Frank H. Netter – Atlas der Anatomie (7. Auflage)

Verlagsinfo zum Buch:

Netters Atlas der Anatomie beweist seit Jahren, dass Anatomielernen auch locker sein kann. Die preisgekrönten Abbildungen im typischen Netter-Stil führen Sie idealdidaktisch vom Leichten zum Schweren, von vereinfachten Darstellungen zu komplexen Strukturen. Detailreich beschriftet und von bestechender Klarheit und Präzision – so wird Anatomie greifbar!

Praktisch: Die gesamte Anatomie in einem Band – ideal zum Mitnehmen in den Präpkurs
• Typisch Netter: Die Abbildungen treffen genau die Mischung aus realistischer Darstellung und didaktisch einprägsamer Schemazeichnung
• Schrittweise regionale Herangehensweise
• Umfangreich: Über 2000 aussagekräftige Abbildungen
• Zahlreiche klinische Bilder und Röntgenbilder helfen Ihnen in der ärztlichen Praxis (

Mein Eindruck:

Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren erschien die 25-Jahre-Jubiläumsausgabe des „Netter“ als Auflage 6. Nun scheints an der Zeit für ein Update zu sein. Wer also Fan der schönen und detaillierten Zeichnungen im Netter-Stil ist und noch eine der älteren Ausgaben besitzt, könnte durchaus verleitet sein, sich mal wieder einen aktuellen Anatomie-Atlas zuzulegen.

Und wer noch keinen hatte, aber fürs Studium einen braucht, der sollte hier mal einen Blick riskieren.

Bevor es ans Vergleichen der Auflagen geht, schauen wie erst mal ins …

Inhaltsverzeichnis:

Aufgeteilt ist der Atlas in diese Kapitel:

1 Einführung – Introduction
2 Kopf und Hals – Head and Neck
3 Rücken und Wirbelsäule – Back and Spinal Cord
4 Thorax – Thorax
5 Abdomen – Abdomen
6 Becken und Dammregion – Pelvis and Perineum
7 Obere Extremität – Upper Limb
8 Untere Extremität – Lower Limb

Am Ende des Buches gibts ein Quellenverzeichnis, einen detaillierten Index in Deutsch und Latein, noch einen Index, nicht ganz so detailliert, auf Englisch und Latein und ein Verzeichnis der Bonustafeln, die es nur in der Online-Ausgabe zu sehen gibt.

Jedes Kapitel hat seine eigene Farbe und die zugehörigen Seiten sind oben am Rand entsprechend durch einen Balken gekennzeichnet. Auch die Tafelzahlen am unteren Rand haben die gleiche Farbe. So findet der Anwender auch mit einem Blick auf den Buchschnitt schneller zum gewünschten Thema und erspart sich das Einstecken von bunten Post-Its in die häufiger verwendeten Bereiche des Buches. Farbige Lesebändchen gibts ja schon lange keine mehr.

Die einzelnen Bereiche bieten die zu Recht beliebten Netter-Zeichnungen unserer Bestandteile sowie Tomogramme, damit Lernende und Praktizierende sehen können, wie so was „in echt“ aussieht. Und da wir vor 30 Jahren noch anderen Maschinen dafür hatten, ist es durchaus sinnvoll, auch diese Aufnahmen auf dem aktuellen Stand des technisch Möglichen zu halten, was in meinen Augen eine Neuauflage alle paar Jahre allein schon rechtfertigt.

Das Ende jedes Kapitels bilden Tabellen mit Strukturen mit hoher, klinischer Relevanz. Dieser Teil ist besonders interessant für Studenten, aber auch für bereits Praktizierende. Danach folgen Muskeltabellen

Das Ganze gibts auch als englisches E-Book, das man sich durch einen Scratch-Off-Rubbelcode freischalten kann, der vorn im Buch zu finden ist. Dazu muss sich der Leser vorher auf einer Webseite einen Account anlegen, so er dort noch keinen hatte.

Hier gibts dann auch noch jede Menge weitere Tafeln, die nicht im Buch zu finden sind sowie die Möglichkeit für Studenten (und solche, die es mal waren), ihr Wissen durch verschiedene Quiz zu testen.

Die E-Book-Version kann komplett aufs Handy oder Tablet runtergeladen und auch offline benutzt werden. Am PC gehts nur online. Ein Komplett-Download ist dort nicht möglich, was ich schade finde. Hätte man doch so mit einem USB-Stick seine Ausgabe an jedem PC benutzen und die Vorteile eines größeren Bildschirms nutzen können, ohne auf eine Online-Verbindung angewiesen sein zu müssen. Nicht überall auf der Welt gibts zügiges Internet, das den Download der vielen Tafeln in ertragbarer Dauer ermöglicht. Und nicht jedes Handy ist ein Faltfon mit 25″-Display.

Was ist neu? Was ist anders an dieser Auflage?

