Frank H. Netter – Atlas der Anatomie (6. Auflage)

Verlagsinfo zum Buch:

Anatomie lernen macht Spaß! Netters Atlas der Anatomie beweist seit 25 Jahren, dass Anatomie lernen auch locker sein kann. Die preisgekrönten Darstellungen im typischen Netter-Stil führen von vereinfachten Darstellungen zu komplexen Strukturen. Detailreich beschriftet und von bestechender Klarheit und Präzision – so wird Anatomie greifbar! In deutscher Sprache mit deutsch-englischen Legenden mit je einem deutschen und einem englischen Sachregister. Die Abbildungen sind mit lateinischer Nomenklatur beschriftet. Was macht diesen Atlas so praktisch: Die gesamte Anatomie gibt es in nur einem Band – ideal zum Mitnehmen in den Präpkurs. Im typischen Netter-Stil treffen die Abbildungen treffen genau die Mischung aus realistischer Darstellung und didaktisch einprägsamer Schemazeichnung. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Fünf Jahre sind verstrichen, Zeit für einen neuen „Netter“. Hat der Verlag die Zeit genutzt oder will er nur das 25-jährige Jubiläum dieses Klassikers feiern? Welche Unterschiede zur vorherigen Auflage gibts und … brauche ich jetzt einen Neuen?

Letzteres muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer aber auf dem neuesten Stand sein möchte, muss oder besser sein sollte, der weiß die Updates dieser Ausgabe zu schätzen:

– neue anatomische Darstellungen komplexer Strukturen
– neue radiologische Bilder
– praktische Muskeltabellen am Ende jedes Kapitels, anhand derer man schnell einen Überblick über Ursprung, Ansatz, Innervation, Funktion und Blutversorgung bekommen kann
– per Rubbelcode im Buch gibts Online-Zugang zur englischen Plattform www.studentconsult.com. Hier erwarten den Lernenden Infos, die über den Umfang dieses Werkes hinausgehen. Verschiedene Quiz-Arten stehen genauso zur Verfügung, wie 3D-Modelle, noch mehr Bilder, noch mehr Texte und jede Menge Videos

Ob das Lernen der menschlichen Anatomie nun Spaß macht, nur weils dieses Buch gibt, das sei mal dahingestellt … unglaublich praktisch ists aber auf jeden Fall, einen sezierten Menschen zum Herumtragen zu haben, der weniger auf die Waage bringt als dessen Einzelteile im wahren „Leben“. Ein Leichtgewicht ist dieser Brocken allerdings nichts, wiegt er doch mehr als zwei Kilo. Und im Vergleich zur letzten Auflage ist er um ein paar Seiten dicker geworden, was aber eher informationstechnisch ins Gewicht fällt.

Da Englisch zwar nicht die meistgesprochenste Sprache der Welt, aber eine Universalsprache ist und gerade Ärzte ohne Grenzen sich untereinander verständigen möchten, gibts alles Vorliegende in Deutsch und in Englisch. Und für die, die schon tausende von Jahren tot sind oder deren Sprache sprechen, gibts auch die lateinischen Zungenbrecher-Bezeichnungen mit dazu. Wie war das noch mit dem Spaß beim Lernen?

Der Menschenatlas

Aufgeteilt ist dieser Atlas in sieben Kapitel:

1 Kopf und Hals – Head and Neck
2 Rücken und Wirbelsäule – Back and Spinal Cord
3 Thorax – Thorax
4 Abdomen – Abdomen
5 Becken und Dammregion – Pelvis and Perineum
6 Obere Extremität – Upper Limb
7 Untere Extremität – Lower Limb

Am Ende des Buches gibts das Quellenverzeichnis, ein Register und die Inhaltsübersicht noch mal auf Englisch zum Nachlesen und -schlagen.

Die einzelnen Bereiche bieten die zurecht beliebten Netter-Zeichnungen unserer Einzelteile sowie Tomogramme, damit Lernende und Praktizierende sehen können, wie so was „in echt“ aussieht. Und da wir vor 25 Jahren noch anderen Maschinen dafür hatten, ist es durchaus sinnvoll, auch diese Aufnahmen auf dem aktuellen Stand des technisch Möglichen zu halten, was in meinen Augen eine Neuauflage alle paar Jahre allein schon rechtfertigt.

Das Ende jedes Kapitels bilden die oben schon angesprochenen Muskeltabellen.

Die Seiten der einzelnen Abschnitte sind am oberen Rand kapitelweise unterschiedlich eingefärbt, sodass nach einem kurzen Blick auf den Buchschnitt ein schnelles Nachschlagen möglich ist … wenn man irgendwann mal die sieben Kapitelnamen auswendig kennt und eh weiß, wonach man gerade sucht. Retro-Lesebändchen gibts keine … obwohl ich die früher immer sehr praktisch fand, denn sie haben zumindest einige der vielen kleinen Zettel ersetzt, die gern mal trotz schicker Farben oben im Buchschnitt steckten.

Der Autor:

Frank H. Netter Frank H. Netter (1906-1991) war Arzt und Künstler gleichzeitig. Zunächst hauptsächlich als Arzt und nebenher als Künstler tätig, gab er seine Praxis später auf,um sich nur noch der Kunst zu widmen. Er hat den für seine Abbildungen so charakteristischen Stil geschaffen, der den Netter Atlas auszeichnet und der von im Laufe der letzten Jahre hinzugekommenen Zeichnern fortgesetzt wurde. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Die beliebten Netter-Zeichnungen und ihr Atlas feiern zusammen ihre Silberhochzeit. Das allein ist nett, aber sicher kein Kaufgrund. Den aber finden interessierte Studenten und Practitioner in den neuen und aktuellen tomographischen Aufnahmen, den neu hinzugekommenen Muskeltabellen und nicht zuletzt im Online-Zugang, der dieses „schlichte“ Buch zu einem Multimedia-Nachschlagewerk aufbläht. Das bietet in meinen Augen einen ordentlichen Mehrwert zu vorangegangenen Auflagen und sollte den einen und anderen zurecht ins Grübeln bringen, ob er seinen „Netter“ ausmustern und sich aktuell bestücken sollte.

Denn da stimme ich Frank H. Netter absolut zu: „Die Anatomie selbst verändert sich natürlich nicht, aber unser Verständnis von der Anatomie und ihrer klinischen Relevanz ändert sich beständig.“

Und in 25 Jahren wird dieses Nachschlagewerk dann als Holokristall erscheinen, der den Käufer dann interaktiv und auf Zuruf durch den Inhalt führt und die Ergebnisse lebensecht auf den Tisch projiziert. Immer auf dem neuesten Stand halt.

Gebundene Ausgabe: 626 Seiten mit 950 farbigen Bildern
Originaltitel: Atlas of Human Anatomy
Aus dem Amerikanischen von Christian M. Hammer
ISBN-13: 978-3437416057

www.elsevier.de

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