Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter – Krebs-Macher, Die (Offenbarung 23, Folge 4)

_Bringt uns die Sonne um – oder die Sonnencreme? _

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätselt wird gelöst.

Ein kleiner Sack mit Kaffeebohnen aus Jamaika. Hacker Tron hat ihn vor seinem Tod 1998 von seinem Urlaub mit Tatjana mitgebracht. Warum aber ist das kleine Säckchen an eine bekannte Hamburger Kosmetikfirma adressiert? Um warum sollte ein Berliner Chemiker die Sendung untersuchen? Student Georg Brand alias T-Rex wittert ein Geheimnis und nimmt die Fährte auf. Was er herausfindet, ist ebenso schändlich wie unglaublich – und bringt nicht nur ihn selbst in tödliche Gefahr … (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Über Jan Gaspard ist nichts bekannt, und es scheint sich um ein Pseudonym zu handeln (siehe Webseite von LPL records). Jedenfalls zeichnet er nach Angaben des Booklets für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich. Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von LPL records. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. (Es dürfte auch eine Menge „Transpiration“ gegeben haben, wenn man Thomas A. Edison glauben darf.) Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern.

Andy Matern wird von zwei Spezialisten unterstützt. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) Das Bernsteinzimmer
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

_Die Sprecher_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Udo Schenk spricht den Chemiker Thomas Adams und klingt wie Kevin Spacey.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“.
Detlef Bierstedt spricht den Reporter Kai Sickmann und klingt wie George Clooney am Telefon.
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Dietmar Wunder spricht T-Rex’ besten Kumpel Kim Schmittke und klingt wie Cuba Gooding jr. bzw. Adam Sandler.
Till Hagen spricht Ian G. und klingt wie Jonathan Pryce in „Fluch der Karibik“.
Lutz Riedel spricht LKA-Mann Wim Banner und klingt wie Timothy „James Bond“ Dalton.
Torsten Michaelis spricht Tupac Amaru Shakur und klingt wie Wesley Snipes.
Benjamin Völz spricht Boris F. alias „Tron“.
Tilo Schmitz spricht Herrn Brand senior und klingt wie Ving Rhames oder Michael Clarke Duncan.
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“.
Helmut Krauss ist der Erzähler und klingt verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson.

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“, und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

|PROLOG|: Georg Brands Vater bekommt von einem Professor (Jan Spitzer) eine schlecht Nachricht mitgeteilt: Er habe Hautkrebs. Aber nicht irgendeinen Hautkrebs, sondern den schlimmsten – das maligne Melanom, welches meist zum Tode führt. Wie konnte es dazu kommen?

Eine Nachrichtensprecherin verliest die Meldung, dass die Zahl der Deutschen, die jährlich an Hautkrebs erkranken, rasant ansteigen werde, folge man den Prognosen der Ärzteschaft und der Forscher. Die Ursachen seien ansteigende UV-Werte, verstärkte Nutzung von Solarien und Sonnenbrand bereits im Kindesalter.

|Haupthandlung|

Potztausend! Georg Brand hat Tatjana zum Frühstück ins Hotel Adlon ausgeführt – wie er sich als Student wohl DAS leisten kann? Die Schnüffelei nach Geheimnissen scheint ja lukrativ zu sein. Als Belohnung händigt sie ihm ein stinkendes Säckchen aus. Georg stutzt. Das Säckchen ist vom verblichenen Tron – der es auf Jamaika eigenhändig geklaut hatte – und enthält den edelsten Kaffee der Welt: Jamaica Blue Mountain. Etwas seltsam findet Georg nicht nur den müffeligen Geruch, sondern auch das Etikett auf dem Säckchen. Die Adresse stammt von einem bekannten deutschen Kosmetikkonzern, der seinen Sitz in Hamburg hat.

Preisfrage: Was, zum Kuckuck, fängt ein Kosmetikhersteller mit Kaffee an? Vielleicht weiß Thomas Adams mehr, meint Tatjana. Der hat die Kaffeebohnen nämlich anno ’97 chemisch analysiert. Und rein zufällig arbeitet Adams hier in der Bundeshauptstadt, an der Freien Universität.

Adams mag es nicht, sonntags bei der Arbeit gestört zu werden. Grantig hält er Georg einen Vortrag über polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAKs genannt. Sie sind krebserregend und entstehen bei Verbrennungsvorgängen unter Luftabschluss oder Luftmangel. Aber was haben sie mit Kaffeebohnen zu tun? Jedenfalls findet es Adams außerordentlich interessant, dass es Trons Säckchen noch gibt.

Aber warum war es an die Kosmetikfirma adressiert? Sollte es dort auf die Wirkungsweise von PAKs untersucht werden? Da der Server des Konzerns völlig abgeschirmt ist, müssen T-Rex und sein Verbündeter Ian G selbst hinfahren. Mit einem simplen Trick übertölpeln sie den Pförtner, schließen sich in einen Besprechungsraum ein, loggen ihre Laptops ein und machen sich im Firmennetz auf die Suche nach Kaffeebohnendokumenten.

Bingo! Stunden später stoßen sie auf ein Rundschreiben zu einem Geheimprojekt mit dem vielsagenden Titel „Sonnenkult“. Sieh mal einer an: Unter UV-Einstrahlung verhält sich Menschenhaut wie die Bohne einer bestimmten Kaffeesorte: Jamaica Blue Mountain. Beim Öffnen und Herunterladen der Datei lösen sie jedoch einen elektronischen Alarm aus und müssen sich aus dem Staub machen. Sie können gerade noch ihre Festplatten vor den elektronischen Killern der Firma retten.

