Frank W. Haubold – Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (Band 2)

Zur Story

Was bisher geschah – Band 1: „Die Gänse des Kapitols“

25 Jahre nachdem die geheimnisvolle Burgon-Flotte unerwartet geschlagen wurde, schwant Raymond Farr, dem Kommandanten des Außenpostens „Pendragon Base“, dass der Friede nur brüchig ist. Er soll Recht behalten. Die Basis wird vernichtet, den Angreifern ergeht es jedoch ebenso. Farrs Gefährtin Miriam Katana zündet eine „Sternenbombe“ und nutzt später mit ihrem Schiff ‚Nemesis‘ das versteckte Sprungportal, durch welches die Burgons schlüpften, um eine weitere dieser Bomben Heimatsystem der Auftraggeber des Angriffs zu befördern, denn eins ist sicher, die Burgons waren damals wie heute nur ausführendes Organ und beileibe nicht die Drahtzieher.

Wie aber Miriam an solcherlei potente Waffen kam ist ebenso unklar wie ihre eigene Herkunft. Die Nachforschungen die Farr über seinen Kumpel und Privatdetektiv John Varley diesbezüglich anstellen lässt, führen diesen in ein undurchschaubares Netz von Verwicklungen – und in tödliche Gefahr. Und während sich die meisten beteiligten Fraktionen nach Kräften darin üben ihre wahren Motive zu verschleiern, quittiert Farr seinen militärischen Dienst und startet mit Unterstützung des Großreeders Leandros eine Rettungsmission. Mit der ‚Hemera‘ und einer illustren, handverlesenen Crew folgt er Miriam in die Höhle des Löwen.


Band 2: „Das Todes-Labyrinth“

Während sich die ‚Hemera‘ auf dem Weg zum Sprungportal macht, nutzt Kommandant Raymond Farr sowohl ‚Vera‘ – die KI des Schiffes, als auch wieder seinen alten Freund Varley, um Licht ins Dunkel zu bringen – bevor der Kontakt abreißt, was unweigerlich der Fall ist, sobald sich das Schiff im interdimensionalen Transfer und später fernab der Heimat befindet. Varley hat inzwischen seit seinem Besuch auf dem Touristenplaneten Patonga selbst so einige Probleme, das größte davon scheint Ailin Ramakian zu sein, die ihn bereits schon einmal versuchte zu töten. Dachte er noch sie wäre tot, so wird er bald schon eines besseren belehrt.

Ailin wirbelt seine Existenz erneut ganz schön durcheinander, rettet ihm aber schlussendlich den Hintern. Auch sie hat – wie Miriam, die mitsamt ihrer ‚Nemesis‘-Mannschaft in einem Labyrinth von höheren Mächten derzeit arg in die Mangel genommen wird – offenbar eine dunkle wie bewegte Vergangenheit vorzuweisen. Während die eine im Prinzip nur sich selbst vertraut (Varley mal ausgenommen), kann die andere zumindest auf unerwartete Hilfe eines mit ganz erstaunlichen wie außergewöhnlichen Fähigkeiten ausgestatteten Dichters namens Rilke bauen – auch wenn sie davon nichts weiß.

An Bord der ‚Hemera‘ hingegen bereitet man sich derweil auf das große Abenteuer vor, doch zuvor gibt es ein Rendezvous mit einem mächtigen Sikhaner-Schiff. Dessen Kommandant – Admiral Salim Okura – hat noch ein nettes Gimmick in seinem technisch hochentwickeltem Waffenarsenal, welches er den Menschen gerne mit auf den Weg geben würde. Natürlich nicht ohne egoistische Hintergedanken. Ganz andere Sorgen hat derweil Pater Markus, der Priester des Ordens „Heilige Madonna der letzten Tage“, welcher sich bekanntlich als Passagier an Bord der ‚Hemera‘ befindet. Er hat nämlich ein handfestes Glaubensproblem, seit er für diese Mission auserwählt wurde.

Das zu lösen ist Farr jedoch unmöglich, er würde viel lieber wissen, ob das ominöse ‚Malik‘-Wesen tatsächlich in der Gestalt eines anderen an Bord ist, oder ob seine Leibwächterin es damals auf dem Raumhafen wirklich endgültig zur Strecke gebracht hat. Die Vogelmenschen gehen Farr seit der Prophezeiung der „Gänse des Kapitols“ verständlicherweise nicht aus dem Kopf. Die Drahtzieher hinter all dem Übel sind auch nicht untätig und feilen schon an Verteidigungsstrategien, um den anfliegenden Trupp Homo Sapiens einen originellen Empfang zu bereiten. Dabei spielen Zeit und Raum für sie nur eine untergeordnete Rolle – immerhin sind sie gottgleiche Entitäten.

