1. Kapitel
Von vorne. Hinten. Danke. Blutspritzer und Semantik. Neurologie und Psychologie. Sprache und Verwaltung. Philosophie. Norman und seine Mutter, die in einem Stuhl sitzt, leblos, abgemagert, sinngemäß, zweifelhaft, staubig. Der beste Freund eines Mannes ist seine Mutter. Wenn der weiße Flieder wieder blüht. Der weise Prophet über die weite Steppe wandert, leicht schwankend, wissend jeweils, ich weiß nicht, kennen Sie Uschi? Nein, es ist nicht so, dass ich hier in dieser Gegend mein Glück gefunden hätte, dass ich hier Hühner züchtete, ein Haus baute, Kinder zeugte. Nicht so, dass ich hier eine Fahne in den Wind hielt, mich mit den Regeln anfreunden konnte, heimisch geworden wäre. Nicht vor diesem Himmel, diesen himmlischen Wolken, vor dieser Sonne, diesen sonnigen Aussichten, wie gesagt wird, teilweise: Sonnige Aussichten. Meine Frau Regina sagt, ich sollte wieder schreiben. Ich kann ihnen nicht alles erklären, was sich täglich ergibt, müsste wieder schreiben, kann nur ein Muster abgeben, gehe fremd, sinngemäß, nein, so will ich es nicht sagen, werde wieder schreiben. Regina sagt, sie würde noch verrückt, aber sie weiß nicht, was geschieht. Weil keiner weiß, was geschieht! In den Wüsten, Steppen, Fußgängerzonen. Die Stimmen? Ich würde Stimmen hören, hörte ich sagen, aber es ist nicht alles zu glauben, was gesagt wird, was ich höre, teilweise: Sonnige Aussichten!
Es ist nicht so, dass ich hier in dieser Gegend fündig geworden wäre, eine Firma gründete, Weizen erntete, Gerste, Hafer. Nein.
„Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realität.“ (Alfred Hitchcock, britischer Regisseur, 1899-1980)
Es ist nicht so, dass ich Gott wäre. Dass ich mich überhaupt mit Worten wie „Gott“ auskennen würde. Dass ich jemand wäre? In dieser Gegend?
Kennen Sie Marlies? Gut, inzwischen werde ich etwas mit Vorsicht behandelt, um es vorsichtig zu sagen. Und mit Medikamenten gegen eine leichte Schwermut, einen schweren Leichtmut, der mit der Zeit chronisch wurde, chronologisch. Aus Leichtmut wurde Schwermut, wie manchmal aus Kameradschaft Liebe wird und aus einem Misthaufen Kürbisse wachsen.
Ich weiß, dass ich komisch bin, tragisch bis komisch, dass ich sterben muss, mir alle folgen werden, ich folgen werde den Gestorbenen, komisch genug, tragisch.
Sonne, Mond und Sterne. Mehrmals: Sonne, Mond und Sterne. Über ein ganzes menschliches Dasein hinweg: Sonne, Mond und Sterne. Und das Verfallsdatum eines menschlichen Körpers. Die Stirnfalte. Die …? Stirnfalte? Akupunktur? Tragisch. Die Muttermilch bereits! Die Muttermilch! Oder Salat! Überall Salat und nur noch: Salat! Salat an den Wänden, Salat unter den Fingerkuppen, Salat zwischen den Zähnen! Salat, Salat, so ein Salat! Jetzt haben wir den: Salat.
Absatz. (In einer neurologischen Praxis in dieser Gegend).
(Regina spricht mit der Neurologin Astrid Funke, die sich seit einiger Zeit mit dem Fall Normans beschäftigt. Ein tiefer Fall. Spricht Frau Funke: „Norman hat sich weitgehend in seine eigene innere Welt zurückgezogen, verstehen Sie, Regina. (Frau Funke und Regina kennen sich nun auch schon geraume Zeit. Sie sprechen sich jeweils mit dem Vornamen an, sind aber beim „Sie“ geblieben.)
„Er ist krank, lebt in einer Welt, die nur noch partiell mit dem übereinstimmt, was wir als Realität sehen.“
„Aber er schreibt wieder!“, sagt Regina.
„Aber sie sagten auch, er würde manchmal stundenlang, bewegungslos aus dem Fenster starren?“, erwidert Astrid.
(Regina liebt Norman und irgendwie will sie den Worten von Normans Neurologin nicht glauben. Sollte Norman inzwischen wirklich „verrückt“ sein?)
