Frater Eremor – Im Kraftstrom des Satan-Set – Der Pfad der dunklen Einweihung

Eremor verbindet hier Set und Satan und zeigt eine Tradition voller archaischer Bezüge einerseits und visionärer Möglichkeiten andererseits.

Als größte Schwäche erschien mir zuerst die geringe Systematik, die Kapitel bauen nicht linear aufeinander auf – dass hier der Pfad der dunklen Einweihung beschrieben wird, ist nicht immer deutlich. Doch beim Lesen wird der Vorteil dieses Aufbaus bald deutlich: die Kapitel sind für sich verständlich, man kann überall einsteigen und je nachdem, welches Thema nach welchem gelesen wird, ergeben sich immer neue Zusammenhänge. Das regt das eigene Nach- und Weiterdenken weit mehr an als jeder noch so gute, festgelegte Themenaufbau. Die Kapitel sind Puzzlestücke, die dem Leser Vorschläge machen. Du kannst sie annehmen oder nicht, wie Du willst.


Eremor betont, dass er seinen Weg, seine Perspektive zeigt. Jeder solle selbst entscheiden, was und wie weit er übernehmen kann. „Im Kraftstrom des Satan-Set“ ist nach gängigem Verständnis kein Arbeitsbuch, mehr eine Erzählung, eine zusammenhängende und doch nicht abgeschlossene Sicht der Welt – was m.E. viel mehr ist. Das große Bild, das hier entworfen wird, ist kurzgefasst dies:

– Satan (bzw. der dunkle Weg) wird zurückgeführt auf Set. Der Setianismus ist die ursprüngliche dunkle Seite der Spiritualität; dunkel (unterdrückt, gefährlich scheinend), da hier auch die weniger liebsamen Seiten von Welt und Mensch gezeigt werden. Doch genau dadurch werden sie vollständiger erfasst.
– Das „Missverständnis Satan“, die Diskreditierung dieses Aspekts, ist die verschreckte Gegenreaktion auf die grenzenlosen Möglichkeiten des Menschen. „Der Teufel wurde erschaffen, um die Macht Weniger über die Vielen zu konsolidieren. Und seine Großmutter ist die vedische Religion.“
– In dieser Spannbreite kann jeder selbst wissen, wo ein sinnvoller Weg liegt.

Eremor gelingt es überzeugend und anschaulich, Satanismus um Äonen von der christlichen Deutung abzuheben. Und das, nicht einmalig doch immer wieder wichtig, weil’s schnell vergessen wird, versetzt den Leser in die Lage, sich nicht als Gegensatz zum alten Äon an diesem messen zu müssen, sondern seine Bezugspunkte frei wählen zu können. Mit dem Zentralgedanken – Setianismus als Grundmuster eines lebendigen Selbst- und Weltverständnisses – hat der Autor einen ‚weltanschaulichen‘ Hintergrund für freie Entscheidungen entworfen.

„Ohne die unter Okkultisten übliche nebulöse Geheimniskrämerei stellt der Autor klare, den Bedürfnissen der heutigen Zeit angemessene Methoden zur dunklen Einweihung in die uralten Mysterien des Satan-Set vor. Es ist das setianische Prinzip der Einweihung durch das Leben, des gezielten Werdens. In diesem einzigartigen Arbeitsbuch zum magisch- rituellen Gebrauch wird erstmals mit verbreiteten Vorurteilen über schwarze Sexualmagie und Satanismus aufgeräumt. Zahlreiche Rituale öffnen im Zusammenspiel mit einer umfassenden Darstellung satanischer Philosophie und seltenen ägyptischen Quellentexten weit die Pforten der Nacht. Dieses Buch birgt Religionskritik, ohne polemisch zu werden, … einen Überblick über satanische Philosophie, ohne dogmatisch zu werden, es birgt einen großen Praxisteil, ohne den Leser mit unendlichen Ritualvorschlägen zu überfordern …“ (Klappentext)
Außerdem hat Eremor einen erquickenden, teils schwarzen (wie sonst) Humor.

Knut Gierdahl
Chefredakteur der AHA-Zeitschrift: www.aha-zeitschrift.de

Gebundene Ausgabe: 309 Seiten
Second Sight Books

Ergänzung durch den Lektor:

Ein etwas irritierender Punkt ist eine unkritische Übernahme des Mythos‘ LaVey, dessen größtenteils selbst gebaute Biographie im Anfangsteil des Buches Verwendung findet. Das war aber auch die einzige offensichtliche Schwäche, die mir beim Lesen entgegen sprang.
Zudem erscheint das Werk in einer edel gebundenen Ausgabe mit Lesebändchen und sehr stilvoller Illustrierung; so macht das Lesen doppelt Freude. In jedem Falle eine der empfehlenswertesten Veröffentlichungen zum Themenkomplex von Setianismus, linkshändigem Pfad und dunkler Einweihung.

Andreas J.