Eric Van Lustbader – Robert Ludlum’s The Bourne Enigma (Jason Bourne 13)

Agenten-Action zwischen Kairo und Kobane

In Moskau besucht Jason Bourne die Hochzeit seines Freundes Boris Karpow. Karpow ist der Chef der vereinigten Geheimdienste FSB und FSB2. Durch einen Mittelsmann hat er Bourne eine alte römische Münze übergeben lassen. Deren geheimnisvolle Bedeutung will er Bourne in einem unbeobachteten Moment verraten, doch bevor er dazu kommen kann, wird er ermordet. Karpows Nachfolger gibt Bourne 48 Stunden Zeit, den Mord aufzuklären, sonst wird er selbst angeklagt. (Verlagsinfo)

Die Autoren

1) Eric Van Lustbader, geboren 1946, ist der Autor zahlreicher Fernost-Thriller und Fantasyromane. Er lebt auf Long Island bei New York City und ist mit der SF- und Fantasylektorin Victoria Schochet verheiratet. Sein erster Roman „Sunset Warrior“ (1977) lässt sich als Science Fiction bezeichnen, doch gleich danach begann Lustbader, zur Fantasy umzuschwenken.

1980 begann Lustbader mit großem Erfolg seine Martial-Arts & Spionage-Thriller in Fernost anzusiedeln, zunächst mit Nicholas Linnear als Hauptfigur, später mit Detective Lieutenant Lew Croaker: The Ninja; The Miko; White Ninja; The Kaisho usw. Zur China-Maroc-Sequenz gehören: Jian und Shan; selbständige Werke sind: Black Heart; French Kiss; Angel Eyes und Black Blade. Manche dieser Geschichten umfassen auch das Auftreten von Zauberkraft, was ihnen einen angemessenen Schuss Mystik beimengt.

Die Kundala-Trilogie ist Fantasy: „Der Ring der Drachen“, „Das Tor der Tränen“ und „Der dunkle Orden“. Da diese Fantasy ebenfalls in einem orientalisch anmutenden Fantasyreich angesiedelt ist, kehrt der Autor zu seinen Wurzeln zurück, allerdings viel weiser und trickreicher. Kürzlich hat er noch einmal eine Wendung vollziehen und schreibt nun die Thriller seines verstorbenen Kollegen Robert Ludlum fort, so etwa „Die Bourne-Verschwörung“. 2007 erschien der Mystery-Thriller „Testamentum“ in der Art von Dan Browns „The Da Vinci Code“. Danach veröffentlichte Lustbader Fortsetzungen von Robert Ludlums BOURNE-Serie.

2) Robert Ludlum wurde 1927 in New York City geboren. Nach dem II. Weltkrieg begann er eine Karriere als Schauspieler, die er verfolgte, bis er vierzig wurde, also bis 1967. Er studierte Kunstgeschichte und fing mit dem Schreiben an. 1971 schießt sein erster Thriller „Das Scarlatti-Erbe“, an dem er 18 Monate schrieb, an die Spitze der Bestsellerlisten. Als ähnlich erfolgreich erwiesen sich auch alle weiteren Romane, so etwa „Das Osterman-Wochenende“ (verfilmt), „Die Scorpio-Illusion“ oder „Der Ikarus-Plan“.

Seine Erfahrung als Schauspieler kam ihm zugute: „Man lernt, wie man die Aufmerksamkeit des Publikums behält.“ Seine Bücher wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und erreichten eine Auflage von mehr als 280 Millionen Exemplaren (Verlagsangabe Heyne). Zuletzt wurden die drei legendären Bourne-Thriller mit Matt Damon höchst erfolgreich verfilmt. Ludlum lebte bis zu seinem Tod am 12. März 2001 mit seiner Frau Mary und seinen Kinder in Florida und Connecticut.

Mehrere Autoren schreiben an den Serien, die Ludlum schuf, weiter. Derzeit befinden sich die Verfilmungen zu „The Matarese Circle“/“Der Matarese-Bund“ (mit Denzel Washington) und „The Chancellor Manuscript“/“Das Kastler-Manuskript“ (mit Leonardo DiCaprio) in der Produktion. Außerdem gibt es seit 2008 das Videospiel „Robert Ludlum’s: Das Bourne-Komplott“ für PlayStation 3 und Xbox360.