Astrid nimmt ihren Kugelschreiber in die Hand: „Sein Gehirn hat gelitten, glauben Sie mir. Ich bekomme immer wieder solche Fälle in meine Praxis. Verstehen Sie? Das Gehirn? Es hält dem Druck nicht mehr stand, bricht zusammen und entwickelt eigene Muster.“
„Eigene Muster?“, fragt Regina ungläubig.
„Sie können ganz unterschiedlich ausfallen. Manche Gehirne brechen völlig zusammen, andere schalten teilweise ab. Ich hatte einen Fall, da blieb das Gehirn regelrecht hängen, verstehen Sie? Der Patient hatte den Eindruck, die Zeit wäre stehen geblieben. Er sah ständig nur noch ein Bild! Wie bei einer Bildstörung!“ „Schrecklich!“, bricht es aus Regina hervor: „Und Normans Gehirn?“ Reginas Gesichtszüge wurden hart, während sie auf die Antwort wartet: „Ich denke, Normans Gehirn hat sehr gelitten. Der Druck hat sich bereits in seiner Kindheit durch die Erziehung aufgebaut, dann kam die Schule, der Beruf, Sie wissen, kamen die Beziehungen und die alten Muster lösten sich auf. Seine Mutter scheint eine wichtige Rolle zu spielen.“
„Seine Mutter ist lange tot!“, erwidert Regina.
„Das spielt keine Rolle, Regina. Wahrscheinlich ist in seiner Kindheit etwas Schreckliches geschehen, was ihn innerlich noch immer bestimmt. Es hat mit seiner Mutter zu tun. Der Versuch der Schriftstellerei bringt ihm nur vorübergehende Linderung, schafft aber das grundsätzliche Problem nicht aus der Welt.“
„Was soll denn Schreckliches geschehen sein?“, fragt Regina ungläubig. „Nun, ich weiß es auch nicht. Wenn Sie es nicht wissen? Hat er denn Ihnen gegenüber nie etwas angedeutet?“
„Was angedeutet?“ „Nun, dass etwas geschehen ist, was ihn noch immer beschäftigt? Ich habe den Verdacht, dass etwas mit seiner Mutter gewesen sein muss, dass es seine Mutter ist, die ihn noch immer beschäftigt.“ „Er spricht nicht über seine verstorbene Mutter!“
„Ja, doch ist sie wirklich gestorben? Ich meine, für Norman? Verstehen Sie, manchmal sind die Bilder, die im Innern eines Menschen bestehen, wirklicher als die Wirklichkeit. Bei ihm scheinen solche inneren Bilder wirksam zu sein, die ihn manchmal so stark bestimmen, dass er den eigenen Verstand darüber verlieren könnte.“ „Den Verstand verlieren …? Aber Norman war bis vor einem Jahr völlig normal!“
(Regina liebt ihren Norman, will nicht, dass er „den Verstand verliert“.)
„Frau Regina. Glauben Sie mir, es besteht die Frage: was ist ,normal‘? Schauen Sie aus dem Fenster und sagen Sie mir, was ,normal‘ ist. Ich denke oft, die Menschen, die in meine Praxis kommen, das sind die ,normalen‘ Menschen, während sich draußen die Psychopathen befinden. Wer in einer kranken Welt nicht krank wird, kann auch nicht gesund sein. Verstehen Sie? Bald ist die psychische Krankheit normal. Eine Frage von Mehrheiten und wenn Sie mich fragen: so viel Pillen wird die Industrie nicht herstellen können, die wir in den nächsten Jahren brauchen werden.“
„Aber Norman hat die Zusammenhänge selbst analysiert! Er hat sie durchschaut, weshalb sollte er daran zerbrechen?“ „Frau Regina, es stimmt, er hat gut geschrieben. Ich habe ,Der Tote im Park‘ gelesen, ein Buch über die Beziehungslosigkeit in heutiger Zeit. Er schrieb, weil er unter dieser Beziehungslosigkeit litt. Ich denke, er wollte sich von dem Druck befreien, doch er kam aus seinem Muster nicht heraus. Nein, er war vor einem Jahr bereits nicht mehr gesund! Solche Entwicklungen ziehen sich manchmal über Jahrzehnte hin und plötzlich kommt es zum Ausbruch.“ „Zum Ausbruch? Was meinen Sie damit?“ „Nun, es ist wirklich nicht meine Absicht, Ihnen Angst zu machen, aber er hätte sich frühzeitig in therapeutische Hilfe begeben sollen.