Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter / Sieper, Marc – Fluch des Tutenchamun, Der (Offenbarung 23, Folge 22)

_Howard Carters Geheimnis und Vermächtnis_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätsel wird gelöst.

Im Jahr 1922 entdeckt der Ägyptenforscher Howard Carter im berühmten Tal der Könige das fast unversehrte Grab von Pharao Tutenchamun. Doch mit Öffnen der Grabkammer scheint sich ein Fluch zu erfüllen, der jeden trifft, der die Ruhe des jugendlichen Pharaos stört. 33 Jahrhunderte nachdem der Fluch ausgesprochen wurde, entdeckt der Berliner Student und Hacker Georg Brand, warum Howard Carter sich so sicher sein konnte, das Grab von Tutanchamun garantiert zu finden. Und er findet heraus, wessen Ruhe er dabei tatsächlich störte. (Verlagsinfo)

_Der Autor und die Macher_

Jan Gaspard ist ein Pseudonym. Der reale Mensch hat immerhin eine Mailadresse – das ist doch schon mal was. Laut Verlag soll der Rechercheur für Unternehmer wie Axel Springer, Ross Perot, Rupert Murdoch und sogar Dick Cheney gearbeitet haben. Wer’s glaubt, sollte ihn engagieren. Er zeichnet für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich.

Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren in der Titelmelodie – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen. Die Aufnahmeleitung oblag Anno Storbeck.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) [Das Bernsteinzimmer 3887
15) [Durst! 3900
16) [Krauts und Rüben 3934

|5. Staffel:|
17) [Die Waterkant-Affäre 4340
18) [Menschenopfer 4362
19) [Angst! 4537
20) [Die Pyramiden-Saga 4554

Einschub: 21) [Jack the Ripper 4875 (Live-Lesung)

|6. Staffel:|
22) Der Fluch des Tutanchamun
23) Der Jungbrunnen
24) Ausgespäht und Ausgetrickst
25) Sex and Crime

Mehr Infos: http://www.offenbarung-23.de sowie http://wiki.jan-gaspard.net/ und http://www.vertraue-niemandem.net.

_Die Sprecher_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt:

„Stimme der Wahrheit“: Friedrich Schoenfelder (David Niven, Peter Cushing, Vincent Price)
Ian G. als Erzähler: Till Hagen (Kevin Spacey, Billy Bob Thornton)
Georg Brand alias T-Rex: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale)
Tatjana Junk alias Nolo: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Lord Carnarvon/Nat Mickler: Helmut Krauss (Marlon Brando, James Earl Jones)
Sprecherin/Marianne Benedit: Ulrike Hübschmann
Abdul: Erich Räuker (Richard Dean Anderson)
Howard Carter: Jaron Löwenberg
Evelyn Carnarvon: Maria Koschny (Lindsay Lohan)
Intro: Benjamin Völz & Jaron Löwenberg

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“ und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

|PROLOG.| 1922. Howard Carter hat das Grab des einzigen Pharaos gefunden, der noch intakt im Tal der Könige ruht: Tutenchamun. Bei ihm Sind Lord Carnarvon und dessen Frau Lady Evelyn. Carter warnt davor, die Mauer zu durchbrechen, denn von Rechts wegen ist er verpflichtet, zuerst die Inspektoren der ägyptischen Altertümerverwaltung zu informieren. Doch davon will der Lord, sein mächtiger Geldgeber, nichts wissen. Er will die Gruft sofort öffnen, und Lady Evelyn soll die Ehre haben, als Erste die Pracht der Schätze im Pharaonengrab zu schauen. Was das Trio findet, übersteigt ihre kühnsten Träume.

Wenig später beginnt der Fluch des in seiner letzten Ruhe gestörten Pharao zu wirken: Der Lord stirbt.

|Haupthandlung.|

Gegenwart, Samstag, kurz vor 11 Uhr. Kairo, das Ägyptische Museum, Saal 3. Georg Brand und Nolo alias Tatjana Munk bestaunen die goldene Totenmaske Tutenchamuns. Aha, Amun: der alles Belebende, und Tutenchamun: lebendes Abbild des Amun. Alles klar. Auf der Rückseite der Maske findet Georg Hieroglyphen und fragt sich, was sie wohl bedeuten mögen. Ein älterer Herr tritt aus den Schatten hervor und verrät es ihm. Er stellt sich als Nat Mickler vor, Symbolkundler und Psychiater. (Ulkige Kombination, findet Georg.)

