Friesner, Esther M. – Men in Black II

_Vergnügliche Alienjagd in New Yorks Straßen_

Dieser Roman ist die Buchfassung des Drehbuchs von Robert Gordon und Barry Fanaro. Die Autorin Esther M. Friesner macht einen guten Job, die Filmstory angemessen im literarischen Genre zu erzählen. Und sie bringt eine weitere Hauptfigur ein: New York City!

Dieses Buch kann absolut jeder verstehen, der den Film verstehen kann. Darum ist das Buch meines Erachtens für alle Kinder ab 10 oder 12 Jahren geeignet.

Zwei |Men in Black| schauen uns an, metallisch schimmernde Riesenwummen in der Hand, und sitzen in zwei Eiern. Die Botschaft des Titelbildes ist klar: Diese Männer kennen keine Gnade, wenn sie uns vergackeiern.

_Die Autorin_

Die 1951 geborene Esther Mona Friesner-Stutzman gehört zur gut verdienenden, weil fleißig schreibenden mittleren Riege des Fantasy-Genres. Sie hat seit Mitte der 80er Jahre über ein Dutzend Romane veröffentlicht, die meistens Motive und Figuren der Fantasy auf die Schippe nehmen. Am bekanntesten ist sie mit ihren amüsanten Anthologien über Amazonen geworden, von denen die erste mit dem provokanten Titel „Chicks in Chainmail“ (wörtlich: Miezen im Kettenhemd) bereits 1995 erschien.

Bei uns ist Friesner bislang mit den Titeln „Druidenblut“ (eine gelungene Sherlock & Watson-Parodie) und „Gestern sahen wir noch Meerjungfrauen“ (eine nostalgische Fantasy um die Entdeckung Amerikas) vom Bastei-Lübbe-Verlag verlegt worden. Im Januar 2006 erscheint von ihr „Sturm auf den Himmel“ (Star Trek: The Next Generation) bei |Heyne|.

Mehr als eine der zahlreichen Trilogien Friesners spielt in New York City, der Stadt, in der sie sich wie in ihrer Westentasche auszukennen scheint. In „New York by Knight“, „Elf Defence“ und „Sphynxes High“ (1986-89) treten Ritter und Drachen sowie etliche Gestalten vom Elfenpack auf, die mal wieder Schabernack treiben. Der Unterschied zu den Gestalten in „Men in Black II“ ist also kaum der Rede wert.

_Handlung_

Agent Jay (für Filmbesucher: Will Smith), der immer in feinem schwarzen Anzug und dunkler Sonnenbrille herumläuft, gehört einem speziellen US-Geheimdienst an: MIB, sprich: Men in Black (der Name ist irgendwie selbsterklärend). Seine patriotische Aufgabe besteht darin, Lebensformen von fremden Welten, die auf der guten alten Terra heimisch werden wollen, zu überwachen.

Doch seit Agent Kay (für Filmbesucher: Tommy Lee Jones) nicht mehr besonnen an seiner Seite steht und die Aliens überwacht, hat Agent Jay wenig Erfolg in der Eindämmung des Alien-Gesocks. Agent Tee, sein neuer Partner, lässt irgendwie die richtige Motivation vermissen. Und er kennt sich nicht aus. Bereits zum Auftakt der Geschichte macht Tee eine ganz schlechte Figur, als eine Art Moloch die U-Bahn angreift und Agent Jay den Zähnen des Monsters nur mit knapper Not und einigen Tricks entkommt. Eins schwört er sich: Er wird die Aufenthaltsgenehmigung des Aliens einziehen lassen! Doch das Monster Jeff wird noch eine wichtige Rolle spielen …

Nach dieser schmachvollen Niederlage sieht Agent Jay keine Alternative als Agent Kay aus dem verdienten Ruhestand zurückzuholen. Kay arbeitet irgendwo im ländlichen Neuengland als Vorstand einer Filiale der US Mail. Und Leuten, die saudumme Fragen stellen wie Jay, verkauft er keine Briefmarken, sorry! Obwohl man Kays Erinnerung an seinen Dienst bei den MIB gelöscht hat (er wurde „geblitzdingst“, aber im Buch heißt das etwas vornehmer „neuralisiert“), tummeln sich in seinem Hinterzimmer immer noch emsige Aliens.