“ „Aber er hat geschrieben und im Schachspiel kann er jeden schlagen.“ „Ich sage nicht, dass er dumm geworden ist. Sein Gehirn hat gelitten, doch das hat nichts mit seiner Intelligenz zu tun. Vom Standpunkt der Intelligenz ist er uns allen weit überlegen.“ „Und weshalb kann er sich dann nicht selbst helfen?“ „Verstehen Sie, Norman war über lange Jahre stets an einer Grenze, hat um seine innere Freiheit gekämpft, seine Innerlichkeit. Er kämpft mit seinen inneren Welten, allem Willen, aller Intelligenz, versucht die Antwort auf jede Erscheinung zu finden. Sie können seine Welt nicht mit unserer Welt vergleichen. Sie müssen sich sein Gehirn bildlich größer vorstellen. Wie soll ich es Ihnen erklären? Er denkt und weiß, dass er den Gesetzen unterworfen ist. Den Gesetzen der Sterblichkeit, den Gravitationsgesetzen. Ich habe diesen Zusammenhang erst nach langen Gesprächen mit ihm verstanden. Sie müssen verstehen, es ist ein besonderes Gehirn.“ „Es ist Norman!“ „Ja, ein besonderer Mensch. Kein Gehirn, wie wir es kennen, wie wir es für ,normal‘ halten. Gut, wir müssen noch einige Untersuchungen machen, aber soviel ist klar: dieses Gehirn, es kämpft, sucht nach Lösungen und vielleicht wird es daran zerbrechen.“
„Nein, ich will nicht, dass er zerbricht!“
„Er will es selbst nicht! Ich will es auch nicht! Wer will es schon? Er will die Zusammenhänge ergründen, will zu einem abschließenden Ergebnis kommen. Er will nicht nur sein und vergehen. Es will verstehen, verstehen Sie? Will wissen, weshalb es ist, weshalb es leidet, weshalb es so denkt, wie es denkt, es will noch über sich selbst hinweg denken, will seine Funktion und seinen Sinn ergründen, will darüber hinaus Sinn und Ordnung für die Allgemeinheit schaffen, will wissen, weshalb es vergeht. Verstehen Sie? Es erkennt, versucht zu erkennen, versucht zu ordnen und Erkenntnis zu gewinnen. Dieses Gehirn will nicht nur altern und sterben. Es will sich nicht fügen in vorgegebene Gesetzmäßigkeiten. Das ist meine bisherige Erkenntnis. Dieser Mensch will wissen! Er will die Grenzen erfahren. Die Wahrheit wissen. Und er kämpft.“ „Und Sie denken, er wird den Kampf verlieren?!“ „Natürlich weiß ich nicht genau, was kommen wird, aber ich denke, er steht eher am Ende als am Beginn seiner Vorstellungen.“
(Die gute Astrid Funke! Am Ende! Als würden wir nicht alle – am Ende stehen! Von Beginn an, rittlings … Samuel, rittlings … ich komme später noch einmal darauf zurück … rittlings …)
„Norman steht am Ende. Er weiß es selbst, weiß durchaus, dass er sich bisher selbst nicht erklären konnte, dass er bisher seine selbst gesetzte Aufgabe nicht erfüllt hat. Er weiß, dass seine bisherigen Versuche gescheitert sind, dass er womöglich nur noch einen Versuch hat.“
„Nur noch einen Versuch?“ „Verstehen Sie, er hatte große Ziele, große Ansprüche, aber er wurde ihnen bisher nicht gerecht, hat seinen inneren Plan nicht erfüllt.“
„Aber hat doch noch Zeit!“ „Er ist zu keinem Ergebnis gekommen.“ „Sie reden, als wäre er bereits tot!“ „Oh nein, tot ist er sicherlich nicht! Da hätten sie mich falsch verstanden.“
(Ich danke Dir, Astrid, dass Du mich noch nicht für tot erklärst! Meinetwegen, Gehirntod! Während die Wiesen weiter grünen, die Vögel nicht zur Ruhe kommen, die Vögel im Film: die Vögel … die nicht zur Ruhe kommen, wie ich nicht zur Ruhe komme.
Ja, wenn ich einen Salatkopf hätte! Einen Kopfsalat! Dann wäre es womöglich umgekehrt proportional zur Absurdität jedes einzelnen Salatblattes? Dabei habe ich einen Kopfsalat, Salat im Kopf, Bohnenstroh, Salat, Salat.)