Mickler stellt eine äußerst interessante Frage: Was machte Carter, der zehn Jahre nach dem Grab Tutenchamuns gesucht hatte, auf einmal so sicher, dass er das Grab genau an jener Stelle finden würde, wo er es dann im Jahr 1922 fand und öffnete? Mickler lädt sie ins Tal der Könige ein, um sich vor Ort einen besseren Eindruck zu verschaffen.

Die Dampferfahrt den Nil hinauf ist angenehm. Aber 650 Kilometer wollen zurückgelegt werden, und so ist eine Menge Zeit für Konversation. Auf der Rückseite von Tutechamuns Totenmaske steht der Anfang des 150. Kapitels des ägyptischen Totenbuches: ein Schutzzauber vor den „Dienern des Seth“. Seth war bekanntlich jener Bösewicht, der es auf Isis, die Schwester des Obergottes Osiris, abgesehen hatte, und deshalb ihren geliebten Bruder auf abscheuliche Weise abmurkste. Sie setzte jedoch die Leichenteile wieder zusammen, ließ sich von Osiris v.2.0 befruchten und gebar Horus, den falkenköpfigen Sonnengott, auch Ra oder Re genannt. Kein Wunder, dass sich die Pharaonen vor Seth fürchteten.

In der Bar des Dampfers lernen die drei Reisenden Marianne Benedit kennen, die Reporterin, die sich für Kaspar Hauser interessierte (siehe Episode 18 „Menschenopfer“). Und der Zusammenhang mit Carter? Lord Carnarvon hieß auch Stanhope, und sein Urgroßvater war eben jener britische Geheimdienstler, dem sie die Ermordung Kaspar Hausers anlastet. Und obendrei war Carnarvon ein Mitglied der Freimaurer, deren Ursprung in Ägypten und Tyros liegt. Sie vererbten uraltes Wissen der Erbauer der Pyramiden, die bekanntlich Priesterstatus hatten.

Als Marianne Benedit plötzlich bewusstlos zusammenbricht, sind Georg und Nolo ziemlich erstaunt. Lag es an dem Whisky, den man ihr kredenzte? Nach einer polizeilichen Befragung wegen des Todes der Reporterin können sie weiterfahren.

Vier Tage später gelangen sie ins Tal der Könige bei Theben, auf dem Westufer des Nils. Die Wände der Randberge des Niltals sind hoch und steil, und dorthinein ließen die Baumeister die Gräber der Pharaonen graben. Nr. 62 ist Tutenchamuns Grab. Wie konnte Carter es nur finden, immerhin ganze 123 Jahre nach dem ersten Grabfund und unversehrt von den Grabräubern des nahen Qurna?

Wie sich zeigt, verfügte Carter über einen natürlichen Wegweiser, der mit einer Sonnenuhr und einem alten Kalender verbunden war. Und das Grab hatte nicht bloß einen Wächter …

_Mein Eindruck_

Wieder einmal befasst sich die Hörspielserie mit Ägypten. Offenbar verbringen Georg und Nolo hier einen längeren Aufenthalt. Das Land am Nil hat aber auch jede Menge esoterische Geheimnisse zu bieten. Nachdem sie schon die Pyramiden bestiegen haben, geht es nun also in den Untergrund, in die Gräber und Tunnel des Tals der Könige. Dieses liegt bekanntlich in Oberägypten unweit Theben und Luxor. Aber auch die alte Grabräuberstadt Qurna ist nahe, und ein Teil der Geschichte befasst sich mit den Dieben. Tatsächlich ist sogar die obligatorische Nachrichtenmeldung der Auflösung dieser Siedlung im Jahr 2007, also ganz aktuell, gewidmet.

Der Prolog verbreitet eine Entdeckerstimmung wie im ersten Indiana-Jones-Spielfilm: Ein unversehrtes Pharaonengrab wird betreten. Wie kleine Kinder dürfen wir Bauklötze staunen, was die Gräber um Howard Carter da freigelegt haben. Dieser sense of wonder wird wenig später angesichts der goldenen Totenmaske des Pharaos wiederholt. Danach jedoch setzt wieder mal die Analyse ein: Was steht denn da und dort und was mag es bedeuten? Man kommt sich vor wie bei den Weisen im Morgenlande.

Der Höhepunkt der Enthüllungen findet zweifellos im Tal der Könige statt. Dies alles zu erklären, wäre erstens zu kompliziert und würde zu weit führen. Außerdem wäre die Spannung zerstört. Jedenfalls wusste Howard Carter wohl ganz genau, wo und vor allem wann er das Grab des mit 18 Jahren ermordeten Pharao Tutenchamun, des Ketzers Echnatons Sohn, zu suchen hatte.