Eindrücke

Die Crux mit Fortsetzungen ist natürlich, dass sie ohne Kenntnis der Vorgeschichte bestenfalls schwer verdaulich daherkommen – das ist hier natürlich ebenfalls gegeben. Daran ändert auch die akkurate Zusammenfassung am Anfang des Buches nicht viel. Mit anderen Worten: Ohne den Vorgängerband fehlt dem Leser eine ganze Menge interessantes und wichtiges Vorwissen, welches er im Laufe das zweiten Teils auch nicht mehr aufholen kann. Wobei der Strang mit dem mysteriösen ‚Malik‘- Wesen einstweilen ein wenig im Sand verläuft und nur mit gebremstem Schaum vorangetrieben wird, was vermuten lässt, dass dieser Themenkomplex in einem späteren Band wieder mehr Gewicht erhält. Quasi als As im Ärmel es Autoren. Dass es mindestens einen weiteren Band geben wird, ja geben muss, steht dabei fest. Das nächste grundlegende „Problem“ mit derart gestrickten Fortsetzungsgeschichten ist nämlich, dass sie bisweilen die Eigenschaft haben, dass sie nach nicht dem zweiten Roman zu Ende sind. Genau das ist hier der Fall. Nicht, dass das den Leser jetzt unbedingt traurig stimmt.

Es bleiben noch einige vielversprechende Handlungsstränge offen und somit mannigfaltig Raum für Spekulationen, wie es denn nun weitergehen mag. Etwa dem, mit erstaunlichen Fähigkeiten ausgestatteten Dichter Rainer Maria Rilke oder dem als Raumpiloten wiederauferstandenen (?) Jim Morrison („The Doors“) und auch den ganzen (Halb-)Göttern, die in Raymond Farrs Dunstkreis herum zaubern und ihm, seiner Crew – und nicht zuletzt seiner rachsüchtigen Geliebten Miriam, die im titelgebenden Todes-Labyrinth gefangen ist – das Leben schwer zu machen trachten. An originellen Ideen (zum Beispiel die Anspielung auf „Apolcalypse now“ oder der tückische „Space-Dreimaster“ ‚HMS Blenheim‘) mangelt es Frank W. Haubold gewiss nicht, obschon die erotischen Eskapaden von Privatdetektiv Varley und Ailin Ramakian sowie auch die von Jim Morrison irgendwie deplatziert wirken, zumindest in ihrer Häufung. Oder ob das später vielleicht einen tieferen Sinn ergibt? Man weiß es (noch) nicht, solange nicht mindestens der dritte Band vorliegt. Man darf also gespannt sein, wie alles zusammenläuft.

Fazit

Nicht alle Fäden des ersten Teils werden im Zweiten mit gleicher Gewichtung weiter gesponnen. So erhalten die ominösen Vogelwesen diesmal weniger Raum, ebenso Pater Markus, der allerdings – zusammen mit der Figur von Rainer Maria Rilke – als ein gutes Beispiel dafür steht, dass „Götterdämmerung“ nicht nur einfach eine auf Action ausgelegte Space-Opera darstellt, sondern durchaus auch die eine oder andere interessante, philosophische Frage aufwirft. Es werden bestimmt noch eine ganze Menge davon zu klären sein, bis vielleicht klar wird, wer mit wem, wann und warum überhaupt. Genügend Potential, bemerkenswerte Figuren (und beinahe schon obligatorisch) lose Enden sind vorhanden um auch noch einen, hoffentlich ebenso vielschichtigen, dritten Roman an den Start zu bringen. Die Kenntnis des ersten Teils sei an dieser Stelle übrigens noch einmal eindringlich wie zwingend angeraten, auch wenn man sich auch ohne dies halbwegs in die Handlung herein wühlen könnte, fehlt einem doch zu viel. Der virtuelle Daumen der Rezensenten-KI visualisiert eine 4-Stern-Wertung.

Taschenbuch: 280 Seiten
Covergestaltung: Timo Kümmel
Lektorat und Satz: André Piotrowski
Atlantis-Verlag, September 2013
ISBN 9783864021213

www.atlantis-verlag.de

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