„Sein Bewusstsein arbeitet ständig. Für mich ein Phänomen! Ehrlich gesagt, einen Fall wie Norman hatte ich noch nicht in meiner Praxis. Er hat einen übermenschlichen Willen, eine ungeheuere Intelligenz, doch er braucht endlich seine Erklärung. Verstehen Sie, er braucht seine Lösung und wir können sie ihm nicht liefern.“ „Aber es muss doch etwas getan werden können. Es geht ihm schlechter als jemals zuvor. Vielleicht müssen seine Medikamente neu dosiert werden?“ „Es liegt nicht an den Medikamenten. Es wäre auch keine Lösung, die Dosis zu erhöhen. Er muss es selbst schaffen. Wir können ihn nur begleiten, können versuchen mit Medikamenten, mit Zuspruch, mit Gesprächen zu helfen. Die eigentliche Arbeit muss von ihm geleistet werden.“
(Die eigentliche Arbeit! Tragisch, komisch? Diese Astrid! Die so hübsch auf ihren zwei Arschbacken sitzt und Sätze schwingt. Ja, Scheitern. Besser Scheitern. Grandios Scheitern! Beckett. Herzlichen Glückwunsch! Ein blumenloses Kranzgeflecht … Eine glückliche Kindheit. Glückliches Sterben …)
„Irgendwann werde ich noch verrückt!“, sagt Regina leise. „Nun, ich verstehe Sie, Regina. Aber Sie müssen die Ruhe bewahren. Sie haben sich auf Norman eingelassen und wussten, dass Sie es mit einem außergewöhnlichen Menschen zu tun haben. Jetzt müssen Sie sich dieser Herausforderung weiter stellen. Gewissermaßen ist Norman ein Genie. Da kann die Beziehung nicht problemlos sein, verstehen Sie? Ich werde ihnen helfen, soweit es geht. Er hat immerhin niemand ermordet.“ „Wissen Sie das genau?“, fragt Regina und ist von ihrer Frage selbst überrascht.
„Nun, ich denke, sein Problem ist bisher in seinem Kopf geblieben. Die Vermutung, dass er ein Mörder sein soll, kann ich beim besten Willen nicht bestätigen.“ „Auch wenn er im Traum darüber spricht?“
(Oh, ich spreche nicht im Traum darüber … aber Marlies, in letzter Zeit denke ich wieder an Marlies. Ob es etwas zu bedeuten hat? Meine Gute. Tiefenpsychologisch? Dass ich sie mal wieder lecken will …? Psychoanalytisch. Wozu? Riechen will? Individualpsychologisch. Dass ich mal wieder meinen Kopf zwischen ihre Beine legen will … als wäre ich gerade aus ihrem Geburtskanal gefallen … wie ein Hund … ein Kalb … aus einer wortlos klaffenden Wunde …)
„Nun, Regina, es mag sein, dass er in seinen Träumen Mordfantasien entwickelt.“ „Aber er redet fast jede Nacht davon, dass er gemordet hat und wieder morden wird!“ „Ich denke, es sind Fantasien. Möglicherweise versetzt er sich auch in die Figuren seines Romans. Sie sagen doch, er schreibt wieder!“ „Und weshalb versetzt er sich im Traum in die Rolle des Mörders? Er könnte sich doch auch einmal in die Rolle des Opfers begeben?“
(Dass die Erlösung in der Bewusstlosigkeit steckt? In der gleichgültigen, belanglosen, begierdelosen Sprachlosigkeit? In der sprachlosen, temperamentlosen, lieblosen Fleischlosigkeit? Hormonlosigkeit? Blutleere? In der zwanglosen Aufgabe jeder Leidenschaft, leidenschaftslosen, lustlosen Schläfrigkeit der gleichgültigen Belanglosigkeit. Wer hätte das gedacht …)
„Das sind Fragen, Regina. Das menschliche Gehirn gibt uns stets neue Fragen auf. Noch immer wissen wir wenig von den Zusammenhängen, den Vernetzungen, Strukturen des Gehirns. Hier sind noch längst nicht alle Rätsel gelöst, werden wir täglich mit neuen Geheimnissen konfrontiert. Die Gehirnforschung kann noch längst nicht alle Fragen beantworten, muss neu überdacht, überprüft werden. Aber Norman ein Mörder?! Nein, das können wir doch ausschließen.“