Im MIB-Hauptquartier soll Kays Erinnerung wiederhergestellt werden. Gerade noch in letzter Sekunde, denn mit der feschen Serleena (für Filmbesucher: Lara Flynn Boyle) ist in Wahrheit ein kylothianisches Wurzelwesen auf die Erde gekommen, das nichts anderes will, als einen teuflischen Zerstörungsplan zu verwirklichen. Um ihre Nachbarzivilisation vernichten zu können, braucht sie die Energiequelle, die als „Licht von Zartha“ bekannt ist und auf der Erde versteckt wurde.

Gleich in ihrer ersten Nacht auf der Erde zeigt Serleena einem Räuber im Central Park, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen ist. Außerdem legt sich die Gestaltwandlerin nach einem Blick in ein bekanntes Männermagazin eine unauffällige Verkleidung zu: als Dessousmodel. Natürlich besucht sie als nächstes ihren eigenen Agenten: ein Doppelkopfwesen namens Scrad/Charlie, das sich selten einig ist. Schon wenig später sucht sie den Hüter des „Lichtes“ in seinem Restaurant heim und hinterlässt für Agent Jay deutliche Spuren.

Doch während sich Jay in die bildhübsche Kellnerin Laura verliebt, erobert Serleena die Zentrale der Men in Black durch einen Hinterhalt. Dort gedenkt sie noch ein Hühnchen zu rupfen mit einem Agenten namens Kay. Es sieht nicht gut aus für Kay und Jay: Der Feind hat die eigene Festung im Sturm genommen und sie haben keine Ahnung, um was es eigentlich geht. Da kann ihnen eigentlich nur ein weiterer Alien helfen: Frank, der Mops. Schließlich kommt es zum großen Showdown über den Dächern dieser wunderbaren und wunder-vollen Metropole.

_Mein Eindruck_

Auch Esther M. Friesner (EMF) trägt wahrscheinlich ein „I love NY“-T-Shirt. Jedenfalls verrät die Art und Weise, wie sie über die Stadt und deren Bewohner schreibt – „Jeder Bewohner von New York City ist ein Auswärtiger; ist er’s nicht, dann war er mal einer“ – nicht nur Sympathie für die Heimat, sondern auch eine kritische Beobachtungsgabe. Sie kennt sich in Chinatown und Little Italy genauso gut aus wie am Times Square (vom World Trade Center ist natürlich keine Rede mehr!) und in den dunkleren Gassen, wo schmuddelige, wenn nicht sogar schräge Videoläden ihre „Kostbarkeiten“ feilbieten.

In einer dieser Videotheken stoßen Kay und Jay natürlich auf des Rätsels Lösung: der Ladenbesitzer ist ein paranoider UFOloge und Oliver-Stone-Verehrer, wie er im Buche steht. Offensichtlich sind dies für Undercover-Agenten wie die MIB die nützlichsten Leute in der Metropole der Auswärtigen …

… zu denen natürlich auch die unerkannt unter uns weilenden Aliens zählen. Die Autorin bringt es amüsant und glaubwürdig rüber, dass Aliens nicht allzu sehr auffallen würden. Schließlich dürfen sogar Aliens wie Michael Jackson, der hier einen Gastauftritt hat, im Land der Freiheit ihren, ähm, Neigungen nachgehen. Wenn es ums Singen geht, sind auch Aliens wie Mops Frank gleichberechtigt: Auf der Fahrt zum Einsatzort grölt er „I will survive“.

Insgesamt ist dieses Buch nicht nur eine Prosa-Wiedergabe des Drehbuchs, sondern viel mehr. Neben der Action und der Komödie liefert es auch eine Schilderung einer der liebenswertesten Städte der Welt und ihrer bemerkenswerten Bewohner.

Zu denen auch Jeff aus der U-Bahn zählt: Auch das Monster von den Abmessungen eines mittleren T-Rex und mit dem gleichen Appetit muss in diesem Drama seine Rolle bis zum Schluss spielen. Es wird Serleenas letzte Ruhestätte (wenn ich mich recht entsinne; vielleicht wurde ich aber auch geblitzdingst – ich kann für alles, was ich hier erzählt habe, also keine Gewähr übernehmen).

_Unterm Strich:_ Eine kurzweilige und hintergründige Umsetzung der Filmhandlung, garniert mit einigen persönlichen Zutaten der amüsanten Erzählerin.

|Originaltitel: Men in Black II. The official novelization by Esther M. Friesner, based on the screenplay by Robert Gordon & Barry Fanaro, 2002
Aus dem US-Englischen übertragen von Frauke Meier|