Die Bourne-Serie

1) Die Bourne-Identität (The Bourne Identity, von Ludlum, 1980)
2) Das Bourne-Imperium (The Bourne Supremacy, von Ludlum, 1986)
3) Das Bourne-Ultimatum (The Bourne Ultimatum, von Ludlum, 1990)
4) Das Bourne-Vermächtnis / The Bourne Legacy (von Eric Lustbader, 2004)
5) Der Bourne-Betrug / The Bourne Betrayal (von Eric Lustbader, 2007)
6) The Bourne Sanction / Das Bourne Attentat (von Eric Lustbader, 2008)
7) The Bourne Deception / Die Bourne-Intrige (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2009)
8) The Bourne Objective / Das Bourne-Duell (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2010)
9) The Bourne Dominion / Der Bourne-Befehl (von Eric Lustbader, 2011)
10) The Bourne Imperative / Der Bourne-Verrat (von Eric Lustbader, 2012, dt. 2014)
11) The Bourne Retribution / Die Bourne-Vergeltung (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2013, dt. 2015)
12) The Bourne Ascendancy (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 5/2014, dt. 2017??)
13) The Bourne Enigma (2016, dt. 2018)
14) The Bourne Initiative (2017)

Handlung

In Singapur hat Jason Bourne dem US-Präsidenten das Leben gerettet, als der Waffenhändler Ivan Borz Bourne dazu zwingen wollte, den Präsidenten zu töten und auf diese Weise einen neuen Krieg auszulösen. Bourne ist in Frankfurt/Main, als ein angeblicher Abgesandter seines Freundes Boris Karpow ihn kontaktiert. Bei dem Treffen übergibt Vanow Bourne eine alte römische Münze, die, wie Bourne später herausfindet, in sich eine geheime Botschaft birgt.

Moskau

Bourne folgt Karpows Einladung zu seiner Hochzeit und fliegt nach Moskau. Karpow, der Chef der vereinigten Geheimdienste FSB und FSB2, heiratet mit Swetlana eine Frau mit besten Verbindungen und einem eigensinnigen Verstand. Karpow ist sehr erstaunt, als er eine sexbesessene Schlampe wie Irina Wassiljewa, eine verachtete Halbukrainerin, an Bournes Arm entdeckt. Er muss ihn dringend vor ihr warnen und bittet ihn, ihn auf der Terrasse zu treffen.

Doch als Bourne dort eintrifft, findet er viele FSB-Agenten vor – und die Leiche seines Freundes. Karpow wurde mit einer Garotte erdrosselt und liegt nun mit ausgestreckten Armen da, als hinge er am Kreuz. Sein Stellvertreter Korsolow verdächtigt Bourne der Bluttat, doch Bourne beweist ihm, wie unsinnig ein solcher Vorwurf wäre. Dieser Mord weise alle Anzeichen eines religiösen Anschlags auf.

Doppelmord

Korsolow bekommt es in der gleichen Nacht noch mit einem Doppelmord zu tun, doch was er als Streit unter verachteten Schwulen abtut, entpuppt sich als zwei Morde durch zwei Täter. Und einer der beiden Täter war, wie sein Kollege Pankin herausfindet, ein Jude. Korsolow fragt, ob Pankin von einem Israeli spreche. Pankin bejaht, doch es kommt noch besser. Der zweite Schütze war ein Agent des israelischen Geheimdienstes Mossad. Nun stellt sich die besorgniserregende Frage, welcher Killer so skrupellos und schlau ist, mitten in Moskau Mossad-Agenten umzulegen.

Saras Spur

Auf diese Frage findet Jason Bourne an Boris Karpows kaltem Hals eine erste Antwort: In der blutigen Rille, die der Draht der Garotte gegraben hat, entdeckt er einen winzigen silbernen Davidstern. Doch es ist nicht irgendein Anhänger für ein Halskettchen, wie ihn Touristen kaufen würden. Nein, dieser kleine, an einem Zacken beschädigte Davidstern gehört Sara, der Mossad-Agentin, die sich Bourne einst als Rebekka vorstellte und die seine engste Geliebte.

