Eva Almstädt – Ostseekreuz

Bereits zum 17. Mal ermittelt die sympathische Kommissarin Pia Korittki im vorliegenden Krimi „Ostseekreuz“. In den vorangegangenen Bänden hat Eva Almstädt ihre Hauptfigur schon in sehr vielen Facetten vorgestellt. Pia hat einen Sohn, lebt aber von dessen Vater Hinnerk getrennt. Im letzten Band war Pia Opfer einer Entführung geworden. In letzter Minute konnte Marten Unruh – Pias früherer Geliebter und Kollege – sie retten. Doch der Täter konnte entkommen.

Da Pia und auch ihre Familie nach wie vor in Gefahr sind, bleibt ihr Sohn Felix zunächst bei seinem Vater Hinnerk und dessen neuer Familie. Und Pia zieht in ein Kloster, um auch wieder zur Ruhe zu finden und das Erlebte zu verarbeiten. Doch natürlich geht es dort längst nicht so beschaulich zu, wie sie sich das vorgestellt hatte. Denn es dauert nicht lange, bis die Totenglocke läutet und ein toter Mönch aufgefunden wird. Kurze Zeit später geschieht ein zweiter Mord. Und so findet sich Pia Korittki unvermittelt (und incognito) in einer Mordermittlung wieder.

Zeitgleich sucht Marten Unruh den flüchtigen Albrecht Lohse, um den verurteilten Mörder endlich wieder hinter Gitter zu bringen.

Ora et labora

Eine Kommissarin im Kloster ist wirklich eine interessante Idee für einen Kriminalroman, aber irgendwie passt es auch zu Pia Korittki, obwohl sie schnell erkennen muss, dass diese Auszeit irgendwie nicht so richtig hilfreich ist. Nur beim anstrengenden Holzfällen im Wald kann sie sich ablenken und so richtig auspowern, um wieder ins innere Gleichgewicht zu finden. Doch wirklich besser geht es ihr erst, als sie heimlich die Mordermittlung unterstützen und ihren Ermittlergeist anstrengen kann.

Die Schauplätze sind in der Tat ungewöhnlich, und da Pia incognito im Kloster ist, darf sie nicht offen ermitteln, sondern kann fast wie eine verdeckte Ermittlerin tätig werden. Und das macht sie mit Begeisterung, auch wenn sie sich dadurch natürlich auch wieder in Gefahr bringt…

Marten Unruh ist eine Figur, die ebenfalls von Beginn an dabei ist, auch wenn er zwischendurch im Ausland tätig war und Pia ihn nicht gesehen hat. Aber doch war er in ihren Gedanken immer dabei, und nun hat er endlich wieder eine Hauptrolle in diesem Buch. Zudem kommen sich Marten und Pia endlich wieder näher – der treue Leser der Reihe hat sich dies vermutlich schon lange gewünscht (bei mir war es jedenfalls so).

Allerdings ist Marten die meiste Zeit von Pia getrennt, weil er in Südfrankreich den flüchtigen Albrecht Lohse sucht. Doch der ist ihm immer wieder genau einen Schritt voraus. Bis die beiden Männer aufeinander treffen und es wirklich brenzlig wird. Verliert Pia nun ihren zweiten Geliebten?

Eva Almstädts Charaktere gefallen mir unheimlich gut. Ich bin zunächst nicht durch die Kriminalfälle in die Reihe „hineingerutscht“, sondern weil ich mehr über Pia Korittki wissen wollte. In nunmehr 17 Fällen hat man schon so vieles miterlebt, dass sie einem wirklich ans Herz gewachsen ist. Ich mag sie und finde es gut, wie die Autorin diese Figur weiterentwickelt hat. Auch Marten Unruh gefällt mir unheimlich gut – mit seinen Ecken und Kanten und seiner mitunter etwas geheimnisvollen Art.

Hinter Klostermauern

Aber der Kriminalfall steht natürlich trotz all der interessanten charakterlichen Komponenten im Fokus. Und der ist durchaus ebenfalls interessant: Wer würde schon unter einem Dutzend alternder Mönche einen Mörder vermuten? Oder ist es gar einer der gerade anwesenden bezahlenden Gäste im Kloster? Denn auch da finden sich durchaus Personen, die offenbar etwas zu verbergen haben.

Wie in einem guten Kriminalroman üblich, streut Eva Almstädt immer neue Hinweise ein, die mal in die eine Richtung führen und mal in die andere. So verdächtigt man mal den einen, mal den anderen, was natürlich zum Mitraten animiert und den Spannungsbogen ansteigen lässt. Die Hintergründe der Morde sind wieder einmal ziemlich erschreckend und lassen es mir eiskalt den Rücken hinunterlaufen. Aber auch das kennt man von Eva Almstädt schon.

Wie Pia schlussendlich auf die Lösung des Falls gekommen ist, fand ich wirklich eine witzige Idee, auch wenn sie leider nicht 100-prozentig schlüssig war und ein wenig abstrus anmutet.

Amen

Unter dem Strich hat mir „Ostseekreuz“ wieder sehr gut gefallen. Eva Almstädt entwickelt ihre Hauptfiguren konsequent weiter, sodass man dieser Krimireihe nur zu gerne treu bleibt. Aber auch der Kriminalfall hat seinen Reiz und entwickelt sich sehr spannend.

Zur Bestnote reicht es nicht ganz, aber gut unterhalten war ich auf jeden Fall.

Taschenbuch: 416 Seiten
ISBN-13: 978-3404185733
www.luebbe.de

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