Amelie Fried / Peter Probst – Taco und Kaninchen. Kinderkrimi

Wer „Emil und die Detektive“ mochte, dem wird auch „Taco und Kaninchen“ gefallen. Das Buch ist für Kinder ab 8 Jahren geeignet, also sehr einfach erzählt, und der Auftakt zu einer Serie ähnlicher Kinderkrimis.

Die Autoren

Amelie Fried ist nicht nur eine bekannte Schriftstellerin, sondern auch Fernsehmoderatorin der Talksendung „3nach9“. Eines ihrer Kinderbücher erhielt den |Deutschen Jugendbuchpreis|.

Peter Probst, Frieds Mann, schrieb Theaterstücke und Fernsehfilme, darunter zahlreiche Krimis. Außerdem hat er die Drehbücher für Frieds Kriminalromane verfasst. Die beiden sind seit 1990 verheiratet und haben zwei Kinder, Leo und Paulina – ihnen ist auch „Taco und Kaninchen“ gewidmet.

Handlung

Taco und Kanichen sind ein sehr ungleiches Geschwisterpaar. Der braunhäutige Taco ist neun Jahre alt, während seine Schwester Christina – was zu Nina, Ninchen und schließlich Ka-ninchen abgekürzt wurde – schon fast erwachsene zwölf Jahre auf dem Buckel hat. Außerdem ist sie rothaarig. Auf dem Titelbild tragen beide einen Schlüssel an einem Band um den Hals: Sie sind Schlüsselkinder und treiben sich mit Vorliebe auf der Straße herum.

Zur Zeit lebt ihre Mutter Anka alleine, will heißen: ohne Mann. Als Ausgleich gewissermaßen betreibt sie eine Flirtschule im Keller des Mietshauses, wo alle drei wohnen. Da der Keller über klare Oberlichter verfügt, verlangen Taco und Kaninchen, helle wie sie nun mal sind, Eintritt von den kleinen Gaffern, die von der Flirtschule lernen, aber nicht dabei entdeckt werden wollen.

Das dynamische Duo hat nur ein Problem: dass die Großen so oft auf der Leitung stehen, wenn etwas Wichtiges passiert. Als in ihrer Stadt – es handelt sich offensichtlich um München – eine Frau namens Elfi M. vermisst wird, ist den beiden bald klar, wer der Entführer sein muss: der blonde Typ mit der Kamera, der die Flirtschule und das Mietshaus so eingehend fotografiert. Sofort klaut ihm Taco den Fotoapparat, damit der Kerl nicht noch mehr Schaden anrichten kann.

In dessen Wohnung, in die sich Kaninchen schleicht, findet sie ein Foto von Elfi M., der armen Entführten – der Kerl ist so schuldig wie die Sünde, das ist ja klar! Ihr und ihrem Bruder wird es aber echt mulmig, als der Blonde bei ihrer Mutter auftaucht, freundlich mit „Bernd“ begrüßt und als der künftige Segellehrer vorgestellt wird!

Kennt denn ihre Mutter aus ihrer eigenen Flirtschule nicht mal die primitivsten Ver-führungstricks der Männer?! Und hier handelt es sich sogar um eine beginnende Ent-führung! Taco und Kaninchen starten eine groß angelegte Rettungsaktion, bei der sie auf die Wahrheit im Falle Elfi M. stoßen.

Mein Eindruck

Die große Schwester erzählt den ganzen Fall aus ihrer eigenen Sicht. Ihr Verstand mag zwar – im Gegensatz zu dem ihres kleinen Bruders – messerscharf sein. Doch sie ist auch mit viel Fantasie und Neugier begabt, und die kommen ihr so manches Mal in die Quere. Sie löst den Fall auf jeden Fall, allerdings nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte.

Die beiden Autoren versetzen sich gut in die Welt ihrer jungen Protagonisten und erzählen deren Erlebnisse in einfachen Worten, kurzen Sätzen und ebenso kurzen Kapiteln – die rund 170 Seiten Text sind auf nicht weniger als 48 Kapitel verteilt – ideal zum Vorlesen als Gutenachtgeschichte, denn man kann jederzeit aufhören vorzulesen.

Kaninchen ist die große Schwester, die schon gut über Männer und Flirten Bescheid zu wissen meint (sie kennt die sieben Frauentypen und zwölf Flirtphasen des Kurses). Daher kann sie sich ständig über ihren unvernünftigen, aber innig geliebten Bruder Taco aufregen. Taco heißt so, weil er dauernd die kleinen Cräcker namens Taco futtert. Nicht etwa, weil er behauptet, sein Vater stamme aus Mexiko.

Anders als „Emil und die Detektive“ ist die Sprache keineswegs kindlich, antiquiert oder herablassend. Dies ist eine Geschichte aus der Gegenwart, die in moderner Sprache erzählt wird. Computerspiele und Handys gehören zum Alltag. Dass die Erzähler nicht weit in die Gefühlswelt ihrer kleinen Helden eindringen, mag daher plausibel erscheinen. Man muss die Lebensverhältnisse in so einer Rumpffamilie wohl als weitgehend bekannt voraussetzen – vielleicht aus Daily Soaps wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ oder „Lindenstraße“. Der Fokus liegt offenbar nicht so sehr auf Psychologie, als vielmehr auf Action. Und die machen die beiden Hobby-Detektive zur Genüge, etwa bei „unauffälligen“ Beschattungen.

Unterm Strich

Die erste gemeinschaftliche Buchproduktion der beiden Autoren ist durchaus als gelungen zu bezeichnen und ein annehmbar erzählter Kinderkrimi. Für jüngere Kinder geeignet, fehlen einerseits Illustrationen, die kleinere Kinder ansprechen würden, andererseits aber auch Gewalt, die vielleicht Jugendliche ab 12 oder 13 Jahren aufregend finden würden. Das Zielpublikum liegt also in einem engen Alterspielraum zwischen etwa 8 und 11 Jahren. Das Thema Liebe kommt durchaus vor, wird aber so witzig-ironisch behandelt, dass dies durchaus auch älteren LeserInnen Spaß machen könnte.

Wir dürfen auf die weiteren Abenteuer dieser beiden „Meisterdetektive“ gespannt sein.

Bitte beachtet auch unser Interview mit der Autorin.

Hardcover: 180 Seiten
ISBN-13: 9783453874824

www.heyne.de