„Das beruhigt mich sehr, Astrid. Ehrlich gesagt, ich hatte große Befürchtungen. Als er damals mit blutiger Kleidung nach Hause kam, fuhr mir ein Schrecken durch alle Glieder. Und er hatte wieder seine Frauenkleider an.“
„Gut, wir wissen, es sind nicht „seine“ Frauenkleider. Es sind die Kleider seiner Mutter.“ „Obwohl ich sie bereits in den Kleidersack zur Abholung gesteckt hatte. Er muss sie wieder herausgeholt haben.“ „Es ist keine Lösung ihm die Kleider zu nehmen, Regina. Wir müssen sein inneres Problem verstehen lernen, um ihm helfen zu können.“
„Sie sagten, er wäre eine gespaltene Persönlichkeit.“ „Ja, das müssen wir annehmen.“
(Gespaltene Persönlichkeit! Als hätte mir jemand einen Keil ins Hirn getrieben! Meine liebe Astrid, es mag sein, dass ich triebhaft bin! Ein temperamentvoller Liebhaber, der zur Eifersucht neigt. Und? Eine Persönlichkeit, die nicht gerne abgewiesen wird. Ja, ich weiß, Astrid gesteigertes Minderwertigkeitsgefühl nach Alfred. Erhöhtes Geltungsstreben bei verminderter Frustrationstoleranz! Gut, aber gleich gespaltene Persönlichkeit?)
„Aber Sie sagen, er ist kein Mörder!“ „Ich denke nicht. Norman hat Ihnen doch damals erklärt, wovon das Blut stammte!“ „Ja, aber es blieb diese Unsicherheit, wenn er manchmal tagelang nicht nach Hause kam. Sie wissen, ich liebe Norman, könnte es nicht ertragen, ihn wegen Mordes hinter Gittern zu sehen. Schon damals, als Sie ihn verdächtigten und er ins Gefängnis musste, konnte ich es kaum ertragen.“ „Sehen Sie, er wurde wieder entlassen. Ich denke, er wird eine neue Kriminalgeschichte schreiben, seinen Bildern im Kopf nachgehen. Es ist ein gutes Zeichen, dass er wieder schreibt. Es wird ihm helfen, sein Problem zu lösen. Und bis dahin soll er weiterhin seine Medikamente nehmen. Wenn sich etwas verändert, geben Sie mir sofort Bescheid. Ansonsten werde ich in zwei Wochen wieder mit Norman sprechen, wenn sich bis dahin nichts Außergewöhnliches ergibt.“
„Oh, es ergibt sich jeden Tag etwas Außergewöhnliches!“
„Ja, Regina, so ist das eben mit außergewöhnlichen Menschen. Die können einen gewaltig fordern.“
„Wirklich wahr.“
Über den Autor Norbert Sternmut
Norbert Sternmut (= Norbert Schmid), geboren 1958, lebt in Ludwigsburg und arbeitet als Sozialpädagoge. Der Theaterautor, Rezensent, Maler, Lyriker und Romanschreiber erhielt Stipendien vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Gerlingen. Er veröffentlichte zwanzig Einzeltitel seit 1980 und ist in über 50 Anthologien vertreten. Als Maler trat er mit 75 Ausstellungen an die Öffentlichkeit. Der gelernte Werkzeugmacher wurde nach einem Studium zwischen 1982 und 87 Sozialpädagoge und ist seit 1993 in der Bildungsarbeit im Bildungszentrum Stuttgart tätig. Mehr Infos gibt’s auf seiner Website www.sternmut.de.
Seit 1980 hat Sternmut eine ganze Reihe von Lyrikbänden veröffentlicht, darunter die von mir vorgestellten Bücher „Photofinish“, „Triebwerk“ und „Absolut, du“. In dem Band „88 Rätsel zur Unendlichkeit“ arbeitete er mit dem Grafiker Volker Funke zusammen: Die Rebus-artigen Rätselgrafiken harmonierten mit den frei assoziierenden Gedichttexten Sternmuts. Eine Webseite ergänzte das multimediale Werk auf der Zeit angemessene Weise.
Auf der Prosaseite ist seine Romantrilogie hervorzuheben, zu der „Der Tote im Park“ (1999), „Marlies“ (2003) und sein Roman mit dem Titel „Norm@n“ gehören. Eine Reihe von z.T. phantastischen Erzählungen erschienen in dem Band „Das Zeitmesser“ (Rainar Nitzsche Verlag, Kaiserslautern, 1997).