Doch Sara ist schon zweimal gestorben, einmal im Nahen Osten und einmal in Mexico City. Ist sie erneut von den Toten auferstanden, um nun in Moskau ihr Unwesen zu treiben? Vielleicht kann ihm Karpows Münze mehr darüber verraten…

Mein Eindruck

Tatsächlich findet Bourne im Innern dieser Münze eine verschlüsselte Botschaft, die Karpow nur für ihn geschrieben hat. Es handelt sich um ein Rebus, das aus vier oder fünf – Bourne ist sich nie sicher – Glyphen, also Schriftbildern, besteht, die der ausgestorbenen sumerischen Sprache entstammen. Nun könnte natürlich jeder Sprachwissenschaftler so etwas entschlüsseln, doch erstens gibt es vom Sumerischen zwei Sprachlinien (männlich und weiblich) und zweitens hat Karpow üblicherweise immer eine verborgene Botschaft in seine Chiffren eingeflochten, wie Bourne nur zu gut weiß. Er hat diese Methode von Karpow beigebracht bekommen.

Falls sich der Leser wundert, warum ein gewiefter Codebrecher wie Bourne so lange braucht, um diese Chiffre zu knacken, so erklärt es der Autor ein ums andere Mal: Nichts an dieser Chiffre ist definitiv, und sie scheint so schnell zu wandeln wie die Feind- und Partnerschaften, in die sich Bourne selbst begeben muss. So kommt es, dass von der letzten und wichtigsten Auskunft, die er der Chiffre entlocken muss, sein Leben und das von Sara abhängt. Es ist der Zugangscode zu einem ganz besonderen Tresor.

Countdown

Bournes Mission dauert nicht nur deshalb 48 Stunden, weil ihm Korsolow diese Frist einräumt. Nein, es geht um nichts Geringeres als die Verhinderung des nächsten Weltkriegs. Noch 48 Stunden, bis der Präsident Russlands mit der vollständigen Invasion der restlichen Ukraine beginnt. Die Krim hat er ja bereits annektiert, und in der Ost-Ukraine hat er bereits die Gebiete mit den ergiebigsten Kohleminen erobern lassen.

Einen weiteren Vorstoß würde die NATO nicht hinnehmen und mit einem Atomschlag beantworten, der sowohl von der Ukraine als auch von Russland nichts übriglassen würde. Die Russen würden den Erstschlag natürlich sofort mit ihrem eigenen Nukleararsenal beantworten, was Europa und dann den Rest der Welt in Schutt und Asche legen würde.

Ablenkungsmanöver

Um diese Reaktion hinauszuzögern, muss der Präsident ein Ablenkungsmanöver initiieren: den Vorstoß der ISIS-Truppen auf die syrische Stadt Kobane an der Grenze zum NATO-Land Türkei. Man sieht also, dass sich die Handlung auf der Höhe des aktuellen Weltgeschehens befindet – zumindest zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Anfang 2016.

Doch der Präsident muss den ISIS-Kämpfern und ihrem „Kalifen“ al-Baghdadi einen hohen Tribut zahlen, damit sie Kobane angreifen. Diese Summe muss immens sein und über dunkle Kanäle und schwarze Konten bei verborgenen Banken an die IS-Milizen geleitet worden sein. Eine der Glyphen in Karpows Geheimbotschaft lautet deshalb „Follow the money“ – „folge dem Geld“. Das leuchtet Bourne ein, und deshalb folgt er Irina Volkin, der Enkelin des obersten Mafiabosses von Moskau Ivan Volkin, auch zu einem Geldwäscher namens Mik. Dumm nur, dass Mik ein islamistischer Märtyrer zu sein scheint. Kurz vor der Enthüllung des Geheimnisses, für wen er arbeitet, fliegt er zusammen mit Irina und allen Mitarbeiter und Computern in die Luft – eine Sackgasse, wenn es je eine gab.

Kairo und Kobane

Bourne glaubt, der FSB und der Erste Minister würden hinter diesem Attentat stecken, doch damit irrt er sich gewaltig. Er folgt Karpows Anweisungen und fliegt nach Kairo, wo er Ivan Borz, seinen Erzfeind, zu finden hofft. Doch er stößt auch auf Sara, die es ebenfalls auf Borz abgesehen hat. Zusammen entkommen sie nur mit knapper Not – ausgerechnet nach Kobane, wo sie zwischen das Granatfeuer der Kurden und der ISIS-Kämpfer geraten.