So ganz nebenbei erfahren wir eine ganze Menge über diesen Carter, denn schließlich ist die Frage zu entscheiden: Gab es wirklich einen Fluch des Tutenchamun? Fein säuberlich sortiert der Autor, vertreten durch seine Figuren, die good guys und die bad guys im Unternehmen Pharaonengrab. Carter landet eindeutig im Lager der good guys, selbst wenn er keinen obligaten weißen Hut getragen haben sollte. Doch Lord Carnarvon, so viel wird schon im Prolog deutlich, ist eindeutig ein bad guy. Geschieht ihm also recht, kurz nach der Entdeckung des Grabes das Zeitliche zu segnen.

Das größte Rätsel jedoch ist dasjenige, welches sich hinter der Jahrtausende währende Unversehrtheit des Pharaonengrabes verbirgt. Und warum wurde es sogar 123 Jahre lang, nachdem das erste Grab gefunden worden war, in Ruhe gelassen? Waren die Ausgräber einfach zu dumm? Der Autor bietet eine andere Erklärung an: Es gab Wächter, die bis heute das Grab hüten. Aber warum bewachten sie dann nicht auch die anderen Gräber? Die wenig plausible Erklärung der Wächter: Nichts wurde gestohlen, es ist alles noch da, irgendwo. Na, toll.

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Es ist schon lustig, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Besonders David Nathan als T-Rex hat mir gefallen, denn man hört immer einen leichten ironischen Zungenschlag bei ihm heraus, und Kim Schmittke sekundiert normalerweise, wenn Georg über die Stränge schlägt. Etwas Humor hatte die Hörspielserie bislang nämlich dringend nötig. Paranoia ist ja schön und gut, aber sie ist schwer die ganze Zeit zu ertragen. Zum Glück behält Georg Brand seinen Sinn für Humor, auch wenn dieser diesmal mehr Richtung Sarkasmus tendiert. Georg klingt mehr genervt als erheitert.

Ulrike Hübschmann als Marianne Benedit liest aus einem Buch über Freimaurer und Ägypten vor, doch dabei spricht sie ständig den Namen Champollions, des berühmten Entzifferers des Rosetta-Steins, falsch aus. Sie sagt stattdessen zweimal „Campollion“. Mir ist unerklärlich, wie so ein Fehler zustande kommen konnte.

|Geräusche und Musik|

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend. Auf dem Dampfer hören wir das Rauschen des Fahr- und Kielwassers, im Tal der Könige ist deutlich das Klappern der Kutsche zu hören, in der Georg und Nolo gefahren werden. Sogar der Wind von den Bergen ist zu erlauschen.

Ein echt unheimliches Stück Akustik ist in den Tunneln der Grabräuber zu hören, was gut zu Nolos Angst passt. Doch am Schluss herrscht wieder Friede. Das Wasser der Oase plätschert, und die Vöglein zwitschern in den Palmen.

Die Musik fungiert meist als Pausenfüller: Fetzige Gitarren, für die Markus Wienstroer verantwortlich zeichnet, bestimmen das In- und Outro, im Hintergrund plätschert etwas Schmuse-Rock. Mir gefielen mehr die Gitarren. Sehr schön fand ich auch die dezent im Hintergrund eingesetzte arabische Musik, die gut zu der Geräuschumgebung der Oase passt.

_Unterm Strich_

Die enthüllenden Informationen über die Gräber im Tal der Könige fand ich ziemlich interessant, denn sie waren mir völlig neu. Natürlich wusste ich schon einiges über Carter, Carnarvon und den angeblichen Fluch des Pharao. Doch die Rolle der Freimaurer, der unbekannten Wächter und vor allem die Berechnung der exakten Lage von Tuts Grab wurden neu vom Autor geliefert. Wer weiß, ob er für all diese Faktenhuberei nicht ein Heer von Zuträgern angeheuert hat. Die Wächter allerdings dürften seine eigene Privaterfindung sein.

Das Hörspiel ist von |Lübbe| und |LPL records| gewohnt sorgfältig produziert worden und ich habe an der Technik nichts auszusetzen. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der gewohnt abwechslungsreichen Handlung etwas Filmglamour. Diese Episode wird nahtlos in der nächsten fortgesetzt. In „Jungbrunnen“ wird auch das grausige Geheimnis um die in Tuts Grab gefundenen Kinderleichen gelüftet. Man darf gespannt sein.

|72 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3536-7|
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