Hier erst mal nur die Fakten, die der Verlag anbietet:

– Einführendes Kapitel zu Oberflächenanatomie, Nerven, Blut- und Lymphgefäßen

– Mehr als 25 neue Illustrationen von Dr. Machado, darunter klinisch wichtige Strukturen und schwer darstellbare anatomische Bereiche

– Neue Tabellen, die Strukturen mit hoher klinischer Relevanz für jede Körperregion übersichtlich auflisten und auf die entsprechenden Bildtafeln verweisen

– Mehr als 50 neue radiologische Bilder

Und hier ist das, was mir zusätzlich noch aufgefallen ist:

– Diese Auflage ist einen halben Zentimeter dünner, wiegt um die 300 Gramm weniger, hat aber mehr Seiten, was dem nächsten Punkt dieser Aufzählung geschuldet ist.

– Die Seiten sind spürbar dünner, was gerade bei schnellem Blättern eine erhöhte Einrissanfälligkeit mit sich bringt und mir nicht so gut gefällt.

– Das Inhaltsverzeichnis ist nicht mehr auf einer übersichtlichen Doppelseite zu finden, sondern stolze 17 Seiten lang! Die Kapiteleinträge haben jetzt die gleiche Farbe wie im Buch, was das schnelle Auffinden fördert. Allerdings sind die Kapitelüberschriften klein und in der gleichen Farbe wie der Kapitelhintergrund gehalten. Grüne Schrift auf hellgrünem Untergrund ist nicht wirklich gut lesbar, besonders wenn der Schriftgrad nicht auffällig groß ist. Da gefiel mir die klare Schwarz-Weiß-Untergliederung mit Unterstrichen in der 6. Auflage besser.

– Der farbliche Balken oben an den Seiten ist einen halben Zentimeter schmaler geworden und trägt auf jeder Doppelseite rechts in der Ecke kein Symbolbild des aktuellen Kapitels mehr, sondern in der linken Ecke der Doppelseite den Namensschriftzug „F. Netter“.

– Der Zeichensatz für die Beschriftungen in den farblichen Balken wurde verändert und statt Fettschrift wird Normalschrift benutzt. Das finde ich lesbarer.

– Die Nummer der abgebildeten Tafel unten auf der Seite hat jetzt die gleiche Farbe wie das Kapitel. Vorher war sie schwarz. Das dient auch der schnelleren Orientierung.

– Der Zeichensatz für die Indices am Ende des Buches ist um einige Schriftgrößen kleiner geworden, was das schnelle Finden erschwert. Hier braucht man wirklich gute Augen oder ein Hilfsmittel. Ich vermute auch hier, dass wie bei der geänderten Papierstärke nach Möglichkeiten gesucht wurde, das Gewicht des Buches zu reduzieren.

Der Autor:

Frank H. Netter Frank H. Netter (1906-1991) war Arzt und Künstler gleichzeitig. Zunächst hauptsächlich als Arzt und nebenher als Künstler tätig, gab er seine Praxis später auf,um sich nur noch der Kunst zu widmen. Er hat den für seine Abbildungen so charakteristischen Stil geschaffen, der den Netter Atlas auszeichnet und der von im Laufe der letzten Jahre hinzugekommenen Zeichnern fortgesetzt wurde. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Fans des „Netter“ wissen diesen Anatomie-Atlas gerade wegen seiner bunten und übersichtlichen Zeichnungen zu schätzen, die es bei den (auch recht beliebten) Mitbewerbern in dieser Art nicht zu sehen gibt.

Dass die Seiten dünner und die Schrift in den Indices kleiner geworden sind, sind meine Negativpunkte für die praktische und häufige Nutzung. Die haben zwar mit der fachlichen Kompetenz dieses Buches nichts zu tun, aber können bei hektischer und/oder schnellen Anwendung zu Problemen führen. Auch das Inhaltsverzeichnis hatte mir als übersichtliche Doppelseite in der 6. Auflage besser gefallen. Die detaillierten Inhaltsangaben der einzelnen Kapitel sind zwar prima, hätten aber auch direkt vor dem betreffenden Kapitel im Buch gut Platz finden können. Der Vorteil bei dieser Lösung ist natürlich, dass man später im Buch vor dem gewünschten Kapitel nicht noch mal neu im passenden Unter-Inhaltsverzeichnis suchen muss.

Das neue Einführungskapitel und die neuen Tabellen am Ende der Kapitel mit den anatomischen Strukturen und deren klinischer Relevanz bei Verletzung haben mir besonders gut gefallen. Allein die wären ein berechtigter Anlass, über eine Neuanschaffung nachzudenken, falls man noch eine der älteren Ausgaben besitzt. Und gerade Studierende werden diesen Teil zu schätzen wissen.

Wer noch keinen Anatomie-Atlas besitzt, aber aus verschiedensten Gründen einen braucht, dem würde ich trotz meiner Negativpunkte diese Auflage empfehlen. Grad im medizinischen Bereich ist neuer halt oft wirklich besser.

Gebundene Ausgabe: 672 Seiten
Originaltitel: Atlas of Human Anatomy
Aus dem Amerikanischen von Christian M. Hammer
ISBN-13: 978-3437416071

www.elsevier.de

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