in eine völlig andere Welt versetzt. Sie hat die Geschichten der vier Frauen geschickt miteinander verwoben und über ein Thema geschrieben, das nicht totgeschwiegen werden sollte. Dieses Buch geht unter die Haut und dürfte keinen kalt lassen!

Paperback: 544 Seiten
ISBN-13: 978-3328104858
Penguin Verlag

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