Erik Kellen – Das Lied von Anevay und Robert (The Empire of Stones 1)

The Empire of Stones

Band 1: „Das Lied von Anevay und Robert“
Band 2: „Das Lied von Schnee und Liebe“

Anevay ist von Polizisten aufgegriffen worden. Das ist niemals gut, ganz besonders schlecht jedoch ist es für Anevay. Denn sie stammt aus den freien Territorien. Und für die Amerikaner ist jeder von dort ein potentieller Magier …!

Lord Robert Humberstone reist im Auftrag der Queen nach Hammaburg. Was genau seine Aufgabe dort sein wird, weiß er selbst noch gar nicht. Doch schon unterwegs wird er zum ersten Mal angegriffen … von einem Druiden!

Zugegeben, der Titel des Buches klingt ein wenig nach kitschigem Liebesroman, aber jeder, der dahingehende Befürchtungen hegt, sei hiermit beruhigt. Liebe kam bisher nur im Epilog vor, und auch das nur ganz am Rande.

Tatsächlich würde ich die Geschichte dem Steampunk zuordnen. Zu welcher Zeit sie spielt, lässt sich nicht so genau feststellen, denn den Hintergrund bildet eine alternative Erde: die Gallier haben sich erfolgreich gegen Cäsar gewehrt, deshalb steht der Hadrianswall nicht in Schottland, sondern in Frankreich. Das Christentum hat es weder über die Alpen geschafft, noch übers Mittelmeer. Und Amerika ist zwar entdeckt, aber von den Eingeborenen einigermaßen erfolgreich verteidigt worden, unter anderem mit Magie, einer der Gründe, warum die Einwanderer solche Angst vor Stammesangehörigen haben.

Dabei ist es durchaus nicht so, als ob es im alten Europa oder bei den Einwanderern in Amerika keine Magie gäbe, im Gegenteil. Nahezu sämtliche technischen Errungenschaften benötigen Magie zumindest in Form von Treibstoff. Den liefern magisch aufgeladene Edelsteine, die in Australien abgebaut und zu feinem Pulver zerrieben werden. Aber auch die Kontinentalbrücke zwischen den Niederlanden und Großbritannien wurde mit Hilfe von Magie errichtet.

Lord Humberstone ist offenbar ein ziemlich fähiger Magier. Vor allem aber ist er ein begnadeter Erfinder und Feinmechaniker, was er wohlweislich für sich behält, weil er keine Lust hat, von der Politik eingespannt zu werden. Aber seine Fähigkeiten sind nicht sein einziges Geheimnis: in seiner Gefolgschaft befinden sich drei Clangeister …!

Anevay wiederum zeigt nicht die geringsten Anzeichen dafür, dass sie eine Zauberin der Stämme ist, obwohl sie über Monate hinweg allen möglichen Tests unterzogen wird. Aber sie ist eine Kämpfernatur, die sich mit enormer Zähigkeit wehrt.

Sowohl Robert als auch Anevay sind hervorragend gezeichnet, klischeefrei, sehr natürlich und sehr intensiv. Vor allem die Auswirkungen, die die Behandlung durch die Bleichgesichter auf Anevay hat, sind sehr gut dargestellt. Selbst die Nebenfiguren wie Mrs. Redbliss, Dr. LaRue und Herzog Leopold von Graubergen sind präzise skizziert, obwohl sie nur zwei- oder dreimal auftauchen.

Der Plot entwickelt sich vorerst nur langsam. Die politischen Verwicklungen in Nordeuropa stecken noch in den Kinderschuhen, bieten aber jede Menge Potential. Auch die Verbindung zwischen Anevay und Robert ist noch unklar, und mit dem Epilog eröffnet der Autor einen weiteren Handlungsstrang, der zwar sehr bildhaft geschildert ist, aber im Grunde nur verrät, dass da etwas ungemein Gefährliches existiert, das keinesfalls in die falschen Hände geraten darf. Die Frage ist nur, welches die falschen Hände sind!

Unterm Strich ist dieses Buch – wie die meisten Auftakte zu einem Zyklus – vor allem mit dem Aufbau der Figuren und der Welt beschäftigt. Das stört aber nicht im geringsten, denn die glaubhafte und lebendige Charakterzeichnung sowie eine Menge faszinierender Ideen, darunter an allererster Stelle die Clangeister , tragen die Handlung problemlos. Der Angriff auf Robert und Anevays Konfrontationen mit Dr. LaRue sorgen für etwas mehr Action und damit für Abwechslung, auch wenn der Spannungsbogen noch eher lose gespannt ist. Um ehrlich zu sein, gefällt mir diese Geschichte noch besser als der Zweiteiler über Nilah und Liran.

Erik Kellen lebt in Hamburg und hat schon eine ganze Reihe Jobs hinter sich. „Gezeitenzauber“ war sein Romandebut, das mit „Seelenzauber“ zu Ende geführt wurde. „Das Lied von Anevay und Robert“ ist der erste Band seines Zyklus The Empire of Stones.

Taschenbuch 308 Seiten
ISBN-13: 978-1-492-12996-7

www.erik-kellen.de

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