T-Rex erhält eine CD – ausgerechnet vom Landeskriminalamt Brandenburg. Dort ist man offenbar sehr zufrieden mit seiner Arbeit. Na, toll! Leider kann er sich nix dafür kaufen und haut deswegen mal wieder Kai Sickmann vom Boulevardblatt an. Dem fehlen allerdings schlüssige Beweise. Also weiter. Auf der CD sind historische Hautkrebsfälle verzeichnet. Sie traten erstmals im 19. Jahrhundert auf, bei Kaminfegern, Seeleuten und Kohlearbeitern. Überall verrichteten die PAKs ihr teuflisches Werk: in geröstetem Fleisch, geröstetem Kaffee und an vielen anderen Orten, z. B. im Dieselruß.

Jetzt muss Georg nur noch die Beweiskette zwischen Hautkrebs, UV-Strahlen, PAKs und der Sonnenschutzcreme eines bestimmten Kosmetikkonzerns herstellen. Vielleicht stößt er dabei auf einen Hinweis, wieso bei seinem Vater Hautkrebs ausgelöst wurde.

Wieder einmal schaut er bei Chemikus Thomas Adams vorbei, den er mit den Hinweisen konfrontiert. Doch Adams reagiert nicht nur gewohnt ungehalten, sondern bedroht Georg sogar. Schon bald würden gewisse Herren aus Hamburg bei ihm vorbeischauen – oder besser noch: bei seinem Vater – wenn er nicht die Finger von dieser Sache lasse!

Georg braucht offenbar eine gute Lebensversicherung, und zwar schnell. Da fällt ihm auch schon jemand ein …

_Mein Eindruck_

Ich kenne den aktuellsten Stand der Forschung über PAKs und ihren Zusammenhang mit Hautkrebs und Sonnenmilch nicht. Das enthebt mich der Pflicht, den Wahrheits- oder auch nur Wahrscheinlichkeitsgehalt dieser Räuberpistole zu beurteilen, die uns Jan Gaspard auftischt. (Mal von dem Umstand abgesehen, dass ich keinen erhöhten Bedarf an Besuchen aus den Sicherheitsabteilungen gewisser Kosmetikkonzerne habe …)

|Erhöhte Komplexität|

Innerhalb der Hörspielreihe „Offenbarung 23“ behandelt diese Folge eine ungewöhnlich komplizierte Angelegenheit. Man muss zwar nicht Chemie studiert haben, um zu verstehen, was PAKs sind und was sie im menschlichen Körper anrichten können. Aber darum geht es ja nicht. Es geht um den Zusammenhang zwischen Sonnenmilch, UV-Strahlen und Hautkrebs. Die Kausalkette scheint auch dem Bundesumweltamt noch nicht ganz klar zu sein, geschweige denn dem Superschnüffler Georg Brand.

Er braucht jedenfalls eine Weile, bis er die Fakten auf die Reihe bekommt. Uns ergeht es nicht anders. Doch die Wahrheit, auf die er stößt, ist ungeheuerlich. Tron fand sie heraus, lehnte Bestechung ab – es geht schließlich um ein Milliardengeschäft mit Sonnenschutzmitteln und Kosmetika – und musste dafür wohl sterben.

|Nette Helferlein|

Etwas beunruhigend für Georg ist es natürlich, als sich herausstellt, dass er – ebenso wie Tatjana – auf Schritt und Tritt überwacht wird. Ein freundlicher Herr vom Landeskriminalamt: sein Freund und Helfer. Sein Verbündeter Ian G: sein Passwortgeber. Der Geist von Boris F: sein geistiger Leitstern. Was würde so ein Hacker wie Georg alias T-Rex nur machen, wenn er nicht solche netten Helferlein hätte?

|Ausblick|

Am Schluss gibt es noch die obligatorische Schnitzeljagd. Sie bildet den Übergang zur nächsten Folge „Das Handy-Komplott“, wenn es dann wieder heißt: „Die Wahrheit ist unsterblich“. Ob sie auch „irgendwo da draußen“ ist, muss sich erst noch herausstellen.

|Die Sprecher|

Es ist schon lustig, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Wesley Snipes, Ving Rhames, Johnny Depp und George Clooney. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Besonders David Nathan als T-Rex hat mir gefallen, denn man hört immer einen leichten ironischen Zungenschlag bei ihm heraus. Etwas Humor hat die Hörspielserie nämlich dringend nötig. Paranoia ist ja schön und gut, aber sie ist schwer die ganze Zeit zu ertragen.

|Geräusche und Musik|

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend.

Die Musik fungiert meist als Pausenfüller: Rapmusik, fetzige Gitarren, für die Markus Wienstroer verantwortlich zeichnet, und schließlich etwas wie Elektro-Rock. Mir gefielen mehr die Gitarren, weil ich mit Rap nur wenig anfangen kann.

_Unterm Strich_

Obwohl die Materie diesmal relativ kompliziert ist, kann auch der in Chemie wenig vorgebildete Laie verstehen, worum es geht und wie alles zusammenhängt. Weil diese Faktenfülle beim ersten Anhören nicht vollständig aufgenommen werden kann und so Missverständnissen Vorschub leistet, sollte man sich das Hörspiel unbedingt ein zweites, vielleicht sogar ein drittes Mal zu Gemüte führen.

Wieder einmal ist die Dramaturgie auf Spannung ausgelegt und nur hin und wieder schiebt sich ein humorvoll-ironisches Intermezzo dazwischen. Wer auf die Abenteuer von Hackern steht, kommt hier jedenfalls voll auf seine Kosten. Und für die Liebe ist auch noch ein wenig Platz.

Das Hörspiel ist von |Lübbe| und |LPL records| gewohnt sorgfältig produziert worden und es gibt absolut nichts daran auszusetzen – wie schade. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der ansonsten etwas trivialen Handlung den Glamour des Abenteuers.

|65 Minuten auf 1 CD|