Wieder einmal zieht der Autor alle Register, um Sara und Bourne das Leben schwer zu machen. Ivan Borz hat sich als Bourne verkleidet. Tatsächlich gelingt es ihm, Sara zu täuschen. Er hat ein TV-Studio gebaut, um Enthauptungen live ins Internet zu übertragen und die westlichen Staaten zu schockieren. Wird es Sara gelingen, dem Schwert des Henkers zu entrinnen?

The Angelmaker

Timur Savasin, der Erste Minister Russlands, bemüht sich höchstpersönlich nach Zypern, um Jason Bourne das Lebenslicht auszublasen – doch nicht bevor dieser die Tresortür einer ganz besonderen Bank geöffnet hat, nämlich die Bank des russischen Präsidenten. In Savasins Begleitung tritt eine Somalierin namens Mala auf, die Bourne aus einem früheren Auftrag (der meines Wissens noch nicht erzählt wurde) kennt. Sie trägt den Decknamen Angelmaker, also „Engelmacherin“. Doch anders als im Deutschen bezieht sich dieser Spitznamen nicht auf illegale Abtreibungen, sondern auf ihre Fähigkeiten als Attentäterin.

Mit der Somalierin führt der Autor eine neue, faszinierende Figur ein, die im nächsten Bourne-Abenteuer eine bedeutende Rolle spielen wird: „THE BOURNE INITIATIVE“. Im finalen Showdown Bournes mit Ivan Volkin muss Mala sich zwischen den Diamanten des russischen Präsidenten – immerhin 77 Milliarden US-Dollar – und dem Leben Bournes entscheiden…

Unterm Strich

Ich habe diesen Thriller in nur wenigen Tagen auf einer Auslandsreise gelesen. Die Kapitel sind in der Regel kurz und enden meist mit einem Cliffhanger. Der Leser will natürlich erfahren, wie es weitergeht, und sie bleibt es nicht aus, die Seiten umzublättern. Die Handlung ist mehrsträngig angelegt, so dass für Abwechslung gesorgt – und für ein Hinauszögern der Auflösung aller Rätsel. Diese erfolgt erst im zweiten Showdown, in dem der eigentliche Drahtzieher enthüllt wird.

Merkwürdig: Der Name des russischen Präsidenten wird an keiner Stelle genannt. Vielmehr wird er häufig als „der Souverän“ betitelt. Sonderbar ist auch, dass der Kopf des ISIS-Kalifats nie beim Namen genannt wird. Vielleicht wollte sich der Autor vor eventuellen Klagen durch diese Persönlichkeiten schützen. Wie auch immer: Der Leser kann eine Rundreise durch mehrere illustre Städte unternehmen: Moskau (und seine mehrschichtige, teils geheime Unterwelt), Kairo mit Gizeh (wo Bourne prompt in einem Pharaonengrab landet), Kobane (Kriegszone übelster Sorte), Amsterdam (all die vielen Radfahrer und Coffeeshops), Istanbul und schließlich das zwielichtige Nikosia, wo sich auffallend viele Russen aufhalten…

Die Reihe

Innerhalb der BOURNE-Reihe stellt „Bourne Enigma“ zwar keinen weiteren Höhepunkt dar, aber einen kompetent geschriebenen Agententhriller, in dem die Liebesgeschichte zwischen Bourne und Sara, der israelischen Elitekillerin, eine harte Probezeit durchlaufen muss. Das Leben in der Schattenwelt der Agenten und Auftragskiller ist eben kein besonders ruhiges. Regelmäßig „sterben“ hier die Protagonisten, nur um auf wundersame Weise wiederaufzuerstehen. Und wer glaubt, noch nicht alles über die K.O.-Droge Rohypnol und ihre Bekämpfung zu wissen, kann sich hier kompetent weiterbilden. Das Gegenmittel heißt: ADRENALIN. Und genau das vermittelt der Thriller auf jeder Seite. Wer mehr Tiefgang erwartet, sollte zu anderen Autoren greifen – und wesentlich mehr Zeit investieren…

Hinweis

Die deutsche Ausgabe kommt im Sommer 2018 in die Buchläden:

Taschenbuch: 400 Seiten
Sprache: Englisch

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)